Georg Gradnauer

deutscher Politiker (SPD), MdR
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Mai 2010 um 12:24 Uhr durch MystBot (Diskussion | Beiträge) (Bot: Ergänze: en:Georg Gradnauer). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Georg Gradnauer (* 16. November 1866 in Magdeburg; † 18. November 1946 in Berlin-Schlachtensee) war ein deutscher Politiker (SPD).

Dr. Georg Gradnauer

Leben

Gradnauer studierte nach dem bestandenen Abitur Geschichte, Literatur und Philosophie. Nach der 1888 in Halle/Saale erfolgten Promotion war er bis 1897 Schriftleiter der Dresdner Volkszeitung, danach bis 1905 Redakteur des „Vorwärts“ in Berlin und anschließend bis 1918 leitender Redakteur in Dresden.

Er trat 1890 in die SPD ein. 1898-1906 und 1912-1918 war er Mitglied des Reichstages (MdR). Im Zuge des Umbruchs nach dem Ersten Weltkrieg wurde Gradnauer Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten im Freistaat Sachsen. Diese Funktion übte er vom 22. Januar 1919 bis 14. März 1919 aus.

Seine Partei wurde bei den Wahlen zur Volkskammer am 2. Februar 1919 stärkste Partei. Nach der Verabschiedung eines vorläufigen Grundgesetzes für den Freistaat Sachsen wählten die Abgeordneten ihn am 14. März 1919 zum Ministerpräsidenten. Er gehörte daneben der Weimarer Nationalversammlung an.

Die äußerst unruhige politische Lage in Deutschland im Zuge der Neuordnung nach dem Ende der Monarchie fand in Sachsen im Chemnitzer Blutbad, der zeitweiligen Ausrufung des Ausnahmezustandes durch General Maercker sowie dem Lynchmord an dem Kriegsminister Gustav Neuring ihre unrühmlichen Höhepunkte. Eine sinnvolle Arbeit erschien Gradnauer nicht mehr möglich. Er trat daher am 22. April 1920 zusammen mit Innenminister Karl Otto Uhlig zurück. Sein Nachfolger wurde am 4. Mai 1920 Wilhelm Buck (SPD).

Gradnauer war im Anschluss 1920-1924 nochmals MdR und 1921 für kurze Zeit Reichsinnenminister. 1933 wurde er durch das NS-Regime in „Schutzhaft“ genommen. Im Jahre 1944 erfolgte eine zweite Verhaftung und Verschleppung ins KZ Theresienstadt, wo er der Gruppe jüdischer „Prominenter“ angehörte.

Literatur

  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.