Iring Fetscher (* 4. März 1922 in Marbach am Neckar) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Autor.
Leben
Iring Fetscher ist der Sohn des Arztes und Sozialhygienikers Rainer Fetscher, der in Dresden eine Professur hatte, 1934 aber aus dem Hochschuldienst entlassen wurde. Fetscher besuchte 1928-1932 die Volksschule in Dresden, anschließend das König-Georg-Gymnasium bis zum Abitur und 1940 noch eine Dolmetscherschule. Danach meldete er sich mit 18 Jahren freiwillig als Offiziersanwärter bei der Wehrmacht und war in Artillerieregimentern in Holland, Belgien und Russland eingesetzt. Das Kriegsende erlebte er in Kopenhagen. Nach der Entlassung aus englischer Kriegsgefangenschaft studierte er zunächst Humanmedizin. Anschließend studierte er Philosophie, Germanistik, Romanistik und Geschichte in Paris und an der Eberhard Karls Universität Tübingen und wurde wissenschaftlicher Assistent und Lehrbeauftragter an den Universitäten Tübingen (1949-1956) und Stuttgart (1957-1959). 1950 promovierte er mit einer Arbeit über „Hegels Lehre vom Menschen“, 1959 folgte die Habilitation mit der Schrift „Rousseaus politische Philosophie”.
1963 wurde er als Professor für Politikwissenschaft und Sozialphilosophie an die Universität Frankfurt berufen [1], wo er bis zu seiner Emeritierung 1987 blieb. Seine Forschungsschwerpunkte bildeten politische Theorie und Ideengeschichte. Diverse Gastprofessuren führten ihn u. a. an die New School for Social Research in New York (1968/1969), nach Tel Aviv (1972), an das Netherlands Institute for Advanced Study Wassenaar (1972/1973), an das Institute for Advanced Study der Australian National University in Canberra (1976) und an das Institute for European Studies der Harvard University (1977).
Schwerpunkte seiner wissenschaftlichen Tätigkeit waren Studien über Rousseau, Hegel und Marx, insbesondere über die verschiedenen Richtungen des europäischen Marxismus. Zu seinen bekanntesten Schriften zählen das Standardwerk Von Marx zur Sowjetideologie (1957) und das dreibändige Handbuch Der Marxismus (1963-1968). 1985 begann Fetscher zusammen mit Herfried Münkler mit der Veröffentlichung einer auf fünf Bände angelegten Geschichte politischer Ideen [2].
In einer weiteren Öffentlichkeit wurde Fetschers Märchen-Verwirrbuch populär.
Fetscher ist verheiratet mit Elisabeth Fetscher, geborene Götte. Aus der Ehe stammen die vier Kinder Caroline, Sebastian, Justus und Christiane Fetscher.
Ehrungen
Am 11. April 2003 erhielt Iring Fetscher den Hessischen Verdienstorden.[3]
Werke
- Von Marx zur Sowjetideologie. 1. Auflage 1956, 22 Auflagen bis 1987.
- Rousseaus politische Philosophie. Zur Geschichte des demokratischen Freiheitsbegriffs. Neuwied, Berlin: Luchterhand, 1960.
- Karl Marx und der Marxismus. München: Piper, 1967.
- Wer hat Dornröschen wachgeküßt? Das Märchen-Verwirrbuch. Düsseldorf: Claassen, 1972. (3., erw. Aufl 1976; dt. Gesamtauflage über 250.000 Ex.) ISBN 3-546-42723-8
- Arbeit und Spiel. Stuttgart: Reclam, 1983. ISBN 3-15-007979-9. Der nur noch antiquarisch erhältliche Band enthält kleinere Schriften zu den Themen Arbeit, Glücksspiel, deutsche Sauberkeit, Marxismus und Tod.
- als Mitherausgeber: Pipers Handbuch der politischen Ideen. 5 Bände, München 1985ff.
- Neugier und Furcht. Versuch, mein Leben zu verstehen. Hamburg: Hoffmann und Campe, 1995. ISBN 3-455-11079-7
- Für eine bessere Gesellschaft. Studien zu Sozialismus und Sozialdemokratie. Hrsg. von Clemens K. Stepina u.a. Wien: Lehner, 2007. ISBN 3-901749-57-8
Literatur
Einzelnachweise
- ↑ Peter Hahn (Hrsg.), Literatur in Frankfurt, Athenäum, Frankfurt am Main, 1987, S. 179 ISBN 3-610-08448-0
- ↑ Iring Fetscher, Herfried Münkler (Hrsg.): Pipers Handbuch der politischen Ideen. 5 Bände, München 1985ff.
- ↑ StAnz. 35/2003 S. 3478
Weblinks
- Literatur von und über Iring Fetscher im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die Homepage von Iring Fetscher
Personendaten | |
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NAME | Fetscher, Iring |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politikwissenschaftler |
GEBURTSDATUM | 4. März 1922 |
GEBURTSORT | Marbach am Neckar |