Friolzheim ist eine Gemeinde im Enzkreis in Baden-Württemberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 48° 50′ N, 8° 50′ O | |
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Karlsruhe | |
Landkreis: | Enzkreis | |
Höhe: | 453 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,54 km2 | |
Einwohner: | 4023 (31. Dez. 2023)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 471 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 71292 | |
Vorwahl: | 07044 | |
Kfz-Kennzeichen: | PF | |
Gemeindeschlüssel: | 08 2 36 019 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausstraße 7 71292 Friolzheim | |
Website: | www.friolzheim.de | |
Bürgermeister: | Michael H. Seiß | |
Lage der Gemeinde Friolzheim im Enzkreis | ||
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Geographie
Friolzheim liegt in der Region Nordschwarzwald am östlichen Rand des Enzkreises, und gehört somit zur Metropolregion Stuttgart. Inmitten der Landschaft des Heckengäu ist Friolzheim verkehrsgünstig direkt an der Bundesautobahn A8 gelegen (1,5 km zur Ausfahrt Heimsheim). Die Städte Pforzheim in der Region Nordschwarzwald sowie Leonberg in der Region Stuttgart sind mittels PKW über die Autobahn oder durch die guten Öffentlichen Nahverkehrsverbindungen schnell erreicht.
Nachbargemeinden
Wimsheim, Mönsheim, Rutesheim, Heimsheim, Tiefenbronn, Pforzheim
Geschichte
Friolzheim wurde um das Jahr 1105 erstmals urkundlich als Friolesheim erwähnt. Der Ort gehörte ursprünglich zum Kloster Hirsau und später zum Oberamt Leonberg. 1832 erhielt die Gemeinde das Marktrecht. 1895 wurde bei einem Großbrand die Dorfmitte verwüstet.
Im Zweiten Weltkrieg erlitt Friolzheim schwere Zerstörungen und hatte viele Todesopfer zu beklagen. Im April 1945 wird Friolzheim von marokkanischen Soldaten besetzt. Im Juli 1945 kommt Friolzheim allerdings zur amerikanischen Besatzungszone.
In den 1970er Jahren gab es seitens der Landesregierung von Baden-Württemberg die Überlegung, einen neuen internationalen Flughafen für Stuttgart westlich der Landeshauptstadt teilweise auf Friolzheimer Gemarkung zu errichten. Das Gebiet des Geißbergs hätte dafür komplett geebnet werden müssen. Nach Protesten wurde dieses Vorhaben wieder verworfen und der bestehende Großflughafen in Echterdingen erweitert.
Ereignisse
Am 7.April 1968 kam es auf der Autobahn A8 auf Höhe Friolzheims zu einer Massenkarambolage. Im Verlauf der Geschehnisse wurde der damalige Oberbürgermeister von Frankfurt am Main Werner Bockelmann beim Aussteigen von seinem Wagen zu Tode gedrückt. Auch der Zweite Bürgermeister von München Georg Brauchle starb bei diesem Unfall.
Religionen
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war Friolzheim eine typisch württembergische und damit fast ausschließlich evangelische Gemeinde. Durch Zuzüge von Vertriebenen nach dem Krieg und von ausländischen Einwohnern findet sich nun auch ein großer Anteil von Menschen mit römisch-katholischem Glaubensbekenntnis. Neben der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde befindet sich in Friolzheim auch eine Neuapostolische Kirche sowie eine landeskirchliche Gemeinschaftsgemeinde des Württembergischen Brüderbundes.
Einwohnerentwicklung
- 1939: unter 700
- 1950: 936
- 1961: 1200
- 1971: 2023
- 1982: 3035
- 1992: 3423
- 2000: 3537
- 2005: 3623
- 2008: 3736
- 2009: 3746 (Stand Juli 2009)
Durch Neubaugebiete und steigende Industrieansiedlungen regionaler und internationaler Firmen wird langfristig mit dem Überschreiten der 4000-Einwohner-Hürde gerechnet.
Politik
Friolzheim ist zusammen mit fünf weiteren Gemeinden Mitglied im Verwaltungsverband Heckengäu. Neben dem örtlichen Pflegeheim „Schwester-Karoline-Haus“ betreibt die Gemeinde zusammen mit mehreren Nachbargemeinden das Altenpflegeheim Haus Heckengäu in Heimsheim. Mit der Nachbargemeinde Wimsheim besteht ein Wasserzweckverband. Gemeinsam mit der Gemeinde Mönsheim wurde im Februar 2005 der Zweckverband Interkom Gewerbepark Heckengäu gegründet, in dem die beiden Kommunen ein gemeinsames Gewerbegebiet betreiben.
Gemeinderat
Bei der Kommunalwahl am 7. Juni 2009 entfielen auf die Freien Wähler 6, die Bürgerliste 5, die Bürger für Friolzheim 2 Sitze und auf die CDU 1 Sitz.[3]
Bürgermeister
- Fr. Michael Jetter (1945-1948),
- Gustav Koch (1948-1954),
- Walter Rehm (1954-1986),
- Manfred Schenk (1986-2002),
- Michael Seiß (seit 2002)
Wappen
Blasonierung: In gespaltenem Schild vorne in Gold (Gelb) zwei blaue Balken, hinten in Blau ein goldener (gelber) Hirschrumpf.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Die Gemeinde ist verkehrsgünstig direkt an der Bundesautobahn 8 Karlsruhe - Stuttgart gelegen. Zur Autobahnanschlussstelle Heimsheim sind es rund 1,5 Kilometer. Zum Internationalen Flughafen Stuttgart-Echterdingen sowie zur neuen Messe Stuttgart sind es etwa 20 Fahrminuten. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Rutesheim, Leonberg (S-Bahn Richtung Stuttgart und Weil der Stadt) und Pforzheim (Fernbahnhof und Regionalbahnhof Richtung Karlsruhe) (je ca. 15 Kilometer).
Friolzheim gehört zum Verkehrsverbund VPE. Das Busnetz bedient die Linien 756, 761 (ehemals 656), 652, 653. Die Stationen sind entlang der Hauptverkehrsstraßen gelegen.
Bildung und Soziale Einrichtungen
Die Gemeinde ist Träger einer Grundschule, zweier Kindergärten und betreibt zusammen mit einem weiteren Träger das Pflegeheim mit betreutem Wohnen „Schwester-Karoline-Haus“.
Ortsteile
Mitte, Lüsse, Wengert, Eiwo, Geissberg, Feld, Hohrain / Schießmauer
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
- „Friolzheimer Riese“, 47 Meter hoher, einst militärisch genutzter Richtfunkturm in Stahlfachwerkbauweise bei 8°51'16" östliche Länge und 48°50'22" nördliche Breite auf dem Geissberg. Er dient heute als ziviler Sendeturm für Richt- und Mobilfunk.
- Pfarrkirche des Heiligen Agapitus: Die gotische Chorturmanlage ist in Teilen noch romanischen Ursprungs und wurde bereits um 1100 erwähnt. Im Jahre 1522 wurde das Kirchenschiff unter Jacob Höß und Hans Wunderer erweitert, während der gewölbte Chorbau aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammt und ein badisches Wappen aufweist. Im 20. Jahrhundert gab es verschiedene Um- und Anbauten. Bei den Renovierungsarbeiten von 1966 bis 1968 traten an der Südwand zwei gleichgroße auf die Wand gemalte Figuren zu Tage.
- Kriegerdenkmal: Auf dem Kirchhof der Pfarrkirche des Heiligen Agapitus steht das Kriegerdenkmal, welches nach dem Ersten Weltkrieg für die Gefallenen und Vermissten der Gemeinde errichtet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden links und rechts des Hauptsockels jeweils ein weiterer Sockel mit den Namen der Gefallenen hinzugefügt. Auf dem Hauptsockel ist das Abbild eines gebeugten Kriegers mit Schwert zu sehen.
- Rathaus: An der Südseite des Marktplatzes liegt das Rathaus von 1842. Der zweigeschossige Putzbau mit Sandstein gefassten Öffnungen zeigt sich in neoklassizistischem Stil. Seine frühere Nutzung als Spritzenhaus kann an den großen Rundbogen im Erdgeschoss abgelesen werden.
- Zehntscheuer: Sie steht in direkter Nachbarschaft zur Kirche. Eine Steintafel über den Toren bezeugt ihre Erbauung im Jahr 1563. Der Abtsstab und die drei Hirschstangen, weisen auf die früheren klösterlichen und landesherrlichen Eigentumsverhältnisse hin. Um 1812 dürfte die Zehntscheuer in Privatbesitz gelangt sein. Zwischenzeitlich ist sie im Besitz der Gemeinde und wird 2008 bis 2010 als Bürgerhaus saniert und ausgebaut.
- Leugenstein: Vor der Zehntscheuer steht der Nachguss eines römischen Meilensteines. Er dokumentiert den römischen Namen Pforzheims = PORTUS. Gefunden wurde er 1934 auf Friolzheimer Gemarkung entlang der römischen Handelsstrasse von Cannstatt nach Ettlingen.
- Neuer Brunnen: Dieser wurde 1988 auf dem Marktplatz aufgestellt und stammt von Hugo Krautter.
Obige Bauwerke bilden mit dem Pfarrhaus der Evangelischen Kirchengemeinde in der Kirchstraße und der Alten Schmiede um den Marktplatz den historischen Ortskern.
- Paulinenstraße - Ein besonders reizvolles Ensemble von Fachwerkhäusern bildet die nach der beliebten württembergischen Königin Pauline von Württemberg benannte Straße, die nördlich des Marktplatzes liegt.
Jagdhaus am Geisberg - Jagdhaus: auf dem Geissberg gelegene Villa im Baustil der 1930er Jahre. Heute privat bewohnt.
Regelmäßige Veranstaltungen
Höhepunkt eines jeden Jahres ist der am Pfingstmontag stattfindende Pfingstmarkt. Ursprünglich als Tier- und Krämermarkt eingeführt, ist er heute Anziehungspunkt für Zehntausende, die einerseits die Vielzahl an bunten Marktständen besuchen und andererseits das immer schöne Pfingstmarktwetter zu einer „Hocketse“ an einer der vielen Verköstigungsstationen nutzen. Am Ersten Advent findet traditionell der Weihnachtsbasar statt, ein Markt mit überwiegend selbst gebastelten Weihnachts- und Winterutensilien statt. Ende Februar wird mit dem Wintermarkt die kalte Jahreszeit verabschiedet. Seit dem Gemeindejubiläum im Jahr 2005 (900 Jahre urkundliche Ersterwähnung) findet unter großem Besucherandrang alle zwei Jahr der mittelalterliche Schleglermarkt statt.
Natur und Erholung
- Erholung bietet das südöstlich der Gemeinde liegende Naturschutzgebiet „Betzenbuckel“. Die mit 496m ü.NN Erhebung bietet eine einzigartige Fauna. Endlos scheinende Grasflächen durchzogen mit wilden Hecken und Gräsern gespickt mit Steinunebenheiten bilden das typische Merkmal des Heckengäus.
- Der Geißberg ist mit 509 m ü. NN die höchste Erhebung und ist nordöstlich Friolzheims gelegen. Fernab des Ortsteils „Geißberg“ mit seinen Villen, den Tennisplätzen und des „Friolzheimer Riesen“, durchziehen den bewaldeten Berg unzählige Wanderwege.
- Gut ausgebaute und nordschwarzwaldweit beschilderte Rad- und Wanderwege führen durch den am westlichen Ortsrand beginnenden Hagenschieß. Durch dieses Waldgebiet, welches die typischen Tannenbestände des Nördlichen Schwarzwaldes aufweist, gelangt man zum Beispiel nach Pforzheim.
- Windschutzhecke: Die circa zwei Kilometer lange Aneinanderreihung von Pappeln am südwestlichen Ortsrand ist ein reizvolles und monumental anwirkendes Ensemble. Wie eine Mauer mit Tor bildet sie eine einseitige Allee, welche früher den Ort vor Windböen schützen sollte und die Vernichtung der Weizenernte der damals angelegten Felder verhindern sollte.
Söhne und Töchter Friolzheims
- Johann Eberhard Osiander (1750-1800), evangelischer Theologe, Archediakon der Stuttgarter Stiftskirche
- Christine Rapp, geb. Benzinger (ca.1760), Ehefrau des Pietistenführers Johann Georg Rapp
- Johann Josua Stutzmann (1777–1816), Philosoph (Briefe an Goethe) und Privatdozent in Heidelberg und Erlangen
- Hermann Freiherr von Bilfinger (1843–1919), königlich-württembergischer General der Infanterie und Generaladjutant, Träger des Grand Cross of the Royal Victorian Order (GCVO)(1904)
- Imanuel Stutzmann, Schriftsteller
- Ulrike Frank (1969), Schauspielerin
- Max Gühnter, Erfinder des Koma Saufen
Sonstiges
Sportstätten
- Eichenstadion
- Tennisplätze Geissberg
- Boulespielanlage
- Beachvolleyballfeld
- Skateranlage
- Fußball-Minispielfeld
Kulinarische Spezialitäten
- Das so genannte Friolzheimer Vesper: Zwiebelrostbraten mit Brot oder Spätzle.
- Gebrannte Grießsuppe
Einzelnachweise
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2023 (Fortschreibung auf Basis des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
- ↑ Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band V: Regierungsbezirk Karlsruhe Kohlhammer, Stuttgart 1976, ISBN 3-17-002542-2. S. 555
- ↑ Gemeinderatsmitglieder, Fraktionen, Gemeinde Friolzheim, abgerufen 30. Juli 2009
Literatur
- Walter Rehm: Friolzheim - Bilder erzählen aus vergangenen Tagen. Geiger Verlag, 1986, ohne ISBN
- Imanuel Stutzman: Trocken Brot mach Wangen rot - Kindheitserinnerungen aus einem schwäbischen Dorf. Bleicher Verlag, 1991, ISBN 3-88350-311-8
- Imanuel Stutzmann, Michael Seiß et al.: Friolzheim - ein Dorf und seine Menschen erinnern sich und feiern. Geiger Verlag, 2005, ISBN 3-86595-081-7