Oboe | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
ital.: oboe, frz.: hautbois | ||||||||
![]() | ||||||||
|
Die Oboe ist ein Holzblasinstrument mit Doppelrohrblatt. Der Name kommt von der französischen Bezeichnung Hautbois (="hohes Holz"). (Ungeachtet dessen, dass das h nicht ausgesprochen wird, kann man in älteren Partituren manchmal auch das Wort „Hoboe“ finden).
Aufbau und Funktion
Oboen werden aus Grenadill-, Buchsbaum- oder Ebenholz gebaut, seltener sind Instrumente aus Rosenholz. Verschiedene Versuche, Oboen aus Plexiglas oder anderen Kunststoffen herzustellen, scheiterten bislang an den klanglichen Unzulänglichkeiten dieser Materialien. Das Instrument hat eine konische Bohrung und überbläst daher in die Oktave.
Das Mundstück der Oboe wird vom Oboisten aus den Internodien des Pfahlrohrs (lat. Arundo donax) gefertigt. Das Holz stammt aus Südfrankreich und Kalifornien, wo es auf eigens für diesen Zweck betriebenen Plantagen angebaut wird. Oboenrohre sind empfindlich gegenüber mechanischen Einwirkungen. Vor Gebrauch weicht der Oboist sein Rohr in Wasser ein, um es bespielen zu können. Die Klangqualität und Ansprache des Oboentons und damit das spielerische Niveau des Oboisten hängen in starker Weise von der Qualität des verwendeten Rohrholzes sowie der sorgfältigen Fertigung des Oboenrohrs ab. Oboisten verwenden daher viel Zeit und Sorgfalt auf den Bau ihrer eigens auf ihre persönliche Konstitution zugeschnittenen Rohre.
Der Tonumfang der Oboe reicht vom kleinen b bis zum a’’’, ihr Klang ist ausdrucksstark und klingt - je nach Bläserschule und nationaler Tradition - von nasal-hell bis dunkel-samtig. Da der Oboenton besonders arm an Obertönen ist, lässt es sich leicht nach ihm einstimmen. So hat es sich seit dem 18. Jahrhundert eingebürgert, dass der Oboist vor Proben und Aufführungen den anderen Musikern den Stimmton a angibt. Das geschieht auch heute noch, wobei die Musiker zur genauen Kontrolle der Frequenz gerne ein elektronisches Stimmgerät zuhilfe nehmen. Die Behauptung, Oboe spielen würde wegen des benötigten hohen Luftdrucks das Gehirn schädigen ist falsch, da dieses durch die Schädelbasis gegen den Luftdruck geschützt ist. Hoher Luftdruck beim Blasen führt bei Berufsoboisten im Alter nicht selten zu Lungenemphysemen.
Neben der auf der ganzen Welt verbreiteten Bauform der Französischen Oboe existiert auch die Wiener Oboe, die fast ausschließlich in Wien und Niederösterreich gespielt wird (zum Beispiel im Orchester der Wiener Philharmoniker). Sie ist etwas anders mensuriert und hat einen etwas helleren, näselnden Ton und reicht in der Tiefe nur bis zum kleinen h. Generell lässt sich sagen, dass diese Oboe dem Barock-Instrument baulich und klanglich ähnlicher ist.
Stimmlagen
Weitere Instrumente aus der Oboenfamilie sind die Oboe d'amore (eine kleine Terz tiefer als die Oboe, in a stehend) und das Englisch Horn (Cor anglais), eine Quinte tiefer, in f stehend. Das Vorgängerinstrument des Englisch Horns wurde Oboe da caccia genannt. Ferner gibt es das Heckelphon und die Baritonoboe (auch Baßoboe genannt), die beide eine Oktave unterhalb der Oboe klingen.
Geschichte
Vorläufer der Oboe ist der Aulos der griechischen Antike. Im Mittelaler gab es verschiedene Formen von hohen Doppelrohrblattinstrumenten wie den Pommer oder die Schalmei. Ihre charakteristische Form erhielt sie im 17. Jahrhundert durch Jean de Hotteterre. Diese sogenannte Barockoboe mit einer Klappe wurde im Laufe der Zeit von Instrumentenbauern weiterentwickelt, enger mensuriert und mit einer ausgefeilten Mechanik versehen.
Verwendung in der Musik
Solistisch
Seit der Barockzeit ist die Oboe ein beliebtes Soloinstrument, viele Komponisten schätzten sie in der Ausdruckskraft als der menschlichen Stimme am ähnlichsten. Bach setzte sie in zahllosen Kantaten (Kreuzstabkantante, Ich habe genug) und in seinen Passionen gerne als Begleitinstrument für den leidenden Menschen ein. Der bedeutendste Komponist für Oboe im 18. Jahrhundert aber war Georg Philipp Telemann, von dem allein neun Oboenkonzerte erhalten blieben, hinzu kommen drei Konzerte für Oboe d'amore. Eines der ersten Werke, die er in seinem Verlag publizierte, war die "Kleine Cammer-Music", sechs Partiten "besonders ... vor die Hautbois" von 1716. Diese Partiten sind außerdem Oboisten gewidmet.
So war in der Barockzeit auch die Sonate für Oboe und Generalbass eine beliebte Form, deren Tradition sich später in den Drei Romanzen von Robert Schumann und den Sonaten für Oboe und Klavier von Camille Saint-Saëns oder Paul Hindemith fortsetzt.
Bekannte Oboenkonzerte komponierten Georg Friedrich Händel, Antonio Vivaldi (viele jedoch in Transkription), Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart und Richard Strauss.
Auch Werke für Oboe ohne Begleitung gibt es seit dem 17. Jahrhundert, erwähnenswert ist die Solosonate von Georg Philipp Telemann und die Metamorphosen (nach Ovid) von Benjamin Britten.
Kammermusik
In der Holzbläser-Kammermusik spielt die Oboe im Bläserquintett und in der Harmoniemusik (Bläseroktett) eine wichtige Rolle, eine weniger bekannte Form ist das Oboentrio (3 Oboen oder 2 Oboen und Englisch Horn) oder das Rohrblatttrio ("Trio d'Anches", mit Oboe, Klarinette und Fagott). Weitere wichtige Stücke in anderen Besetzungen gibt es von Francis Poulenc, Heitor Villa-Lobos oder André Jolivet
Das Oboenquartett (mit Streichtrio) von Mozart ist das bekannteste Kammermusikwerk für Oboe mit Streichern, in seiner Tradition stehen einige andere Werke dieser Besetzung. Ein weiteres schönes Beispiele für gemischte Kammermusik mit Oboe ist das Nonett von Louis Spohr.
Orchester
Seit der Barockzeit besitzt die Oboe einen fixen Platz im Orchester und ist somit neben Flöte und Fagott die erste Vertreterin der Holzblasinstrumente. Üblicherweise gibt es zwei Oboenstimmen (1. und 2. Oboe), besonders in der Romantik jedoch auch drei und vier (vgl. Gustav Mahler, Richard Strauss) und/oder eine Englischhornstimme. Gelegentlich (selten) werden Oboenstimmen verdoppelt.
Große Oboensoli in der Orchesterliteratur findet man bei allen Komponisten, meistens für lyrische, getragenere Melodien. Erwähnenswert sind neben den erwähnten Werken von Bach zum Beispiel der Trauermarsch in Beethovens 3. Sinfonie, das Thema im langsamen Satz der großen C-Dur-Sinfonie von Schubert oder das Andante aus der 4. Sinfonie von Pjotr Iljitsch Tschaikowski. In schnellen Passagen, vor allem im Staccato kann die Oboe auch einen komischen Effekt erzeugen, wie bei vielen Stellen in Wagner-Opern, aber auch in Alban Bergs Wozzeck.
Literatur
- Joppig, Gunther: Oboe und Fagott. Ihre Geschichte, ihre Nebeninstrumente und ihre Musik, 1981. ISBN 3795723450
Weblinks
- Galerie alter Instrumente Entwicklung der Oboe (de)
- Bruce Haynes: Music for oboe Online-Bibliographie der Oboenliteratur von 1650 bis 1800. (en)
- Hörbeispiele (en)
- verschiedene Oboensolisten als Hörbeispiel
- Homepage des Vereins der Freunde der Wiener Oboe (de)