Portishead (Band)

britische Trip-Hop-Band
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Portishead ist eine britische Trip Hop-Band.

Sie besteht aus Geoff Barrow, der die Arrangements vornimmt, der Sängerin Beth Gibbons, dem Gitarristen Adrian Utley und dem Schlagzeuger Dave McDonald. Portishead ist nach der in der Nähe von Bristol liegenden Heimatstadt von Geoff Barrow benannnt.

Portishead haben den TripHop vielleicht nicht erfunden, doch sie waren defintiv unter den Ersten, die ihn salonfähig machten und aus den kleinen Szeneclubs Bristols bis nach Amerika trugen. Auf das Fundament der slow und geradezu elastisch anmutenden Beats ihrer Kollegen von Massive Attack, bauten Portishead ein mehrstöckiges musikalisches Gebäude aus Cool-Jazz-, Acid-House-, Soundtrackelementen, das später noch durch viele weitere Einflüsse unterstützt, ihrem Sound einen feinen, atmosphärischen, durchdringenden, verspielten, innovativen und hochkomplexen verleiht. Gerade letztere Attribute heben den Sound von Portishead vor allem vom HipHop ab, der sich zwar in manchen Fällen ähnlicher Backgrounds bedient, sprich lässigen Beats und Samples, Scratching, etc, und adeln ihn mit dem "Trip" vor dem "Hop".

Vor seiner Zeit bei Portishead betätigte sich Geoff Barrow aktiv an den Werken von Künstlern wie Tricky, Neneh Cherry, Primal Scream, Paul Weller, Gabrielle und Depeche Mode. Barrow traf schließlich auf Beth Gibbons, die sich mit Auftritten in kleinen Bars durchschlug. Als Adrien Utley dann noch als Gitarrist hinzustieß, nahm Portishead schließlich Gestalt an.

Noch bevor Portishead ihr erstes Album Dummy herausbrachten, betätigten sich Barrow und Gibbons als Filmemacher. Ihre Homage an die 60er-Jahre-Agentenfilme, To Kill A Dead Man entsprang nicht nur ihrer Phantasie, sonder wurde von Portishead sowohl produziert, als auch die Hauptrollen von ihnen selbst verkörpert. Mit dem zugehörigen Soundtrack Theme From To Kill A Dead Man, machten Portishead das Label Go! auf sich aufmerksam, auf dem dann schließlich auch ihr Debutalbum Dummy erschien, bei dem nun auch Drummer Dave MacDonald hinzustieß.

Mit ihren atmosphärischen Clips zu den ersten Auskopplungen "Glory Box" und "Sour Times" schafften sie es die Aufmerksamkeit über die TripHop-Szene Bristols hinaus auf sich zu ziehen, und "Glory Box" stürmte in England direkt auf Platz 13 ohne jemals vorher im Radio gespielt worden zu sein. Zur gleichen Zeit schaffte "Sour Times" den Sprung über den Atlantik und in die reguläre Clipschleife von MTV-Amerika, und avancierte innerhalb weniger Wochen zum alternativen Hitwunder in den USA. In den UK-Album-Charts hielt sich Dummy so beständig in den Top40, dass Portishead dafür nicht nur den "Mercury Music Prize" als bestes Album des Jahres erhlielt, sondern dabei auch Konkurrenten wie Blur, Suede, Oasis oder Pulp schlug. Derweil hatten Portishead eine Armada von Folgeacts, wie den Sneaker Pimps, Baxter oder Lamb inspiriert.

Nach diesen Erfolgen nahmen sich Portishead mehrere Jahre Zeit um an ihrem zweiten Album Portishead zu arbeiten, welches dann schließlich im September 1997 in England und wenig später auch in Deutschland auf den Markt kam. Auf den ersten Blick tritt Portishead vollkommen in die Fußstapfen seines berühmten größeren Bruders Dummy, doch bei mehrmaligem Hören, so die landläufige Kritikermeinung, entfaltet es seinen speziellen, eigenen und innovativen neuen Touch. So arbeiteten Portishead bei ihrem neuen Werk mit wesentlich mehr Samples, die sie zwar vorher selbst einspielten, aber nur um dann anschließend die Aufnahmen besser verfremden und bearbeitet in den Hintergrund einfließen lassen zu können. Gleichsam traten verspieltere Klänge, wie sie noch bei "Glory Box" zu hören waren, eher zurück, und wichen tieferen, sphärigeren und stellenweise düsteren Passagen. Doch auch Portishead ist zweifellos ein Meilenstein der TripHop-Geschichte, da es die Kkonkurrenzfähigkeit elektronischer Musik, auf hohem Level mit den "klassischen" Stilen und ihren Instrumenten, mitzuhalten. Der Anspruch, zum Beispiel der Klassik,sich mit ihren Orchestren und komplizierten Arrangements, die an große Architektur erinnern, von den modernen Komponisten abzusetzen, wurde zwar vielleicht durch Portishead nicht zum ersten Mal widerlegt, denn große Meister, wie Pink Floyd, hatten schon ihre Genialität zur Genüge bewiesen, doch aber auf eine neue Ebene geführt.

Mit ihrem ersten Livealbum, das Portishead nach ihrer überaus erfolgreichen Tour 1998 releasten, traten sie den Beweis an, das auch die getriebene Diva Gibbons, mit ihrer betörenden und aufsehenerregenden Stimme, die von ihrer einnehmenden Aura umwabert wird, und ihre scratchenden, sampelnden, Gitarre-, Schlagzeug-, Keyboard-, Saxophon-, und Sonstiges spielenden Kollegen, auch noch ein ganzes Orchester harmonisch mit in ihren Sound einzubauen vermochten. Das 35-köpfige Orchester geriet zwar beim ersten Eindruck vielleicht etwas in den Hintergrund, ist aber bei näherer Betrachtung durchaus gleichberechtigt und ungeheuer bereichernd in den Sound eingebunden.

Nur bei eingehender Betrachtung wird der volle Grad der Auswirkung Portisheads und ihrer Kollegen, wie Massive Attack oder Björk, mit denen es immer wieder diverse Zusammenarbeiten gab, auf die moderne Musikkultur, zumindest der etwas anspruchsvolleren sicht- und hörbar.


Autor: Stefan Bölingen

Diskographie