Der Zschaitzer Burgberg gehört zu den herausragenden vorgeschichtlichen und frühmittelalterlichen Befestigungen im mittelsächsischen Raum.
Zschaitzer Burgberg | ||
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![]() Wendische Wallanlage Richtung Südwesten | ||
Staat | Deutschland | |
Entstehungszeit | vor 928 | |
Burgentyp | Höhenburg | |
Erhaltungszustand | Bodendenkmal | |
Geographische Lage | 51° 11′ N, 13° 12′ O | |
Höhenlage | 141 m ü. NN | |
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Lage
Die Anlage liegt auf einem markanten Porphyr-Bergsporn über dem Jahnatal, deren Steilhänge im Westen, Süden und Norden von der Jahna umflossen werden.
Beschreibung
An den natürlichen Schmalstellen des Plateaus erheben sich mehrere Abschnittswälle, die unterschiedlich erhalten sind und dessen Hauptwall heute noch 3m[1] hoch ist. Eine Grabungskampagne des sächsischen Landesamtes für Ärchäologie im Jahre 2009[2] ergab zahlreiche mittelalterliche Befunde, bzw. Scherben der späteren Bronze- und älteren Eisenzeit. Während der Grabung wurden Grubenhäuser der Gaterslebener Kultur (4.200 v. Chr.) nachgewiesen.
Geschichte
Aufgrund der gesicherten Bodenfunde war das Gelände zwischen 800 - 950 befestigt.[1] Urkundlich wurde Zschaitz am 2. Juli 1046 als castelllum nomine Zavviza erstmals erwähnt. Der Burgward Zschaitz war Teil der frühen Burgwardorganisation des ottonischen Reiches und Urkirche.[3] Bis ins 19. Jahrhundert blieb das Dorf im Besitz des Meißner Domstiftes.[1] Die im Ort auf einer weiteren Anhöhe gelegene Kirche ist vermutlich älter als deren Ersterwähnung im Jahre 1180[1] und steht nicht auf dem Gelände des Zschaitzer Burgberges. Da den Kirchen bei der Christianisierung der ungläubigen Wenden eine strategische Schlüsselrolle zukam, liegt die Vermutung nahe, daß der Standort des in den Urkunden erwähnten Burgwardes nicht mit dem des Zschaitzer Burgberges identisch ist. Indizien dafür sind die Lage des Burgwardes im benachbarten Schrebitz im gleichen Ersterwähnungs- Zeitraum und die fehlende Keramik des 11. Jahrhunderts.[1]
Aufbau
Dem Hauptwall bestand aus einer acht Meter breiten zweischaligen Holzkastenkonstruktion, deren Zwischenraum mit Lössmaterial gefüllt war. Dieser war ein sechs Meter breiter Graben vorgelagert. Durch die Magnetmessungen der Grabungskampagne 2009 wurden weitere drei vorgelagerte Grabensysteme nachgewiesen.[1]
Fauna und Flora
Auf und um den Burgberg finden sich in den Quellsenken- und Schuchtenwaldstandorten zahlreiche Tiere und seltene Pflanzen und Gewächse:
Gana
Der Chronist Widukind von Corvey berichtet, daß im Winter 928/929 König Heinrich I. die Hauptfestungen der Wenden die Burg Gana genommen hat und mit seinen Truppen bis an die Mulde vorrückte. Der Burgberg Zschaitz wird immer wieder als möglicher Standort für die Burg Gana diskutiert.[4] Gegen den Standort sprechen im wesentlichen drei Hauptargumente:
- Auf dem gesamten Gelände ist keine natürliche Wasserversorgung vorhanden.
- Das nur 115 Jahre später der ehemalige Hauptort Gana eine andere zudem noch slawische Bezeichnung Zavviza erhält, ist unwahrscheinlich.
- Die strategische Lage des Burgberges ist bezüglich des wendischen Zentralheiligtums Glomaci militärisch völlig bedeutungslos.
Bodenerosion
Durch die intensive landwirtschaftliche Nutzung ist das Bodendenkmal der mechanischen Verlagerung und zerstörerischen Bodenerosion durch den Bodenpflug ausgesetzt.[5] Der Außenwall ist im Norden bereits völlig verschwunden.[6]
Literatur
- Hans Reinerth: Führer zur Urgeschichte. Band 2. Filser, Verlag C. Kabitzsch, Augsburg, 1929, Seite 47, 48 und 60.
- Werner Radig: Der Burgberg Meissnen und der Slawengau Daleminzien. Die Frühgeschichte in einer ostdeutschen Burgwallandschaft. in: Führer zur Urgeschichte. Band 8 in: Hans Reinerth, wie vor, am anderen Ort.
- Karl-Heinz Otto: Etnographisch-archäologische Zeitschrift (EAZ). Band 16" Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1975, Seite 425.
- Herbert Ludat: Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe, Saale und Oder. in Verbindung mit mit H. Jankuhn, W. Schlesinger und E. Schwart, Verlag W. Schmitz, Dresden, 1960.
- Hans Jürgen Brachmann: Slawische Stämme an Elbe und Saale in Band 32: Schriften zur Ur- und Frühgeschichte. Akademie Verlag, Berlin, 1978, S. 158.
- V. R. v. Streffleur: Die alten Heidenschanzen Deutschlands. in Österreichische Militärische Zeitschrift. IX. Jahrgang, Dritter Band, Wien, 1868, Seite 78.
Weblinks
Gleichsetzung der Burg Gahna mit dem Zschaitzer Burgberg auf der Internetseite der Stadt Döbeln Aufgerufen am 16. April 2010.
Einzelnachweise
<references> [1] [3] [2]Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989, ISBN 9783326004891, S. 66.</ref> [4] [5] [6]
- ↑ a b c d e f g Landesamt für Archäologie und Landesverein Sächsischer Heimatschutz (Hrsg.): Der Burgberg Zschaitz in der Lommatzscher Pflege - Landschaft, Natur und Archäologie. In: Archaeonaut Nummer 9, Dresden, 2010.
- ↑ a b Holger Schrapel: Neues über Podgrodici und Zavviza. in: Döbelner Allgemeine Zeitung, Döbeln, Dienstag, 13. April 2010, S. 15.
- ↑ a b Gerhard Billig: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissnischen Raum. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1989, ISBN 9783326004891, S. 66.
- ↑ a b Werner Ziegner: Der Kampf um die Sorbefestung Gana und das Daleminzierland im Jahre 929.Heimatverein Jahna e. V. (Hrsg.) Jahna - Ortsteil der Gemeinde Ostrau, Ostrau, 2009.
- ↑ a b Michael Strobel, Thomas Westphalen: Verborgenes Entdecken - ein archäologisch-historischer Streifzug durch die Lommatzscher Pflege.in: Sachsenbummel Ausgabe 66, saxocon dmc, Glashütte, 28. Februar 2010, S. 19.
- ↑ a b Umweltzentrum Ökohof Auterwitz e. V.: Ausführliche flächenspezifische Ergebnisse der archäologischen Schadenserhebung (PDF, 1,44 MB) online abgerufen am 14. Mai 2010.
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