Die Gettysburg Address gehört zu den berühmtesten Reden des 16. US-Präsidenten Abraham Lincoln (1861-1865). Sie gilt allgemein als rhetorisches Meisterwerk und ist Teil des historisch-kulturellen Erbes der USA.
Der Anlass der Ansprache
Der Anlass der Gettysburg Address war die Einweihung des Soldatenfriedhofs, die am 19. November 1863, mitten im noch andauernden Bürgerkrieg, auf dem Schlachtfeld von Gettysburg in Pennsylvania stattfand. In der entscheidenden Schlacht des Amerikanischen Bürgerkriegs waren dort vom 1.-3. Juli des selben Jahres rund 40.000 Soldaten der Nord- und der Südstaaten gefallen.
Ihre Bedeutung
In seiner nur zweieinhalb Minuten dauernden Ansprache (die einer zweistündigen, heute völlig vergessenen Rede eines anderen Redners folgte) legte Lincoln in denkbar knapper und präziser Form die Gründe des Konflikts dar. Es gehe darum, die „Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk“ dauerhaft zu sichern. Mit dem Demokratieverständnis, das Lincoln in der Rede zum Ausdruck brachte, identifizieren sich die USA bis heute. Amerikanische Schüler lernen die Rede auswendig, und sie bildet – wie die Unabhängigkeitserklärung, die Lincoln eingangs zitierte - einen festen Bestandteil des kollektiven historischen Gedächtnisses der Menschen in den Vereinigten Staaten. Ihr Wortlaut ist in die Südwand des Lincoln Memorials in Washington DC eingraviert.
Der Wortlaut
Der Text der "Gettysburg Address" lautet in deutscher Übersetzung:
- Vor 87 Jahren gründeten unsere Väter auf diesem Kontinent eine neue Nation, in Freiheit empfangen und dem Grundsatz geweiht, dass alle Menschen gleich geschaffen sind. Nun stehen wir in einem großen Bürgerkrieg, um zu erproben, ob diese Nation oder irgendeine so empfangene und solchen Grundsätzen geweihte Nation, dauerhaft Bestand haben kann.
- Wir haben uns auf einem großen Schlachtfeld dieses Krieges versammelt. Wir sind hierher gekommen, um einen Teil dieses Feldes jenen als letzte Ruhestätte zu weihen, die hier ihr Leben gaben, damit die Nation leben möge. Es ist nur recht und billig, dass wir dies tun.
- Doch in einem höheren Sinne können wir diesen Boden nicht weihen, können wir ihn nicht segnen, können wir ihn nicht heiligen. Die tapferen Männer, lebende wie tote, die hier kämpften, haben ihn weit mehr geweiht, als dass unsere schwachen Kräfte dem etwas hinzufügen oder etwas davon hinweg nehmen könnten. Die Welt wird wenig Notiz davon nehmen, noch sich lange an das erinnern, was wir hier sagen. Aber sie kann niemals vergessen, was jene hier taten.
- Es ist vielmehr an uns, den Lebenden, dem großen Werk geweiht zu werden, das diejenigen, die hier kämpften, so weit und so edelmütig voran gebracht haben. Es ist an uns, geweiht zu werden der großen Aufgabe, die noch vor uns liegt,
- - auf dass uns die edlen Toten mit wachsender Hingabe erfüllen für die Sache, der sie das höchste Maß an Hingabe erwiesen haben,
- - auf dass wir hier einen heiligen Eid schwören, dass diese Toten nicht vergebens gefallen sein mögen,
- - auf dass diese Nation mit Gottes Hilfe eine Wiedergeburt der Freiheit erleben und
- - auf dass die Regierung des Volkes durch das Volk und für das Volk niemals von der Erde verschwinden möge.