Lothar Kannenberg

deutscher Boxer und Bootcamp-Leiter
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Lothar Kannenberg (* 5. März 1957 in Hanau) ist ein deutscher Boxer und Streetworker.

Lothar Kannenberg auf dem Deutschen Präventionstag 2010 in Berlin

Biographie

Lothar Kannenberg wurde am 5. April 1957 in Hanau als Sohn einer Arbeiterfamilie geboren. Er besuchte die Volksschule und schloss diese 1973 ab. Danach absolvierte er eine Ausbildung zum Fleischergesellen und leistete seinen Wehrdienst ab.

Nach einer sechsmonatigen Alkoholtherapie heiratete er 1983. Zwei Jahre später bekam das Ehepaar eine Tochter. Ein Jahr später begann Kannenberg seine Boxkarriere und wurde 1990 schließlich Hessenmeister in der 1. Bundesliga.

Nach diesen Erfolgen wurde Kannenberg drogenabhängig und beendete seine Karriere. Er arbeitete zeitweilig als Türsteher und durchlebte mehrere Aufenthalte in der Psychiatrie. Nach einer erfolgreichen Krebsoperation 1996 begannt er eine zehnmonatige Drogenentziehungstherapie und zog schließlich nach Kassel. Dort arbeitete er als Streetworker im Stadtteil Philippinenhof.

1999 gründete er das Jugendsozialprojekt „Boxcamp Philippinenhof Kassel“. Im gleichen Jahr schloss er eine Trainerausbildung der C-Lizenz ab, 2001 folgte die B-Lizenz. Im Jahre 2004 folge schließlich die Gründung und der Aufbau des Vereins „Durchboxen im Leben e.V.“ und der Jugendhilfeeinrichtung „Trainingscamp Lothar Kannenberg“.

Seit 2007 ist Kannenberg wieder verheiratet.

Trainingscamp

Die private und gemeinnützige Jugendhilfeeinrichtung „Trainingscamp Lothar Kannenberg“ hat es sich zum Ziel gesetzt, drogenabhängige und/oder kriminelle Jugendliche im Alter von 14-17 Jahren zu resozialisieren. Kannenberg entwickelte hierbei ein völlig neues Erziehungskonzept in der Jugendhilfe. Die Jugendlichen haben i.d.R. sechs Monate lang von 5.55 - 22.30 Uhr einen fest strukturierten Tagesablauf, welcher mit viel Sport, Verhaltenstraining, Arbeitsprojekten, Handwerk und Musik kombiniert wird. Die Anlage ist 3,5 Kilometer von der nächsten Stadt entfernt und am Waldrand gelegen. Das Trainingscamp besteht aus mehreren Blockhäusern und einem großen Außengelände. Das Konzept besteht darin, feste Strukturen und Regeln aufzubauen, sowie Aggressionen mit Sport und Arbeit zu bewältigen. Die Jugendlichen sollen Respekt vor ihren Mitbürgern lernen, deshalb tragen die Camp-Pädagogen auch den Namen „Respekttrainer“.[1]

Das Konzept wird von vielen Politikern wie etwa dem Ministerpräsidenten Roland Koch als vorbildlich und äußerst erfolgreich beschrieben. Die Rückfallquote beträgt laut Kannenberg nur 20%, im normalen Jugendstrafvollzug liegt sie bei knapp 80%.[2][3][4] Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundespräsident Horst Köhler, Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und verschiedene ÖVP-Politiker trafen sich mit Kannenberg und informierten sich über das Konzept.[5]

Kritik

Die von Kannenberg genannte „Resozialisierung“ ist äußerst umstritten. Personen, die in der DDR in Jugendwerkhöfen untergebracht waren, beschreiben eine frappierende Ähnlichkeit der damals angewandten Verfahren der „Erziehung“ zu denen von Kannenberg[6].

Auszeichnungen

  • 2000 - Paul-Dierichs-Preis
  • 2002 - Roland-Preis der Stadt Bremen
  • 2002 - Silberne Ehrennadel des Hessischen Boxverbandes
  • 2003 - Silberne Ehrennadel der Deutschen Amateur-Box-Jugend
  • 2005 - Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

Zitate

  • Die ...[Jugendlichen]... nehme ich und stelle sie wieder auf die Füße, laufen müssen sie später aber selber.

Literatur

Einzelnachweise

  1. http://www.durchboxen.de/downloads/Konzept_Lothar_Kannenberg.pdf
  2. http://www.sueddeutsche.de/politik/677/318550/text/
  3. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,526289,00.html
  4. http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2004/0210/tagesthema/0113/index.html
  5. http://www.waldeckische-landeszeitung.de/menschen08/lotharkannenberg.html
  6. Presseerklärung der Initiativgruppe Geschlossener Jugendwerkhof Torgau e.V. zum Boxcamp von Lothar Kannenberg, abgerufen April 2010