Gerben

Verarbeitung von rohen Tierhäuten zu Leder
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Beim Gerben wird Tierhaut zu Leder verarbeitet. Das Gerben ist eines der ältesten Gewerbe.

Schwarzgerber, Darstellung aus dem 16. Jahrhundert

Lange vor der Zeitenwende waren lederne Gegenstände in Ägypten und beiden Israeliten in Gebrauch. Im Mittelalter war die Produktion von Leder in Vorderasien und Nordafrika sehr viel weiter fortgeschritten als in Europa, sowohl was die Quantität als auch was die Qualität anbetraf. Erst 1749 wurde die erste Saffianleder-Fabrik im Elsaß errichtet. Die Herstellung einzelner Lederarten war in Deutschland lange Zeit einzelnen Regionen oder Städten vorbehalten:

Ziel des Gerbens ist es, den Fäulnisprozess der Tierhaut zu unterbinden und die Haut in ein möglichst widerstandsfähiges und zum Teil wasserabstoßendes Material zu verwandeln.

Um die Haut auf die Gerbung vorzubereiten, durchläuft sie die Wasserwerkstatt, in deren Verlauf die nicht-ledergebenden Bestandteile (Haare, Unterhautbindegewebe, Fett und unstrukturierte Eiweiße) entfernt werden. Dies geschieht auf chemischem Wege (Weiche, Äscher, Hautaufschluss) und mechanisch (Entfleischen, Spalten, Streichen). Die so genannte Blöße ist damit für die eigentliche Gerbung vorbereitet.

Die Gerbung kann durch Einsatz von pflanzlichen Gerbstoffen oder als Mineralgerbung erfolgen. Bei der pflanzlichen Gerberei (Lohgerberei) werden Eichen- oder Fichtenrinden, Auszüge aus Quebracho-, Kastanien- oder Eichenholz, Mimosa-, Sumach- und andere Holz- bzw. Rindengerbstoffe teilweise aus eingesetzt. Aus dieser Nutzung entstanden die Lohwälder. Die pflanzlichen Gerbmittel werden in einer Lohmühle gemahlen. Der verwendete Sud wird auch Lohe genannt. Bei der Mineralgerbung werden Chrom- (Chromgerberei) und Alaungerbung (Weißgerberei) unterschieden.

Der Gerbungsprozess besteht aus drei Phasen: dem Quellen des Kollagen, dem Eindringen des Gerbextrakts und dessen Fixierung. Bodenleder, die nach dem klassischen Verfahren der Alt-Grubengerbung mit rein pflanzlichen Gerbstoffen in einer Gerbzeit von mehr als 12 Monaten hergestellt werden, ist dabei die nicht nur die natürlichste Art der Ledergerbung, auch ist es der Grund für die extrem lange Haltbarkeit, hohe Wasserfestigkeit und Atmungsaktivität einer Ledersohle.

Nach Abschluss der Gerbung werden die Leder dann je nach Verwendungszweck nachgegerbt, gewaschen, gefärbt und gefettet. Nach der Trocknung kann zur Steigerung der Gebrauchsfähigkeit noch eine Oberflächenbehandlung mit Zurichtmitteln erfolgen. Damit wird ein hochwertiger Werkstoff für vielerlei Einsatzmöglichkeiten hergestellt.

Allgemein unterscheidet man drei Arten der Gerberei, die wiederum in Unteraten zerfallen:

  1. Lohgerberei oder Rotgerberei (mit pflanzlichen Stoffen)
  2. Sämischgerberei (mit tierischen Stoffen)
  3. Mineralgerberei (mit mineralischen Stoffen)
    • die Weißgerberei
      • die eigentliche Weißgerberei (Alaun und Kochsalz)
      • die ungarische Weißgerberei (Alaun und Kochsalz, Fett)
      • die französische, Erlanger oder Glacégerberei (Alaun, Kochsalz, Mehl, Eidotter)
      • die Pelzgerberei
    • die Chromgerberei
      • Einbadverfahren
      • Zweibadverfahren
    • die Eisengerberei (konnte sich in der Praxis nicht durchsetzen)