Smołdzino

Dorf in Polen
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Smołdzino (deutsch: Schmolsin, kaschubisch: Smôłdzëno) ist ein Dorf und Sitz der gleichnamigen Landgemeinde im Powiat Słupski der Woiwodschaft Pommern in Polen.

Smołdzino
Wappen von Smołdzino
Smołdzino (Polen)
Smołdzino (Polen)
Smołdzino
Basisdaten
Staat: Polen Polen

Woiwodschaft: Pommern
Powiat: Słupsk
Geographische Lage: 54° 40′ N, 17° 13′ OKoordinaten: 54° 39′ 48″ N, 17° 12′ 49″ O
Einwohner: 984
Postleitzahl: 76–214
Telefonvorwahl: (+48) 59
Kfz-Kennzeichen: GSL
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DW 213: Słupsk-Celbowo, Abzweig: Choćmirowo (10 km)
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig
Gmina
Gminatyp: Landgemeinde
Gminagliederung: 16 Schulzenämter
Fläche: 257,24 km²
Einwohner:
Bevölkerungsdichte:
Verwaltung (Stand: 2010)
Gemeindevorsteher: Andrzej Kopiniak
Adresse: ul. Kościuszki 3
76-214 Smołdzino
Webpräsenz: www.smoldzino.com.pl

Geographische Lage

Das Dorf liegt in Hinterpommern am nordöstlichen Fuße des Hügels Revekol. Es befindet sich unmittelbar an der südlichen Grenze des Slowinzischen Nationalparks. Die Entfernung nach Słupsk (Stolp) beträgt 28 Straßenkilometer, die nach Ustka (Stolpmünde) 30 Straßenkilometer.

Dorf Smołdzino

Geschichte

Schmolsin gehörte bis 1945 zu Deutschland, und zwar zum Landkreis Stolp der preußischen Provinz Pommern. Schmolsin ist eines der ältesten Dörfer des Stolper Landes. Der historischen Dorfform nach ist es ein großes Straßendorf. Aus vor- und urgeschichtlicher Zeit stammt ein alter Burgwall mit Graben, der sich im Wald des Revekol 500 Meter vom Dorf entfernt befindet.

Im Jahre 1281 wird Schmolsin (Smoltzini, später auch Smoltzin) zum ersten Male urkundlich erwähnt. Damals gehörte der Ort zu Groß Garde (heute polnisch: Gardna Wielka) und zum Kloster Belbuck, 1291 kam es an das Kloster Oliva.

 
Brücke über die Łupawa (Lupow) in Smołdzino (Schmolsin) im Jahre 2002

Im Jahre 1487 wird Peter Tessen als Lehnsherr genannt, und um 1600 erhielt die Herzogin Anna von Croy (1590-1660), Schwester Bogislaws XIV., hier ihren Witwensitz zugewiesen. Das Schloss lag an der Lupow (Łupawa), es ist nicht mehr vorhanden. Nach dem Tod der Fürstin kam der Ort an ihren Sohn, den Herzog Ernst Bogislaw von Croy (1620-1684), danach an Ernst von Croyengreiff und schließlich 1684 an das Haus Brandenburg. Friedrich der Große selbst erteilte schließlich den Auftrag, das Gebiet nördlich von Schmolsin zu meliorieren.

Von den Anfängen bis Ende des 18. Jahrhunderts siedelten in Schmolsin Slowinzen, die dann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts allmählich germanisiert wurden. Im Jahre 1784 werden für Schmolsin genannt: ein Vorwerk, ein Prediger, ein Förster, ein Küster, vier wüste Bauernhöfe (vom königlichen Amt genutzt), 22 Bauern, zwei Kossäten, 10 Büdner, ein Predigerwitwenhaus, ein Schmied und 34 Büdner am Revekol bei insgesamt 71 Feuerstellen (Haushalten).[1]

Im Jahre 1852 kam Schmolsin in den Besitz der Hofkammer, Kaiser Wilhelm II. selbst stattete dem Ort 1910 einen Besuch ab. Das Hausgut Hohenzollern war 2056 Hektar groß und hatte einen reichen Viehbestand. Im 19. Jahrhundert waren Scholsin und der Revekol mit seinem Aussichtsturm beliebte Ausflugsziele, auch von Sommerfrischlern, zumal das Dorf von Stolp und Stolpmünde aus leicht mit dem Fahrrad zu erreichen ist.[2]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Schmolsin im März 1945 von der Roten Armee besetzt. Nach Kriegsende wurde Schmolsin wie ganz Hinterpommern unter polnische Verwaltung gestellt. Es begann die Ansiedlung von Polen und Ukrainern, die vorwiegend aus Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen und die dort im allgemeinen vor die Wahl gestellt worden waren, entweder eine andere Staatszugehörigkeit anzunehmen oder auswandern zu müssen. Die Einwohner von Schmolsin wurden durch den polnischen Staat aufgrund der Bierut-Dekrete entschädigungslos enteignet, mussten teilweise für die neuangesiedelten Bürger arbeiten und wurden in den folgenden Jahren vertrieben. Schmolsin erhielt den polnischen Namen Smołdzino.

Bevölkerungsentwicklung

  • 1924: 1.200 Einwohner
  • 1939: 1.308 Einwohner in 377 Haushalten

Ortsgliederung bis 1945

Vor 1945 hatte die Gemeinde Schmolsin neun Ortsteile:

  • Dünengehöft
  • Eichweide (Dambee)
  • Jawersberg
  • Karolinenhof
  • Karlshof
  • Leuchtfeuergehöft
  • Menzelsruh
  • Reißaus
  • Rumbke (polnisch: Rąbek)

Amt Schmolsin

Schmolsin bildete bis 1945 einen eigenen Amtsbezirk innerhalb des Landkreises Stolp im Regierungsbezirk Köslin der preußischen Provinz Pommern. Zugeordnet waren die Orte Klein Garde (heute polnisch: Gardna Mała), Schlochow (Człuchy), Schmolsin, Vietkow (Witkowo), Virchenzin (Wierzchocino) und Zietzen (Siecie) mit den dazugehörigen sieben Vorwerken. Einstmaliger Amtshauptmann von Schmolsin (und Stolp) war von 1707 bis 1709 der spätere preußische Staatsminister und Generalpostdirektor Ernst Bogislav von Kameke.

Schmolsin war außerdem Sitz eines Standesamtes und einer Gendarmerie. Amtsgerichtlich war der Ort nach Stolp orientiert.

Forstamt Schmolsin

Zum Forstamtsbezirk Schmolsin gehörten vor 1945 die Revierförstereien Schmolsin (Revekol und Flossen) und Grünhof (Fichtholz und Eulenburg) sowie die Forstwartbezirke Rowe (Rowy), Rumbske (Rumsko) und Virchenzin (Wierzchocino)

Kirche

 
Die Kirche in Smołdzino (Schmolsin) im Jahre 2003

Die Dorfkirche in Schmolsin wurde auf Initiative von Herzogin Anna von Croy errichtet und am 16. Oktober 1632 eingeweiht. Im 19. Jahrhundert wurde das Gebäude vergrößert und erhielt auch einen Turm. Die Innenausstattung war von großer Reichhaltigkeit.

Bis 1832 wurde in dem Gotteshaus auch kaschubisch gepredigt.

Der von Herzogin Anna 1610 in Schmolsin eingesetzte Pfarrer Michael Brüggemann (latinisiert Pontanus, polnisch Michał Mostnik) gab den Katechismus Martin Luthers, die Bußpsalmen Davids, die Geschichte der Passion Jesu Christi sowie eine Tauf- und eine Trauagende in kaschubischer Sprache heraus und schuf so ein für die evangelischen Kaschuben bedeutsames Werk. Die Herzogin Anna von Croy ließ einmal heimlich ein Ölgemälde von ihm anfertigen.[3] Das Bild in Lebensgröße hängt bis heute (2010) in der Dorfkirche von Schmolsin.

Mit den Ortschaften Holzkathen (Smołdziński Las), Klucken (Kluki), Schlochow (Człuchy), Selesen (Żelazo), Schmolsin (Smołdzino), Vietkow (Witkowo), Virchenzin (Wierzchocino) und Zietzen (Siecie) gehörte das evangelische Kirchspiel Schmolsin bis 1945 zum Kirchenkreis Stolp-Altstadt im Ostsprengel der Kirchenprovinz Pommern der Kirche der Altpreußischen Union.

Von 1632 bis 1945 war die Kirche ein evangelisches Gotteshaus. Nach 1945 wurde sie zugunsten der katholischen Kirche enteignet, die sie neu weihte und ihr den Namen Trójce Świętej (Hl. Dreifaltigkeit) verlieh.

Pfarrer

Schule

Bereits im Jahre 1852 hatte Schmolsin eine zweiklassige Schule. Ein neues großes Schulgebäude entstand 1893. Im Jahre 1932 war die Schule fünfstufig, es unterrichteten drei Lehrer 221 Schulkinder. Die letzten deutschen Schulleiter vor 1945 waren Max Pigorsch, Johannes Schammler und Willy Woggon.

Persönlichkeiten

Im Ort Geborene

Sonstige

Sehenswürdigkeiten

  • Dorfkirche, mit alter Ausstattung und teilweise erhaltener alter Deckenmalerei
  • Rundblick vom Hügel Revekol (Verwaltungsbezirk Pommern)

Gmina Smołdzino

Smołdzino ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde, deren Gebiet sich zwischen dem Jezioro Gardno (Garder See) und dem Jezioro Łebsko (Leba-See) hinzieht. Ihre Fläche beträgt 257,24 km², und die Einwohnerzahl beträgt 3.431.

Gemeindegliederung

Die Landgemeinde Smołdzino ist in 16 Ortsteile ("Schulzenämter") unterteilt, die sich in insgesamt 23 Ortschaften untergliedern:

Ortsteile:

Andere Ortschaften:

Verweise

Literatur

  • Karl-Heinz Pagel, Der Landkreis Stolp in Pommern. Zeugnisse seiner deutschen Vergangenheit, Lübeck, 1989
  • Johannes Hinz, Pommern. Wegweiser durch ein unvergessenes Land, Augsburg, 1996
  • Ernst Müller, Die Evangelischen Geistlichen Pommerns von der Reformation bis zur Gegenwart, 2. Teil, Stettin, 1912
  • Helmut Heyden, Kirchengeschichte Pommerns, 2 Bd., Köln-Braunsfeld, 1957
Commons: Smołdzino – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogtums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 2. Band, Stettin 1784, S. 939-940.
  2. Meyers Reisebuch: Deutsche Ostseeküste II - Rügen und die pommersche Küste mit ihrem Hinterland, 2. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig 1924, S, 192.
  3. Nachtrag zu der Kurzen hsitorisch-geographisch-statistischen Bescreibung des Herzogtums Vor- und Hinterpommern (Christian Friedrich Wutstrack, Hrsg.). Stettin 1795, S. 330.
  4. NDB, Band 14, 1985, S. 610.