Ernst Friedrich von Baden-Durlach (* 17. Oktober 1560 in Durlach; † 14. April 1604 in Remchingen) übernahm nach seiner Volljährigkeit 1584 die Regierung des nördlichen Teils der Markgrafschaft Baden-Durlach. Er förderte die Bildung des ersten gymnasium illustre in der Markgrafschaft. Durch seinen Übertritt vom Luthertum zum Kalvinismus und die zeitweise Okkupation der Markgrafschaft Baden-Baden, löste er schwere Konflikte – auch mit dem Kaiser – aus, deren Folgen die untere Markgrafschaft Baden-Durlach schädigten und letztlich auch zu Gebietsverlusten führten.
Leben
Ernst Friedrich war der Sohn des Markgrafen Karl II. von Baden-Durlach und der Anna von Veldenz.
Die vormundschaftliche Regierung 1577-1784
Seit dem Tod seines Vaters hatte eine Vormundschaftsregierung mit seiner Mutter Anna, Kurfürst Ludwig VI. von der Pfalz (bis 1583), Herzog Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg und Herzog Ludwig von Württemberg („der Fromme“) die Regierungsgeschäfte wahrgenommen.
Die Landesteilung
Da Ernst Friedrich und der zweitälteste Sohn Karl II., Jakob, eigene Herrschaftsgebiete wollten und das Testatment Karl II. das eine Landesteilung untersagte nicht unterschrieben und besiegelt war, kamen die verbliebenen Vormünder den Forderungen der Söhne nach und Ernst Friedrich erhielt die untere Markgrafschaft mit den Hauptorten Durlach und Pforzheim.[1]
Seine Brüder Jakob und Georg Friedrich erhielten ebenfalls Landesteile, so dass das Land über die bestehende Teilung in Baden-Durlach und Baden-Baden hinaus weiter aufgeteilt war. Die Markgrafschaft Baden-Hachberg fiel 1590 nach dem Tod Jakobs an Ernst Friedrich zurück. So konnte sein Bruder Georg Friedrich nach Ernst Friedrichs Tod wieder die gesamte Markgrafschaft regieren.
Ehe
Markgraf Ernst Friedrich heiratete am 21. Dezember 1585 Anna von Ostfriesland (* 26. Juni 1562; † 21. April 1621), die Tochter des Grafen Edzard II. von Ostfriesland und Witwe seines Vormundes Kurfürst Ludwig VI. von der Pfalz. Aus der Ehe gingen keine Kinder hervor.
Der Förderer des Gymnasium Illustre
Bereits Karl II. hatte neben der in Pforzheim (Residenzstadt bis 1565) bestehenden Mittelschule in seiner neuen Residenzstadt Durlach eine Mittelschule begründet, die aus dem Ertrag des ehemaligen Klostergutes Gottesaue finanziert wurde. Unterrichtet wurden nur Knaben und zwar in Religion, Latein und Griechisch, die Fortsetzung der höheren Ausbildung erfolgte an der Universität Basel. Für begabte Kinder aus der ganzen Markgrafschaft war der Mittelschule auch ein Alumnat (Internat) angeschlossen. Unter der vormundschaftlichen Regierung erfolgte 1583 die Stiftung eines gymnasium illustre zu Durlach, wobei die drei lutherischen Fürsten in der Vormundschaftsregierung auf Erfahrungen in ihren eigenen Herrschaftsgebieten zurückgreifen konnten. Die Mittelschule wurde zum Gymnasium ausgebaut mit dem Ziel die Universitätsausbildung durch eine bessere Vorbereitung abzukürzen und damit auch Geldmittel im eigenen Land zu halten. Zudem sollte das Gymnasium den Universitätsbesuch für angehende Pfarrer ersetzen. Die Kontrolle über die Ausbildung der Pfarrer war in Zeiten des Augsburger Religionsfriedens ein Politikum ersten Ranges.
1586 wurde der für die Unterbringung des Gymnasiums erstellte Neubau durch Ernst Friedrich eröffnet, der 1584 die Herrschaft im Unterland der Markgrafschaft Baden-Durlach angetreten hatte.[2] Aufbau und Lehrplan der Schule folgten dem Konzept von Johannes Sturm, das dieser bereits in Straßburg und Lauingen eingeführt hatte.
Die oberbadische Okkupation
1595 übernahm er die Markgrafschaft Baden-Baden (Oberbadische Okkupation) seines Vetters Eduard Fortunat von Baden, da dieser die Markgrafschaft überschuldete.
Der Konvertit
Im Jahre 1599 trat er zum reformierten Glaubensbekenntnis über und ließ auf Schloss Staffort ein neues Glaubensbekenntnis drucken(das Stafforter Buch[3]), welches zur damaligen Zeit Aufsehen erregte. Er begnügte sich jedoch nicht damit, selbst zum Kalvinismus übergetreten zu sein, sondern versuchte die ganze Markgrafschaft zum neuen Glauben zu bekehren. Als er im Jahre 1604 auf einem Glaubenskriegszug mit bewaffneten Bauern gegen Pforzheim los zog, erlag er, noch bevor er die Stadt erreichte, einem Schlag und starb noch am selben Tag in Remchingen. Trotzdem wurde er in der Pforzheimer Familiengruft in der Schloss- und Stiftskirche St. Michael bestattet.
Sonstiges
Ab 1588 ließ Markgraf Ernst Friedrich Schloss Gottesaue errichten.
Siehe auch
Werke
Kurze und einfältige .....Bekenntniß....., Schloss Staffort 1599 (das Stafforter Buch)
Literatur
- Arthur Kleinschmidt: Ernst Friedrich (Markgraf von Baden-Durlach). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 245 f.
- Friedrich Wielandt: Ernst Friedrich (Markgraf von Baden-Durlach). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 606 f. (Digitalisat).
- Werner Baumann: Ernst Friedrich von Baden-Durlach, Stuttgart 1962
- Karl Friedrich Vierordt: Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule, Karlsruhe 1859
Historischer Roman
- Emil Strauß: Der nackte Mann, Verlag S. Fischer, Berlin 1919
Einzelnachweise
- ↑ s. Baumann S. 21/22
- ↑ s. Vierordt S. 16; in vielen Quellen – einschließlich der Websites der Nachfolgeinstute, dem Markgrafengymnasium in Durlach und dem Bismarck Gymnasium in Karlsruhe wird verkürzt Ernst Friedrich als Stifter des Gymnasiums genannt
- ↑ s. Werke und Weblinks
Weblinks
- Textbuch des Schauspiels "Pforzheim in Aufruhr", das den Konflikt Ernst Friedrichs mit Pforzheim behandelt - pdf 408 KB
- Karl Friedrich Vierordt, Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule in der Google-Buchsuche
- Das Stafforter Buch - Ernst Friedrich, Glaubensbekenntnis in der Google-Buchsuche
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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— | Markgraf von Baden-Durlach 1584–1604 | Georg Friedrich |
Personendaten | |
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NAME | Ernst Friedrich von Baden |
KURZBESCHREIBUNG | Markgraf von Baden-Durlach |
GEBURTSDATUM | 17. Oktober 1560 |
GEBURTSORT | Durlach |
STERBEDATUM | 14. April 1604 |
STERBEORT | Remchingen |