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Berliner Sechstagerennen

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Das erste Berliner Sechstagerennen der Radsportler wurde am 15. März 1909 in der Ausstellungshalle am Zoologischen Garten gestartet. Der große Publikumserfolg in New York hatte dazu beigetragen, diese Art der Radsportveranstaltung auch in Europa einzuführen.

Publikumsattraktion und gesellschaftlicher Anlass

Start zum 27. Berliner Sechstagerennen

Die „Sixdays“ waren bereits seit 1896 alljährlich im New Yorker Madison Square Garden ausgetragen worden. Zunächst fuhr jeder Fahrer für sich, ab 1899 wurden jedoch die heute noch üblichen Zweiermannschaften eingeführt. Bei der ersten Veranstaltung in Berlin kämpften auf dem 150 m langen Lattenoval 15 Mannschaften um den Sieg. Nach 3865,7 gefahrenen Kilometern gewann das amerikanische Paar Jimmy Moran und Floyd MacFarland.

Seit 1911 fand das jährliche Sechstagerennen im 1910 erbauten Berliner Sportpalast statt. Hierher zog es bekannte Radsportler wie Piet van Kempen (der „Fliegende Holländer“) oder Hans Kalupa (der Jahrzehnte später noch einen Blumenladen in der Potsdamer Straße betrieb). In den 60er und 70er Jahren drückten prominente deutsche Fahrer wie Rudi Altig, Klaus Bugdahl und Dietrich Thurau der traditionellen Radsportveranstaltung ihren Stempel auf.

Die Berliner „Sixdays“ waren dabei nicht nur sportliches, sondern auch gesellschaftliches Ereignis. Bekannte Künstler und später die Sportprominenz - traditionell waren darunter erfolgreiche Boxer wie Max Schmeling, Karl Mildenberger, Bubi Scholz oder Wladimir Klitschko - ließen sich diese Gelegenheit für einen Auftritt in der Öffentlichkeit nicht entgehen und gaben auch den Startschuss ab.

Von den ebenerdigen Logenplätzen aus stiftete die Prominenz wertvolle Preise für den Sieg in einzelnen „Disziplinen“. Für weniger Betuchte gab es in der Bahnmitte die Stehplätze; und von den billigen Plätzen unter dem Dach (dem sogenannten „Heuboden“) ertönten die Pfiffe, mit denen einst das Berliner Original Krücke Translateurs Wiener Praterleben als „Sportpalastwalzer“ populär gemacht hatte.

Tradition seit fast 100 Jahren

Abschied von Andreas Kappes beim Sechstagerennen in Berlin 2008.

Der Sportpalast wurde 1973 abgerissen; Berliner Sechstagerennen fanden nun in der Deutschlandhalle statt, die es aber heute auch schon nicht mehr gibt. Jetzt hat das Berliner Sechstagerennen sein Zuhause im 1999 fertiggestellten Velodrom. Jedes Jahr kommen rund 75.000 Besucher zu dem Spektakel, das 2010 trotz zahlreicher Unterbrechungen schon zum 99. Mal ausgetragen wurde, häufiger als irgendwo anders. Hier die Liste der Sieger der letzten 22 Jahre:

2010 (99.) Alex Rasmussen (DK) - Michael Mørkøv (DK)
2009 (98.) Erik Zabel (D) - Robert Bartko (D)
2008 (97.) Bruno Risi (SUI) - Franco Marvulli (SUI)
2007 (96.) Guido Fulst (D) - Leif Lampater (D)
2006 (95.) Danny Stam (NL) - Robert Slippens (NL)
2005 (94.) Bruno Risi (SUI) - Kurt Betschart (SUI)
2004 (93.) Robert Bartko (D) - Guido Fulst (D)
2003 (92.) Bruno Risi (SUI) - Kurt Betschart (SUI)
2002 (91.) Silvio Martinello (I) - Rolf Aldag (D)
2001 (90.) Silvio Martinello (I) - Rolf Aldag (D)
2000 (89.) Silvio Martinello (I) - Marco Villa (I)
1999 (88.) Andreas Kappes (D) - Etienne De Wilde (B)
1998 (87.) Silvio Martinello (I) - Marco Villa (I)
1997 (86.) Olaf Ludwig (D) - Jens Veggerby (DK)
1990 (85.) Volker Diehl (D) - Bruno Holenweger (SUI)
1988 (84.) Danny Clark (AUS) - Tony Doyle (GB)

Literatur

  • Bodo Harenberg (Hrsg.): Die Chronik Berlins. Chronik-Verlag, Dortmund 1986, ISBN 3-88379-082-6, S. 315.