Milicz

Stadt in Polen
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Milicz [ˈmʲiliʧ] (deutsch Militsch) ist eine Stadt in der südwestpolnischen Woiwodschaft Niederschlesien und liegt am Fluss Barycz (deutsch: Bartsch) etwa 55 km nordnordöstlich von Wrocław (Breslau). Milicz hat etwa 12.700 Einwohner (1939: 5390 Einwohner).

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Stadtwappen von Militsch

Geografische Lage: 103 m über NN (51°32' N, 17°17' O)

Kurzer Abriss der Stadtgeschichte

Die erste Besiedlung dürfte im 11. Jahrhundert erfolgt sein. Bereits 1136 wird die Burg Miliche in einer Bulle des Papstes Innozenz II. erwähnt, als Eigentum des Bistums Breslau. 1223 besass Militsch eine Pfarrkirche. Im 12. Jahrhundert war es Sitz einer Kastellanei der Piasten, im Jahr 1245 erfolgte die Erhebung zur Stadt. 1331 fiel die Stadt vorübergehend an Böhmen, 1358 wurde die Stadt mit der Burg von den Breslauer Bischöfen an die Piasten aus Oels verkauft, die die gotische Burg im heutigen Schlosspark erbauten.

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Militsch, Ruine des Piastenschlosses

Im Jahre 1492 starb der letzte piastische Herzog von Oels und das Ländchen wurde als erledigtes Lehen vom König Vladislav II. (Böhmen und Ungarn) Jagellonicus eingezogen. Der König verlieh Militsch und Trachenberg an Sigismund von Seydlitz-Kurzbach und gab den Landstrichen den Status einer Freien Standesherrschaft. Nach dem Tode Sigismunds wurden die Güter unter seinen Söhnen aufgeteilt und es entstanden zwei Mini-Staaten, Standesherrschaften Trachenberg und Militsch. Die Kurzbach betrieben energisch die deutsche Kolonisierung des bisher dünn besiedelten, vornehmlich polnischen Landes, indem sie viele Bauern aus Schwaben anwarben; unter den Kurzbachen wurde das Militscher Land zum schlesischen Zentrum der Karpfen - Zucht, viele riesige Teiche wurden angelegt, der größte hatte die Fläche von 500 ha. Die letzte Freie Standesherrin, Enkelin des letzten Kurzbach aus der Militscher Linie der Familie, Eva Popelia von Knobelsdorff, heiratete 1593 den Reichsfreiherrn Joachim von Maltzan und die Herrschaft ging auf diese Weise zu den Maltzan über, bei denen sie bis 1945 verblieb. 1742 wurde Schlesien preußisch. Unter der preußischen Herrschaft betätigten sich die Grundherren von Militsch als Industriegründer, indem sie mehrere Tuchmanufakturen und andere Textilbetriebe schufen. Die Maltzan errichteten auch die evangelische Gnadenkirche, das barocke Schloss und die katholische Annenkirche. Ab 1816 war Militsch Sitz eines Landkreises. Das 19. Jahrhundert brachte weitere Entwicklung der Stadt: 1809 verloren die Maltzan ihre Feudalrechte, schon um 1850 besass Militsch ein neues Rathaus (das 1945, beim Einmarsch der Russen zerstört wurde), Kanalisation und Wasserleitungen. 1875 erhielt die Stadt Eisenbahnverbindung mit Oels, Breslau und Krotoschin, etwa 20 Jahre später auch eine Schmalspurbahn, die die Stadt u.a. mit Trebnitz, Trachenberg und Breslau verband. Das Schloss barg wertvolle Kunstschätze: Deutschlands größte Kollektion von Wanduhren, eine große Kupferstich- Sammlung (Wert im Jahre 1914: 13 Millionen Goldmark), eine Gemäldegallerie und eine reichhaltige Bibliothek. Dies alles, soweit nicht schon 1944 von den Maltzan nach Westdeutschland gerettet, verschwand 1945, um die sowjetischen Kunstsammlungen zu bereichern.

Im Jahre 1945 kam Militsch zu Polen. Die verbliebene deutsche Bevölkerung wurde bis 1947 vertrieben. Die Stadt war bis 1975 Sitz eines Landkreises (Powiat Milicki), dann bis 1999 eine Stadt-und Landgemeinde in der Woiwodschaft Breslau. Ab 2000 ist Milicz wieder eine Kreisstadt.

Sehenswürdigkeiten

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Palais Maltzan in Militsch (um 2004)
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Die Gnadenkirche in Militsch, eine der sechs Gnadenkirchen in Schlesien

Mit der Stadt verbundene Persönlichkeiten

Schulwesen

Militsch hat:

  • zwei Allgemeinbildende Lyzeen;
  • ein Lyzeum für Erwachsene;
  • ein Wirtschaftslyzeum;
  • ein Technisches Gymnasium (in Polen: 7 - 9 Klasse);
  • zwei Grundschulen;
  • eine Musik-Grundschule;
  • einen Kindergarten.

Partnerstädte

Lohr a.Main, Bundesrepublik Deutschland ( seit 2001).

Gemeinde (Gmina)

Die Gemeinde Milicz ist flächenmäßig eine der größten in ganz Polen (435,6 km2, davon Waldgebiete 186,1 km2) und umfasst 91 Ortschaften mit 24.500 Einwohnern. Die Bevölkerung beschäftigt sich mit der Land- und Forstwirtschaft.

Literatur

  • Maria Gräfin von Maltzan, Schlage die Trommel und fürchte dich nicht (Erinnerungen), Ullstein Frankfurt/M und Berlin 1988, ISBN 3-548-20941-6;
  • Klaus Ullmann, Schlesienlexikon, Würzburg 1992;
  • Hugo Weczerka (Hg.), Schlesien, Stuttgart 1977.