Metro Helsinki

Metro in der finnischen Hauptstadt Helsinki
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Die U-Bahn Helsinki, Metro genannt, gibt es seit 1982. Sie verfügt über eine Linie, die das Zentrum der finnischen Hauptstadt mit ihren östlichen Stadtteilen verbindet. Die Stationen sind in Finnisch und Schwedisch ausgeschildert. Die U-Bahn wird von den Verkehrsbetrieben der Stadt (Helsingin kaupungin liikennelaitos, HKL) betrieben.

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Zug am Bahnhof Kulosaari

Streckenverlauf und Betrieb

Helsinki betreibt eine U-Bahnlinie mit zwei Armen im Osten der Stadt. Sie beginnt in Ruoholahti und führt bis nach Itäkeskus, wo sie sich in einen nördlichen Abschnitt nach Mellunmäki und einen östlichen nach Vuosaari verzweigt.

Das Netz mit 16 Stationen ist 21 Kilometer lang, davon 4,9 Kilometer unterirdisch, 2,5 Kilometer auf Brücken und 13,6 Kilometer ebenerdig. Die Bahnsteige haben eine Länge von 135 Metern. Die meisten Stationen besitzen behindertengerechte Zugänge und P+R-Anlagen. Die U-Bahn verkehrt Montags bis Samstags von 5:25 bis 23:25, Sonntags ab 6:25. Pro Tag werden etwa 180.000 Fahrgäste befördert. Laut dem HKL-Jahresbericht 2003 beförderte die Metro im Jahr 2002 55,4 Mio Fahrgäste, die insgesamt ca 401,4 Mio km zurückgelegt haben. Der Umsatz des Bereichs Metro bei der HKL betrug 16,9 Mio EUR, der Gewinn 3,8 Mio. Zur Hauptverkehrszeit fahren die Züge ab Ruoholahti im 3 bis 6 Minutentakt, sonst alle fünf bis zehn Minuten. Die Züge fahren abwechselnd zu den beiden Endstationen, das heißt ab Itäkeskus entsteht auf den beiden Ästen jeweils der halbierte Takt.

 
Karte der Helsinkier Metro
Station Entfernung Umsteigemöglichkeiten
Ruoholahti (Gräsviken) 0,0 km →8
Kamppi (Kampen) 1,2 km
Rautatientori (Järnvägstorget) 1,7 km VR, 2, 3T/B, 6
Kaisaniemi (Kajsaniemi) 2,3 km →2, 3T/B, 6
Hakaniemi (Hagnäs) 3,2 km →1, 3T/B, 6, 7A/B
Sörnäinen (Sörnäs) 4,1 km →6, 8
Kalasatama (Fiskhamnen)  Im Bau (05/2005 - Ende 2006)
Kulosaari (Brändö) 7,0 km
Herttoniemi (Hertonäs) 8,5 km
Siilitie (Igelkottsvägen) 9,9 km
Itäkeskus (Östra centrum) 11,9 km
Myllypuro (Kvarnbäcken) 13,8 km 13,0 km Puotila (Botby gård)
Kontula (Gårdsbacka) 15,2 km 16,2 km Rastila (Rastböle)
Mellunmäki (Mellungsbacka) 16,8 km 16,2 km Vuosaari (Nordsjö)

Geschichte

 
Station Rastila

Im Jahre 1958 beschloss ein Planungsausschluss, dass in der finnischen Hauptstadt eine U-Bahn nach dem Vorbild westeuropäischer Großstädte errichtet werden müsse. Doch erst 1969 fasste der Stadtrat der Stadt Helsinki den Beschluss, eine Metro bauen zu lassen, welche die östlichen Stadtteile besser mit dem Stadtzentrum verbinden sollte.

Die Bauarbeiten für die U-Bahn begannen 1971. Neun Jahre später begann die Auslieferung der ersten Züge, so dass am 1. Juni 1982 die erste Bahn auf der Strecke zwischen Hakaniemi/Hagnas und Itäkeskus/Östra centrum fuhr. Am 1. Juli 1982 wurde eine Verlängerung der Strecke zwischen dem dem Helsinkier Hauptbahnhof (Rautatientori/Järnvägstorget) und Itäkeskus/Östra centrum freigegeben. Die Inbetriebnahme erfolgte in zwei Etappen: in der ersten Etappe bis zum 3. August verkehrten die Züge nur in der Hauptfahrzeit des Berufsverkehrs, danach fuhren die Züge auch in der Nebenverkehrszeit und an den Wochenenden.

Mit dem 1. März 1983 wurde die Verlängerung nach Kamppi/Kampen in Betrieb genommen. Seit dem 1. September 1984 existiert die Station Sörnäinen/Sörnäs. Im Jahr 1981 begannen die Bauarbeiten für den ersten Arm der Linie zwischen Itäkeskus/Östra Centrum und Kontula/Gårdsbacka. Diese Verlängerung wurde fünf Jahre später, am 21. Oktober 1986, feierlich in Betrieb genommen. Im gleichen Jahr starteten auch die Bauarbeiten für die Erweiterung um eine Station bis nach Mellunmäki/Mellungsbacka, die am 1. September 1989 in Betrieb ging.

 
Ein Zug überquert die Vuosaari-Brücke zwischen den Stationen Rastila und Puotila

Um den Hafen besser zu erschließen, wurde beschlossen, die Linie um eine Station in Richtung Westen zu verlängern. Hier wurde ein Bahnhof in 30 Meter Tiefe mit einem 38 Meter breiten Bahnsteig und einer riesigen blauen Felsdecke erbaut, der sehr an die Stationen der Stockholmer Tunnelbana erinnert. Diese Station mit dem Namen Ruoholahti/Gräsviken ging am 16. August 1993 in Betrieb. Der Bahnhof Kaisaniemi/Kajsaniemi, der eigentlich schon mit der Metroeröffnnung erbaut werden sollte, wurde genau 13 Jahre später, am 1. März 1995, im Zentrum der Stadt eingefügt.

Da das Gebiet um Vuosaari einen starken Bevölkerungszuwachs verzeichnete, brauchte auch diese Gegend einen Anschluss an das Metro-Netz. 1994 begannen die Bauarbeiten für die 4,2 km lange Verlängerung mit drei Stationen des zweiten Armes in Richtung Osten von Itäkeskus/Östra centrum bis Vuosaari/Nordsjö. Bis Puotila/Botby gård ist die Strecke unterirdisch, danach kommt die U-Bahn aus dem Tunnel, überquert die Vartiokylä-Bucht auf der Vuosaari-Brücke und kommt zum Bahnhof Rastila/Rastböle. Danach fährt die Metro weiter oberirdisch bis zur Endstation Vuosaari/Nordsjö. Diese bislang letzte Erweiterung ging am 31. August 1998 in Betrieb.

Fahrzeuge

 
U-Bahnzug

Zur Zeit des Beschlusses zum Bau einer U-Bahn entwickelten die finnischen Firmen Valmet Oy und Oy Strömberg erste Züge für die Helsinkier Metro. Valmet stellt die mechanischen Teile und Strömberg die elektrische Ausrüstung her. Die Fahrzeuge mussten vor allem den winterlichen Bedingungen der finnischen Hauptstadt entsprechen. Im Jahre 2003 gab es insgesamt 42 Doppeltriebwagen, die bis zu 90 km/h schnell fahren können und 65 Sitzplätze haben. Die kleinste Einheit (zwei Waggons) sind 44,20 Meter lang, 3,20 Meter breit und 3,70 Meter hoch. Sie können in einem Verband von bis zu drei Einheiten verkehren. Ein Fahrzeug kann bei 140 Sitzplätzen insgesamt 400 Fahrgäste aufnehmen. Die Energieversorgung erfolgt über eine seitlich angebrachte, von unten bestrichene Stromschiene mit einer Gleichspannung von 750 Volt. Alle Metrofahrzeuge in Helsinki fahren auf einer Gleisspur von 1524 Millimetern. Diese Wagenreihe wird mit der Nummer 100 bezeichnet.

In den Jahre 2000 und 2001 lieferte die Bombardier Transportation vier Vollzüge mit insgesamt zwölf Doppeltriebwagen einer neuen Baureihe mit der Bezeichnung 200, die im sächsischen Bautzen hergestellt wurden. Die elektrische Ausrüstung dafür lieferte die Firma Traxis. Hinsichtlich der Maße unterscheidet sich diese Reihe nur minimal von der bereits vorhandenen Baureihe 100. Äußerlich sehen die neue Züge wesentlich moderner aus, haben jedoch, genauso wie die Vorgänger, drei Türen pro Wagenseite. Eine weitere Neuerung ist ein visuelles Informationssystem, das heißt, die nächste Station wird nicht nur angesagt, sondern auch als Text angezeigt. Die beiden Baureihen sind untereinander nicht kuppelbar.

Alle Züge, die Gleise mit der Breite von 1524 Millimetern befahren, werden in der Werkstatt in der Nähe der Station Itäkeskus/Östra centrum gewartet. Zwei Gleise führen von der Betriebsstrecke zum Betriebshof, der in der Werkstatthalle sechs Züge gleichzeitig warten kann. Ebensfalls besteht dort die Möglichkeit zur gleichzeitigen Reparatur von acht Zügen. Neben der Werkstatt gibt es auch noch eine große Abstellhalle, in der 44 Züge abgestellt werden können. Vom Betriebshof aus gibt es eine nicht elektrifzierte, eingleisige Gleisstrecke über die Stadtteile Viikki und Pihlajisto nach Oulunkylä, über die im Bedarfsfall für den Transport von Zugeinheiten eine Anbindung an das nationale Eisenbahnnetz besteht.

Neue Streckenprojekte

 
Innenraum eines Zuges

Im Mai 2005 haben die Bauarbeiten für die Station Kalasatama/Fiskhamnen zwischen Sörnäinen/Sörnäs und Kulosaari/Brändö begonnen. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2006 vorgesehen. In Planung ist außerdem eine Erweiterung der Linie Länsimetro/Västmetron bis nach Espoo. Auch eine Erweiterung bis nach Kivenlahti, rund sieben Kilometer westlich von Matinkylä, wird in Betracht gezogen.

Zur Zeit debattieren die Stadträte von Helsinki und Espoo jedoch heftig, da Helsinki darauf besteht, so schnell wie möglich die Metro gen Westen auszubauen, wohingegen die Stadt Espoo überaus skeptisch bleibt. Ihrer Meinung nach müsse mehr geplant werden, um festzustellen, ob die Metro wirklich ein vernünftiger Beitrag zum öffentlichen Nahverkehr zwischen dem südlichen Espoo und dem Zentrum von Helsinki sei. Als Alternative werden eine schnelle, unterirdische Straßenbahnverbindung und ein verbesserter Busverkehr genannt.

Allerdings haben die Busterminals von Helsinki ihre Kapazitäten erreicht, denn schon jetzt sind die Bussteige verstopft. Auch durch den neuen Busterminal im Kampin keskus ist diesbezüglich keine wesentliche Verbesserung zu erwarten. Daher ist die Idee der Stadt Espoo, einem verbesserten Busverkehr den Vorzug vor einem Ausbau der Metro zu geben, nicht sinnvoll. Auch eine zweite Linie von Kamppi/Kampen bis zum Bahnhof Pasila/Böle ist bereits seit längerer Zeit in Planung. Dazwischen befänden sich die Stationen Töölöntori/Tölötorg und Meilahti/Mejlans. Im Endzustand soll dann die Bahn von Pasila/Böle bis zur Insel Laajasalo/Degerö fahren können. Das U-Bahn-Projekt in Richtung Espoo bekam den Namen Länsimetro, was zu deutsch Westmetro heißt.

Des weiteren soll in entfernter Zukunft der östliche Streckenabschnitt wegen dem Bau eines neuen Hafens ab Vuosaari um eine Station Richtung Osten verlängert werden. Die neue Station am Hafen hieße dann Vuosaaren satama/Nordsjö hamn.

Ebenso in ferner Zukunft ist es angedacht eine weitere U-Bahnlinie zu errichten. Sie soll vom derzeitigen Kaupunkirata-Bahnhof (S-Bahn) mit drei Stationen bis nach Kampi führen, wo eine Umsteigestation zur derzeit einzigen Metrolinie entstünde. Projektiert ist ebenfalls eine Verlängerung dieser zweiten Linie bis zur Insel Laajasolo. Ob die Metro in diesem Abschnitt zwischen dem Festland und der Insel übers Wasser per Tunnel oder über eine Brücke fahren wird, ist unklar. Der Bau ist jedoch erst nach 2030 zu erwarten.

Literatur

  • Robert Schwandl: U-Bahnen in Skandinavien - Stockholm, Oslo, Helsinki, København. Robert-Schwandl-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-93-657304-2
  • Rapid Transit Office of the City of Helsinki/U-Bahn-Amt der Stadt Helsinki: The Helsinki Metro - Die Metro von Helsinki 1982. Helsinki 1983, ISBN 9-51-771377-0
  • W.J. Hinkel, K. Treiber, G. Valenta und H. Liebsch: gestern-heute-morgen – U-Bahnen von 1863 bis 2010. Schmid Verlag, Wien 2004, ISBN 3-90-060744-3 (Kapitel "Helsinki")

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