Basisdaten | |
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Gründungsjahr: | 1994 |
Sitz: | Berlin |
Mitglieder: | 400 (Anfang 2005) |
Die Sozialistische Alternative (Kurzbezeichnung: SAV) ist eine deutsche trotzkistische Organisation.
Inhaltliches Profil
Die SAV versteht sich selbst als „revolutionäre, sozialistische Organisation in der Tradition von Marx, Engels, Lenin, Trotzki, Luxemburg und Liebknecht“.
Sie agitiert gegen die bürgerliche Ordnung und das gesellschaftliche Modell der Bundesrepublik. Sie fordert in trotzkistischem Sinne den Aufbau einer Herrschaft der Arbeiterklasse, die Abschaffung des kapitalistischen Wirtschaftssystems, Verstaatlichung der Produktionsmittel und eine demokratische Planwirtschaft. Erreicht werden soll diese Vorstellung durch „bewußte Aktion der Mehrheit der Arbeiterklasse“ - mit Streiks, Generalstreiks, Betriebsbesetzungen und letztendlich der Aneignung der Produktionsmittel und deren Überführung in Gemeineigentum. Deshalb wird sie seit geraumer Zeit durch den Verfassungsschutz beobachtet.
Kritik
Einige linke Parteien, Gruppierungen und Bewegungen, wie z.B. die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) und andere, kleinere Gruppen und weite Teile der Autonomen und der Antifa, kritisieren die SAV aus folgenden Gründen:
- Die Auffassung der SAV, die sozialistische Revolution könne nicht in einem Land allein, sondern nur international stattfinden, wird als bewusste Ausbremsung nationaler revolutionärer Strömungen aufgefasst.
- Oftmals wird der SAV von eher kleinen Gruppierungen vorgeworfen, sie verkenne die aktuelle politische Lage, in dem sie das Kräfteverhältnis falsch anaylisiere. Das schläge sich dann darin nieder, dass die SAV oftmals Generalstreiks o.ä. fordert. Hier wird oft vom Begriff des Scheinradikalismus gesprochen.
- Die SAV unterstützt regelmäßig offen reformistische bis pro-kapitalistische Parteien bei Wahlen (z.B.: bis 1994 die SPD; bei den Bundestagswahlen 1998 als auch bei den Wahlen in Berlin 2001 die PDS; zuletzt in Hamburg 2004 den REGENBOGEN)
- Die SAV tritt zu parlamentarischen Wahlen an, was als reformistisch (d.h. nicht als revolutionär) angesehen wird. Dies wird ihr aber oft nur aus ultra-linken, eher unbedeutenden Kreisen vorgeworfen.
- Die deutsche Wiedervereinigung im Jahre 1990 wurde vom damaligen SAV-Vorstand, der kurze Zeit später abgewählt wurde, befürwortet. Die DDR wird von der SAV, ebenso wie die Sowjetunion, Kuba und andere Staaten, deren Regierungen sich als sozialistisch bezeichneten bzw. bezeichnen, als „degenerierte Arbeiterstaaten“ betrachtet. Im Grundsatzprogramm heißt es: „Bisher ist kein Land der Welt sozialistisch gewesen [...]“ Damit gilt die SAV in einigen linken Kreisen als konterrevolutionär oder gar reaktionär.
Geschichte
Die SAV ging 1994 aus der Gruppe Voran hervor und trug zunächst den Namen Sozialistische Alternative – Voran. Die SAV versteht sich als deutsche Sektion des in London ansässigen Committee for a Workers’ International (siehe Internationale) und erkennt dessen Beschlüsse an. Der deutschen SAV gehören etwa 380 Mitglieder (Anfang 2005) an, die regional in Ortsgruppen organisiert sind. (Anfang 2005 war die SAV in 26 Städten vertreten.) Die SAV gibt die monatlich erscheinende Solidarität – Sozialistische Zeitung heraus.
Am 30. September 2001 initiierte die SAV die Gründung der eigenständigen, globalisierungskritischen Jugendorganisation widerstand international! (wi)
Der bislang größte Wahlerfolg der SAV-Mitglieder (die Organisiation ist keine Partei im Sinne des deutschen Parteiengesetzes und darf darum nicht zu Wahlen antreten - ihre Mitglieder beteiligen sich an Wählerbündnissen) war das Erringen eines Sitzes in der Rostocker Bürgerschaft 2004 mit 4225 Stimmen. Weiterhin sind Mitglieder der SAV in den Stadträten von Aachen und Köln vertreten.
In neuerer Zeit betätigt sich die SAV in der Partei WASG, für welche sie einen „kämpferischen Kurs, demokratische Strukturen und ein sozialistisches Programm“ vorschlägt. Momentan läuft eine Diskussion um Unvereinbarkeit von SAV- und WASG-Mitgliedschaft, die von dem IG-Metall und WASG-Gründungsmitgleid Funktionär Klaus Ernst ausgelöst wurde. Dieser argumentiert, dass kleine linke Organisationen, die in der WASG arbeiten, WählerInnen abschrecken würden. Die SAV und die Parteilinke hält dagegen, dass die WASG nur als eine Sammlungsbewegung aller Kräfte, die gegen den Sozialabbau kämpfen, eine Chance hat, sich dem „neoliberalen Mainstream“ entgegenzustellen. Mit der Bundeskonferenz der WASG vom 6. bis 8. Mai 2005 in Dortmund wurde dieser Streit beendet, auf der der pluralistische Charakter der WASG festgehalten wurde.
Die SAV veranstaltet jährlich die "Sozialismustage", meist auf Ostern gelegt zieht diese Veranstaltung je nach Konjunktur ca 250 (2000) bis 400 (2003-2005) Personen an. Diskutiert werden dort verschiedenste aktuelle, historische und theoretische Themen.
Im April 2005 begann die SAV mit der Herausgabe des Theorieorgan "sozialismus.info", mit dem Untertitel "Magazin für marxistische Theorie und Praxis".