Dieuze

französische Gemeinde
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Dieuze ist eine französische Kleinstadt im Département Moselle in der Region Lothringen. Der Ort gehört zum Arrondissement Château-Salins und ist Verwaltungssitz des Kantons Dieuze.

Dieuze
Dieuze (Frankreich)
Dieuze (Frankreich)
Staat Frankreich Frankreich
Region Lothringen
Département (Nr.) Moselle (57)
Arrondissement Château-Salins
Kanton Dieuze
Gemeindeverband Communauté de communes du Saulnois
Koordinaten 48° 49′ N, 6° 43′ OKoordinaten: 48° 49′ N, 6° 43′ O
Höhe 205–245 m
Fläche 9,35 km²
Einwohner 2.792 (1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte 299 Einw./km²
Postleitzahl 57260
INSEE-Code
Website http://www.mairie-dieuze.fr/

Dieuze auf einer Postkarte von 1909

Geografie

Dieuze liegt im Saulnois an der Seille, 79 Kilometer nordwestlich von Straßburg, 52 Kilometer südöstlich von Metz und 41 Kilometer nordöstlich von Nancy, zwischen den Nachbargemeinden Val-de-Bride im Nordwesten, Guébestroff im Norden, Lindre-Haute im Osten und Lindre-Basse im Süden.[1] Südwestlich von Lindre-Basse liegt der 620 Hektar große Étang de Lindre („Weiher von Lindre“), bei dem das Gebiet des Regionalen Naturparks Lothringen (Parc naturel régional de Lorraine) beginnt.[2][3]

Geschichte

Dieuze wurde als Doso Vico auf merowingischen Münzen erwähnt.[4] Im Jahr 1006 wurde es urkundlich als Duosa curtis bezeichnet, 1120 tauchte es als Dosia im Kopialbuch der Stiftskirche St-François-des-Cordeliers in Nancy auf, 1270 als Doza im Kopialbuch des Klosters Vergaville. 1525 wurde es unter anderem Dieuse genannt, 1558 Thus und 1589 Dusa.

Im Frühjahr 1525 war Duziacum oppidum[5] (Dieuze) eines der (kleineren) Zentren des Deutschen Bauernkrieges.

Dieuze war bis 1698 der Sitz einer Kastellanei der Habsburger, die 28 Ortschaften umfasste. Danach war Dieuze bis 1751 der Sitz einer Prévoté (lothringische Form der Vogtei) des Herzogtums Lothringen, die 42 Ortschaften umfasste.[5] Das Herzogtum Lothringen war seit seiner Gründung als Lotharii Regnum durch Lothar I. mehrmals eigenständig, es gehörte später zeitweise zum Heiligen Römischen Reich und auch zu Frankreich. 1738 wurde es im Frieden von Wien, der den Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1738) beendete, dem polnischen König Stanislaus I. Leszczyński (1677-1766) zugesprochen, der 1751 die Verwaltungsbezirke neu strukturierte. Das Herzogtum Lothringen fiel nach Stanislaus Tod im Jahr 1766 an Frankreich.[6]

Ab 1790 war Dieuze Hauptort eines Distrikts des Départements Meurthe.[5] 1793 erhielt die Ortschaft im Zuge der Französischen Revolution (1789-1799) den Status einer Gemeinde und 1801 das Recht auf kommunale Selbstverwaltung. Das Département Meurthe wurde 1871 im Frieden von Frankfurt in die Départements Moselle und Meurthe-et-Moselle unterteilt. Der Friede von Frankfurt beendete den Deutsch-Französischen Krieg (1870-1871). Dieuze wurde durch diesen Vertrag in das neu geschaffene Reichsland Elsaß-Lothringen des Deutschen Reiches eingegliedert. In den folgenden Jahren war Dieuze Standort einer deutschen Garnison. Das Reichsland Elsaß-Lothringen bestand bis zum Ende des Ersten Weltkriegs (1914-1918) und wurde danach aufgelöst, Dieuze fiel wieder an Frankreich. Die Einteilung der Départements wurde beibehalten und Dieuze verblieb im Département Moselle.[7]

 
Die Rue du Prel (Prelstraße) auf einer Postkarte von 1902

Dieuze gehörte als französischsprachige Ortschaft im Ersten Weltkrieg zu den 247 letzten Gemeinden, deren Name am 2. September 1915 eingedeutscht wurde. Der Name wurde zu „Duß“ geändert und war bis 1918 offizieller Ortsname.[8] 1922 wurde Dieuze der Orden Croix de Guerre 1914-1918 verliehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt es das Croix de Guerre 1939-1945.[9]

Anzahl Einwohner
(Quelle: [7])
Jahr 17931831186118861891189619061911192619361946196219752006
Einwohner 3.0974.0443.2032.7675.7866.2785.8933.1602.4073.4622.4983.5634.1413.789


Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Dieuze an die Eisenbahnlinie Igney-AvricourtBénestroff angeschlossen, die bis 1966 in Betrieb war.[10] Durch die Bahnlinie konnte das Salz der Saline besser transportiert und verkauft werden. Zwischen 1886 und 1891 nahm dementsprechend die Einwohnerzahl sprunghaft zu, und erreichte 1896 ihren Höchstwert (6278). Zwischen 1906 und 1911 verließen viele Bewohner die Gemeinde, am wenigsten Einwohner hatte die Gemeinde 1926 nach dem Ersten Weltkrieg. Das Wachstum der Ortschaft in den 1930er Jahren wurde durch den Zweiten Weltkrieg zunichte gemacht. Seitdem ist die Bevölkerungszahl wieder etwas angestiegen.

 
Die Rue du Prel 1996

Politik

Dieuze gehört zum Kommunalverband Communauté de communes du Saulnois. Es unterhält eine Städtepartnerschaft mit Amay in Belgien.[3]

Das Wappen der Gemeinde ist rot und zeigt drei silberne gebogene Bänder. Silber wird in der Farbgebung der Heraldik weiß dargestellt. Schon 1616 gab es eine ähnliche Darstellung des Gemeindewappens, allerdings befand sich ein Lothringer Kreuz im oberen Teil. Im Armorial général de la France (1738-1786) schrieb Louis-Pierre d’Hozier, dass das Gemeindewappen einen schwarzen Querbalken zeigt, über dem ein Lothringer Kreuz zwischen zwei silbernen „C“ thront. Es wird angenommen, dass die Buchstaben und silbernen Bänder für die Collégiale de chanoines de la Madeleine (Stiftskirche der Kanoniker von Verdun) standen, der die Ortschaft gehörte, bevor sie in den Besitz des Herzogtums Lothringen überging.[9]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Am Étang de Lindre wird eine Storchpflegestation betrieben, weshalb es in der Gegend um Dieuze sehr viele Störche gibt, welche sich aufgrund der guten Umstände sogar abgewöhnt haben, zu wandern.

Dieuze ist mit drei Blumen im Conseil national des villes et villages fleuris (Nationalrat der beblümten Städte und Dörfer) vertreten.[11] Die „Blumen“ werden im Zuge eines regionalen Wettbewerbs verliehen, wobei maximal drei Blumen erreicht werden können.

Die alte Saline von Dieuze ist seit dem 11. Jahrhundert bekannt.[9] Sie war im Mittelalter ein Brunnen mit Salzwasser. Im 16. Jahrhundert wurde der Brunnen mit Schutzmauern umgeben und nach 1765 wurde die Anlage vergrößert. Die Saline wurde in eine kleine Stadt verwandelt, mit einer Kapelle, einem seigneurialen Backofen (four banal), einer seigneurialen Kelter und Kasernengebäuden. Im Ancien régime hatte der Seigneur das Recht einen Backofen, eine Kelter, und eine Mühle gegen Entgelt der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.[12] Die erhaltenen Teile der Saline stammen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Sie wurden 1997 in das Zusatzverzeichnis der Monuments historiques (historische Denkmale) eingetragen.[13]

Söhne und Töchter der Stadt

 
Kupferstich des Wolfgang Musculus von Theodor de Bry (16. Jahrhundert)

Einzelnachweise

  1. Dieuze auf Actuacity.com (französisch) Abgerufen am 26. April 2010]
  2. Guides Gallimard (Hrsg.): Lorraine. Gallimard, Paris 2002, ISBN 978-2-7424-0908-2, S. 138. (französisch)
  3. a b Dieuze auf Annuaire-mairie.fr (französisch) Abgerufen am 27. April 2010
  4. Hermann Grohler: Über Ursprung und Bedeutung der französischen Ortsnamen. BiblioBazaar, 2008, ISBN 978-0-559-26315-6, S. 312 (in Google-Books [abgerufen am 27. April 2010] Nachdruck, Original von 1913).
  5. a b c Henri Lepage: Dictionnaire topographique du département de la Meurthe. In: Société d'archéologie lorraine et du Musée historique lorrain (Hrsg.): Dictionnaire topographique de la France. 6. Auflage. Band 14, Nr. 18. Imprimerie impériale, Paris 1862, S. XIV-XVII+42 (in Google Books [abgerufen am 27. April 2010]).(französisch)
  6. Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der Deutschen Länder: die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart. In: Beck Historische Bibliothek. 7. Auflage. C.H.Beck, München 2007, ISBN 978-3-406-54986-1, S. 391 f. (in Google Books [abgerufen am 10. April 2010]). (französisch)
  7. a b Dieuze auf Cassini.ehess.fr (französisch) Abgerufen am 28. April 2010
  8. Les 247 dernières communes à noms français, débaptisées seulement le 2 septembre 1915 (französisch) Abgerufen am 29. April 2010
  9. a b c Union des Cercles Génealogiques Lorrains (französisch) Abgerufen am 29. April 2010
  10. Ligne 13-3 (französisch)
  11. Moselle, Palmarès des communes labellisées (französisch)
  12. F. Chamerot: Histoire des paysans, depuis la fin du moyen âge jusqu'à nos jours, 1200-1850. 1. Auflage. Band 1. F. Chamerot, Paris 1856, S. 241–252 (in Google-Books [abgerufen am 28. April 2010]). (französisch)
  13. Die alte Saline in der Base Mérimée des Ministère de la culture (französisch) Abgerufen am 28. April 2010
  14. Définitions, citations, synonymes, usage… d’après l’ouvrage d’Emile Littré (1863-1877) (französisch) Abgerufen am 28. April 2010
  15. ABC des Gaumenschmauses, Webseite des Tourismusbüros von Straßburg, abgerufen am 28. April 2010

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