Schlacht bei Poltawa

Schlacht der Nordischen Kriege
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Die Schlacht bei Poltawa am 27. Juni 8. Juli 1709 war die wichtigste Schlacht des Großen Nordischen Krieges. Vor Beginn der Schlacht zählte die russische Armee 42.000 Soldaten und 72 Artilleriegeschütze. Ihnen gegenüber standen 35.000 schwedische Soldaten und 32 Geschütze. Allerdings war die Munition der schwedischen Artillerie durch die Belagerung Poltawas fast vollständig verbraucht.

Vorgeschichte

Im Januar 1708 fiel die 50.000 Mann starke schwedische Armee unter dem Befehl, Karls XII. in das Territorium Weißrusslands, das damals Polen gehörte, ein und näherte sich schnell der russischen Grenze. Diesen Überraschungsangriff konnten sie jedoch nicht zu ihrem Vorteil verwandeln.
Von Anfang an trafen die Truppen Karl XII. auf große Schwierigkeiten: Die Bevölkerung versteckte sich vor den Eroberern im Wald, versteckte die Lebensmittel, trieb das Vieh weg, bildete Partisanengruppen. Nach einem exakt ausgearbeiteten Plan wandten die Truppen Peter des Großen und die Partisanen die Taktik der aktiven Verteidigung an, die darin bestand, den Gegner allmählich zu zermürben und seine einzelnen Truppenteile zu vernichten. Karl XII. war gezwungen, Richtung Ukraine zu ziehen, um den Schlag auf Moskau von Süden her zu führen. Die russische Armee bewegte sich parallel zu den Schweden und versperrte dem Gegner die Wege zum Angriff. Während sich die Eroberer erfolglos in Richtung Moskau durchschlugen, befestigte Peter der Große Poltawa, das ein wichtiges strategisches Zentrum in Russlands Süden war. Das Überwintern in der Ukraine untergrub die Kampffähigkeit der gegnerischen Armee. Wiederholte Offensiven der russischen Divisionen und Partisanen, Mangel an Lebensmitteln, Munition, Futter und Uniformen – all das zwang die Schweden, eine andere Kampfweise anzuwenden.

Angriff auf Poltawa

 
Schlacht bei Poltawa 1709

Anfang April 1709 belagerte Karl XII. die Stadt Poltawa. Die zahlenmäßig kleine Garnison der Festung mit 4.200 Soldaten unter dem Befehl des Obersten A. Kelin, die ukrainischen Kosaken und die bewaffnete Bevölkerung (2.600 Mann) der Stadt schlugen im Laufe von 87 Tagen die wütenden Angriffe der Schweden zurück, bis die russischen Hauptkräfte Ende Mai auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Worskla ankamen. Das russische Kommando zweifelte nicht an der Gefechtsbereitschaft seiner Truppen und fasste auf dem Kriegsrat am 16. Juni den Beschluss, die Generalschlacht zu liefern. Am gleichen Tag forcierten die führenden russischen Gruppen den Fluss nördlich der Stadt Poltawa, in der Nähe des Dorfes Petrowka und sicherten damit die Überfahrt der Hauptgruppe ihrer Armee.
Am 19. Juni absolvierten die Hauptkräfte der russischen Truppen einen Marsch zur Überführung und überquerten am nächsten Tag die Worskla. Peter der Große lagerte in der Nähe des Dorfes Semjonowka. Am 25. Juni verlagerte sich die Armee nach Süden und nahm eine Position 5 km vor Poltawa ein.
Am 26. Juni begannen die Russen, die Frontlinie zu befestigen. Sie errichteten zehn Schanzen, in denen zwei Bataillone untergebracht waren. Hinter dieser Linie befanden sich 17 Kavallerieregimenter unter der Leitung von Menschikow.
Als man auf schwedischer Seite erfuhr, dass die Russen zum 29. Juni neue Verstärkung erwarteten, beschloss Karl XII., die Russen anzugreifen. Da er am 17. Juni bei einer Aufklärungsaktion verwundet worden war, übergab er das Kommando an Feldmarschall Rehnskiöld, dem 20.000 Soldaten zur Verfügung gestellt wurden. Etwa 10.000 Mann, darunter auch die ukrainischen Kasaken Masepas, blieben im Lager bei Poltawa.

Die Schlacht

 
Schlacht bei Poltawa
Ausschnitt eines Mosaik von Lomonossow

In der Nacht zum 27. Juni griff die schwedische Armee mit vier Kolonnen und mit sechs Reiterkolonnen das befestigte Lager der Russen in der Nähe des Dorfes Jakowzy an. Nach zweistündigem Kampf gelang es den Schweden lediglich, zwei Unterstände einzunehmen. Rehnskiöld nahm eine Umformierung der schwedischen Truppen vor; gleichzeitig versuchte er die russischen Befestigungen zu umgehen. Dabei blieben die sechs Schwadronen der schwedischen Generäle Schliepenbach und Rosse hinter den Hauptkräften zurück. Diese verbargen sich im Wald nördlich von Poltawa, wo sie von der Kavallerie Menschikows zerschlagen wurden.
Als die Schweden die Linie der geschlossenen, russischen Schanzen durchbrachen, gerieten sie in starkes Artillerie- und Gewehrfeuer. Dabei verloren sie ein Viertel der Infanterie, ein Sechstel der Kavallerie und waren gezwungen, gegen das gezielte Artilleriefeuer im Wald von Maly-Budyschansk Deckung zu suchen.
Gegen sechs Uhr morgens führte Peter der Große seine Armee aus dem Lager und ließ sie in zwei Linien antreten. Im Zentrum davon platzierte er die Infanterie, auf der rechten Flanke die Kavallerie Menschikows und auf der linken Seite General R. H. Bours. Im Lager verblieb eine Reserve von neun Infanteriebataillonen. Rehnskiöld ließ die Schweden gegenüber den Russen antreten. Um neun Uhr morgens gab Karl XII. das Signal zur Offensive. Er griff die linke Flanke der russischen Armee an. Hier hatte sich das erfahrene Nowgoroder Regiment als Rekruten verkleidet. Zwar gelang es den Schweden durch zahlenmäßige Überlegenheit das erste Bataillon zu zerschmettern. Doch war der Erfolg nur von kurzer Dauer. Die Spitze des zweiten Bataillons führte Peter selbst an und ging zum Gegenangriff über. Die russische Reiterei umzingelte die Flanken des Gegners. Die Schweden waren der russischen Übermacht unterlegen und begannen den Rückzug, der sich gegen elf Uhr in eine regelrechte Flucht verwandelte. Unter dem unaufhaltsamen Andrang der russischen Infanterie und Kavallerie wurden die Schweden von Panik gepackt, und sie ergriffen in chaotischem Durcheinander die Flucht. Die Kavallerie Menschikows verfolgte die Flüchtenden bis nach Perewolotschna am Ufer des Dnepr, wo etwa 16.000 Schweden gefangen genommen wurden. So gelang den Russen nicht nur den schwedischen Vormarsch zu stoppen, sondern sie in ihre Ausgangsstellung zurück zuwerfen.

Das Ende der Schlacht

Über 9.000 schwedische Soldaten und Offiziere wurden in der Schlacht bei Poltawa getötet und etwa 3.000 gefangen genommen. Die restlichen 16.000 Soldaten flüchteten zum Dnepr. An der Furt in der Nähe des Dorfes Perewolotschna wurden sie von der russischen Kavallerie unter Menschikow eingeholt. Alle schwedischen Soldaten und Offiziere warfen endgültig demoralisiert ihre Waffen zu Boden und begaben sich in Gefangenschaft. Während der Schlacht verloren die Schweden über 11.000 Soldaten. Die Verluste der Russen betrugen 1.345 Mann und 3.290 Verwundete. Karl XII. gelang es, den Fluss zu überqueren und in das Osmanische Reich zu flüchten.

Fazit

Die schwedische Armee wurde völlig vernichtet. Das war der Wendepunkt des Krieges. Von nun an bestimmten die russischen Truppen den Verlauf des Krieges.


In Poltawa besteht heute ein Denkmalkomplex und ein Museum, das der Schlacht gewidmet ist.
Die Redewendung "Wie ein Schwede bei Poltawa" ist bis heute in der russischen und in der ukrainischen Sprache eine Redewendung, die auf die absolute Hilflosigkeit einer Person hinweist.
Die Schlacht bei Poltawa war die erste sog. Russlandkatastrophe der Neuzeit, die späteren waren Napoleons Russlandsfeldzug und die deutsche Invasion im Zweiten Weltkrieg.

Siehe auch

http://www.jop-kriegskunst.de/polt.htm