Dorsetshire (Schiff, 1930)

Schwerer Kreuzer der Royal Navy
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Die HMS Dorsetshire war ein Schwerer Kreuzer der County-Klasse der Royal Navy. Sie wurde im Zweiten Weltkrieg eingesetzt und sank am 5. April 1942. Vor ihr wurden bereits zwei andere Schiffe der Royal Navy nach der Grafschaft Dorsetshire benannt.

Übersicht
Typ Schwerer Kreuzer
Bauwerft Portsmouth Dockyard, Portsmouth
Bestellung August 1927
Kiellegung 21. September 1927
Stapellauf 29. Januar 1929
Namensgeber Grafschaft Dorsetshire
1. Dienstzeit Flagge
Indienststellung 20. September 1930
Verbleib am 5. April 1942 versenkt durch japanische Bomber von den Flugzeugträgern Hiryū,Akagi und Sōryū sudöstlich von Colombo, Sri Lanka[1]
Technische Daten
Verdrängung Standard: 10.035 ts
Voll beladen: über 13.420 ts
Länge KWL: 186 m
Über alles: 193 m
Breite 20 m
Tiefgang durchschnittlich 5 m
maximal: 6.6 m
Besatzung Standard: 657
im Krieg: 900-1.000
Antrieb Parsons-Dampfturbinen mit 8 Admirality-Kesseln, 80.000 PS
Geschwindigkeit 31 kn
Bunkermenge 3.320 Tonnen
Bewaffnung *Schwere Artillerie:
    • 8 x 6 in Mk VIII BL (20,3 cm) in 4 Doppeltürmen, jeweils 1 x Mk II Geschützturm am Bug und am Heck
  • Mittelartillerie:
    • 4 x 4 in Mk V (10,2 cm) in vier Einzellafetten mit umgerüsteten 8 x 4 in Mk XVI in 4 Doppellafetten
  • Flugabwehr:
  • Torpedorohre:
    • 8 x 533 mm über Wasser in zwei Vierlingssätzen
Panzerung *Hauptgürtel: 111 mm
  • Magazin: 25–111 mm
  • Enden: 25–76 mm
  • Deck: 35–76 mm
  • Schott: 63,5 mm
  • Geschützturm: 25 mm
  • Barbette: 25 mm
Bordflugzeuge 2 Supermarine Walrus


Geschichte

 
Die HMS Dorsetshire in Australien 1938

Vor dem Zweiten Weltkrieg

Die Dorsetshire wurde im August 1927 bei dem Porthsmouth Dockyard bestellt und am 21. September 1927 erfolgte die Kiellegung. Am 29. Januar wurde das Schiff von der Countess of Shaftesbury als drittes Schiff der Royal Navy unter diesem Namen vom Stapel gelassen. Die Dorsetshire war, von ihrer Indienststellung an, der Atlantic Fleet unterstellt und diente ihr bis 1933 an der Seite des Schwesterschiffs HMS Norfolk und den wesentlichen kleineren Kreuzern HMS York und HMS Exeter.[2] Am 15. und 16. September 1931 war sie an einer der wenigen Meutereien in der Geschichte der Royal Navy beteiligt, die in der schottischen Hafenstadt Invergordon stattfand, und deswegen auch als Invergordon-Meuterei bekannt wurde [3]. Im Jahr 1933 wurde die HMS Dorsetshire nach Afrika verlegt, wo sie bis 1936 blieb. Die erste aufgezeichnete Ankunft war am 5. Januar 1934 in Südafrika. Die Dorsetshire erhielt 1936 eine Überholung und wurde im darauffolgenden Jahr nach China in die dortige britische Marinebasis entsandt.[2]

1939

Die erste offizielle Kriegsoperation der Dorsetshire war ihre Abhörtätigkeit vor der japanischen Südküste ab dem 2. September 1939. Einen Tag darauf begann ihre Handelschutz- und Überwachungsoperation zwischen China und Japan. Am 16. September brachte sie Passagiere von der HMS Kent nach Hongkong an Land. Nach 6 Tagen, am 22. September, nahm die Dorsetshire ihre Patrouille weiter nördlich wieder auf.[4]

Am 18. Oktober 1939 wurde sie nach Indien verlegt und dort für ihren Einsatz vor Sri Lanka vorbereitet. Nach der Ankunft in Colombo, Sri Lanka am 25. Oktober wurde die Dorsetshire für den Handelschutz mit den Kreuzern HMS Cornwall und HMS Gloucester eingesetzt, wobei der Kreuzerverband auch gleichzeitig die Rolle einer Abfangpatrouille im indischen Ozean übernahm. Am 28. Oktober trat die Dorsetshire der Hunting Force I bei, welche aus dem Flugzeugträger HMS Eagle, dem Kreuzer HMS Cornwall und den Zerstörern HMS Waterhen und HMS Vendetta der Royal Australian Navy bestand.[4] Dieser Verband wurde eigens zur Verfolgung des deutschen Panzerschiffes Admiral Graf Spee geschaffen, welches viele britische Frachter im Atlantik versenkte.

Im Dezember 1939 legten die Dorsetshire und die Cornwall in Südafrika an und rekrutierten Freiwillige, die überwiegend aus der ansässigen RNVR Division stammten. Nachdem die Admiral Graf Spee entdeckt worden war, wurde die Dorsetshire zur Mündung des Río de la Plata entsandt. Der Grund war, dass die Admiral Graf Spee aufgrund von Reparaturen nach dem Gefecht mit den Kreuzern HMS Ajax und HMNZS Achilles im Hafen von Montevideo, Uruguay lag. Jedoch kam es letztendlich nie zum Gefecht, da Kapitän zur See Hans Langsdorff, Kommandant der Admiral Graf Spee, vom Oberkommando der Marine die Anweisung bekam, das Schiff nach dem es ausgelaufen war, zu versenken.

1940

Auch nachdem die Admiral Graf Spee von ihrer Besatzung versenkt wurde, kreuzte die Dorsetshire weiter im Südatlantik. Im Februar 1940 fing sie das von Rio de Janeiro kommende deutsche Versorgungsschiff Wakama ab und versenkte es sofort.[5]

Nach einem Aufenthalt auf den Falklandinseln legte die HMS Dorsetshire am 2. März 1940 mit Verwundeten des Kreuzers HMS Exeter an Bord wieder ab. Das Ziel der Fahrt war Kapstadt, jedoch wurde ein Zwischenstopp in Tristan da Cunha eingelegt, wo die Verwundeten versorgt wurden. Am 11. März 1940 legte die Dorsetshire in Selborne, Südafrika an und die gesamte Mannschaft inklusive der Verwundeten des Kreuzers HMS Exeter und gefangener Besatzungsmitglieder des deutschen Frachters Wakama ging an Land, bevor sie die Reise zurück nach Großbritannien antrat. Am 25. Mai kam die Dorsetshire in Plymouth an, wo sie bis zum Ende des Monats zur Versorgung blieb. [5] Danach segelte sie nach Freetown, von wo sie im Juni ablegte um dem französischen Schlachtschiff Richelieu von Dakar nach Casablanca zu folgen, jedoch befahl der französische Admiral Darlan dem Schlachtschiff Richelieu, zurück nach Dakar zu fahren, um im Juni die französischen Seestreitkräfte, die nicht in Dakar stationiert waren, zu beobachten.

Am 4. September kam die Dorsetshire in Durban, Südafrika an, wo sie bis zu ihrer Abfahrt nach Simonstown am 20. September auch blieb. Nach einem Tag Aufenthalt in Simonstown fuhr síe nach Sierra Leone um dort vor der Küste zu kreuzen. Dies blieb die Aufgabe der Dorsetshire bis November 1940.

Im November 1940 wurde die HMS Dorsetshire in den indischen Ozean verlegt, um Zante in Italienisch-Somaliland zu bombardieren.

Nachdem diese Mission erfüllt war, legt sie erneut in Selborne, Südafrika, an und blieb dort bis sie Anfang des neuen Jahres den Befehl bekam, nach dem deutschen Panzerschiff Admiral Scheer zu fahnden, da es kurz davor ein britisches Nachschubschiff versenkt hatte.

1941

Am 19. Januar 1941 eroberte die Dorsetshire den Frachter Mendoza aus Vichy-Frankreich und eskortierte das Schiff nach Takoradi. Nachdem diese Mission beendet war, lief die Dorsetshire im März erneut den Hafen von Selborne an. Im Mai bekam sie, während sie im Nordatlantik für Begleitschutz von Konvois zuständig war, den Auftrag, gemeinsam mit dem Kreuzer HMS London die Bismarck zu finden. Nachdem die Bismarck die britische Flotte sichtete, wurde sie, bereits fahrunfähig, am 27. Mai 1941 von der britischen Flotte unter schwersten Beschuss genommen, bis sie zu einem Wrack wurde.[6] Die Dorsetshire übernahm dabei die Rolle des torpedierenden Schiffes. Nach dem sofortigen Sinken der Bismarck konnten lediglich 115 Mann von der Dorsetshire gerettet werden, da sie wegen einem möglicherweise herannahenden deutschen U-Boot die Bergung abbrach.[6] Im September 1941 machte sich die Dorsetshire von Freetown, Südafrika auf, um dem britischen Konvoi WS-10X Begleitschutz zu geben. Der Konvoi brachte Truppen von Großbritannien über Südafrika in den Nahen Osten.

Nach der sicheren Beendigung dieser Aufgabe kehrte sie nach Südafrika zurück, wo sie auf den im November aus Halifax, Kanada ausgelaufenen Truppentransportkonvoi WS-12X bestehend aus zehn Truppentransportern auf dem Weg nach Bombay, Indien wartete, um ihm später Begleitschutz gewährleisten zu können. Am 9. Dezember 1941 kam der Konvoi in Kapstadt an und lief am selben Tag mit der Dorsetshire, die 18 Tage zuvor an der Versenkung des deutschen Kriegsschiffes Atlantis beteiligt war [7], als Eskorte wieder aus. Der Konvoi von Transportern wurde bereits auf dem Weg nach Südafrika von den amerikanischen Kreuzern USS Quincy und USS Vincennes und den Zerstörern USS Wainwright, USS Moffett, USS McDougal, USS Winslow, USS Mayrant und USS Trippe begleitet und fuhr mit der 18. Division aus Halifax, Nova Scotia an Bord am 9. November, also 4 Wochen vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor, los. Die gesamte 18. Division landete in Singapur, konnte jedoch die Kapitulation gegenüber den japanischen Streitkräften nicht mehr verhindern.

Kurz vor Jahresende fing die Dorsetshire überraschend das deutsche U-Boot-Versorgungsschiff Python ab und überraschte es westlich von St. Helena, wo es gerade die deutschen U-Boote U A und U 68 versorgte, die dann plötzlich auf Tauchstation gingen und fünf Torpedos auf die Dorsetshire abschossen, die jedoch alle ihr Ziel verfehlten. Schließlich wurde die Python von ihrer Besatzung aufgegeben und versenkt,[8] wobei die Besatzung komplett durch das deutsche U-Boot U A gerettet werden konnte.

1942

 
Die Dorsetshire und ihr Schwesterschiff HMS Cornwall im Gefecht mit der japanischen Luftwaffe am 5. April 1942

Am 2. Januar übernahm die HMS Dorsetshire die Passage von Durban bis Bombay, um Konvois zu sichern. Am 13. Januar schloss sie sich der Eskorte eines militärischen Konvois an, um Begleitschutz zu geben, bis die Dorsetshire am 21. Januar in Aden zur Nachfüllung der Tanks andockte. Am 22. Januar nahm die HMS Dorsetshire ihre Fahrt wieder auf und eskortierte den Konvoi weiter nach Bombay, wo die Schiffe am 26. Januar ankamen.[8]

Anfang Februar wurde sie zum dortigen Konvoischutz nach Singapur verlegt. Am 7. Februar fuhr sie nach Colombo, wo sie am 8. Februar ankam, um neue Aufgaben zu übernehmen. Anschließend, am 10. Februar legte die Dorsetshire ab und gab ab dem 14. Februar einem Konvoi aus Singapur Begleitschutz, bis die HMS Dorsetshire am 19. Februar wieder im Hafen von Colombo anlegte. Sie verblieb im Hafen, bis die Dorsetshire am 21. Februar wieder in See stach, um einen Konvoi nach Singapur zu eskortieren. Am 23. Februar wurde sie nach ihrer Ablöse durch den Kreuzer HMS Glasgow nach Trincomalee abkommandiert, wo sie am 24. Februar ankam und am 27. Februar einer Militäreskorte nach Rangun beitrat.

Im März 1942 war die HMS Dorsetshire ein Teil der Eastern Fleet, die in Ceylon stationiert war. Während sie einer Überholung unterzogen wurde, hielten japanische Flugzeugträger ab Anfang April vor Ceylon und die Maschinen an Bord bombardierten die Insel. Gemeinsam mit der HMS Cornwall versuchte die HMS Dorsetshire die restlichen Einheiten der Eastern Fleet, die vor den Malediven stationiert waren zu erreichen, und wurde dabei am 5. April 1942 von einem japanischen Aufklärungsflugzeug gesichtet. Daraufhin attackierten 53 Bomber der japanischen Flugzeugträger die beiden Schiffe mit 250-550 Pfund Bomben und versenkten sie innerhalb von 8 Minuten. Von den 1.546 Mann Besatzung der beiden Schiffe konnten später durch die britischen Zerstörer HMS Paladin und HMS Panther mit Unterstützung des Kreuzers HMS Enterprise 1.122 Menschen gerettet werden.[2]

Technik

Antrieb und Rumpf

Die Rumpflänge der HMS Dorsetshire betrug 186 m in der Wasserlinie und insgesamt 193 m [9], sie war 20 m breit und hatte einen Tiefgang von 5 Metern. Die Verdrängung lag standardmäßig bei 10.035 Standard-Tonnen und voll beladen bei mehr als 13.400 ts. Der Antrieb erfolgte duch vier Parsons-Getriebedampfturbinen, die aus acht Admirality-Kesseln ihren Dampf erhielten. Die Höchstgeschwindigkeit lag bei 32,5 Knoten. Die Dorsetshire war mit durchschnittlich 31 kn auf See unterwegs, wobei die gesamte Leistung der Turbinen bei insgesamt 80.000 PS lag. Der Brennstoffvorrat von 3320 Tonnen reichte bei 12 Knoten Marschgeschwindigkeit für 12.000 Seemeilen Fahrstrecke.

Bewaffnung im Zweiten Weltkrieg

Die Bewaffnung der HMS Dorsetshire im Zweiten Weltkrieg bestand aus 8 x 6 in (20,3 cm) Mk VIII BL in 4 Doppeltürmen [10] sowie jeweils ein Mk II Geschützturm am Bug und am Heck.

Die Mittelartillerie waren anfangs 4 x Mk V 10,2 cm, verteilt in Einzellafetten [11], später wurden die Mk V durch eine Neuentwicklung der 30er Jahre, Mk XVI ersetzt. Durch die Umrüstung kamen 8 Mk XVI in 4 Doppellafetten an Bord.

Die Flugabwehr der Dorsetshire bestand im Zweiten Weltkrieg aus anfangs 16 x und später bis zu 24 x 40,5 mm Vickers Mk II, die später durch anfangs 6 und später bis zu 12 x 40 mm Bofors in Einzellafetten mit verschiedenen Platzierungen und anfangs 8 später bis zu 14 x 20-mm-Oerlikon-Kanonen mit ebenfalls verschiedenen Platzierungen ersetzt wurden.

Weiters gehörten 8 x 533 mm Torpedorohre in zwei Vierlingssätzen und zwei Supermarine Walrus zur Ausrüstung der Dorsetshire.

Kommandanten im Zweiten Weltkrieg

Captain Benjamin Charles Stanley Martin war vom 31. Juli 1939 bis zum 8. August 1941 Kommandant des Schiffs, bis er die Leitung an Captain Augustus Willington Shelton Agar übergab, der sie bis zum 5. August 1942 innehatte.

Bekanntheit der HMS Dorsetshire und ihrer Besatzung

Die Dorsetshire wurde durch ihre Beteiligung an der Jagd auf das deutsche Schlachtschiff Bismarck bekannt.

Ihr letzter Kommandant, Augustus Agar, war Träger des Victoria Cross, der höchsten Auszeichnung unter britischen und Commonwealth-Truppen und überlebte die Versenkung der HMS Dorsetshire.[12]

Literatur

  • David Brown & Geoffrey Till: The Road to Oran: Anglo-French Naval Relations, September 1939-July 1940 (Cass Series--Naval Policy and History). Routledge Chapman & Hall, 2004, ISBN 978-0714654614
  • Dan Van der Vat: Pacific Campaign: The U.S.-Japanes Naval War 1941-1945: World War II: the Us-Japanese Naval War, 1941-1945. Simon & Schuster, 1992, ISBN 978-0671792176
  • Richard Holmes: World War II: From Blitzkrieg to Hiroshima. The Definitive Visual Guide (Dk), 1. April 2009, Penguin, ISBN 978-1405332354

Einzelnachweise

  1. a b John Asmussen.Seite von John Asmussen.Abgerufen am 12. April 2010 um 18:17.
  2. a b c Uboat.Abgerufen am 9. April 2010 um 17:08
  3. Indopedia Seite von Indopedia. Abgerufen am 29.April um 13:51
  4. a b Military Genealogy.Seite von Miltary Genalogy. Abgerufen am 10. April 2010 um 22:26.
  5. a b Peter Chen. Seite von Peter Chen. Abgerufen am 10. April 2010 um 9:31
  6. a b Knowledge Rush. Seite von Knowledege Rush. Abgerufen am 14. April 2010 um 17:30.
  7. Absolute Astronomy Seite von Absolute Astronomy. Abgerufen am 29.April 2010 um 13:43
  8. a b Gordon Smith Seite von Gordon Smith. Abgerufen am 14. April 2010 um 19:32.
  9. Kreuzer Netfirms Seite von Kreuzer Netfirms. Abgerufen am 29.April 2010 um 13:55
  10. Naval WeaponsSeite von Naval Weapons über Mk VIII. Abgerufen am 29.April 2010 um 13:36.
  11. Naval Weapons Seite von Naval Weapons über Mk V. Abgerufen am 29.April 2010 um 13:33
  12. Economic Expert Seite von Economic Expert. Abgerufen am 29.April 2010 um 13:48