Burg Sonneberg

Burgruine in Deutschland
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Die Burg Sonneberg, auch Schloss Sonneberg, auf dem Gebiet der heutigen Stadt Sonneberg in Thüringen war der Herrschaftssitz der niederadeligen Herren von Sonneberg, die im 13. Jahrhundert auf dem Herrschaftsgebiet der Herzöge von Andechs-Meranien im Raum Coburg zwischen dem Thüringer Schiefergebirge im Norden und den bischöflichen Besitzungen im Volkfeldgau im Süden eine herrschaftliche Verwaltung errichteten und aufrechterhielten.

Burg Sonneberg
Staat Deutschland
Ort Sonneberg
Entstehungszeit vor 1150
Burgentyp Gipfelburg
Ständische Stellung Ortsadel
Geographische Lage 50° 22′ N, 11° 10′ OKoordinaten: 50° 22′ 14,3″ N, 11° 10′ 21,9″ O
Höhenlage 502,3 m ü. NN
Burg Sonneberg (Thüringen)
Burg Sonneberg (Thüringen)

Lage

Die auf dem Gipfel des Schlossbergs gelegene Anlage befindet sich etwa 1,8 Kilometer nördlich vom Hauptbahnhof. Die Burg befand sich an einer Passstraße über den Thüringer Wald an einer Handelsroute von Leipzig - Saalfeld nach Nürnberg und hatte somit eine strategische Bedeutung.

Geschichte

Die frühesten Erwähnungen

Nach einer umstrittenen Darstellung der Geschichte der Franken des Abtes Trithemius aus dem Jahr 1539 soll die Burg bereits im 5. Jahrhundert durch den ostfränkischen Herzog Sunno errichtet worden sein, für dessen Aufenthalt und Wirken in der Region am Obermain aber keinerlei seriöse Belege oder Hinweise existieren. Die früheste Erwähnung der Burg Sonneberg findet sich im Zusammenhang mit der Stiftung des Klosters Banz 1071 in einer Abhandlung, die Heinrich, der Abt des Klosters, allerdings erst nach 1295 verfasste. Die erste zeitgenössische urkundliche Erwähnung wird häufig auf 1144 datiert,[1] eine andere Quelle nennt 1135 als Jahr der ersten Beurkundung.[2]

Kurz nach 1200 werden die Herren von Giech als Ministerialen im Dienste des Herzogtums Meranien im benachbarten Volkfeldgau nachweisbar. Wahrscheinlich gehörte ein Zweig der Familie zu den Vorfahren der Herren von Sonneberg, die etwa gleichzeitig in meranischen Diensten erschienen und sich nach ihrem Burgsitz auf dem Schlossberg nannten.[3] Allerdings gab es schon im 12. Jahrhundert urkundliche Nennungen dieses Namens, die sich zwar aufgrund unterschiedlicher Schreibweisen nicht zweifelsfrei diesem Adelsgeschlecht zuordnen lassen, die aber bereits ein Vasallenverhältnis zu den Grafen von Andechs dokumentieren. Die heutige Stadt Sonneberg wurde damals noch als „Stätlein zu Röthen unter der Burg Sunnenberg“ bezeichnet. Die Burganlage selbst wurde 1260 im Zusammenhang mit einer Erbstreitigkeit eindeutig auf dem Schlossberg lokalisiert.

Die Burg als Sitz der Herren von Sonneberg

Hauptartikel: Sonneberg (Adelsgeschlecht)

Zuverlässige Nachrichten über die Geschichte der Burg und des Adelsgeschlechtes sind rar, da das Hauskloster der Herren von Sonneberg, Kloster Sonnefeld, durch zwei Brände (1380 und 1634) jeweils bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Die spärlichen Überlieferungen berichten übereinstimmend, dass die Herren von Sonneberg in der Öffentlichkeit wenig martialisch als „Kirchenmänner“ in Erscheinung traten. Diese Beschreibung entspricht dem konsequenten Eintreten der Familie für die Kirchenreformbewegung der Zisterzienser und möglicherweise auch den erfolgreichen kirchlichen Laufbahnen anderer Zweige der Familie. Das Haus Sonneberg war daher wohl eher ein Verwaltungssitz als eine mittelalterliche Verteidigungsanlage. Die exponierte Lage auf dem Sporn des Schlossberges dürfte auch mit einfacheren Umfassungsmauern und Wehrbauten einen ausreichenden Schutz der Burganlage gewährleistet haben.

Unterhalb der Burg, am Fuß des Schlossberges, befand sich ein Gutshof. Julius Rebhahn stieß bei Recherchen in Archiven auf Hinweise auf eine seit ältester Zeit überlieferte, vermutlich karolingische Taufkapelle.[4] Unter der Leitung des damaligen Direktors des Deutschen Spielzeugmuseums Otto Keil legte eine Gruppe aus Heimatforschern 1961 in einem unzugänglichen Keller unter einem Gebäude am Rande der Altstadt, dem Gerichtssteig 1, eine Sandsteinhöhle mit einem erhabenen lateinischen Kreuz an der Westwand und einer Quellstelle im Sandsteinfußboden frei, eine eindeutige Datierung des Fundes gelang jedoch trotz Hinzuziehung von Experten aus beiden deutschen Staaten nicht. Unmittelbar neben dieser Fundstelle stand der Adelssitz, in den Überlieferungen Kemenate genannt. Nicht weit entfernt, in der Unteren Marktstraße, wurde eine ähnliche Kreuzdarstellung in einer Kelleranlage gefunden.[5]

Die Burg als Teil der Pflege Coburg und Sachsen-Coburg

1317 erwarb die Grafschaft Henneberg die Burg der inzwischen ausgestorbenen Herren von Sonneberg und gab sie den mit den Sonnebergern verwandten Herren von Schaumberg zu Lehen. Gräfin Jutta von Henneberg verpfändete die Burg 1350 an ihren Schwiegersohn, den Burggrafen Albrecht den Schönen von Nürnberg.[6] Als Teil der Pflege Coburg fiel die Burg Sonneberg 1353 an das Haus Wettin und wurde zum militärischen Stützpunkt. Spätestens in dieser Phase wurde sie wehrhaft ausgebaut und erhielt einen Bergfried mit quadratischem Grundriss. 1361 wurde eine Schlosskapelle geweiht. Im Jahr 1451 vertrieb Herzog Wilhelm der Tapfere mit Hilfe Erfurter Truppen den Ritter Apel Vitzthum von der Burg Sonneberg und damit aus der gesamten Pflege Coburg.

Unter der Herrschaft der sächsischen Kurfürsten wurde die Burg Sonneberg Sitz eines Amtmanns und Schössers aus dem Rittergeschlecht von Wallenrod, bis dessen Amtssitz nach einem Brand, der das Schloss 1596 schwer beschädigte, vom Schlossberg auf den Gutshof in der Stadt verlegt wurde. Der neue Amtssitz war ein Komplex bescheidener Gebäude, die nach und nach auf dem Gut unterhalb der Burg entstanden. Das Hauptgebäude, das Schlößchen, war später Amtshaus und Kreisgericht. Der Dresselsche Hof, der bereits in der Zeit der Herrschaft Sonneberg existierte, diente schon Graf Heinrich VIII. von Henneberg als Winterwohnsitz und wurde von Herzog Wilhelm zum Witwensitz ausgebaut. Durch die Verlegung des Amtssitzes wurde er zur Wohnstätte des Amtshauptmanns. Daneben entstanden ein Oberamtshaus und die alte und die neue Frohnfeste. Etwas bergauf Richtung Wehd stand das alte Amtshaus oder Berghaus, das jedoch schon früh verfallen war. Die alte Post, ursprünglich ein Hofhaus, war der Sitz des Amtsvogtes, nachdem das Berghaus abgetragen war. Diejenigen Gebäude, die im 19. Jahrhundert noch existierten, wurden in ihrer ursprünglichen Form wahrscheinlich bei einem verheerenden Stadtbrand, der 1840 die gesamte Innenstadt von Sonneberg vernichtete, zerstört.

Zerstörung der Burg

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden auf der Burg letztmalig Reparaturen durchgeführt.[7] 1635 wurde die Burg während des Dreißigjährigen Krieges durch kaiserliche Truppen geplündert und angezündet. 1639 zerstörte ein Unwetter die gesamte Burganlage, die in der Folge als Steinbruch diente. Nach Verkauf der inzwischen verfallenen Anlage an einen Adeligen F.A. Kohlhaas zu Mürschnitz ließ dieser die noch vorhandenen Mauerpartien abtragen, um die Steine für sein neu zu bauendes Haus am Stadtrand zu gebrauchen. Das Grundstück wurde danach parzelliert und verkauft.[1]

Das neue Schlossberggebäude

Der herzöglich sachsen-meiningische „Augustenverein“ errichtete von 1844 bis 1850 an der Stelle der alten Schlossanlage nach Plänen des Architekten Carl Alexander Heideloff ein Schützenhaus im neugotischen Stil mit einem Aussichtsturm, der 1877 noch einmal auf 20 m erhöht wurde und seine charakteristische Turmhaube bekam. Der Komplex auf dem Schlossberg wurde schnell zum beliebten Ausflugsziel. Das ursprüngliche Schützenhaus wurde 1950 abgerissen. Zwischen 1950 und 1953 bauten die einheimischen Architekten Richard Marsiske und Hans Malsch den gesamten Gebäudekomplex um. Dabei orientierten sie sich an dem so genannten „Stil der nationalen Tradition“, einer Art Neo-Klassizismus, die die Nachkriegsarchitektur bis Mitte der 1950er Jahre bestimmen sollte. Das Innere des Saals wurde damals durch die Künstler Otto Keil, Karl Staudinger und Karl Müller gestaltet. 1997 wurde das Schlossberggebäude nochmals durch einen Anbau erweitert. Heute wird dieses Gebäudeensemble als Hotel genutzt.

Baubeschreibung

Nach dem Brand des Schlossgebäudes 1596, den Brandschatzungen während des Dreißigjährigen Krieges 1635 und einem schweren Unwetter 1639 war die Burganlage stark beschädigt und verfiel in der Folgezeit vollständig. Mitte des 19. Jahrhunderts waren nur noch einige Gräben und Wälle erkennbar. Heute kann der mittelalterlichen Burganlage noch ein Wallrest unterhalb des Schlossbergplateaus zugewiesen werden, der allerdings sehr verschliffen und durch jüngere Planierungsarbeiten überprägt ist. Bei einer Erweiterung der modernen Schlossberggebäude 1927/28 konnte der Sonneberger Lehrer und Heimatforscher Paul Kuntze Mauerwerksreste mit Buckelquadern sichern und dokumentieren.

Literatur

  • Michael Köhler: «Sonneberg». Thüringer Burgen und befestigte vor- und frühgeschichtliche Wohnplätze. Jenzig-Verlag, Jena 2001, ISBN 3-910141-43-9, S. 234.
  • Prof. Frieser (Sonneberg): Sonneberg. In: Georg Voss (Hrsg.): Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Herzogthum Sachsen-Meiningen, Kreis Sonneberg. Amtsgerichtsbezirk Sonneberg. Heft XXI. Gustav Fischer Verlag, Jena 1899, S. 36 f.

Einzelnachweise

  1. a b Prof. Frieser (Sonneberg): Sonneberg. In: Georg Voss (Hrsg.): Bau- und Kunst-Denkmäler Thüringens. Herzogthum Sachsen-Meiningen, Kreis Sonneberg. Amtsgerichtsbezirk Sonneberg. Heft XXI. Gustav Fischer Verlag, Jena 1899, S. 36 f.
  2. August Schleicher: Volkstümliches aus Sonneberg im Meininger Oberlande - Lautlehre der Sonneberger Mundart. H. Böhlau, Weimar 1858, S. XV.
  3. Thüringen. In: Hans Patze (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 9. Alfred-Kröner-Verlag, Stuttgart 1989, ISBN 3-520-31302-2, S. 408.
  4. Th. Schwämmlein: Die cella in Sonneberg, Urgeschichte und Heimatforschung, Heft 25, Weimar 1988, S. 36 – 42.
  5. Th. Schwämmlein: Landkreis Sonneberg. Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Thüringen, Altenburg 2005, S. 433 f.
  6. Prof. G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meinigen, Band 2: Die Topographie des Landes, Verlag Brückner und Renner, Meinigen 1853, S. 442 f.
  7. Matthias Merian: Topographia Franconiae, Frankfurt 1648, S. 126