Campagnolo ist ein italienisches Unternehmen mit Hauptsitz in Vicenza, Italien, das vorwiegend hochwertige Fahrradkomponenten und -bekleidung herstellt. Der Markenname wird von Fahrradenthusiasten oft als Campa oder Campy abgekürzt. Das Unternehmen wurde 1933 von Tullio Campagnolo gegründet.
Campagnolo | |
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Rechtsform | S.r.l. |
Gründung | 1933 |
Sitz | Vicenza, ![]() |
Mitarbeiterzahl | 690 |
Branche | Herstellung von Fahrradkomponenten |
Website | Campagnolo |
Geschichte und Technik
Tullio Campagnolo war Radrennfahrer und hatte im italienischen Ort Vicenza eine kleine Werkstatt. Bei einem Radrennen am 11. November 1927 verlor er am Pass Croce d'Aune in den Dolomiten viel Zeit bei dem Versuch, im Schneetreiben das Hinterrad loszuschrauben und umzudrehen (damals die einzige Methode, unterwegs die Übersetzung zu ändern). Daraufhin ersann er eine Lösung, um den Laufradwechsel zu vereinfachen und beschleunigen: Er erfand den Schnellspanner für Fahrradnaben. 1930 erfand er die Gestänge-Kettenschaltung.
Es folgte die Parallelogramm-Gelenkschaltung als Weiterentwicklung der Gestängeschaltung. Dieser Schaltungstyp ist noch heute die Grundlage aller Kettenschaltungen. Tullio zog sich vom aktiven Radsport zurück, um sich ganz dem Bau vom Fahrradkomponenten zu widmen.
1940 stellte er seinen ersten Angestellten ein; 1950 wurden bereits 123 Mitarbeiter bei Campagnolo beschäftigt. 1955 wurde die erste komplette Komponentengruppe für Fahrräder vorgestellt. Bereits in den 1940ern begann man, den Namen Campagnolo auch auf Ausrüstungsgegenständen und Bekleidungsstücken von Radrennfahrern zu verwenden. Berühmte Rennfahrer, wie etwa der legendäre Fausto Coppi, trugen Campagnolo. Diese Bekleidungs- und Ausrüstungsteile wie Trikots, Mützen und Trinkflaschen produzierte Campagnolo jedoch nicht selbst, sondern bezog sie von Zulieferern.
Erst Ende der 1990er-Jahre ging die Firma dazu über, diese Artikel selbst herzustellen und zu vertreiben. Dazu entstand im Jahr 2003 die Campagnolo Sportswear S.r.l.. Im Jahr 2004 kam die Firma Fulcrum Wheels S.r.l. hinzu, die das Angebot von hochwertigen Campagnolo-Laufrädern für Rennräder ergänzen sollte. Seit 2009 bietet Fulcrum Wheels auch ein vollständiges Sortiment von Laufrädern für Mountain Bikes an.[1]
Campagnolo beschäftigt rund 350 Mitarbeiter[1] und erzielte im Geschäftsjahr 2004/2005 einen Jahresumsatz von 101 Millionen Euro. Einziger Produktions- und Firmenstandort ist der Hauptsitz in Vicenza. Nachdem Campagnolo in den 1990er-Jahren auch BMX, Tandem, ATB- und Mountainbike-Komponenten (Gruppen Euclid, Chorus ATB, Olympus, Centaur, Icarus und Record OR), Motoren für Rennsport, Hubschrauberbauteile, Satelliten und Rüstungsprojekte, früher auch Felgen und andere Komponenten für die Formel 1 produzierte, hat sich Campa aus diesem Markt wieder zurückgezogen und stellt momentan ausschließlich Komponenten für Rennräder her.
Technik
Technische Neuentwicklungen der jüngeren Vergangenheit waren unter anderem der 10-fach-Antrieb (rechnerisch bis zu 30 Gänge möglich), der massive Einsatz von Carbon in Komponenten, sowie das G3-Einspeichsystem bei Laufrädern. Bereits Ende der 1990er-Jahre erprobte Campagnolo eine elektrische Schaltung, die auch bereits an Rädern von Profis aus GS1- bzw. ProTour-Mannschaften während bedeutender Wettkämpfe (beispielsweise der Tour de France, Paris Roubaix, Paris-Nizza) erprobt wurde. Eine Markteinführung fand aber bis heute nicht statt. Seit 2009 produziert Campagnolo die erste mechanische 11-fach-Schaltung. Neben der Herstellung von Rennradgruppen macht die Herstellung von Laufrädern den zweiten großen Anteil des Unternehmensgeschäfts aus. Seit Anfang des neuen Jahrtausends bietet Campagnolo seine Laufräder ab Werk auch mit Shimano-kompatiblen Naben an.
Mitbewerber
Direkte Konkurrenten sind das japanische Unternehmen Shimano und seit 2006 mit dem US-amerikanischen Fahrradkomponentenhersteller SRAM noch ein weiterer Mitbewerber. Campagnolo teilt sich mit diesen Unternehmen den Markt der Komplettanbieter von Rennradkomponenten praktisch vollständig, wobei Campagnolo in den letzten Jahrzehnten große Marktanteile an Shimano verloren hat.
Produkte
Aktuelle Rennradgruppen ab Saison 2009
(in qualitativ absteigender Reihenfolge)
- Super Record / 11-fach, (schwarz, viel Carbon und Titan)
- Record / 11-fach, (Alu, Carbon)
- Chorus / 11-fach, (Alu, Carbon)
- Athena / 11-fach (Alu, Carbon)
- Centaur / 10-fach, (Komplettausführung wahlweise Aluminium oder mit Carbonteilen)(bis 2002: Daytona, bis 2000: Athena)
- Veloce / 10-fach, (schwarz)
Spezialkomponenten ab Saison 2009
- Pista: Für Bahnräder mit starrer Nabe und Einzelkettenblättern
- Time Trial: Für Zeitfahrräder mit Lenkerendschalthebeln, Bremshebeln ohne Schaltmechanismus und größeren Kettenblättern (bis 55 Zähne)
- Triple: Dreifach-Kettenblattgarnitur mit zugehörigem Umwerfer
Nicht mehr hergestellte Rennradgruppen
- Mirage (bis 2008, 10-fach)
- Xenon (bis 2008, 10-fach)
- Avanti (älter, 8-fach)
Angekündigte Neuerungen 2009/2010
- Veloce / 11-fach, (Alu), qualitativ etwa der Centaur entsprechend [2]
Weblinks
- Campagnolo-Homepage (mehrsprachig)
Einzelnachweise
- ↑ a b Geschichte von Campa. Campagnolo, abgerufen am 18. Oktober 2009.
- ↑ TOUR, 07/2009