Mainfränkische Platten

Naturraum in Deutschland
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Die Mainfränkischen Platten sind eine weitgehend unbewaldete Landschaft der Muschelkalkstufe des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes. Sie bilden die größte naturräumliche Haupteinheitengruppe im nordbayerischen Regierungsbezirk Unterfranken.[1] Der Landschaftsstreifen aus Gesteinen des Muschelkalks und Lettenkeupers mit verbreiteter Lössauflage ist vom Relief her überwiegend flachwellig mit wenigen eingeschnittenen Tälern und stark von Ackerbau dominiert. Damit unterscheidet sich die Landschaft stark von den reliefreichen und bewaldeten Höhenzügen aus Gesteinen des Buntsandsteins in Westen (Spessart, Rhön) und Norden (Salzunger Werrabergland, Südliches Vorland des Thüringer Waldes) sowie des Sandsteinkeuper im Osten (Haßberge, Steigerwald).

Mainfränkische Platten (D 56)

Lage

Die Mainfränkischen Platten (13=D56)[2] bilden innerhalb der Großlandschaft des Südwestdeutschen Schichtstufenlandes deren nördlichste naturräumliche Haupteinheitengruppe. Im Westen grenzt die Haupteinheitengruppe Odenwald, Spessart und Südrhön (14=D55), im Osten das Fränkische Keuper-Lias-Land (11=D59). Nach Südwesten folgt der Grenzverlauf zu den Neckar- und Tauber-Gäuplatten (D 57) in etwa der Ländergrenze BayernBaden-Württemberg, weicht jedoch leicht von der politischen Grenze ab.

Deutlicher ist der Landschaftswechsel im Norden, zur Mittelgebirgsschwelle. Hier grenzen im Dreiländerbereich Thüringen-Bayern-Hessen Thüringisch-Fränkisches Mittelgebirge (39=D48, östlicher Norden) und Osthessisches Bergland (35=D47, westlicher Norden)[3]

Naturräumliche Gliederung

Die Mainfränkischen Platten werden naturräumlich wie folgt in Haupteinheiten (dreistellig) und Untereinheiten (Nachkommastellen) aufgeteilt: [4][5][6]

Die Einheiten 1381 Grabfeld und 1382 Werra-Gäuflächen werden unter der Übereinheit 138 Grabfeldgau zusammengefasst, stellen jedoch je eigenständige Haupteinheiten dar. Dass diese nicht je eigene dreistellige Ziffern erhalten haben, ist dem Zehnersystem geschuldet.[6]

Kurzbeschreibung der Haupteinheiten

Das Bundesamt für Naturschutz hat deutschlandweit Landschaftssteckbriefe herausgegeben, die sich weitgehend nach der naturräumlichen Gliederung richten und meistens eine Haupteinheit beschreiben. Wesentlichster Unterschied ist der, dass Verdichtungsräume immer gesondert ausgewiesen werden.[7]

Nachfolgend eine Tabelle aller Landschaften der Mainfränkischen Platten, über die ein BfN-Landschaftssteckbrief existiert:

Einheit

Name

Lage[8]
[zum Main][9]
Fläche
[km²]
Landschaftscharakteristik

Relief

Geologie/
Böden[10]
Bemerkungen

130 Ochsenfurter Gau und Gollachgau S
[l]
561 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft flachwellig Löss, Lettenkeuper
131 Windsheimer Bucht S(SO)
[l]
193 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft flachwellig Lettenkeuper, Gipskeuper südlichste Einheit, in einer westlichen Einbuchtung zwischen Steigerwald und Frankenhöhe
132 Marktheidenfelder Platte SW
[l]
574 Gehölz- bzw. waldreiche ackergeprägte Kulturlandschaft mäßig bis stark Muschelkalk zwischen Maindreieck und Mainviereck
133 Mittleres Maintal
(ohne Würzburg)
(S)
[M]
196 Kulturlandschaft mit Weinbau Sohlenkerbtal Muschelkalk, Schotter Maindreieck
133.V Würzburg[11] Z-SW
[M]
62 Naturferner städtischer Verdichtungsraum schwach einige Rand-Stadtbereiche auf Hochflächen angrenzender Einheiten [12]
134 Gäuplatten im Maindreieck Z(-S)
[r]
389 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft flachwellig Lettenkeuper, Löss Südosthälfte des Maindreiecks
135 Wern-Lauer-Platte
(ohne Nordwesten)
W(-Z)
[r]
Gehölz- bzw. waldreiche ackergeprägte Kulturlandschaft mäßig bis stark Muschelkalk, Lettenkeuper Westen des Maindreiecks
135.5-6 Hammelburg-Münnerstädter Wellenkalkgebiet W
[r]
244 Heide-bzw. magerrasenreiche Waldlandschaft relativ stark Muschelkalk Zone nördlich Linie Karlstadt-Münnerstadt bis Saaletal, schließt auch kleine Teile im äußersten Westen von 135.3 ein
136 Schweinfurter Becken
(ohne Schweinfurt)
Z [M] 116 Ackerbaugeprägte offene Kulturlandschaft flach Gipskeuper, Schotter und Flugsand um den Verdichtungsraum Schweinfurt
136.V Schweinfurt[11] Z
[M]
40 Naturferner städtischer Verdichtungsraum schwach nordöstliche Stadtteile im Hesselbacher Waldland
137 Steigerwaldvorland
(ohne Mainaue)
(S)O 588 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft weitgehend flach
(außer an Störungszonen)
Keuper, Flugsand zwischen Maindreieck und Steigerwald
137.? Mainaue zwischen Schweinfurt und Bamberg O
[M-]
70 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft flache Talsohle Schotter, Auesedimente Nur der Westen liegt im Bereich der Mainfränkischen Platten![13]
1381 Grabfeld N
[r]
901 Ackergeprägte offene Kulturlandschaft mäßig Muschelkalk, Keuper, Löss zwischen Rhön, Werra-Gäuflächen und Haßbergen[14]
1382 Werra-Gäuflächen N
[r]
672 Gehölz- bzw. waldreiche ackergeprägte Kulturlandschaft eher stark Muschelkalk nördlichste Einheit, weitgehend in Thüringen gelegen - zwischen dem Vorland des Thüringer Waldes und der nördlichen Rhön
139 Hesselbacher Waldland Z-N
[r]
255 Waldreiche Landschaft stark Muschelkalk zwischen Schweinfurt und Grabfeld - Kissingen-Haßfurter Sattel- und Störungszone

Geologie und Tektonik

Die geologische Haupteinheit der Mainfränkischen Platten sind leicht (durchschnittlich knapp 2°) nach SO einfallende Sedimentgesteine aus der Zeit des Muschelkalks. Es handelt sich überwiegend um harte Kalksteine und Dolomite. Der Mittlere Muschelkalk führt dagegen bedeutende Anteile an Evaporiten. Im Westen der Mainfränkischen Platte werden in Tälern auch die tiefer liegenden Ton- und Sandsteine des Buntsandsteins angeschnitten, die Osthälfte trägt weitflächig eine Auflage von Lettenkeuper (Unterer Keuper), eine Folge tonig-mergeliger Gesteine mit vielen Kalk- und Sandsteinbänken. Am Ostrand tritt stellenweise toniger Gipskeuper (Mittlerer Keuper) zutage.[15][16]
Durch tektonische Verbiegungen und Brüche wird dieses Grundprinzip regional modifiziert. Die Hauptstörungsrichtung ist NW-SO. In gleicher Streichrichtung verlaufen Sattel-Mulden-Strukturen in der Nordhälfte der Mainfränkischen Platte. Von Bedeutung ist die Kissingen-Hassfurter Störungszone zwischen Schweinfurter Mulde und Grabfeld-Mulde. Dagegen streichen in der Südhälfte der Platten (um Würzburg) die Sattel-Mulden-Strukturen SW-NO, beispielsweise der bekannte Thüngersheimer Sattel. [17]
Über den triassischen Gesteinen liegt weitflächig kaltzeitlicher Löss, oder - bei geringeren Distanzen zum Auswehungsgebiet - Flugsand. In lössfreien Gebieten befinden sich verbreitet Solifluktionslagen an der Oberfläche.

Klima und Landschaft

Im Bezug auf die umgebenden Naturräume sind die Mainfränkischen Platten, im Lee von Spessart und Rhön, mit 550-600 mm relativ trocken, bei Jahresdurchschnittstemperaturen zwischen 8,5 und 9,5°C. [18] Die Problematik der Trockenheit wird regional durch karstanfälligen Kalksteine des Muschelkalks verstärkt, da das Gestein geringe Speicherkapazitäten aufweist.
In den verkarstungsfähigen Gesteinen des Muschelkalks gibt es grundsätzlich wenige oberirdische Fließgewässer. Die gleichzeitige Erosionsbeständigkeit des Kalksteins resultiert in steil eingeschnittenen Flusstälern, wenn Muschelkalk angeschnitten wird (oft wird das Maintal als eigene naturräumliche Einheit angesehen[19]). In reliefreicheren Muschelkalkgebieten existiert häufig Waldbedeckung als dominierendes Landschaftsmerkmal. Die Böden sind hier meist Rendzinen.
Die Auflage aus weichem Lettenkeuper auf den weiten Flächen sorgt für ein ausgeglicheneres Relief in der Osthälfte der Mainfränkischen Platten. Die weithin verbreitete Lössauflage verstärkt diese Wirkung. Die verbreitete Bodengesellschaft sind Parabraunerden aus Löss. Die gut zu bearbeitenden und fruchtbaren, jedoch erosionsempfindlichen Böden stehen seit Jahrhunderten unter intensiver ackerbaulicher Nutzung. Das weiträumige offene Landschaftsbild der Mainfränkischen Platten erfährt hierdurch seine charakteristische Prägung.

Siehe auch

Literaturempfehlung

MÜLLER, JOHANNES, 1996: Grundzüge der Naturgeographie von Unterfranken. (=Fränkische Landschaft 1) Justus Perthes Verlag, Gotha.

http://www.bfn.de/geoinfo/landschaften/

Einzelnachweise

  1. MÜLLER, JOHANNES, 1996: Grundzüge der Naturgeographie von Unterfranken. (=Fränkische Landschaft 1) Justus Perthes Verlag, Gotha. S. 56
  2. a b Die zweistelligen Ziffern ohne "D" sind Haupteinheitengruppen nach der Bundesanstalt für Landeskunde, die durch das Bundesamt für Naturschutz umnummeriert und mit vorgestelltem "D" versehen wurden. In ihren Grenzen unterscheiden sie sich in den hier besprochenen Regionen indes nicht.
  3. Haupteinheitengruppen nach BfN - PDF, 1,22 MB
  4. Kartendienste des BfN
  5. E. Meynen und J. J. Schmithüsen: Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands Band 2 - Bundesanstalt für Landeskunde, zweite Lieferung Remagen 1955, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960
  6. a b Verschiedene Autoren: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten in Einzelblättern - Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1959-1970; eingeklammerte Blätter haben nur marginalen Anteil, mit einem Stern (*) gekennzeichnete Einzelblätter sind bislang nicht in die Aufstellung eingeflossen.
    • Blatt 140: Schweinfurt (Brigitte Schwenzer 1968)
    • Blatt 141: Coburg (H. Späth 1987)*
    • Blatt 152: Würzburg (H. Mensching, G. Wagner 1963)*
    • Blatt 153: Bamberg (nicht erschienen, betrifft nur 137 und 139)*
  7. Landschaftssteckbriefe des BfN
  8. Lage innerhalb der Mainfränkischen Platten - Zentrum-West-Nord-Ost-Süd
  9. [l]=linksmainisch (südlich), [r]=rechtsmainisch (nördlich), [M]=Maintal
  10. nach: Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.), 1996: Geologische Karte von Bayern 1:500 000. 4. neubearb. Aufl., München.
  11. a b (plus angrenzende Orte)
  12. Norden: Wern-Lauer Platte, Osten: Gäuplatten im Maindreieck, Süden: Ochsenfurter Gau und Gollachgau, Westen: Marktheidenfelder Platte)
  13. Verlauf entlang des Maintals zwischen Schweinfurter Becken und Verdichtungsraum Bamberg. Der Ostteil stellt den Norden der Einheit Steigerwald und die Abgrenzung zu den Haßbergen innerhalb des Fränkischen Keuper-Kias-Landes (11=D59) dar.
  14. Das historische Grabfeld entspricht dem Kernraum der naturräumlichen Haupteinheit, die überdies die östlichen Ausläufer bis Coburg und die südlichen Ausläufer zwischen Hesselbacher Waldland und Haßbergen umfasst, welche bis zur Mainlinie reichen.
  15. Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.), 1996: Geologische Karte von Bayern 1:500.000. 4. neubearb. Aufl., München.
  16. Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.), 1982: Geologische Karte von Bayern 1:25.000 Blatt Nr. 5927 Schweinfurt mit Erläuterungen. Von Josef Schwarzmeier.
  17. Tektonische Karte von Bayern 1:1.000.000 (=Beilage 8 zu: Bayerisches Geologisches Landesamt (Hrsg.), 1996: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:500 000. 4. neubearb. Aufl., München.)
  18. MÜLLER, JOHANNES, 1996: Grundzüge der Naturgeographie von Unterfranken. (=Fränkische Landschaft 1) Justus Perthes Verlag, Gotha. S. 76f.
  19. MÜLLER, JOHANNES, 1996: Grundzüge der Naturgeographie von Unterfranken. (=Fränkische Landschaft 1) Justus Perthes Verlag, Gotha. Karte auf S. 166f. und das entsprechende Kapitel 8 „Das Maintalsystem“ ab S. 173