Produktkonfigurator
Definitionen
Allgemein
Einfach ausgedrückt sind Produktkonfiguratoren Software-Programme (siehe auch Generative Programmierung), mit denen Produkte (Konsumgüter und Investitionsgüter) kundenindividuell erzeugt werden können. Der Begriff Konfigurator wird hier oft synonym benutzt. Der Begriff Produktkonfigurator (und Konfigurator) ist nicht einheitlich definiert. Die Bandbreite reicht von PKW-Konfiguratoren bis zu Systemen die automatisch alle Produktdaten (3D-CAD-Daten, Zeichnungen, Stücklisten, Angebote, Grafiken, usw.) erzeugen.
McKinsey & Company
Produktkonfiguratoren sind multifunktionale, rechnergestützte Systeme, die als Schnittstelle zwischen Vertrieb und wertschöpfungsnahen Funktionen stehen. Sie dienen zur informationstechnischen Wissens- und Aufgabenintegration mit dem Ziel, die Verkaufs- und Aufgabenabwicklungsprozesse effektiv und effizient zu unterstützen.
Warum Produktkonfiguration?
Die Forderung der Märkte nach der Individualisierung von Produkten erfordert von produzierenden Unternehmen die Realisierung individueller, maßgeschneiderter Kundenwünsche. Die Auseinandersetzung mit dieser Aufgabe ist für viele Unternehmen überlebenswichtig, insbesondere, um Marktposition, Alleinstellungsmerkmale und nicht zuletzt unser deutsches Preisniveau im internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Die Beherrschung der Produktkomplexität und Variantenvielfalt sowohl während der Auftragsgewinnung (Vertrieb), als auch in der Auftragserfüllung (Konstruktion und Produktion) ist dabei von entscheidender Bedeutung. Die bisherige Möglichkeit, aus einer Vielzahl an Produktvarianten auszuwählen, ist heute alleine nicht mehr ausreichend. Der Kunde möchte über das Standardangebot an Varianten hinaus maßgeschneidert Produkte und Systemlösungen bestellen. Dabei wird er keine Einbußen hinsichtlich Preis, Qualität, Lieferzeit und Service hinnehmen. Anbieter müssen individuell auf Kundenanfragen reagieren und dabei in der Lage sein, schnellstmöglich kalkulationssichere und technisch geklärte Angebote abzugeben, bei denen sichergestellt ist, dass sie kosten- und qualitätsoptimiert gefertigt und termintreu geliefert werden können.
Dieser Marktforderung nach Individualisierung steht aber auch der unternehmensinterne Zwang zur Standardisierung entgegen.
Arten von Produktkonfiguratoren
Im Bereich der Konsumgüter / Business to Customer (B2C)
Konfiguratoren werden hier u.a. eingesetzt um ein sog. Mass-Customization zu realsieren. Darunter versteht man eine kundenindividuelle Massenproduktion. Ziel ist es, kundenindividuelle Produkte herzustellen, allerdings zu Kosten, die nicht höher bzw. nur geringfügig höher als in einer klassischen Massenproduktion hergestellte Standardprodukte sind. Typische Systeme sind z.B. Konfiguratoren für Fahrzeuge, Fahrräder, Computer, Möbel und Bekleidung. Meist sind diese Systeme im Internet verfügbar und an sog. Shop-Systeme angebunden, wo die Produkte gleich bestellt werden können.
Als Ergebnis der Konfiguration erhält der Kunde ein individuelles Angebot, das meist begleitend mit weiteren Informationen wie Bildern, Grafiken usw. zur Verfügung gestellt wird.
Die Betreiber dieser Konfiguratoren können das Nachfrageverhalten auswerten und ihr Produktangebot entsprechend steuern und anpassen. Bestellt der Kunde, so können die Konfigurationsdaten (im günstigsten Fall) im Auftragserfüllungsprozess weiterverarbeitet werden.
Im Bereich der Investitionsgüter / Business to Business (B2B)
Computer Aided Selling-Konfiguratoren
Computer Aided Selling (CAS)-Konfiguratoren kommen meist dann zur Anwendung, wenn komplexe Produkte mit vielen Optionen konfiguriert werden sollen. Ziel ist es, aus dem verfügbaren Spektrum an Komponenten und Optionen eine oder mehrere baubare Varianten (Alternativen) abzuleiten und zu bewerten und dafür jweils einen Preis zu ermitteln.
Im Vordergrund steht hier die schnelle und akkurate Reaktion auf Kundenanfragen im technischen Vertrieb in Form von Angeboten und sonstigen im Vorfeld der Auftragsabwicklung notwendigen Daten und Informationen.
Diese Systeme bieten oft auch folgende CRM-Funktionen:
- Kunden- und Ansprechpartnerverwaltung
- Kontaktmanagement
- Dokumentenmanagement
- Projekt- / Objektverwaltung
- Angebotsverwaltung
- Verkauf im Internet (Shop)
- Angebotserstellung
- Preislisten
- Auftragsbestätigung
- Datenaustausch (Replikation) zwischen Innen- und Außendienst
- Auftragsgenerierung
- Statistiken und Auswertungen
Folgende Produktdaten werden erzeugt:
- Angebote
- Variantenstücklisten
- Arbeitspläne
Anwender dieser Technologie sind:
- Kunden und Interessenten
- Vertriebsmitarbeiter (Außendienst und Innendienst)
ERP-Konfiguratoren
ERP-Konfiguratoren kommen meist dann zur Anwendung, wenn komplexe Produkte mit vielen Optionen konfiguriert werden sollen. Ziel ist es, aus dem verfügbaren Spektrum an Komponenten und Optionen eine baubare Variante abzuleiten.
Hersteller von ERP-Systemen bieten Variantenkonfigurationssysteme an. Hier wird die Produktstruktur mit Maximalstücklisten, Maximalarbeitsplänen und Beziehungswissen definiert. Insbesondere SAP siedelt das entsprechende Produkt im Bereich von Produktlebenszyklusmanagement (PLM), Customer Relationship Management (CRM) und Supply Chain Management (SCM) an. Das Ergebnis einer Konfiguration sind Stückliste und Arbeitsplan, die im Wesentlichen der Material- und Ressourcenplanung dienen.
Folgende Produktdaten werden erzeugt:
- Variantenstücklisten
- Arbeitspläne
Anwender dieser Technologie sind:
- Vorwiegend Vertriebsmitarbeiter (Außendienst und Innendienst)
- Kunden
CAD-Konfiguratoren
Bei CAD-Konfiguratoren steht die Verwendung des aus der Produktkonfiguration entstandenen, parametrischen 3D-Datenmodells, von zugehörigen Zeichnungen und weiterer technologischer Daten entlang der gesamten Prozesskette vom Marketing bis zur Montage des Produktes im Vordergrund.
Die generelle Idee ist, auch die in Induststrieunternehmen vorhandenen, parametrischen 3D-CAD-Systemen sowie existierende Berechnungs- und Auslegungsprogramme für die Produktkonfiguration zu verwenden. Darüber hinaus können meist auch ERP-, PDM- und CRM-Systeme über Schnittstellen mit eingebunden werden. Der Konfigurator dient dabei als Fernsteuerung der genannten Systeme und Programme.
Diese Produktdaten stehen am Ende einer CAD-Konfiguration zur Verfügung:
- native und neutrale 3D-CAD-Baugruppen (Autodesk Inventor, CATIA, Pro/ENGINEER, SolidWorks, Solid Edge, UGS, STEP, IGES, STL, VRML, ...)
- native und neutrale 3D-CAD-Einzelteile (Autodesk Inventor, CATIA, Pro/ENGINEER, SolidWorks, Solid Edge, UGS, STEP, IGES, STL, VRML, ...)
- native und neutrale CAD-Zeichnungen (CAD, IGES, DXF, DWG, TIFF, EPS, ...)
- Angebote, Verträge (Textverarbeitung und PDF)
- Stücklisten (ASCII, Tabellenkalkulation und PDF)
- Auslegungsdaten (ASCII, Tabellenkalkulation und PDF)
- Bilder und Grafiken (PDF, JPEG, GIF, BMP, TIFF, EPS, ...)
Anwender dieser Technologie sind:
- Kunden und Interessenten
- Vertriebsmitarbeiter (Außendienst und Innendienst)
- Konstrukteure