Moschellandsbergit

Mineral, Amalgam
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Moschellandsbergit, auch kurz Landsbergit genannt oder als γ-Amalgam[2] bezeichnet, ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Elemente, genauer eine natürliche Legierung aus etwa 26 bis 27 % Silber und 74 bis 73 % Quecksilber. Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ag2Hg3 und entwickelt undurchsichtige und meist flächenreiche, dodekaedrische Kristalle, aber auch körnige bis massige Mineral-Aggregate von silberweißer Farbe und stark metallischem Glanz.

Moschellandsbergit, Landsbergit
Moschellandsbergit aus der Grube „Carolina“, Landsberg, Obermoschel, Rheinland-Pfalz (Größe: 0,4 x 0,4 x 0,4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Ag2Hg3
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Metalle, Legierungen, intermetallische Verbindungen
System-Nummer nach
Dana

01.01.08.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse; Symbol kubisch-hexakisoktaedrisch [1]
Häufige Kristallflächen (110) oder (211), untergeordnet auch (111), (110), (310) und andere[2]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm3) 13,5
Spaltbarkeit gut
Bruch; Tenazität muschelig
Farbe silberweiß
Strichfarbe silberweiß
Transparenz undurchsichtig
Glanz Metallglanz
Radioaktivität nicht radioaktiv

Besondere Eigenschaften

Vor dem Lötrohr schmilzt Moschellandsbergit und bildet ein Silberkorn.[2]

Etymologie und Geschichte

1442 wird der Abbau von Silber und Quecksilber am Moschellandsberg bei Obermoschel erstmals urkundlich erwähnt. Bei dem beschriebenen Hartsilber ist zumindest ein sehr wahrscheinlicher Hinweis, da es sich bei Landsbergit um ein sprödes Mineral handelt. Gültig (nach IMA) beschrieben und nach dem ersten Fundort Moschellandsberg benannt wird Landsbergit erst 1938 durch Berman und Harcourt[3].

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Moschellandsbergit zur Abteilung der „Metalle, Legierungen und Intermetallischen Verbindungen“, wo er zusammen mit Belendorffit, Bleiamalgam, Eugenit, Goldamalgam, Kolymit, Luanheit, Paraschachnerit, Potarit, Quecksilber, Schachnerit und Weishanit eine eigene Gruppe bildet.

Mit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage wurde diese Abteilung präziser unterteilt nach der Art der Verbindung und der beteiligten Elemente. Der Moschellandsbergit ist somit jetzt in der Unterabteilung der „Quecksilber-Amalgam-Familie“, wo er zusammen mit Eugenit, Luanheit, Paraschachnerit und Schachnerit die unbenannte Gruppe 1.AD.15 bildet.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Moschellandsbergit ebenfalls in die Klasse der Elemente, dort allerdings in die Abteilung der „Metallischen Elemente außer der Platingruppe“, wo er zusammen mit Schachnerit, Paraschachnerit, Luanheit, Eugenit und Weishanit die Unterabteilung der Silberamalgam-Legierungen bildet.

Bildung und Fundorte

Moschellandsbergit ist ein hydrothermales Mineral, dass sich zumeist mit Cinnabarit (Zinnober), Tetraedrit und Pyrit in niedriggradigen Lagerstätten findet.

Neben seiner Typlokalität Moschellandsberg (Grube „Carolina“ und „Vertrauen auf Gott“) wurde das Mineral in Deutschland noch am Königsberg, der Grube „Frischer Mut“ bei Stahlberg, der Grube „Friedrichssegen“ bei Frücht und im „Daimbacher Hof“ (ehemals „Alte Grube“ in Daimbach) bei Mörsfeld in Rheinland-Pfalz gefunden.

Weltweit konnte Moschellandsbergit bisher an 20 Fundorten nachgewiesen werden (Stand: 2010), so auch in der „Les Chalanches Mine“ bei Allemont im französischen Département Isère, der „Yamagano Mine“ auf der japanischen Insel Kyūshū, Schwarzleo in Österreich, in den ostsibirischen Regionen von Russland, Sala in Schweden, Brezina in der Slowakei, Radnice in Tschechien, der „Adolf Mine“ bei Rudabánya in Ungarn sowie in mehreren Regionen von Nevada in den Vereinigten Staaten.[4]

Struktur

Moschellandsbergit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe I23 mit dem Gitterparametern a = 10,05 Å sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle.[3] Seine Struktur entspricht der von γ-Messing[2]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Webmineral - Moschellandsbergite (englisch)
  2. a b c d Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 396.
  3. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 39.
  4. Mindat - Localities for Moschellandsbergite

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 12.
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