Japanischer Staudenknöterich

Art der Gattung Fallopia
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. April 2010 um 11:36 Uhr durch Peewit (Diskussion | Beiträge) (Weblinks: Quelle BBC). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der Japanische Staudenknöterich oder Zugespitzter Knöterich (Fallopia japonica, Synonyme: Reynoutria japonica, Polygonum cuspidatum), auch Spieß-Knöterich, Japanischer Flügelknöterich, Japanischer Rhabarber, Japanischer Buchweizen, Japanischer Schirmknöterich genannt, ist eine Pflanzenart, die zu den Knöterichgewächsen (Polygonaceae) gehört. In Europa und in Nordamerika zählt diese Pflanze zu den Neophyten, die als problematisch (invasiv) eingeordnet werden.

Japanischer Staudenknöterich

Japanischer Staudenknöterich (Fallopia japonica)

Systematik
Eudikotyledonen
Kerneudikotyledonen
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Knöterichgewächse (Polygonaceae)
Gattung: Flügelknöteriche (Fallopia)
Art: Japanischer Staudenknöterich
Wissenschaftlicher Name
Fallopia japonica
(Houtt.) Ronse Decr.

Erscheinungsbild

Der Japanische Staudenknöterich ist eine sehr schnellwüchsige, ausdauernde krautige Pflanze. Im Frühling treibt sie aus ihren Rhizomen (Wurzelstöcken) neue Triebe, die unter günstigen Bedingungen innerhalb weniger Wochen eine Höhe von 3 bis 4 Metern erreichen, wobei die Pflanze einen Zuwachs von 10 bis 30 cm pro Tag erreichen kann. Die lederartigen, gestielten Blätter sind zwischen fünf und zwanzig Zentimeter lang und besitzen einen gestutzten Spreitengrund. Im August beginnt der Japanische Staudenknöterich mit der Ausbildung der Blüten. Diese sind von weißlicher Farbe und bestehen aus fünf Blütenhüllblättern, drei gefransten Narben und acht Staubblättern.

Beim ersten Frost sterben alle überirdischen Teile der Pflanze ab. Die weit verzweigenden holzigen Wurzel-ähnlichen Rhizome überleben allerdings den Winter problemlos, da sie bis zu 2 m tief in den Boden reichen.

 
Fallopia japonica: Blätter; Stängel bildet Zickzack-Linie

Herkunft und Ausbreitungsgeschichte in Europa

Der Japanische Staudenknöterich stammt ursprünglich aus Ostasien und ist in China, Korea und Japan heimisch. Die Pflanze wurde um 1825 von Philipp Franz von Siebold als Zier- und Viehfutterpflanze nach Europa gebracht und ebenfalls im 19. Jahrhundert in den USA eingeführt. Der Japanische Staudenknöterich zählt damit zu den sogenannten hemerochoren Pflanzen, die gezielt (ethelochor) eingeführt wurden. Auch in der Forstwirtschaft wurde der Japanische Staudenknöterich gezielt angebaut. Er sollte als Äsungspflanze für Rotwild sowie als Deckungspflanze für Fasane dienen. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Pflanze als Äsung nicht angenommen wird und dass sie als Deckungspflanze, auf Grund des Blattfalls im Winter, wenig geeignet ist. Großzügig an seiner Ausbreitung beteiligt waren die Imker, da der Staudenknöterich noch im Frühherbst eine exzellente Bienenweide bietet.

Heute findet man ihn in Mitteleuropa sowohl in Gärten, vor allem wegen seines schnellen und hohen Wuchses als Sichtschutz, als auch im Freiland wild wuchernd.

Ausbreitungsstrategie

 
Fallopia japonica: Typischer Wurzelstock

Die Art ist zweihäusig. In den Regionen, in denen der Japanische Staudenknöterich als Neophyt einzuordnen ist, spielt die generative Vermehrung über Samen kaum eine Rolle. Vielmehr dominiert die vegetative, klonale Vermehrung. So bilden sich große Bestände, die meist entweder aus rein weiblichen oder rein männlichen Exemplaren bestehen und sich über ihre gleichgeschlechtlichen Blüten nicht bestäuben können. Eine Bestäubung über größere Entfernung ist kaum möglich.

In Europa und Nordamerika erfolgt daher die Ausbreitung hauptsächlich vegetativ. Unter der Bodenoberfläche, in mehreren Schichten übereinander, bildet diese Pflanze horizontale Kriechsprosse aus. Der Japanknöterich kann dadurch sehr schnell ausgedehnte und sehr dichte Bestände bilden.

Rhizom-Teile der Pflanze können für eine Ausbreitung über größere Entfernungen sorgen. So besiedeln sie beispielsweise, mit Gartenabfällen oder Baustellenaushub verbracht, rasch einen neuen Lebensraum. Teile von Wurzelstöcken werden auch vom Hochwasser mitgerissen. Entlang sonniger Bachufern gedeiht diese Staude prächtig. Nach einigen Quellen bewurzeln sich auch die unteren Stängelabschnitte.[1]

Schäden als invasiver Neophyt

Datei:KBild 007.jpg
Fallopia japonica: Bewurzelung
 
Diese alte Lokomotive in Beekbergen (Niederlande) ist überwuchert von Knöterich. Vor einigen Jahren war dieser Ort immer noch Knöterich-frei, siehe Google Maps.

Oftmals hat sich der Japanische Staudenknöterich als problematischer invasiver Neophyt (also nicht-heimische Pflanze, Invasionspflanze) erwiesen. Er ist heute in 42 US-Bundesstaaten[2] und sechs kanadischen Provinzen sowie vielen europäischen Ländern verbreitet und kann dort in starkem Maße andere Arten verdrängen und so die Biodiversität gefährden. Auch in Australien und Neuseeland ist die Art als nuisance eingestuft[3].

In Naturschutzgebieten (insbesondere Auen und Bachläufe) ist der Japanische Staudenknöterich deswegen problematisch, weil er sich aufgrund seiner außergewöhnlichen Wuchskraft und Robustheit erfolgreich gegen die heimische Flora durchsetzt. In Österreich dringt er teilweise durch gedankenlos eingebrachtes Schüttmaterial bis in die sensiblen Öko-Systemen der Almengebieten auf 1500 m Höhe vor.

Andererseits ist die Art vor allem aufgrund ihrer besonderen Widerstandsfähigkeit und Schnellwüchsigkeit als Gartenpflanze erhältlich.

Die nach dem Blattabwurf im Spätherbst zurückbleibenden, grünen Hauptwuchsachsen der Pflanze trocknen in den Wintermonaten schnell aus und bilden einen bambusartigen verwertbaren Rohstoff. Dieser kann im Winter oder Frühjahr vor dem Neuaustrieb geerntet werden und vielseitige Verwendung finden: als Bastel- und Werkmaterial, als vorübergehende stützende Struktur von Gartenpflanzen (z.B.: Bohnenstangenersatz), als Brennmaterial für Kamine und Hausöfen (Anfeuerholz), etc.

Verwandte

Etwas seltener findet man auch den von der Insel Sachalin stammenden, ihm ähnlichen Sachalin-Staudenknöterich (Fallopia sachalinensis), der in ähnlicher Weise kultiviert wird und auch verwildert in Erscheinung tritt. Dieser unterscheidet sich vom Japanischen Staudenknöterich durch längere, bis zu 30 cm lange Blätter mit deutlich herzförmigem Spreitengrund.

 
Fallopia japonica: Früchte

Ebenso verbreitet ist der Hybrid zwischen diesen beiden Pflanzen: Fallopia × bohemica (Syn.: Polygonum × bohemicum).

Bekämpfung

Die Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterich ist aufgrund seiner Physiognomie und Triebfreude problematisch. Mechanische Verfahren wie das Mähen oder Mulchen können die Ausbreitung eines Befalls zwar verlangsamen, diesen jedoch nicht beseitigen. Das Ausreißen der Wurzelstränge aus dem Boden ist aufgrund deren großer Brüchigkeit kaum praktikabel. Das systematische langwierige Ausgraben der triebfähigen, unterirdischen Pflanzenteile und deren Vernichtung kann einen Knöterichbestand reduzieren.

Neben den arbeitsaufwendigen mechanischen Verfahren wird der Staudenknöterich über den Einsatz von Breitbandherbiziden, wie Roundup kontrolliert. In der Praxis werden großflächige Anwendungen sowie partielle Applikationen von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln beschrieben, wobei deren Einsatz über längere Zeit erfolgt, bis ein ausreichendes Bekämpfungsergebnis erreicht wird.

Als Alternative zur Chemie werden aktuell umweltschonende Verfahren erprobt, wie z.B. im Regierungspräsidium Freiburg [4] das Dämpfen, bei dem über die Einbringung von heißem Dampf in die befallene Fläche die problematischen, unterirdischen Knöterichteile abgetötet werden. Eine weitere Alternative zur chemischen Bekämpfung stellt die - insbesondere die im April 2010 vom britischen Forschugsinstitut Cabi begonnene - Aussetzung[5][6] der ebenfalls aus Japan stammenden kleinen Grillenart 'Aphalara itadori' dar. Diese Psyllidenart hat - jedenfalls in Laboratoriumsuntersuchungen - keinerlei Appetit auf andere mitteleuropäische Pflanzen gezeigt und soll daher nun in Großbritannien versuchsweise an einigen(3 bis 6)Orten im Freiland ausgesetzt werden.

Literatur

  • Ursula Bollens: Bekämpfung des Japanischen Staudenknöterichs. Literaturreview und Empfehlungen für Bahnanlagen. Umwelt-Materialien UM-192-D. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation, 2005. (Kurzbeschrieb, link auf Webdokument)
  • Merkblatt Zugespitzter oder Japan-Knöterich. Problempflanzen. Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich (Weblink, Webdokument pdf, 0,3 MB)
Commons: Fallopia japonica – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lit: Bollens, 2005
  2. USDA Plants Database, 12. Aug. 2007
  3. Weblinks: Japanese Knotweed Alliance
  4. Dämpfen-Bericht, 3. Oktober 2009
  5. 5. Le Monde 66, No. 20529 vom 13. März 2010, p. 4
  6. Süddeutsche Zeitung v. 10. März 2010, S. 16 [1]