Sadakichi Hartmann
Carl Sadakichi Hartmann (* 8. November 1867 auf Dejima, Nagasaki, Japan; 22. November 1944 in Saint Petersburg, Florida, USA) war ein amerikanischer Dichter, Essayist, Kunstkritiker, Bühnenautor und Schauspieler deutsch-japanischer Abstammung. Er war ein prominentes Mitglied der Greenwich Village-Bohème von New York.

Leben
Nach eigenen Angaben wurde Hartmann auf der (ehemaligen) künstlichen Halbinsel Dejima, in der Bucht von Nagasaki, geboren. Der Vater, Carl Herman Oskar Hartmann, war ein deutscher Kaufmann, die Mutter, eine Japanerin, starb bei der Geburt. Hartmann wuchs mit seinem Bruder Taru bei einem wohlhabenden Onkel in Hamburg auf. Als Jugendlicher wurde er vom Vater zur Marineakademie nach Kiel geschickt, er flüchtete jedoch bald darauf nach Paris, was seine Enterbung zur Folge hatte. Mittellos schiffte er sich mit 15 Jahren nach Amerika ein, um einen anderen Onkel in Philadelphia aufzusuchen. Er übernahm Gelegenheitsarbeiten und bildete sich nebenbei in den schönen Künsten. Kurzzeitig besuchte er das Spring Garden Institute. In Camden freundete er sich mit Walt Whitman an. Nach Whitmans Tod im Jahre 1892 veröffentlichte Hartmann die Gespräche mit dem Dichter, sowie eigene, von Whitman beeinflusste Gedichte. In der darauffolgenden Zeit wandte sich Hartman dem französischen Symbolismus zu. Zwischen 1885 und 1892 besuchte er mehrere Male Europa um sich als Schauspieler ausbilden zu lassen. In der Zeit befasste er sich mit Werken von Stéphane Mallarmé und Arthur Rimbaud. Zurück in New York verfolgte Hartmann das Ziel, Schauspieler zu werden und Bühnenstücke zu schreiben. 1894 wurde er amerikanischer Staatsbürger.
Er zog nach Boston, weil er sich bei den dortigen Theatern größeren Erfolg versprach. In Boston feierte sein kontroverses Bühnenstück Christ Premiere. Der zeitgenössische Kritiker James Huneker nannte das Stück „die kühnste aller dekadenten Produktionen.“[1] 1891 heiratete er Elizabeth Blanche Walsh, mit der er fünf Kinder zeugte. Noch während der Hochzeit hatte er eine Affäre mit der Dichterin Anne Throop, aus der Beziehung stammte ein Sohn. Ab 1911 lebte er mit der jungen Künstlerin Lillian Bonham in wilder Ehe. Mit Bonham lebte er bis 1916 in Elbert Hubbards Roycroft-Künstlerkolonie in East Aurora, New York, die beiden hatten sieben Kinder.
Interim, zwischen 1903 und 1912, verfasste er unter dem Pseudonym „Sidney Allan“ zahlreiche Aufsätze für Alfred Stieglitz’ Magazin Camera Work – beispielsweise zur Entwicklung und Geschichte der Fotografie – und schrieb Artikel für den New York Herald. 1901 veröffentlichte er History of American Art, ein heutiges Standardwerk, das sich mit den zu dieser Zeit nahezu unbekannten oder vergessenen Künstlern Thomas Dewing, Thomas Eakins, Winslow Homer und Albert Pinkham Ryder befasst. 1904 brachte Hartmann eine moderne Abhandlung zur japanischen Dichtkunst heraus, zwanzig Jahre vor der bekannten Haiku-Sammlung der französischen Nouvelle Revue Française. Hartmanns Interesse an der bildenden Kunst ließ während des ersten Weltkriegs nach.
1916 ging er nach San Francisco, wo er sich um Engagements an den dortigen Theatern bemühte, er kehrte jedoch bereits 1919 nach New York zurück. 1923 unternahm er einen zweiten Anlauf, um im florienden Filmgeschäft in Los Angeles Fuß zu fassen. Er machte Bekanntschaft mit John Barrymore, der ihm 1924 für 250 Dollar und eine wöchentliche Ration Whisky eine Rolle als Hofmagier in dem Douglas Fairbanks-Film Der Dieb von Bagdad verschaffte. Barrymore beschrieb ihn „als lebenden Freak, von Mephistopheles und Madame Butterfly gezeugt.“[1] Im selben Jahr zog Hartmann, der zunehmend unter Asthma litt, kurzfristig in das für ihn klimatisch verträglichere, kalifornische Beaumont. In seinen letzten Lebensjahren bewohnte er eine Hütte im kalifornischen Banning, an der Grenze zum Morongo-Indianerreservat. Obwohl er mittlerweile in Vergessenheit geraten war, wurde er während des zweiten Weltkrieges vom FBI aufgrund seiner japanischen Abstammung überwacht.
Sadakichi Hartmann starb am 21. November 1944 während des Besuchs bei einer Tochter in Saint Petersburg, Florida. Der begeisterte Briefeschreiber hinterließ eine beträchtliche Korrespondenz, die erst Jahre nach seinem Tod gesichtet wurde.
Werke
- 1899: Schopenhauer in the Air: Seven Stories
- 1900: Shakespeare in Art
- 1901: A History of American Art
- 1903: Japanese Art (bei archive.org)
- 1904: Drifting Flowers of the Sea and Other Poems (bei Google books)
- 1910: Landscape and Figure Composition (bei Google books)
- 1910: The Whistler Book (bei archive.org)
- 1913: My Rubaiyat (bei archive.org)
- 1915: Permanent Peace: Is it a Dream?
- 1916: Tanka and Haikai: Japanese Rhythms (bei archive.org)
- 1920: The Last Thirty Days of Christ (bei Google books)
Literatur
- Jane Weaver: Sadakichi Hartmann – Critical Modernist. University of California Press, Berkeley 1991, ISBN 0-520-06767-3 (englisch)
Weblinks
- Commons: Sadakichi Hartmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Modern American Poetry: Sadakichi Hartmann, Biografie und Bibliografie (englisch)
- Guide to the Sadakichi Hartmann Papers, University of California, Riverside (englisch)
- Biografie auf eNotes.com (englisch)
- Vorlage:IMDb Name
Einzelnachweise
- ↑ a b William Bryk: King of the Bohemians. The New York Sun, 26. Januar 2005, abgerufen am 17. April 2010 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Hartmann, Sadakichi |
ALTERNATIVNAMEN | Hartmann, Carl Sadakichi (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | amerikanischer Dichter, Essayist, Kunstkritiker, Bühnenautor und Schauspieler |
GEBURTSDATUM | 8. November 1867 |
GEBURTSORT | Dejima, Nagasaki, Japan |
STERBEDATUM | 22. November 1944 |
STERBEORT | Saint Petersburg, Florida |