Reason (Software)

Musiksoftware
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Reason ist eine Musiksoftware der schwedischen Firma Propellerhead, die seit dem Jahr 2000 auf dem Markt ist und inzwischen in der Version 4 vorliegt.

Reason

Datei:Logo reason.gif
Basisdaten

Entwickler Propellerhead Software
Erscheinungsjahr 1994
Aktuelle Version 4.0.1
(10. Januar 2008)
Betriebssystem Microsoft Windows, Mac OS X
Programmier­sprache C++, Objective-C, Lua
Kategorie Musiksoftware
Lizenz Proprietär
deutschsprachig ja
www.propellerheads.se

Geschichte

Angefangen hat es bei der schwedischen Firma Propellerhead im Jahre 1997 mit dem Programm ReBirth, einer virtuellen Wiedergeburt der TB-303, TR-909 und des TR-808 von Roland. Drei Jahre zuvor hatte die Firma bereits den Loop-Editor ReCycle auf den Markt gebracht, damals noch unter der Obhut von Steinberg.

Eigentlich sollte schon ReBirth ein komplettes virtuelles Studio werden. Laut Ernst Nathorst-Böös, einem der drei Gründungsväter von Propellerhead, war damals die Computerleistung einfach noch nicht ausreichend. Außerdem bestand die Firma zu dem Zeitpunkt tatsächlich nur aus drei Leuten. Es dauerte weitere drei Jahre, bis die erste Version von Reason auf den Markt kam.

Im Jahre 2002 wurde das Programm auf der Frankfurter Musikmesse mit dem MIPA-Preis für das beste Software-Instrument ausgezeichnet.

Der Vorgänger ReBirth ist mittlerweile als Freeware erhältlich (siehe Weblinks).

Konzept und Aufbau

Die Software ist als virtuelles Studiorack mit integriertem Sequenzer konzipiert und läuft in der aktuellen Version unter Windows 2000/XP/Vista (ab 4.0 nur XP/VISTA) und Mac OS X bis zu einer Samplingfrequenz von 96 kHz und 24 bit.

Im Rack lassen sich untereinander beliebig viele Geräteinstanzen erzeugen. Dazu gehören mehrere Synthesizer, Sampler, Effektgeräte, Drummachines und Mixer. Sampler und Drummachines können mit beliebigen Samples verwendet werden. Außerdem lassen sich simultane Audiospuren des Vorgängerprodukts ReBirth und vom Vorgängerprodukt ReCycle präparierte und in einem speziellen Datenformat vorliegende Loops innerhalb von Reason verwenden.

Verbunden werden diese Geräte auf der Rückseite des Racks durch virtuelle Kabel. Dabei gibt es zwei Kategorien von Anschlüssen: Audio und CV (Control Voltage). Die Control Voltage ist eine Steuerspannung und dient der Übertragung von Steuersignalen an die Synthesizer (Note, Reglerwerte) bzw. ausgewählte Effektgeräte, so wie es bei den ersten Synthesizern des Robert Moog auch schon der Fall war.

Die Auswahl der Effektgeräte reicht von einfachen Delays über ein hochwertiges Hallgerät bis zu einem Loudness Maximizer, so dass nahezu die komplette Produktionskette abgedeckt wird.

Anschluss zur Außenwelt bietet das Reason Hardware Interface, welches bis zu 64 Audio- und MIDI-Kanäle unterstützt. Die Software kann über eine MIDI Clock zu externem Equipment synchronisiert werden. Innerhalb eines Rechners können via ReWire MIDI- und Audiodaten synchron in eine andere Software übertragen werden.

Der Sequenzer ist übersichtlich gestaltet und auf MIDI-Funktionen beschränkt. Melodien und Kurvenverläufe (Filterkurven, Pitchregelung, Mixersteuerung usw.) können auch mit der Maus gezeichnet und automatisiert werden.

Soundformat ReFill

Reason bedient sich des hauseigenen Soundformats ReFill. Dabei werden die WAVE/AIFF Dateien besonders klein komprimiert, wobei aber gleichzeitig keine Klangqualität verloren gehen soll. Des Weiteren können alle benötigten Daten in eine Datei gepackt werden, welche an andere Reason-Benutzer weitergegeben werden kann - so können Songprojekte leichter ausgetauscht und bearbeitet werden.

Ein Exot: die Graintable-Synthese

Der in Reason integrierte Synthesizer Malström des Entwicklers Magnus Lidström bedient sich einer recht ausgefallenen Syntheseform: der Graintable-Synthese. Sie beruht auf der populären Wavetable-Synthese, die zum Beispiel schon im Waldorf PPG verwendet wurde.

In einer Wavetable sind verschiedene Wellenformen als Samples tabellarisch angelegt, zum Beispiel Sinus, Sägezahn, Rechteck oder auch ganz ausgefallene Schwingungen. Diese werden geloopt und dann vorwärts oder rückwärts in unterschiedlichen Geschwindigkeiten abgespielt. Die Wavetable bildet sozusagen den Oszillator des Synthesizer, wobei bei einem echten Oszillator die Schwingungen tatsächlich erst erzeugt werden und nicht als Samples vorliegen.

Auch im Rahmen der Graintable-Synthese bilden gesampelte Wellenformen die Grundlage für den Klang. Der Hauptunterschied zur Wavetable-Synthese liegt darin, dass selbst eine einzelne gesampelte Schwingung in viele kleine Abschnitte, so genannte „Grains“, zerlegt wird. Zusätzlich werden auch mehrere Loops in einer Schwingung gesetzt und beliebig oft wiederholt. Dadurch erhält man eine sehr flexible Klangerzeugung. Tonhöhe und Wiedergabegeschwindigkeit sind unabgängig voneinander. Außerdem werden die einzelnen Grains in einer Tabelle wie bei der Wavetable-Synthese angelegt, die dann in verschiedenen Geschwindigkeiten, Richtungen und Tonhöhen „durchfahren“ werden kann.

Vorteile von Reason

Der Hauptvorteil von Reason liegt im All-in-one-Konzept der Software. Professionelle Effektgeräte und virtuelle Instrumente sind bereits enthalten, funktionieren reibungslos miteinander und müssen nicht erst hinzugekauft werden. Durch den modularen Aufbau lädt das Programm zum Experimentieren ein.

Durch die virtuelle Nachbildung eines Studioracks finden sich besonders die Anwender schnell zurecht, die bisher nur mit entsprechender Hardware gearbeitet haben. Aber auch Neulingen dürfte sich das Konzept rasch erschließen. Nahezu alle Funktionen sind über einen Knopf oder Regler direkt auf der Benutzeroberfläche zugänglich, was intuitives Arbeiten ermöglicht.

Die mitgelieferten Samples, Loops und Geräte-Voreinstellungen in den beiden Soundbänken sind zahlreich und auf technisch und musikalisch hohem Niveau, so dass man sogleich mit dem Songschreiben beginnen kann.

Dadurch, dass Propellerhead bis heute auf die Einbindung von Plug-Ins verzichtet hat, bietet Reason eine sehr hohe Integrität und Stabilität, was besonders für Liveanwendungen eminent wichtig ist.

Reason kann über die ReWire-Funktion an Audio-Sequenzer wie Steinbergs Cubase, Apple Logic, Ableton Live, FL Studio oder Renoise[1] gekoppelt werden.

Nachteile

Das Programm stellt nicht für alle musikalischen Genres eine vollständige All-in-One-Lösung dar. Der augenscheinlichste Nachteil der Software ist, dass es keine Audiospuren gibt. Dieser Umstand führt auch dazu, dass in Reason kein Audio aufgenommen werden kann. Audiodateien lassen sich nur über einen der Sampler in den Song integrieren und müssen dann über MIDI-Noten angetriggert werden, was zu Bearbeitungsschwierigkeiten im Umgang mit sehr langen oder zeitversetzten Samples führen kann. Propellerhead preist zwar Reason auch als Lösung für Musikstile wie Metal und Hip-Hop an, die Audiospuren wie Gesang und Gitarren verwenden[2], aber um solche Spuren live aufzunehmen, muss ein weiteres externes Programm für Harddisk-Recording verwendet werden.

Die interne Auflösung wird zwar mit 32 bit angegeben, die meisten Parameter bieten jedoch nur das MIDI-Raster mit maximal 128 Abstufungen. Gerade zur Automation von Lautstärke- oder Filterverläufen wäre eine feinere Abstufung sinnvoll.

Gewöhnungsbedürftig ist auch die Tatsache, dass die Werte der Parameter oft keine konkrete Bezeichnung besitzen, sondern generell einen Wertebereich von 0 bis 127 besitzen. Wichtige Instrumente wie zum Beispiel der Kompressor haben erst seit Version 3.0 einen Gain-Regler mit dB-Angaben.

Die Breite des virtuellen Racks ist auf 800 Pixel festgelegt, so dass bei hohen Auflösungen die Software nicht mehr den Bildschirm füllt. Das Sequenzer-Fenster lässt sich jedoch vom Rest des Racks ablösen und frei auf dem Desktop positionieren und skalieren.

Als Exportformate für Audiodaten stehen lediglich WAVE und AIFF zur Verfügung.

Es können keine VSTi-Plugins eingebunden werden.

Alternativen

Der Entwickler Propellerhead hat im September 2009 die Software Record (Software) auf den Markt gebracht, das die Möglichkeit bietet, Audioaufnahmen zu erstellen. Das Programm kann mit Reason verbunden werden und überbrückt so im Zusammenspiel einen großen Nachteil der Musiksoftware.

Verschiedene Hersteller wie Image Line (FL Studio), Arturia (Storm 3), oder Synapse Audio (Orion) bieten ebenfalls virtuelle Studios an, die zum Teil auch Audioaufnahme und Plug-in-Unterstützung bieten.

Möglich ist natürlich auch die Kombination eines beliebigen Sequenzers wie Steinbergs Cubase, Apple Logic oder Digidesign Pro Tools mit dem Zukauf von virtuellen Instrumenten und Effektgeräten; dies wird allerdings erheblich teurer als Reason.

Eine weitere ernsthafte Alternative zu Reason ist der Sequenzer Ableton Live, der ebenfalls modular miteinander verknüpfbare Effekte und Klangerzeuger mitbringt, zusätzlich aber Plug-ins anderer Anbieter im VST- und AU-Format unterstützt sowie die Aufnahme und tempounabhängige Wiedergabe von Audiospuren.

Siehe auch

Literatur

  • Thomas Alker: Reason in der Praxis : Der Schnelleinstieg ins virtuelle Musikstudio. 5. aktualisierte Auflage. PPV Medien, Bergkirchen 2005, ISBN 3-937841-21-0.
  • Heiner Kruse: Musikproduktion mit Reason 4. Wizoobooks, Bremen 2008, ISBN 978-3-934903-62-3.

Quellen

  1. Renoise Tutorials » Re Wire (englisch)
  2. Reason: Compatible with all styles of music. (englisch)