Zum Goldenen Ochsen (Unterkessach)
Der ehemalige Schildgasthof Zum Goldenen Ochsen in Unterkessach, einem Ortsteil von Widdern im Landkreis Heilbronn gehört zu den architektonisch und geschichtlich bedeutsamsten Gebäuden des Dorfs. Das Anwesen besteht aus einem zweiteiligen Haupthaus von 1762, einer daran angebauten jüngeren Scheune und einem separaten ehemaligen Schweine- und Hühnerstall, der heute als Gästehaus Verwendung findet. Bemerkenswert sind die prunkvollen Barock-Fenstergitter von ca. 1800. Das Ensemble gibt trotz mancher Veränderungen noch immer ein anschauliches Beispiel eines wohlhabenden Landgasthofs aus dem 18. Jahrhundert.
Geschichte
Schon 1665 war der Vorgängerbau, dessen Grundmauern wohl noch heute das Fundament des Haupthauses bilden und von dem wohl auch der heute noch erhaltene Gewölbekeller stammt, eine Gastwirtschaft ("Zum Hirsch" bis ca. 1747, danach zeitweilig "Zum Schwarzen Adler", ab ca. 1749 "Goldener Ochse").
1762 lässt Johannes Kirchner den Vorgängerbau abreissen, baut das heute noch erhaltene zweiteilige Haupthaus und eröffnet dort die neue Gastwirtschaft "Zum Goldenen Ochsen".
Zum ursprünglichen Anwesen gehörten noch zwei Scheunen, von denen eine heute nicht mehr erhalten ist und durch eine neuere, 1859 (oder 1899?) direkt an das Haupthaus angebaute Scheune ersetzt wurde. Die andere fand als Schweine- und Hühnerstall Verwendung und kann heute als modern eingerichtetes Gästehaus gemietet werden. Im Hof des Anwesens stand eine Weinkelter. Es darf angenommen werden, dass im Gewölbekeller ein Großteil der damals beträchtlichen Weinernte lagerte. Heute wird in Unterkessach kein Wein mehr angebaut.
Um ca. 1800 läßt der königlich württembergische Schultheiß und zugleich großherzhoglich badischer Verwalter Christian Balthasar Hespelt die heute noch existierenden Barockgitter rings um das Haus an den 25 Fenstern des Erdgeschoß anbringen.
Wohl Jahre später wird der straßenseitige Teil des Haupthauses erweitert, was gemeinsam mit der angebauten Scheune zur heute deutlich sichtbaren Dreiteilung führte.
Nach einigen Jahren ohne Ausschank eröffnete Friedrich Stammer 1871 die "Gastwirtschaft von F. Stammer", die bis ca. Ende des zweiten Weltkriegs weitergeführt wird. Mangels Nachfolger verfällt das Haus zusehens bis es 1980, nach über 200 Jahren in Familienbesitz, veräußert wurde.
1988 wurde das Gebäude in die Liste der Kulturdenkmale des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg aufgenommen.
2007 fällt der Orkan Kyrill die alte Kastanie rechts vom Haus, die vermutlich so alt wie das Haus selbst war.
Ein Teil des Gartens ist als Bauergarten gestaltet. Auch wenn die Anlage neueren Datums ist, so findet sich auf alten Plänen im Heimatmuseum von Unterkessach an gleicher Stelle bereits ein durch Mauern von den umliegenden Wiesen abgetrennter Gartenbereich.
Literatur
- Wolfgang Slizyk: Heimatbuch Unterkessach 1963.
- Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: Liste der Kulturdenkmale 1988.
Koordinaten: 49° 20′ 44,1″ N, 9° 26′ 18,9″ O