Emel Zeynelabidin

deutsch-türkische Muslimin
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Emel Abidin Algan (* 1960 in Istanbul) ist eine deutsch-türkische Muslimin und Aktivistin im interkulturellen Dialog. 2006 erlangte die in Hückeswagen aufgewachsene Berlinerin Algan Bekanntheit durch die Übergabe ihrer Kopfschmuckmodelle an das Haus der Geschichte in Bonn. [1]

Algan wurde als Tochter einer türkeistämmigen Mutter und eines aus dem Irak stammenden, konservativen muslimischen Arztes Dr. Yusuf Zeynel Abidin geboren, der in Deutschland die Sektion der türkischen Islamischen Gemeinschaft Milli Görüş e.V. (IGMG), einer vom Verfassungsschutz beobachteten islamischen Organisation, gründete.

Algans Ehemann Ahmet war zeitweilig Funktionär für die Islamische Föderation Berlin (IFB) im Umfeld der Mevlana-Moschee Berlin, sie war ehrenamtlich führend in der dortigen Frauenarbeit tätig und an der Gründung der ersten deutschen Islamischen Grundschule (Trägerverein Islam-Kolleg) beteiligt. Algan bekam sechs Kinder.

Algan propagiert eine eigenständige Interpretation der Schriften des Islam. Sie deutet Glaubensvorschriften aus dem zeitlichen, kulturellen und geographischen Kontext ihrer Offenbarung (waḥy) heraus. Dadurch kommt Algan zu dem Schluss, dass beispielsweise die klassisch-islamische weibliche Verhüllungsvorschrift des Hidschab, im Koran noch als Dschilbab, eine praktische Maßnahme war, die heute wegen des veränderten Verständnisses von Mann und Frau überflüssig ist. Ihre Recherchen führten dahin, dass sie nach 30 Jahren des Kopftuchtragens im Alter von 44 Jahren das Kopftuch endgültig ablegte. [2]

Seither nimmt sie rege an Diskussionen im Kopftuchstreit teil, hält Vorträge und publiziert Texte, um ihre Sicht zum Kopftuch und reformbedürftigen Religionsverständnis des Islam zu verbreiten. Sie bezeichnet sich selbst als gläubige Muslimin. Neben der Ablehnung der ihrer Ansicht nach umstrittenen religiösen Pflicht eines Kopftuchs lehnt Algan auch bestimmte Glaubenspraktiken ab, die im Konsens (Idschma) der islamischen Glaubensrichtungen nicht unbedingt essentieller Bestandteil des schariakonformen Gottesbildes und Handlungskonzepts sind. Als Beispiele nennt Algan die Vorstellung eines strafenden Gottes sowie, Algan betrieb zeitweilig Irish Folk Dance, das Verbots des (vor- bzw. außerehelichen) Körperkontakts von Männern und Frauen: Kann es wirklich sein, dass der Schöpfer jeglichen Körperkontakt von nichtverwandten Männern und Frauen verbietet? Bei harmlosen Volkstänzen?. [3]

Im April 2007 erhielt Algan in Speyer den Preis der Lutherstädte "Das unerschrockene Wort". [4]

Sich selbst spielte sie im November 2007 im dokumentarischen Theaterstück "Klassentreffen" von Lukas Langhoff am Hebbel-Theater (HAU) in Berlin. [5]

Einzelnachweise

  1. Abschied vom Kopftuch, Pressemitteilung, Haus der Geschichte, Bonn
  2. 'http://www.welt.de/politik/article829360/Ich_wollte_mich_selbst_erkennen.html'
  3. 'http://www.cicero.de/97.php?ress_id=7&item=1201&do=comment'
  4. 'http://www.worms.de/deutsch/kultur/Lutherpreis/preistraegerin_2007.php'
  5. 'http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&task=view&id=608'