Das Augustinermuseum in der Altstadt von Freiburg im Breisgau ist das größte Museum Südbadens und gehört zu den bedeutenden Museen am Oberrhein. Es ist in der ehemaligen Klosteranlage der Augustinereremiten mit gotischem Kreuzgang untergebracht und dient zudem als Diözesanmuseum der Erzdiözese Freiburg. Das Museum ist nach langjähriger Sanierung seit 23. März 2010 wieder geöffnet.

In dem vom Frankfurter Architekten Christoph Mäckler geschaffenen Neubau befindet sich eine Skulpturenhalle, deren Mittelraum den steinernen Originalfiguren des Freiburger Münsters vorbehalten bleibt. Tafelmalerei und Holzskulpturen umrahmen die Halle in Kabinetten im Parterre und auf der Galerie im Obergeschoss. Hier sind Werke von Matthias Grünewald, Lucas Cranach d. Ä. und Hans Baldung Grien ebenso zu finden, wie der eindrucksvolle „Christus auf dem Esel“ (1350/60) oder der Passionsaltar des Hausbuchmeisters (um 1480). Auf zwei Ebenen werden mittelalterliche Glasmalereien des Freiburger Münsters präsentiert. Die farbenprächtigen, hinterleuchteten Werke tauchen die Räume in eine eigene Atmosphäre. Bei Dunkelheit sind die sogenannten Kaiserfenster auch von außen im neuen Eingangsvorbau zu sehen und geben Passanten einen Vorgeschmack auf die Sammlung des Hauses.
Im Chor der ehemaligen Klosterkirche entfalten Skulpturen, Altäre, Gemälde und Kleinplastiken des Barock ihre volle Wirkung. Aus den Nischen eines monumentalen, acht Meter hohen „Setzkastens“ blicken große Figuren in den Raum. Eine schmale, 14 Meter lange Vitrine zieht sich wie ein Band entlang der Seitenwand. Sie beherbergt Kleinplastiken und Gemälde. Prunkstück ist der in den 1720er Jahren entstandene Orgelprospekt aus der Abteikirche Gengenbach mit einem 1935 eingebauten Spielwerk der Freiburger Firma M. Welte & Söhne. Im Dachgeschoss versammeln sich Gemälde des 19. Jahrhunderts: Franz Xaver Winterhalter, Hans Thoma, Anselm Feuerbach und andere widmen sich der Landschaftsmalerei, Portraits und Genreszenen, allegorischen und religiösen Themen. Insgesamt stehen hier rund 1.400 Quadratmeter in klimatisierten und barrierefrei erreichbaren Räumein für die Präsentation von Kunst zur Verfügung.
Das neu entstandene Untergeschoss der ehemaligen Augustinerkirche beherbergt eine knapp 450 Quadratmeter große moderne Ausstellungshalle, die es erstmals in Freiburg möglich macht, Sonderausstellungen nach internationalem konservatorischen Standard zu zeigen.
Vergleichbar und ergänzend in der Bedeutung für Kunst und Kultur des Oberrheingebietes vom Mittelalter bis zum zwanzigsten Jahrhundert sind noch das Unterlinden-Museum in Colmar und die Basler Sammlungen.
Die Museumsorgel
Die als Gesamtkunstwerk unter Denkmalschutz stehende Orgel des Museums mit dem historischen Prospekt von 1732–33 aus der ehemaligen Abteikirche des Klosters Gengenbach und einer 1935 eingebauten Kirchenorgel von M. Welte & Söhne musste im Rahmen der statischen Sanierung abgebaut werden. Im Laufe des Jahres 2009 wurden sowohl der Prospekt als auch das Instrument umfassend restauriert. Der Prospekt wurde nach Entfernung des braunen Anstrichs aus dem 19. Jahrhundert soweit wie möglich auf den Ursprungszustand zurückgeführt. Das Instrument wurde nach einem EU-weiten Wettbewerb von der Firma Waldkircher Orgelbau Jäger & Brommer von späteren Zutaten befreit und wieder in den Originalzustand versetzt. Die Orgel ist im Rahmen von Führungen für Besuchergruppen bis zu zehn Personen begehbar und kann in ihrer musikalischen Dimension und Funktion erlebt werden.
Geschichte des Museums
Das Augustinermuseum geht auf die in den 1880er Jahren von Oberbürgermeister Otto Winterer gegründeten Städtischen Sammlungen zurück.
Der seit 1909 geplante und 1914 begonnene Umbau des zuvor als Theater genutzten Klosters zum Museumsgebäude musste 1915 wegen des Ersten Weltkrieges eingestellt werden. Ab 1919 wurde er von Karl Gruber fortgeführt und im November 1923 eröffnet, allerdings gegenüber den ursprünglichen Planungen stark eingeschränkt und zum Teil äußerst provisorisch ausgeführt, da nach dem Krieg die finanziellen Mittel der Stadtverwaltung sehr beschränkt waren. In diesem provisorischen Zustand befand sich das Gebäude bis 2010.
Aus räumlichen und konservatorischen Gründen können jedoch viele Exponate nicht gezeigt werden. So sind die mit etwa 100.000 Blatt umfangreiche Graphiksammlung und die Abteilung Alltags- und Volkskultur nicht zu sehen sowie das Kunsthandwerk nur sehr lückenhaft.
Sanierung
Bauabschnitt 1
Seit 2004 findet eine Generalsanierung der Gebäudeanlage statt. Mit der Planung wurde der Frankfurter Architekt Christoph Mäckler beauftragt. Die Dauer der Arbeiten ist auf 5 bis 8 Jahre angesetzt. Seither sind das Kirchengebäude und die angrenzenden Gebäudeteile eine Großbaustelle, große Teile der Kunstdepots und der Ausstellungsstücke ausgelagert.
Im ersten Bauabschnitt der Sanierung wurde bis 2010 das Kirchengebäude saniert. Zunächst wurden archäologische Grabungen und bauliche Maßnahmen zur Stabilisierung des Kirchengebäudes durchgeführt. 2007 wurde der Dachstuhl des Kirchengebäudes abgenommen, das stark mit Holzschutzmitteln, Pilzen und anderen Schädlingen durchsetzte Holzwerk wurde entwest und dekontaminiert, beschädigte Teile ergänzt bzw. restauriert. Im Sommer 2009 wurde der Dachstuhl wieder aufgerichtet. Wegen Kontaminierung durch Holzschutzmittel sind einige Trakte des Museums seit Jahren geschlossen und weitgehend unbenutzbar.
Die Westfassade des Kirchengebäudes hat einen neuen Eingang bekommen und öffnet sich zum Augustinerplatz hin mit einem großzügigen Foyer. Zukünftig wird das Museum durch den Einbau von Aufzügen auch barrierefrei zugänglich sein, was zudem den Transport von Ausstellungsobjekten erleichtern wird. Im Kirchengebäude wurden umlaufende Emporen eingebaut. Zusätzliche Ausstellungsflächen wurden im Untergeschoss für Sonderausstellungen und im Dachgeschoss für die Gemäldegalerie geschaffen. Im Erdgeschoss wird ein Café eingerichtet.
Bauabschnitte 2 und 3
Der zweite Bauabschnitt (ab 2010) dient der Sanierung und dem Neubau der Funktionsbereiche in der Salzstraße, wo u. a. die Graphische Sammlung eingerichtet wird und erstmals eine adäquate Anlieferung für Kunsttransporte ermöglicht wird. Das dortige Torhaus, 1920 mit historischen Versatzstücken erbaut und inzwischen baufällig, wird durch einen Neubau ersetzt.
Im dritten Bauabschnitt werden der Kreuzgang und das Klausurgebäude saniert sowie drei mittelalterliche Gewölbekeller zu Ausstellungsräumen umgebaut werden.
Beispiele für die Sammlungen
- Werke von Hans Baldung Grien, Matthias Grünewald und Lucas Cranach d. Ä. (Neuausstellung März 2010)
- Bedeutende Stücke der Glasmalerei (Neuausstellung März 2010)
- Gemälde von Anselm Feuerbach, Franz Xaver Winterhalter und Hans Thoma als Beispiele badischer Malerei des 19. und 20. Jahrhunderts (Neuausstellung März 2010)
- Der 1904 erworbene und einzigartige Orgelprospekt des ehemaligen Klosters Gengenbach von 1732/33 mit einer Kirchenorgel von M. Welte & Söhne (Neuausstellung März 2010)
- Der Münsterschatz. Eine Sammlung von wertvollen und bedeutenden Stücken der Gold- und Silberschmiedekunst (Neuausstellung Mai/Juni 2010)
- Der 1904 erworbene und einzigartige Orgelprospekt des ehemaligen Klosters Gengenbach von 1732/33 mit einer Kirchenorgel von M. Welte & Söhne (Neuaufstellung 2010)
- Der Malterer-Teppich als Bestandteil der großartigen Sammlung spätmittelalterlicher Textilien (Neuausstellung 2012)
- Werke auf Papier wie Zeichnungen, Drucke und Buchmalerei (ca. 70.000 Objekte, nicht ausgestellt)
- Eine der bedeutendsten Schwarzwald-Sammlungen: Handwerk, bäuerliches Leben, Volkskunst, Uhrensammlung, Hinterglasbilder und vieles mehr (nicht ausgestellt)
- Eine der wichtigsten Sammlungen südwestdeutscher Münzen (u. a. Freiburger Münzen, Rappenmünzbund, Vorderösterreich), sowie eine der wenigen Sammlungen von Münzstempeln (nicht ausgestellt)
- Nachlass der Freiburger Firma M. Welte & Söhne, eines Musikinstrumentenherstellers von weltweiter Bedeutung (Flötenuhren, Konzertorchestrien, Reproduktionsklaviere), teilweise ausgestellt)
- Die Uhrensammlung Ehrensberger, wegen Platzmangels während der Sanierung nur zeitweise ausgestellt.
Abteilung Stadtgeschichte
Das am Münsterplatz gelegene Museum für Stadtgeschichte im Wentzingerhaus ist eine Abteilung des Augustinermuseums.
Bibliothek
Die Bibliothek des Augustinermuseum ist eine öffentliche Präsenzbibliothek im Direktionsgebäude in der Gerberau 16. Schwerpunkte sind zeitgenössische Kunst, Kunstgeschichte, Volkskunde und Kunsthandwerk. Die Bestände sind weitgehend über den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund abrufbar.
Literatur
Bestandskataloge
- Detlef Zinke: Meisterwerke vom Mittelalter bis zum Barock im Augustinermuseum. Berlin, Deutscher Kunstverlag, 2010. ISBN 978-3-422-06948-0. Englische Ausgabe ISBN 978-3-422-06949-7; Italienische Ausgabe ISBN 978-3-422-06951-0; Französische Ausgabe ISBN 978-3-422-06950-3
- Detlef Zinke: Augustinermuseum: Gemälde bis 1800. Freiburg: Rombach 1990. ISBN 3-7930-0582-8 (vergriffen)
- Detlef Zinke: Bildwerke des Mittelalters und der Renaissance 1100 - 1530 : Auswahlkatalog / Augustinermuseum Freiburg. München: 1995. ISBN 3-7774-6560-7
- Uhren aus vier Jahrhunderten: Sammlung Ehrensberger / Augustinermuseum Freiburg i. Br. Katalogbearb. Gerhard Wagner und Ian Fowler. Freiburg i. Br.: Augustinermuseum 1999.
- Gretel Zimmermann: Gemälde 19. und 20. Jahrhundert: Augustinermuseum Freiburg ; Bestandskatalog. Freiburg i. Br.: 2004. ISBN 3-937014-01-2
Ausstellungskataloge (Auswahl)
- Zu Dürers Zeiten: Druckgraphik des 15. und 16. Jahrhunderts aus dem Augustinermuseum Freiburg. Freiburg i. Br.: 1991
- Hans Baldung Grien in Freiburg. Katalog der Ausstellung im Augustinermuseum, 19. Oktober 2000 bis 15. Januar 2002. Freiburg i. Br.: 2001. ISBN 3-7930-9303-4
- Jugendstil in Freiburg. Begleitbuch zur Ausstellung „Jugendstil in Freiburg“, 2. März - 13. Mai 2001 im Augustinermuseum Freiburg. Freiburg i. Br.: 2001. ISBN 3-7930-9287-9
- Detlef Zinke: Verborgene Pracht: mittelalterliche Buchkunst aus acht Jahrhunderten in Freiburger Sammlungen. Katalog der Ausstellung des Augustinermuseums Freiburg in der Universitätsbibliothek Freiburg, 8. Juni - 28. Juli 2002. Lindenberg: 2002. ISBN 3-89870-059-3
- Eichen, wiegen, messen um den Freiburger Münstermarkt. Augustinermuseum Freiburg, Ausstellung vom 31. Januar bis 27. April 2003. Freiburg i. Br.: 2003.
- Aus Freiburg in die Welt - 100 Jahre Welte-Mignon: automatische Musikinstrumente. Augustinermuseum, Ausstellung vom 17. September 2005 bis 8. Januar 2006. Freiburg i. Br.: 2005.
- Eine Stadt braucht Klöster. Katalog der Ausstellung vom 25. Mai - 1. Oktober 2006 im Augustinermuseum Freiburg i. Br. Lindenberg: 2006. ISBN 3-89870-275-8
Allgemeines (Auswahl)
- 70 Jahre Augustinermuseum Freiburg: vom Kloster zum Museum. Ausstellung vom 2. Dezember 1993 - 27. März 1994. München: 1993. ISBN 3-7774-6350-7
- Frank Löbbecke: Hausbau und Klosterkirche: bauarchäologische Untersuchungen im Freiburger Augustinermuseum. In: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg. Band 2002, S. 191 - 195
- Jahresbericht des Augustinermuseums. Freiburg 1995 ff.
- Jahresbericht 1993–1994.
- Jahresbericht 1995–1996.
- Jahresbericht 1997–1999.
- Jahresbericht 2000–2001.
- Jahresbericht 2002–2004.
- Jahresbericht 2005–2007.
Weblinks
- Offizielle Website
- Vorlage:GKD
- Literatur zum Augustinermuseum im Südwestdeutschen Bibliotheksverbund
- Projektvorstellung bei Prof. Christoph Mäckler Architekten
Koordinaten: 47° 59′ 38″ N, 7° 51′ 9″ O