Jute

Bastfaser aus tropischen Pflanzen
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Jute ist eine Bast-Faser aus den Stängeln der Corchorus-Pflanzen Corchorus capsularis und Corchorus olitorius. Diese einjährigen, krautigen Pflanzen erreichen Wuchshöhen von bis zu 4 Metern. Sie stammen aus Ostasien und benötigen ein immerfeuchtes, tropisches Klima (optimale Temperatur 27 bis 31°C, Niederschlag > 1.500 mm/Jahr). Corchorus olitorius ist im tropischen Afrika und Asien heimisch. Die Früchte sind giftig.

Jute
Jutegewebe
Fasertyp

Naturfaser, Bastfaser

Eigenschaften
Faserlänge Faserbündel bis 300  cm
(ca. 20 Einzelfasern); Einzelfaser etwa 2 mm[1]
Faserdurchmesser 2,4 µm (Zelle)[2]
Elastizitätsmodul 17,3 N/mm[2]
Festigkeit 40,3 cN/tex[2]
Bruchkraft 1,2 N[2]
Produkte Taue, Seile, Kordeln

Anbau

Jute wird insbesondere in den alluvialen Böden des Gangesdeltas in den wechselfeuchten Tropen angebaut. Es benötigt dort durch die jährlichen Überschwemmungen keinen Dünger und keine Pflanzenschutzmittel. Nach der Aussaat in die vorbereiteten Böden, werden die Pflanzen bei einer Größe von 15-20 cm verzogen und nach etwa vier Monaten geerntet[3]. Die Weltproduktion von Jute liegt bei etwa 3,5 Mio. Tonnen, 95 % davon werden in Bangladesch und Indien angebaut. Die beste Sorte von Faser-Jute ist C. olitorius Bangla Tosha - Chorchorus (goldener Shine) u. Weiß Bangla - Corchorus capsularis (weißlicher Shine). Meshta - Hibiscus cannabinus ist eine andere Sorte von mittlerer Qualität.

Gewinnung der Fasern

Nach dem Rösten für 20 Tage unter Wasser werden die Fasern von Hand ausgelöst, in fließendem Wasser gewaschen und getrocknet. Vor dem Spinnen werden die Fasern in der Regel mit einem mineralölhaltigen Öl behandelt (sog. Batschen) um die Verarbeitung zu erleichtern. Dieses Verfahren wird aufgrund möglicher gesundheitlicher Schäden kritisiert[4].

Eigenschaften

Jutefasern sind vollständig biologisch abbaubar. Die Faser besitzt einen goldenen und seidigen Glanz, folglich wird sie auch „die goldene Faser“ genannt. Sie ist die preiswerteste Pflanzenfaser und wirtschaftlich die zweitwichtigste Pflanzenfaser nach Baumwolle. Sie ist eine der vielseitigsten natürlichen Fasern, die in den Rohstoffen für Verpackungen und Geweben benutzt worden ist.

Jutefasern haben eine hohe Dehnfestigkeit mit niedriger Dehnbarkeit, dieses bedingt die Qualität als industrielles Garn und Gewebe. Sie lassen sich gut färben, sind jedoch sehr fäulnisanfällig und riechen streng.

Nutzung

Juteprodukte Jute-Fasern werden u. a. für Verpackungsmaterialien (beispielsweise Säcke), grobe Garne und Teppiche verwendet. Jute gehört zu den „nachwachsenden Rohstoffen“ und ist ein wichtiger Konkurrent zu den heimischen Naturfasern Flachs und Hanf beispielsweise in Faserverbundwerkstoffen. Die Blätter von Corchorus olitorius heißen auf arabisch Malachija oder Nalta und werden als Gemüse gegessen. Teilweise werden sie auch getrocknet und zu einer Suppe verarbeitet. In Indien wird Corchorus olitorius auch als Faserpflanze angebaut, die Qualität steht der von Corchorus capsularis aber deutlich nach.

Wirtschaftliche Bedeutung

Jute ist mengenmäßig nach der Baumwolle die wichtigste Naturfaser. Weltweit leben 10 - 12 Mio Kleinbauern und viele 100.000 Menschen von ihrer Weiterverarbeitung. Durch die Zunahme der Schüttgüter und die Verdrängung mit sythetischen Fasern seit den 70er Jahren brach der internationale Handel sowie die realen Preise stark ein. Nur noch ein Drittel der Fasern gehen in den Export mit einem Handelsvolumen von 0,5 Mio USD. Der Rest wird in den Hauptanbauländern Indien und Bangladesch verbraucht. Hauptimportland ist inzwischen Pakistan[5]. Die Verwendung von Jute als Verpackungsmaterial für den Großhandel ist in Indien gesetzlich vorgeschrieben[6].

Da die Jute mengenmäßig alle technisch genutzten Naturfasern dominiert, beeinflusst sie maßgeblich die Preise der anderen Naturfasern. In den letzten Jahren wurde eine Fülle neuer Produkte mit hoher Wertschöpfung für Jutefasern entwickelt: Heimtextilien, Verbundwerkstoffe, Geotextilien, Papier, Technische Textilien, Chemieprodukte und Modeartikel.

Kulturgeschichte

Das Oxford English Dictionary nimmt (hierin Walter W. Skeat folgend) eine Verwandtschaft mit oder Ableitung von Sanskrit जट jaṭa „(Haar-)Strähne, Zopf“ an[7], doch wird diese Herleitung im Hobson-Jobson als „sehr zweifelhaft“ bezeichnet.[8] Ähnliche Worte mit dieser Bedeutung existieren auch in anderen nordindischen Sprachen, darunter dem Bengalischen, das die Sprache in der Hauptanbauregion ist.

Die Pflanze findet bereits bei Theophrast Erwähnung (EIP 4.8.14). Archäologisch sind Jutefasern zum Beispiel im Bronzezeitlichen Shahr-i Sokhta im Iran und in Berenike in Ägypten nachgewiesen.

Belege

  1. G. Holzmann, M. Wangelin 2009:Natürliche und pflanzliche Baustoffe - Rohstoff, Bauphysik, Konstruktion, Vieweg+Teubner, Wiesbaden, ISBN 978-3-8351-0153-1
  2. a b c d Michael Carus u.a.: Studie zur Markt- und Konkurrenzsituation bei Naturfasern und Naturfaser-Werkstoffen (Deutschland und EU). Gülzower Fachgespräche 26, hrsg. von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V., Gülzow 2008. (ohne ISBN)
  3. http://www.tradezone.com/tradesites/ganges_delta.html
  4. N. K. Mehrotra, S. Kumar, M. Anthony 1988: Carcinogenic Property of JBO(P) Variety of Jute Batching Oil, Drug and Chemical Toxicology, 11(2), 181 - 193
  5. http://www.fao.org/docrep/006/y4343e/y4343e03.htm
  6. http://www.tradezone.com/tradesites/ganges_delta.html
  7. Oxford English Dictionary, 2. Auflage 1989, s. v. jute¹
  8. Sir Henry Yule: Hobson-Jobson. A glossary of colloquial Anglo-Indian words and phrases, and of kindred terms, etymological, historical, geographical and discursive. J. Murray, Londen 1903. s.v. jute

Literatur

  • René T. J. Cappers, Roman Footprints at Berenike. Los Angeles 2006.

Sonstiges

In den Anfangsjahren der Umweltbewegung um 1980 gewann der Slogan "Jute statt Plastik", der auf aus Jute gefertigte Einkaufsbeutel gedruckt war, im deutschsprachigen Raum allgemeine Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit.

Commons: Jute – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise