Chinesisches Zimmer
Gedankenexperiment des Philosophen John Searle, mit dem sich dieser 1980 gegen die Erwartung wendet, die menschliche Intelligenz könne durch Computerprogramme nachgeahmt oder gar übertroffen werden. Sein Aufsatz Minds, Brain, and Programs erscheint in The Behavioral and Brain Sciences, Band 3 und setzt eines der wichtigsten und kontroversesten Themen für die philosophische Debatte der 1980er Jahre.
Searles Experiment beschäftigt sich mit einer der wichtigsten Fähigkeiten des menschlichen Geistes, nämlich dem Sprachverständnis. Er malt sich die Konsequenzen aus, die es hätte, wenn man diese Leistung einem rein formalen System, einem Computerprogramm, anvertrauen würde.
Dazu stellt er sich einen Menschen vor, der die chinesische Sprache nicht versteht. Dieser Agent solle nun schriftliche Fragen, die ihm in chinesischer Sprache, und in chinesischen Schriftzeichen, gestellt würden, in gleicher Art schriftlich auf chinesisch antworten. Als Hilfsmittel hätte der Agent eine Bibliothek zur Verfügung, in der auf gut sortierten Karteikarten alle Schriftzeichen des Chinesischen, das gesamte Vokabular und alle grammatischen und semantischen Regeln notiert wären. Die Notation fände nicht wie in den üblichen Vokabel, Grammatik- und Sprachlehrbüchern statt, womöglich sogar in der Muttersprache des Agenten, sondern in einem streng formalen Regelwerk, wie sie in der Theorie der Berechenbarkeit verwendet werden. Wichtig bei dem Gedankenexperiment ist, dass jegliche intellektuelle Leistung, jegliches Verständnis des Agenten für die Fragen und Antworten ausgeschaltet ist und der ganze Vorgang auf reines Nachschlagen von Regeln und deren mechanischer Ausführung besteht.
Searle sieht "großzügig" über die praktischen Schwierigkeiten hinweg, die es machen würde, eine solche notwendigerweise monströse Bibliothek zu schaffen. Er schildert, wie unter solchen Umständen der Übersetzungsprozess vor sich gehen würde, und kommt zu dem Ergebnis, dass dieser zu unbrauchbaren und lächerlichen Resultaten führen Würde: sowohl im Hinblick auf die Qualität als auch im Hinblick auf die für jede einfache Antwort benötigte Zeit.
Searle zieht daraus den Schluss, dass Intentionalität ein biologisches Phänomen ist, dass sie eine untrennbare Abhängigkeit von der spezifischen Biochemie Ihrer Entstehungsbedingungen (Searle) aufweist und dass der Standpunkt der so genannten harten Künstlichen Intelligenz, der menschliche Geist könne durch ein Computerprogramm imitiert werden, zu verwerfen sei.
Weiter führende Literatur
Eine komplette Übersetzung von Searles Aufsatz, mit einer Erwiderung von Douglas R. Hofstadter, einem der wichtigsten Vertreter des Gegenstandpunktes, findet sich in Douglas R. Hofstadter, Daniel Dennett: Einsicht ins Ich, (ISBN 3-608-93038-8), Seite 337 - 366.