Stadt
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Smolensk [russisch Смоленск) ist eine russische Stadt in der Oblast Smolensk im Westen des Landes nahe der Grenze zu Weißrussland mit 317.700 Einwohnern (2007).
] (Geografie
Die Stadt liegt am Dnepr inmitten des Smolensker Hügellandes.
Stadtgliederung
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Geschichte
Smolensk wurde 863 das erste Mal urkundlich erwähnt. Ihre Lage in der Kiewer Rus entlang dem durch den Dnepr verlaufenden Handelsweg von den Warägern zu den Griechen nach Konstantinopel brachte ihr schon früh den Rang einer Handelsstadt ein. Später bestanden auch Handelsbeziehungen zur Hanse; Konstantin Porphyrogennetos beschreibt Smolensk zwischen 948 und 952 als einen zentralen, befestigten Stützpunkt im ostslawisch-normannischen Fernhandelsystem. Außer dem Handel gingen die Stadtbewohner der Edelmetall- und Eisenverarbeitung, dem Schmiedehandwerk und der Herstellung von Glasurkeramik nach. Im 12. Jahrhundert war Smolensk Hauptstadt eines unabhängigen russischen Fürstentums Smolensk, ehe sie 1238 von den Mongolen geplündert wurde. 1404 fiel das Smolensker Gebiet an das Großfürstentum Litauen und wurde 1514 vom Großfürstentum Moskau erobert. 1611, während des Polnisch–Russischen Krieges von 1609–1618, wurde die Stadt nach einer fast zweijährigen Belagerung von polnisch-litauischen Truppen eingenommen, und bildete ab 1618 – vertraglich mit den Moskowitern fixiert – einen Teil von Polen-Litauen. Sie wurde auch Sitz einer Woiwodschaft.
Der russische Versuch der Rückeroberung von Smolensk war der zentrale Streitpunkt des „Smolensker Krieges“ von 1632–1634. Die Stadt wurde schließlich 1654, während des Russisch-Polnischen Krieges von 1654–1667, von den Truppen des Zaren erobert und kam vertraglich und endgültig 1667 wieder an Russland. 1708 besiegte in der Nähe von Smolensk der schwedische König Karl XII 6000 Kosaken und Kalmücken[1]. 1812 eroberte Napoleon sie auf seinem Weg nach Moskau nach hartem Kampf.
1918 wurde Smolensk zu einem Teil von Weißrussland erklärt, 1919 wurde dort die Weißrussische Sowjetrepublik gegründet. Im Zweiten Weltkrieg war sie ebenfalls hart umkämpft. In der Kesselschlacht bei Smolensk im Spätsommer 1941 wurde die Stadt besetzt und fast vollständig zerstört. Tausende Bewohner der Stadt kamen ums Leben oder wurden zwischen 1941 und 1943 zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich gebracht.
Im Herbst 1943 wurde die Stadt von der Roten Armee zurückerobert. Anschließend wurden Teile der Stadt originalgetreu wieder aufgebaut. In Smolensk bestand das Kriegsgefangenenlager 256 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs.[2]
Am 10. April 2010 starben beim Flugzeugabsturz bei Smolensk mehrere hochrangige polnische Würdenträger, unter ihnen der amtierende Präsident Lech Kaczyński.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten zählen die Festungsmauern (1596–1602), welche die schöne Altstadt umgeben (und oft als Kremlmauern bezeichnet werden), die Auferstehungskathedrale (1677–1679), Sitz der Diözese von Smolensk und Wjasma; die Peter-Paul-Kirche aus dem 12. Jahrhundert; die Erzengel-Michael-Kirche, ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert, sowie die Mariä-Entschlafens-Kathedrale von 1677. Das Administrative Gebäude und das Operntheater sind schöne Beispiele der Sowjet-Architektur. Das 1780 eröffnete Opernhaus ist eines der ältesten überhaupt.
In der Stadt besteht ein Kunstmuseum und die Museen der Vereinigung der Künstler Russlands. Am 9. Februar 2006 eröffnete die Eremitage eine Dependance in der Stadt.
Bei Smolensk befindet sich die Künstlerkolonie Talaschkino mit der Heilig-Geist-Kirche, in der Fresken und Mosaike von Nicholas Roerich erhalten sind.
Wirtschaft und Infrastruktur
Smolensk ist ein Handels-, Kultur- und Bildungszentrum. Wichtige Industriezweige sind die Leinenproduktion, der Maschinenbau und die Nahrungsmittelindustrie. In der Nähe von Smolensk befindet sich das Kernkraftwerk Smolensk mit drei aktiven RBMK-Reaktoren.
Flughafen
Nördlich der Stadt liegt der Militärflughafen Smolensk, der durch den Flugzeugabsturz bei Smolensk bekannt wurde, südlich der Stadt befindet sich der Flughafen Smolensk.
Straßen- und Eisenbahnverkehr
Heute ist Smolensk ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt an den Strecken Warschau–Minsk–Smolensk–Moskau, Smolensk–Wizebsk–Riga und Smolensk–Sankt Petersburg. Außerdem liegt es an der russischen Fernstraße M 1 (Europastraße 30), die von Moskau nach Minsk führt.
Weiterführende Bildungseinrichtungen
- Fakultät der Russischen Staatlichen Offenen Technischen Universität für Eisenbahnverkehr
- Filiale des Allrussischen Ferninstituts für Finanzen und Ökonomie
- Filiale des Energetischen Instituts Moskau
- Filiale des Neuen Juristischen Instituts Moskau
- Militärakademie der Landwehr der Russischen Föderation
- Militäruniversität für Luftabwehr der Luftkräfte der Russischen Föderation
- Filiale Smolensk des Juristischen Instituts des Innenministeriums Russlands
- Geisteswissenschaftliche Universität Smolensk
- Institut für Business und Unternehmertum Smolensk
- Landwirtschaftliches Institut Smolensk
- Orthodoxes Geistliches Seminar Smolensk der Russischen Orthodoxen Kirche
- Staatliche Medizinakademie Smolensk
- Staatliches Institut für Sport Smolensk
- Staatliches Kunstinstitut Smolensk
- Staatliche Universität Smolensk
Partnerstädte
Partnerstadt von Smolensk in Deutschland ist Hagen sowie das französische Tulle. Die Stadt ist außerdem Mitglied des Städtebundes der Neuen Hanse.
Söhne und Töchter der Stadt
- Alexander Romanowitsch Beljajew, russischer Science-Fiction-Autor
- Eduard Anatoljewitsch Chil, russischer Sänger
- Wladimir Karpowitsch Dmitrijew, Ökonom
- Michail Iwanowitsch Glinka, bedeutender russischer Komponist
- Marija Itkina, weißrussische Leichtathletin
- Boris Nikolajewitsch Jurjew, sowjetischer Hubschrauberkonstrukteur und -pionier
- Dina Alexandrowna Korsun, Schauspielerin
- Fjodor Iwanowitsch Koschewnikow, russischer Jurist, Richter am Internationalen Gerichtshof
- Olga Sergejewna Kusenkowa, russische Leichtathletin und Olympiasiegerin
- Semjon Alexejewitsch Lawotschkin, sowjetischer Flugzeugkonstrukteur und der Leiter des Konstruktionsbüros Lawotschkin
- Anatoli Iwanowitsch Lukjanow, sowjetischer Politiker
- Nikolai von Japan, russischer Mönch und orthodoxer Erzbischof von Tokio und Japan
- Wjatscheslaw Wassiljewitsch Stepanow, russischer Mathematiker
- Andrei Nikolajewitsch Tichonow, russischer Mathematiker
- Wiktor Wladimirowitsch Nemyzki, russischer Mathematiker
- Boris Lwowitsch Wassiljew, Schriftsteller
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Schlacht bei Smolensk (englisch)
- ↑ Maschke, Erich (Hrsg.): Zur Geschichte der deutschen Kriegsgefangenen des zweiten Weltkrieges. Verlag Ernst und Werner Gieseking, Bielefeld 1962-1977.