Bei einem Flugzeugabsturz bei Smolensk am 10. April 2010 verunglückte die polnische Präsidentenmaschine, eine Tupolew Tu-154. Offiziellen Angaben zufolge waren 96 Menschen an Bord, darunter Polens Staatspräsident Lech Kaczyński.[3] Es gab keine Überlebenden.[4]
Flugunfall von Smolensk 2010 | |
---|---|
![]() Regierungsmaschine Tu-154M auf dem Flughafen in Zagreb während Kaczyńskis Kroatien-Besuch 2010 | |
Unfall-Zusammenfassung | |
Unfallart | noch ungeklärt |
Ort | bei Smolensk, Russland 54° 49′ 30″ N, 32° 1′ 30″ O |
Datum | 10. April 2010 |
Todesopfer | 96[1][2] |
Überlebende | 0 |
Luftfahrzeug | |
Luftfahrzeugtyp | Tupolew Tu-154 |
Betreiber | Polnische Luftwaffe |
Kennzeichen | 101[2] |
Abflughafen | Frédéric-Chopin-Flughafen Warschau, Warschau, Polen |
Zielflughafen | Militärflughafen Smolensk-Nord, Smolensk, Russland |
Passagiere | 89 |
Besatzung | 7 |
→ Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen |
Hergang
Das Flugzeug stürzte um 10:56 Uhr Ortszeit (06:56 UTC) in Petschorsk[5] in der Nähe der russischen Stadt Smolensk ab. Die Unfallursache wird derzeit noch untersucht. Die Präsidentenmaschine war, von Warschau kommend, in dichtem Nebel im Landeanflug auf den Militärflughafen Smolensk-Nord.[6] Wegen der schlechten Sichtverhältnisse hatten die russischen Behörden den Piloten eine Landung in Minsk empfohlen, diese entschieden sich jedoch gegen eine Änderung des Zielflughafens. Der Absturz ereignete sich schließlich im Anflug auf den vierten Landeversuch.[7] Nach Aussage des Gouverneurs der Oblast Smolensk, Sergei Antufjew, streifte das Flugzeug Baumwipfel und zerbrach beim Aufprall in mehrere Teile. Das Flugzeug ging nach dem Absturz in Flammen auf und brannte aus.[4]
Flugzeug
Bei dem Flugzeug handelte es sich um eine Tupolew Tu-154M der polnischen Luftwaffe. Die Maschine machte 1990 ihren Erstflug und war mit drei Triebwerken vom Typ Solowjo D-30KU-154-II ausgestattet.[8]
Todesopfer
Nach Aussage Antufjews gab es keine Überlebenden.[9] An Bord der Maschine war neben dem polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczyński seine Ehefrau Maria Kaczyńska, weitere polnische Politiker und hochrangige Repräsentanten des Landes. Sie waren auf dem Weg zur 70-Jahre-Gedenkfeier des Massakers von Katyn. Angehörige von Todesopfern des Massakers waren ebenfalls an Bord. Zu den weiteren Opfern zählen sieben Besatzungsmitglieder[10] unter anderem handelt es sich bei den Opfern um:[11]
- Andrzej Błasik, Kommandeur der polnischen Luftstreitkräfte
- Krystyna Bochenek, polnische Senatorin
- Leszek Deptuła, Abgeordneter im Sejm
- Grzegorz Dolniak, Abgeordneter im Sejm
- Janina Fetlińska, polnische Senatorin
- Franciszek Gągor, Oberbefehlshaber der Polnischen Streitkräfte
- Grażyna Gęsicka, Ministerin und Abgeordnete im Sejm
- Przemysław Gosiewski, Abgeordneter im Sejm
- Mariusz Handzlik, Unterstaatssekretär[12]
- Izabela Jaruga-Nowacka, Vorsitzende der Unia Pracy und Abgeordnete im Sejm
- Ryszard Kaczorowski, letzter Staatspräsident von Polen im Exil
- Maria Kaczyńska, Ehefrau des Präsidenten Polens, Lech Kaczyński
- Lech Kaczyński, Präsident Polens und Mitbegründer der nationalkonservativen Partei Prawo i Sprawiedliwość
- Sebastian Karpiniuk, Abgeordneter im Sejm
- Andrzej Karweta, Oberbefehlshaber der polnischen Marine
- Janusz Krupski, Direktor des Amt für Kriegsveteranen und verdrängte Personen
- Janusz Kurtyka, polnischer Historiker und Präsident des Instituts für nationales Gedenken
- Aleksandra Natalli-Świat, Abgeordnete im Sejm
- Piotr Nurowski, Präsident des Polnischen Olympischen Komitees
- Maciej Płażyński, ehemaliger Abgeordneter im Sejm
- Tadeusz Płoski, römisch-katholischer Militärbischof
- Krzysztof Putra, Abgeordneter im Sejm
- Ryszard Rumianek, Rektor der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität
- Arkadiusz Rybicki, Abgeordneter im Sejm
- Sławomir Skrzypek, Präsident der polnischen Zentralbank
- Aleksander Szczygło, ehemaliger Verteidigungsminister
- Jerzy Szmajdziński, stellvertretender Sejmmarschall
- Jolanta Szymanek-Deresz, Abgeordnete im Sejm
- Anna Walentynowicz, Arbeiterin der Leninwerft Danzig und Mitglied der Gewerkschaft Solidarność
- Zbigniew Wassermann, Abgeordneter im Sejm
- Wiesław Woda, Abgeordneter im Sejm
- Edward Wojtas, Abgeordneter im Sejm
- Paweł Wypych, Staatssekretär[12]
- Stanisław Zając, polnischer Senator
Reaktionen
Der russische Präsident Dmitri Medwedew teilte mit, dass er eine Untersuchungskommision unter dem Vorsitz von Wladimir Putin für den Flugzeugabsturz aufgestellt habe.[13] Die russische Generalstaatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Ministerpräsident Polens Donald Tusk kündigte eine Krisensitzung an.[3]
Der deutsche Bundesaußenminister Guido Westerwelle, der sich zur Unfallzeit in Südafrika aufhielt, nahm zu dem Unglück kurz Stellung:[14]
„Ich bin tief betroffen vom Tod des polnischen Präsidenten. Es ist ein furchtbares Unglück, eine furchtbare Tragödie. Mir persönlich geht die Nachricht sehr nahe. Kaczyński war ein sehr kluger, energischer Gesprächspartner.“
Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigte sich bestürzt:[15]
„Ich bin zutiefst bestürzt über den Absturz und den Tod des polnischen Präsidenten.“
Ebenfalls seine Anteilnahme sprach der österreichische Bundespräsident Heinz Fischer aus. Fischer sei „zutiefst erschüttert und betroffen“ vom Ableben seines Amtskollegen. Er habe „viele Begegnungen“ mit Kaczyński gehabt.[16]
Weblinks
- Flugunfalldaten und -bericht im Aviation Safety Network (englisch)
- Tagesschau, 10. April 2010, 12:00 Uhr
- Spiegelonline, 10. April 2010, 14:00 Uhr
- Prezydenckim Tu-154 leciały najważniejsze osoby w państwie (polnisch), Liste der Todesopfer, teilweise mit Bildern
Einzelnachweise
- ↑ AP Top News at 7:28 a.m. EDT. 10. April 2010, abgerufen am 10. April 2010 (englisch).
- ↑ a b David Kaminski-Morrow: Polish president killed in Tu-154 crash. Flightglobal, 10. April 2010, abgerufen am 10. April 2010 (englisch).
- ↑ a b Polens Präsident bei Flugzeugabsturz ums Leben gekommen
- ↑ a b http://derstandard.at/1269449324516/Russland-Flugzeug-mit-Polens-Praesidenten-Kaczynski-an-Bord-abgestuerzt---Keine-Ueberlebenden
- ↑ http://edition.cnn.com/2010/WORLD/europe/04/10/poland.president.plane.crash/index.html?hpt=T1
- ↑ Polens Präsident bei Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Thomson Reuters, 10. April 2010, abgerufen am 10. April 2010.
- ↑ Crash beim vierten Landeversuch. Spiegel Online, 10. April 2010, abgerufen am 10. April 2010.
- ↑ Accident description Tupolew 154M Smolensk Airport. Aviation-safety.net, 10. April 2010, abgerufen am 10. April 2010 (englisch).
- ↑ Marina Sokolova (AFP): Polish president killed in Russia plane crash. 10. April 2010, abgerufen am 10. April 2010 (englisch).
- ↑ [http://rcb.gov.pl/komunikaty/?a=366 (abgerufen am 10. April 2010)
- ↑ Offizielle Liste der Opfer veröffentlicht durch das RCB (abgerufen am 10. April 2010)
- ↑ a b Die Presse: Polnischer Präsident bei Flugzeugabsturz getötet (abgerufen am 10. April 2010)
- ↑ Расследование обстоятельств гибели президента Польши поручили Путину (russisch)
- ↑ Maschine mit Polen-Präsident Lech Kaczynski abgestürzt
- ↑ Flugzeugabsturz: Bestürzung über Kaczynskis Tod. Focus Online, 10. April 2010, abgerufen am 10. April 2010.
- ↑ Merkel und Westerwelle bestürzt – Bundespräsident Fischer "tief erschüttert"