Offener Güterwagen
Offene Güterwagen bilden eine große Gruppe von Eisenbahngüterwagen zum Transport von witterungsunempfindlichen Gütern, wie bspw. Stückgut oder Schüttgut.

Man unterscheidet bei den offenen Güterwagen ab 1964 nach UIC-Kennzeichnung zwischen der Regelbauart (Gattungsbuchstabe E, Gattungskennzahl 5) und der Sonderbauart (Gattungsbuchstabe F, Gattungskennzahl 6). Vor Einführung der UIC-Klassifizierung wurden offene Güterwagen mit dem Hauptgattungszeichen „O“ bzw. „OO“ gekennzeichnet und erhielten noch Nebengattungszeichen die für die spezifischen Eigenschaften des Wagens standen. Bei der DB machten 1998 die offenen Güterwagen knapp 40% des Gesamtbestands an Güterwagen aus. [1]
Weitere Informationen zur Entwicklungsgeschichte der offenen Güterwagen in Deutschland sind in den Artikeln Güterwagen der Deutschen Reichsbahn und Reko-Güterwagen zu finden.
Die verschiedenen Bauarten von Güterwagen, u.a. auch offene Güterwagen, sind chronologisch in den folgenden Artikel zu finden:
- Normalie (Eisenbahn) - Normalien, Länderbahn-Güterwagen vor 1910
- Güterwagen der Verbandsbauart – Deutsche Güterwagen ab 1910
- Güterwagen der Austauschbauart - Deutsche Güterwagen ab 1927
- Güterwagen der geschweißten Bauart- Deutsche Güterwagen ab 1933
- Güterwagen der Kriegsbauart – Deutsche Güterwagen für das Militär bis 1945
Einheitsgüterwagen der UIC
Seit den 1960er Jahren beschaffen die europäischen Bahnverwaltungen überwiegend Güterwagen, die nach den Normen der UIC gebaut werden oder sich an diese anlehnen. Die Tabelle enthält neben den offenen Wagen auch diejenigen Wagen mit öffnungsfähigem Dach (Gattung T), die konstruktiv an die offenen Wagen angelehnt sind.
Norm | UIC 571-1: Regelbauart zweiachsig |
UIC 571-2: Regelbauart vierachsig |
UIC 571-3: Sonderbauarten | |||||
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Bauart | Typ 1 "französisch" |
Typ 2 "deutsch" |
Rolldachwagen vierachsig |
Trichterwagen zweiachsig |
Sattelwagen vierachsig | |||
ohne Dach | mit Dach | ohne Dach | mit Dach | |||||
Gattung | Es | Ea(o)s | Taems bis 1979: Taes |
Fcs | Tds | Fals | Tals | |
Achsstand | 4,85 m | 5,40 m | − | 6,00 m | − | |||
Drehzapfenabstand | − | 9,00 m | − | 7,50 m | ||||
Länge über Puffer | 9,04 m | 10,00 m | 14,04 m | 9,64 m | 12,54 m | |||
Ladelänge, mind. | 7,79 m | 8,76 m | 12,71 m | 12,40 m | − | − | ||
Ladefläche, etwa | 22 m² | 24 m² | 35 m² | 33 m² | − | − | ||
Laderaum, etwa | 36 m³ | 36 m³ | 71 m³ | 74 m³ | 40 m³ | 38 m³ | 75 m³ | 72 m³ |
Eigenmasse, max. | … | 12,5 t | 22,0 t | 24,0 t | 13,0 t | 13,5 t | 15,0 t | 15,5 t |
Türen pro Seite | 2 | 1 | 2 | 1 | − | − | ||
Türbreite | … | 1,80 m | 1,80 m | 4,00 m | − | − |
Offene Güterwagen der Regelbauart E
Diese Wagen haben einen flachen Boden und feste Seitenwände (Borde) mit mindestens einer seitlichen Tür. Sie sind vor allem für die Beladung mit Schüttgut, Schrott, Stahl, Holz und Papier geeignet. Die meisten Wagen sind stirn- und seitenkippbar, andernfalls werden sie durch die Kennbuchstaben l (nicht seitenkippbar) bzw. o (nicht stirnkippbar) gekennzeichnet. Stirnkippbare Wagen sind mit Kopfklappen an einer oder beiden Stirnseiten ausgestattet. An Ösen lassen sich Seile, Netze oder Planen zur Ladungssicherung anzubringen.
Einige Wagen sind außerdem kreiselkippfähig, das heißt, sie können in entsprechenden Anlagen angehoben und durch Drehen in der Längsachse ausgekippt werden. Hierfür ist in erster Linie ein sehr stabiles Untergestell nötig. Diese Art der Entladung ist vor allem in den USA beim Transport von Schüttgut verbreitet, wobei dort die Wagen dank drehbarer Kupplungen nicht einzeln entkuppelt werden müssen.
Im Jahr 1998 verfügte die DB über etwa 16.000 vierachsige E-Wagen. Die zweiachsigen E-Wagen werden seit den 1990er Jahren zunehmend ausgemustert und sind kaum noch anzutreffen.
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Eaos: Vierachsiger offener Güterwagen der Regelbauart mit 9,00 m Drehgestellzapfenabstand der PKP in Lauban
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Eanos-x055:Langer vierachsiger offener Güterwagen der Regelbauart mit Stahlfußboden und 10,70 m Drehgestellzapfenabstand
Offene Güterwagen der Sonderbauart F
Hierzu zählen in der Mehrzahl die Selbstentladewagen mit Schwerkraftentladung (Trichterwagen und Sattelwagen), daneben auch
- Seitenkippbare Wagen (Kasten-, Mulden- und Seitenkipper),
- Kübelwagen,
- andere offene Wagen ohne Seitentüren, sowie
- bei der DR (fälschlicherweise) auch Wagen mit Stahlfußboden.
Im Jahr 1998 waren bei der DB etwa 12.000 Trichterwagen, 10.000 Sattelwagen und 1.000 Seitenkippbare Wagen vorhanden. Sowohl Trichter- als auch Sattelwagen gibt es auch als Wagen mit öffnungsfähigem Dach.
Typische Transportgüter sind alle Arten von Schüttgütern, wie Kohle, Koks, Erz, Sand oder Kies. Da Schüttgüter oft in großen Mengen transportiert werden, werden diese Wagen häufig in sogenannten Ganzzügen eingesetzt, die nur aus einer Wagengattung bestehen und nur eine Art Ladung von einem Versender direkt zu einem Empfänger transportieren.
Trichterwagen
Diese Selbstentladewagen können ohne zusätzliche Hilfe nur durch die Schwerkraft entladen werden, sie werden auch als Trichterwagen bezeichnet. Bei der Mehrzahl lassen sich über hohe (mehr als 70 cm über Schienenoberkante endende) Auslaufrutschen Fließbänder oder Förderbänder auf Schienen- bzw. Straßenniveau füllen. Durch die Möglichkeit der dosierten Entladung an jedem Ort sind die Wagen freizügig einsetzbar und finden auch im Einzelwagenverkehr Verwendung. Die Bahn nutzt diese Wagen auch als Dienstgüterwagen zum Einschottern der Gleise. Seit den 1990er Jahren geht der Trend für diese Wagenart von den zweiachsigen Wgen hin zu noch nicht UIC-genormten Drehgestellwagen.
Waggons im Detail:
- Beispiele für Trichterwagen
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Historischer Trichterwagen von 1938: Talbot-Schotterwagen nach Skizze 371
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Offener Güterwagen mit dosierbarer Selbstentladung und hohen Rutschen (Trichterwagen)]]
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ITL
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Trichterförmiger Wagenboden
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Dosierbare Entladeeinrichtung
Sattelwagen
Sattelwagen, auch Großraumselbstentladewagen genannt, können ausschließlich per Schwerkraft entladen werden und zählen deshalb zu den Selbstentladewagen. Im Unterschied zu den Trichterwagen ist hier aber keine dosierte, sondern nur eine schlagartige Entladung möglich. Der Boden fällt wie bei einem Satteldach zu beiden Seiten hin ab, die Entladeöffnung ist beidseits hochliegend. Die Wagen werden hauptsächlich in Ganzzügen für den Massentransport von Kohle oder Erz von Bergwerken oder Häfen zu Hüttenbetrieben oder Kraftwerken verwendet.
Der modernste Typ vierachsiger Sattelwagen der DB ist der vierachsige Falns 121 mit 90 m³ Laderaum. Er wurde ab 1992 in mehreren Serien gebaut. Bis Februar 2008 sollen weitere 100, bis 2010 nochmals 300 dieser Fahrzeuge an die DB geliefert werden. Diese neuesten Wagen sollen eine Achslast von 23,5 t und ein Eigengewicht von höchstens 24,5 t haben, woraus sich die Lastgrenze von 69,5 t ergibt.
Seitenkippbare Wagen
Seitenkippbare Wagen haben eine hydraulische, pneumatische oder elektrische Kippeinrichtung, die es erlaubt, den Wagenkasten einseitig anzuheben. Je nach Bauart ist ein beidseitiges oder auch nur ein einseitiges Kippen möglich. Um ein Umkippen des Wagens während des Kippvorgangs zu verhindern, sind einige mit sogenannten Schienenzangen ausgerüstet, mit welchen sie am Gleiskörper gesichert werden können. Die Wagen werden unter anderem in Ganzzügen im Aushubverkehr von Großbaustellen eingesetzt.
- Beispiel mit Detailfotos für seitenkippbaren Wagen: Ua
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Seitenkippwagen der ČD
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Die ČD reiht die Wagen als Gattung Ua ein
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Stirnseitig ist die Kippmechanik zu erkennen
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Diamond-Drehgestell
Einzelnachweise
- ↑ Stefan Carstens: Die Güterwagen der DB AG : Zahlen, Fakten, Entwicklungen, Fotos. MIBA-Verlang, Nürnberg 1998, ISBN 3-86046-030-7.
Literatur- und Quellenangaben
- Gerd Wolff: Die offenen Güterwagen der Regelbauart. Güterwagen-Lexikon DB. EK-Verlag, Freiburg 1991, ISBN 3-88255-649-8.
- Gerd Wolff: Die zweiachsigen Selbstentladewagen. Güterwagen-Lexikon DB. EK-Verlag, Freiburg 1993, ISBN 3-88255-657-9.
- Gerd Wolff: Die vierachsigen Selbstentladewagen / Die Staubbehälterwagen. Güterwagen-Lexikon DB. EK-Verlag, Freiburg 1994, ISBN 3-88255-658-7.
- Helmut Behrends, Wolfgang Hensel, Gerhard Wiedau: Güterwagen-Archiv. Band 2: Deutsche Bundesbahn und Deutsche Reichsbahn. Transpress, Berlin 1989, ISBN 3-344-00330-5.
- Stefan Carstens: Die Güterwagen der DB AG : Zahlen, Fakten, Entwicklungen, Fotos. MIBA-Verlang, Nürnberg 1998, ISBN 3-86046-030-7.
- Stefan Carstens, Hans Ulrich Diener: Güterwagen. Band 3: Offene Wagen. MIBA-Verlag, Nürnberg 2003, ISBN 3-86046-074-9.
- Stefan Carstens: Güterwagen. Band 4: Offene Wagen in Sonderbauart. MIBA-Verlag, Nürnberg 2003, ISBN 3-86046-073-0.
Weblinks
- Seitenkippwagen Ua im tschechischen Archiv parostroj.net
- DB-Güterwagenkatalog