Sauber Motorsport

Schweizer Formel-1-Team
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Sauber ist ein Schweizer Motorsport-Rennstall mit Sitz in Hinwil im Zürcher Oberland, das von 1982 bis 1991 in der Gruppe C der FIA-Sportwagen-Weltmeisterschaft startete und von 1993 bis 2005 in der Formel-1-Weltmeisterschaft. Ende 2005 wurde es vom Automobilhersteller BMW übernommen und blieb bis zum Rückzug der Marke Ende 2009 als Formel-1-Team unter dem Namen BMW Sauber F1 Team bestehen, das Ende 2009 wieder vollständig in den Besitz von Peter Sauber überging. Damit tritt Sauber ab 2010 wieder in Eigenregie in der Formel 1 an, aber vorerst unter dem Namen „BMW-Sauber“.

Sauber
Name BMW Sauber F1 Team
Unternehmen Sauber Motorsport AG[1]
Unternehmenssitz Hinwil (CH)
Teamchef Schweiz Peter Sauber
Techn. Direktor Vereinigtes Konigreich James Key[2]
Saison 2010
Fahrer (22) Spanien Pedro de la Rosa
(23) Japan Kamui Kobayashi
Testfahrer Vorlage:Flagicon n/a
Chassis C29
Motor Ferrari 2.4 V8
Reifen Bridgestone
Statistik
Erster Grand Prix Südafrika 1993
Gefahrene Rennen 218
Konstrukteurs-WM – (Beste Platzierung: 4. (2001)
Fahrer-WM – (Beste Platzierung: 8. (2001)
Rennsiege
Pole Positions
Schnellste Runden
Position 2005 8.
Punkte 195
(Stand: GP Malaysia 2010)

Geschichte

 
Altes Logo vor der Übernahme durch BMW
 
Peter Sauber 2004
 
Sauber C12 von 1993
 
Sauber C18 von 1999
Datei:Sauber petronas c22.jpg
Sauber C21 von 2002
 
Sauber C22 von 2003 (Heinz-Harald Frentzen)
 
Sauber C23 von 2004 (Giancarlo Fisichella)
 
Sauber C24 von 2005 (Jacques Villeneuve)

Sportwagen

Das Team wurde 1970 von Peter Sauber als PP Sauber AG gegründet, um Sportwagen zu bauen. Kurze Zeit später bot das Unternehmen auch Service-Dienstleistungen für Personenwagen an – hauptsächlich, um das Unternehmen finanziell abzusichern. Ab 1982 nahm Sauber an der Gruppe C der Sportwagen-Weltmeisterschaft teil. Die größten Erfolge feierte das Team 1989 und 1990: Mit dem Franzosen Jean-Louis Schlesser konnte in beiden Jahren sowohl der Fahrer- als auch der Konstrukteurs-WM-Titel erobert werden. 1989 siegte Sauber mit dem C9 mit Mercedes-Motor bei den 24 Stunden von Le Mans. Fahrer waren Stanley Dickens, Manuel Reuter und Jochen Mass. Legendär ist darüber hinaus die Nachwuchsschule des Teams aus den Jahren 1990 und 1991: Sowohl der spätere siebenfache Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher als auch der Grand-Prix-Sieger Heinz-Harald Frentzen und der spätere FIA-GT-Weltmeister Karl Wendlinger wurden bei Sauber ausgebildet.

Formel 1

Die Mercedes-Ära (1993/94)

Als die Sportwagen-Rennserie Ende 1992 ihren Niedergang erlebte, hatte Peter Sauber sich bereits zu einem Einstieg in die Formel 1 entschieden. Der langjährige Motorenpartner Mercedes-Benz zierte sich zunächst, unterstützte das Team aber durch das Kooperationsabkommen mit Ilmor in Brixworth praktisch durch die Hintertür. Sauber trat mit einem Aufkleber „concepted by Mercedes-Benz“ zum Formel-1-Saison 1993 an und verpflichtete Karl Wendlinger und JJ Lehto. Das Debüt im südafrikanischen Kyalami verlief erfolgreich: Lehto belegte auf Anhieb Platz 5 und erhielt zwei Weltmeisterschaftspunkte. Die besten Ergebnisse waren zwei vierte Plätze von Lehto in Imola und Karl Wendlinger in Monza. Am Saisonende landete Sauber mit zwölf Punkten auf Platz 7 der Konstrukteurswertung.

Dieser Achtungserfolg ermutigte Mercedes-Sportchef Norbert Haug dazu, das Team offiziell als Motorenlieferant zu unterstützen. JJ Lehto wechselte zu Benetton-Ford und Mercedes-Youngster Heinz-Harald Frentzen kam ins Team, Karl Wendlinger behielt sein Cockpit. Beim Training zum Großen Preis von Monaco verunglückte Wendlinger schwer, lag lange Zeit im Koma und wurde für die folgenden Rennen durch Andrea de Cesaris ersetzt. Während der Saison stieg der Sponsor Broker aus, so dass das Team zeitweise vor der Insolvenz stand. Erst kurz vor dem Großen Preis von Frankreich konnten mit Swiss Timing und Sonax zwei neue Geldgeber gefunden werden. [3] Für die letzten beiden Rennen in Suzuka und Adelaide kehrte JJ Lehto noch einmal zurück zu Sauber.

Am 28. Oktober 1994 gaben McLaren und Mercedes-Benz ihre Zusammenarbeit ab der Formel-1-Saison 1995 bekannt. Der Stuttgarter Autohersteller trennte sich von seinem langjährigen Partnerteam, das für die Folgesaison kurzfristig einen neuen Motorenpartner suchen musste.

Die Ford-Ära (1995/96)

Peter Sauber gewann Ford als neuen Motorenpartner und bekam die Triebwerke des zu Renault gewechselten, bisherigen Ford-Partners Benetton, die mit dem Zetec-R-Motor 1994 die Weltmeisterschaft gewonnen hatten. Heinz-Harald Frentzen schaffte damit 1995 in Monza den ersten Podestplatz des Teams in der Formel 1, als er hinter Johnny Herbert und Mika Häkkinen Dritter wurde. Mit Ford stieg auch Red Bull als Sponsor bei Sauber ein und blieb bis ins Jahr 2000 Hauptsponsor des Teams. Die mit 18 Punkten recht erfolgreiche Saison 1995 konnte 1996 nicht wiederholt werden. Zu defektanfällig und langsam waren die Autos, zu schwach die Motoren. Trotzdem verhinderte nur die mangelnde Geduld Frentzens den größten Erfolg der Teamgeschichte: Beim Großen Preis von Monaco fielen bei schwierigen Witterungsbedingungen viele Spitzenfahrer aus, der deutsche Sauber-Pilot kämpfte bei Halbzeit mit Ferrari-Fahrer Eddie Irvine um die dritte Position. Nach rundenlanger Blockade durch den Nordiren ging dem schnelleren Frentzen die Geduld aus und er streifte sich den Frontflügel am Heck des Ferrari ab. Da das Missgeschick am Ende der Start-Ziel-Geraden passierte, musste er eine komplette Runde in verlangsamtem Tempo zur Box zurücklegen und verlor viel Zeit. Die zum Unfallzeitpunkt vor Frentzen positionierten Fahrer fielen im weiteren Rennverlauf alle aus, sodass Teamchef Sauber nach dem Rennen zu Recht dem entgangenen Premierensieg nachtrauerte.

Für 1997 verlor Sauber erneut seinen Motorenpartner. Ford wechselte als Werkspartner zum neuen Team des früheren Weltmeisters Jackie Stewart, der gute Beziehungen zum US-amerikanischen Automobilkonzern unterhielt. Peter Sauber hätte zwar Ford-Motoren kaufen können, hätte aber nur Vorjahrestriebwerke bekommen und entschied sich daher für einen anderen Weg.

Die Ferrari-Ära (1997–2005)

Sauber überzeugte seinen malaysischen Sponsor Petronas, die Leasinggebühr für Ferrari-Triebwerke zu übernehmen, die mehr Konkurrenzfähigkeit versprachen. Petronas willigte unter der Bedingung ein, dass die Motoren unter eigenem Namen laufen – der Petronas 3.0 V10 war geboren. Die Partnerschaft zwischen Sauber unter dem malaysischen Petrochemiekonzern dauerte bis ins Jahr 2005 an, brachte aber kaum zählbare Erfolge mit sich. Vier dritte Plätze in neun Jahren waren die besten Resultate des Teams. Die enge Bindung an Ferrari brachte Sauber vielmehr den Ruf des kleinen Schwesterteams des italienischen Traditionsrennstalls ein, das im Falle schwieriger Meinungsfindungsprozesse unter den Teams den Mehrheitsbeschaffer spielte.

Nach einer recht ordentlichen Saison 1997 fiel das Team nach der größten Reglementänderung der letzten Jahre Anfang 1998 ins hintere Mittelfeld zurück. Auch 1999 und 2000 wurden kaum zählbare Resultate verbucht und die Punkteausbeute war mager. Sponsor Red Bull kürzte sein Engagement drastisch und transferierte es zu Arrows, weil der von den Österreichern geförderte Pilot Enrique Bernoldi kein Cockpit bekam. Stattdessen setzte Peter Sauber den unbekannten Neuling Kimi Räikkönen ins Auto und erlebte 2001 das beste Jahr der Teamgeschichte. Zusammen mit Nick Heidfeld sammelte der Finne 21 WM-Punkte, was Platz vier in der Endwertung der Konstrukteure bedeutete. Dieses Niveau wurde danach nicht wieder erreicht, obwohl Sauber die Grand-Prix-Sieger Heinz-Harald Frentzen, Giancarlo Fisichella und Jacques Villeneuve verpflichtete. Ende 2004 endete die Partnerschaft mit Red Bull endgültig, da die Österreicher seit der folgenden Saison mit einem eigenen Team an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnehmen. In Interviews ließ Sauber immer öfter verlauten, dass er sich den Einstieg eines Automobilwerkes als Anteilseigner seines Teams vorstelle, um dessen Zukunft zu sichern.

BMW Sauber (2006–2009)

BMW übernahm am 1. Januar 2006 mit 80 Prozent der Anteile die Mehrheit des Rennstalls und gründete damit das BMW Sauber F1 Team an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnahm. Dabei wurde der Standort Hinwil beibehalten und auch ein Großteil der Sauber-Belegschaft übernommen. Peter Sauber behielt die restlichen Teamanteile und fungierte während der vier Jahre als BMW-Werksteam als Berater. Die operative Leitung hatte BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen inne.

Rückkehr von Sauber (2010)

Am 29. Juli 2009 gab BMW den Ausstieg aus der Formel 1 zum Ende der Rennsaison 2009 bekannt.[4] Nach dem gescheiterten Versuch, das Team an eine angeblich in der Schweiz ansässige Stiftung namens Qadbak Investments Ltd zu veräußern, gab BMW schließlich am 27. November 2009 bekannt, dass Peter Sauber das Team zurückkauft – unter der Bedingung, dass das Team den Startplatz im Formel-1-Feld bekommt, der durch den Ausstieg des Toyota-Teams frei geworden war.[5]

Am 3. Dezember 2009 bekam das Sauber-Team offiziell den 13. Startplatz für die Formel-1-Saison 2010, bleibt aber bis auf weiteres als BMW Sauber F1 Team gemeldet, bis eine offizielle Namensänderung beantragt wird.[6]

Der Japaner und bisherige Toyota-Ersatzpilot Kamui Kobayashi wurde am 17. Dezember 2009 von Peter Sauber als erster Fahrer für das Jahr 2010 bestätigt.[7] Am 19. Januar 2010 wurde der in Barcelona (Spanien) geborene bisherige McLaren-Ersatzpilot Pedro de la Rosa als zweiter Fahrer für das Jahr 2010 bekannt gegeben.[8]

Zahlen und Daten

Statistik in der Formel 1

Saison Teamname Chassis Motor Reifen WM-Rang Punkte
1993 Sauber Sauber C12 Ilmor 3.5 V10 Goodyear 7. 12
1994 Broker Sauber Mercedes Sauber C13 Mercedes-Benz 3.5 V10 Goodyear 8. 12
1995 Red Bull Sauber Ford Sauber C14 Ford Zetec-R 3.0 V8 Goodyear 7. 18
1996 Red Bull Sauber Ford Sauber C15 Ford Zetec-R 3.0 V10 Goodyear 7. 11
1997 Red Bull Sauber Petronas Sauber C16 Petronas 3.0 V10 Goodyear 7. 16
1998 Red Bull Sauber Petronas Sauber C17 Petronas 3.0 V10 Goodyear 6. 10
1999 Red Bull Sauber Petronas Sauber C18 Petronas 3.0 V10 Bridgestone 8. 5
2000 Red Bull Sauber Petronas Sauber C19 Petronas 3.0 V10 Bridgestone 8. 6
2001 Red Bull Sauber Petronas Sauber C20 Petronas 01A 3.0 V10 Bridgestone 4. 21
2002 Sauber Petronas Sauber C21 Petronas 02A 3.0 V10 Bridgestone 5. 11
2003 Sauber Petronas Sauber C22 Petronas 03A 3.0 V10 Bridgestone 6. 19
2004 Sauber Petronas Sauber C23 Petronas 04A 3.0 V10 Bridgestone 6. 34
2005 Sauber Petronas Sauber C24 Petronas 05A 3.0 V10 Michelin 8. 20
2010 BMW Sauber F1 Team Sauber C29 Ferrari 2.4 V8 Bridgestone

Alle Fahrer des Sauber-Teams in der Formel 1

Name Jahre Grand Prix Punkte Siege Zweiter Dritter Poles schn. Runden beste WM-Pos.
Deutschland  Heinz-Harald Frentzen 1994–1996
2002–2003
65 42 2 9. (1995)
Brasilien  Felipe Massa 2002
2004–2005
52 27 12. (2004)
Deutschland  Nick Heidfeld 2001–2003 50 25 1 8. (2001)
Vereinigtes Konigreich  Johnny Herbert 1996–1998 49 20 1 10. (1997)
Frankreich  Jean Alesi 1998–1999 32 11 1 11. (1998)
Brasilien  Pedro Diniz 1999–2000 32 3 14. (1999)
Osterreich  Karl Wendlinger 1993–1995 25 11 12. (1993)
Italien  Giancarlo Fisichella 2004 18 22 11. (2004)
Finnland  JJ Lehto 1993–1994 18 5 13. (1993)
Kanada  Jacques Villeneuve 2005 18 9 14. (2005)
Finnland  Kimi Räikkönen 2001 17 9 10. (2001)
Finnland  Mika Salo 2000 16 6 11. (2000)
Frankreich  Jean-Christophe Boullion 1995 11 3 16. (1995)
Italien  Andrea de Cesaris 1994 9 1 20. (1994)
Italien  Gianni Morbidelli 1997 7 22. (1997)
Italien  Nicola Larini 1997 5 1 19. (1997)
Argentinien  Norberto Fontana 1997 4 23. (1997)
Spanien  Pedro de la Rosa 2010– 2
Japan  Kamui Kobayashi 2010– 3
Gesamt 195 5

Einzelnachweise

  1. Eintrag der «Sauber Motorsport AG» im Handelsregister des Kantons Zürich
  2. „Knaller bei Sauber: Rampf übergibt an Key“ (Motorsport-Total.com am 24. Februar 2010))
  3. Berliner Zeitung vom 30. Juni 1994
  4. BMW bestätigt Formel-1-Ausstieg
  5. „BMW: Sauber kauft das Team!“ (Motorsport-aktuell.com am 27. November 2009)
  6. „Holt Sauber de la Rosa?“ (Motorsport-Total.com am 3. Januar 2010)
  7. „Sauber bestätigt Kobayashi für 2010“ (Motorsport-Magazin.com am 17. Dezember 2009)
  8. „Pedro de la Rosa zweiter Sauber-Fahrer“ (Motorsport-Total.com am 19. Januar 2010)
Commons: Sauber – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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