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Herz-Lungen-Wiederbelebung

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Begriffserklärung

Ein Atem- beziehungsweise Kreislaufstillstand bedeutet höchste Lebensgefahr für den Patienten. Nur wenn es gelingt innerhalb der ersten drei bis fünf Minuten durch die Herz-Lungen-Wiederbelebung einen Notkreislauf in Gang zu bringen beziehungsweise Aufrecht zu erhalten besteht eine Überlebenschance für den Patienten. Ziel der Herz-Lungen-Wiederbelebung ist es durch Beatmung das Blut mit Sauerstoff anzureichern und durch die Herzdruckmassage einen Blutdruck aufzubauen, so dass lebenswichtige Organe, wie das Gehirn mit Sauerstoff versorgt werden. Damit eröffnet man dem Rettungsdienst die Möglichkeit das Herz wieder mittels Medikamenten und durch die so genannte Defibrillation in Gang zu setzen.

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) oder Kardiopulmonale Reanimation (engl. Cardiopulmonary Resuscitation, kurz CPR) ist daher die wichtigste Maßnahme in Kursen für lebensrettende Sofortmaßnahmen und Erster Hilfe.

Im folgenden werden die Maßnahmen der Laienreanimation entsprechend den internationalen Standards (Guidelines for Cardiopulmonary Resuscitation) beschrieben, die im Jahr 2000 zeitgleich von der American Heart Association (AHA), dem European Resuscitation Council (ERC) sowie der ILCOR veröffentlicht wurden. In Deutschland haben sich die in der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH) vertretenen Hilfsorganisationen und der „Deutsche Beirat für Erste Hilfe und Wiederbelebung bei der Bundesärztekammer“ im Jahr 2001 auf einen nationalen Konsens geeinigt.

Grundlage der aktuellen Lehraussagen sind der wissenschaftliche (medizinische) Kenntnisstand sowie Erkenntnisse aus der Erwachsenenbildung. Viele Schritte sind daher vereinfacht, um die Hemmschwelle zur Hilfeleistung bei Ersthelfern möglichst niedrig anzusetzen, aber auch um eine schnelle Hilfe zu gewährleisten. Bei der Laienreanimation wird daher ein Atemstillstand auch immer mit einem Kreislaufstillstand gleichgesetzt.

Hinweis: Zum Erlernen der Wiederbelebungsmaßnahmen ist der Besuch eines Erste Hilfe-Kurses bei einer Hilfsorganisation empfohlen. Auch Krankenhäuser bieten spezielle Kurse zum Erlernen der Herz-Lungen-Wiederbelebung an, unter anderem auch für Angehörige von Herzpatienten.

Ursachen

Ursachen für einen Atem- beziehungsweise Kreislaufstillstand können sein:

Erkennen

Einen Kreislaufstillstand ist erkennbar an:

  • Bewusstlosigkeit
  • Atemstillstand
  • Keine Lebenszeichen vorhanden
    • d.h. keine Atmung, keine Reflexe wie beispielsweise Husten
    • Pulslosigkeit (Anmerkung: die Pulskontrolle ist nur Bestandteil aber der Sanitätsausbildung aufwärts)
  • blasses Aussehen des Patienten, Blauverfärbung der Lippen (Zyanose)

siehe auch: Auffinden einer Person

Gefahren

Da die Gehirnzellen empfindlich auf Sauerstoffmangel reagieren, besteht die Gefahr von bleibenden Hirnschäden innerhalb kurzer Zeit (3 bis 5 Minuten, je nach Umgebungsbedingungen). Bei länger anhaltendem Sauerstoffmangel tritt der Tod ein.

Mit jeder Minute die verstreicht, verringert sich die Überlebenchance des Patienten.

Sofortmaßnahmen

Vorbereitende Maßnahmen

Datei:AuffindenPerson.png
Schema: Auffinden einer Person

siehe Auffinden einer Person

Ganz wichtig: Notruf vor Beginn der Wiederbelebungsmaßnahme veranlassen (phone first).

Durchführung der Wiederbelebung

Den Patienten flach in Rückenlage auf eine harte Unterlage legen. Brustkorb des Patienten frei machen.

Frei machen der Atemwege

Freie Atemwege am Kopfschnittmodell

Ein frei halten der Atemwege wird mit dem so genannten lebensrettenden Handgriff erreicht. Dazu fasst der Helfer den Patienten an Kinn und Stirn, hebt das Kinn an und beugt den Kopf vorsichtig nach hinten.

Beatmung

2 mal Beatmen (Mund zu Nase) oder (Mund zu Mund)

Der Helfer kniet dabei in Schulterhöhe dicht am Patienten, von dieser Position aus kann er leicht Beatmung und Herzdruckmassage durchführen.

Mund zu Nase Beatmung
Der Kopf des Patienten bleibt ständig überstreckt. Der Helfer legt eine Hand an den Haaransatz, mit der anderen Hand fasst der Helfer an das Kinn, hebt den Unterkiefer an. Mit dem Daumen dieser Hand drängt er die Unterlippe gegen die Oberlippe und verschliesst so den Mund.
Der Helfer atmet normal ein. Dann setzt er seinen Mund so um die Nase des Patienten, dass seine Lippen die Nase abdichten.
Dann bläst er langsam Luft in die Nase des Patienten, bis sich der Brustkorb (Thorax) hebt. Um dies zu kontrollieren blickt (schielt) der Helfer auf den Brustkorb des Patienten.
Mund zu Mund Beatmung
Der Kopf des Patienten bleibt ständig überstreckt. Der Helfer legt eine Hand an das Kinn und hebt den Unterkiefer an. Mit dem Daumen und Zeigefinger der anderen Hand verschließt er die Nase des Patienten.
Der Helfer atmet normal ein. Dann setzt er seinen Mund so auf den Mund des Patienten, dass seine Lippen den Mund abdichten.
Dann bläst er langsam Luft in die Nase des Patienten, bis sich der Brustkorb hebt. Um dies zu kontrollieren blickt (schielt) der Helfer auf den Brustkorb des Patienten.
Beatmungshilfen
Set mit Taschenmaske und Einweg-Schutzhandschuhen
Um den Helfer vor Infektionen zu Schützen und gleichzeitig eventuell vorhandenen Ekel zu überwinden gibt es Beatmungshilfen, wie beispielsweise die sogenannte Taschenmaske. Diese lassen sich sinnvoll einsetzen, wenn der Helfer den Umgang mit der Beatmungshilfe regelmäßig übt.
Gleichzeitig ist die Verwendung von Beatmungshilfen die einzige Möglichkeit bei einer Vergiftung mit Kontaktgiften (Beispielsweise E 605), hier besteht bei der Mund zu Mund- oder Mund zu Nase-Beatmung Lebensgefahr für den Helfer.

Nach der ersten Beatmung hebt der Helfer seinen Oberkörper. Dabei beobachtet er, wie sich der Brustkorb wieder senkt. Gleichzeitig atmet er frische Luft ein.

Dauer pro Beatmung circa 2 Sekunden.

Ohne Sauerstoffgabe sollte das Volumen rund 10 ml/kg Körpergewicht betragen, d. h. beim Erwachsenen zwischen 700 und 1.000 ml.

Wird zuviel Luft hineingeblasen, besteht die Gefahr, dass Luft in den Magen gelangt und sich der Patient erbricht. Erbrochenes kann dann die Atemwege verlegen.

siehe auch: Beatmung

Aufsuchen des Druckpunktes

Der Helfer fährt mit dem Zeigefinger einer Hand beim Patienten am unteren Rand des Rippenbogens entlang, bis zur Stelle an der unterer Rippenbogen und Brustbein (Sternum) zusammentreffen. Von dieser Stelle aus legt der Helfer Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand auf das Brustbein. Unmittelbar oberhalb von Zeige- und Mittelfinger setzt der Helfer den Handballen der ersten Hand auf das Brustbein des Patienten. Hier befindet sich der richtige Druckpunkt.

Herzdruckmassage

Bei der Herzdruckmassage wird durch Druck auf das Brustbein das Herz gegen die Wirbelsäule gepresst. Dabei erhöht sich der Druck im Brustkorb und Blut wird aus dem Herzen ausgestoßen. Das Herz kann sich in der Entlastungsphase erneut mit Blut füllen.

Bei der Herzmassage legt der Helfer die Hände gekreuzt übereinander, der Brustballen der unteren Hand befindet sich dabei am vorher gesuchten Druckpunkt auf dem Brustbein des Patienten. Die Finger sind gestreckt, damit wird Druck auf die Rippen vermieden, was zu Rippenbrüchen führen kann.

Durch die richtige Körperhaltung wird die Herzdruckmassage für den Helfer erleichert. Der Helfer kniet sich neben dem Patienten, die Schulter des Helfers befindet sich senkrecht über dem Brustbein des Patienten und der Helfer drückt mit gestreckten Armen (Ellbogen durchdrücken).

15 mal das Brustbein senkrecht in Richtung Wirbelsäule drücken, die Eindrucktiefe beträgt etwa 4 bis 5 Zentimeter.

Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassagen liegt bei 100 Kompressionen pro Minute. Ziel ist es einen Blutdruck von mindestens xx mm/HG aufzubauen, damit die lebenswichtigen Organe, wie das Gehirn, mit Sauerstoff versorgt werden.

Stimmt der Druckpunkt oder die Handhaltung nicht, kann Druck auf die Rippen ausgeübt werden und diese können brechen. Dabei können innere Organe verletzt werden. Rippenbrüche sind auch bei älteren Patienten häufig, wenn die Verbindung zwischen Rippen und Brustbein verknöchert ist. Auf jeden Fall muss der Helfer die Wiederbelebung fortsetzen, da diese die einzigste Überlebenschance für den Patienten darstellt!

Rhythmus der Wiederbelebung

Mit dem Rhythmus 2 Beatmungen/15 Herzdruckmassagen bis zur Ablösung durch weitere Helfer oder den Rettungsdienst fortfahren.

Dabei sollte auf einen raschen Wechsel zwischen Beatmung und Herzdruckmassage geachtet werden.

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung darf nur beendet werden, wenn die Atmung wieder spontan einsetzt (bei Erwachsenen unwahrscheinlich), der Rettungsdienst die weiteren Maßnahmen übernimmt oder ein Arzt dies anordnet.

Zweihelfer-Methode

Die Herz-Lungen-Wiederbelebung kann auch durch zwei Helfer durchgeführt werden. Ein Helfer übernimmt dabei die Beatmung, der zweite Helfer die Herzdruckmassage. Der Rhythmus 2 Beatmungen und 15 Herzdruckmassagen ist dabei identisch mit dem der Einhelfer-Methode.

Besonderheiten der HLW bei Säuglingen und Neugeborenen

Ursache für eine Reduzierung der Herztätigkeit beim Säugling sind meist Störungen der Atmung beziehungsweise der Sauerstoffversorgung. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung wird dabei entsprechend dem Alter der Frequenz und dem Volumen der Atmung sowie der Herzfrequenz angepasst.

Bei Säuglingen haben die Maßnahmen der Wiederbelebung vorrang vor dem Notruf, ist man alleine, wird daher zunächst eine Minute die Herz-Lungen-Wiederbelebung durchgeführt und danach der Notruf gemacht (phone fast).

Die Zahl der Ein- und Ausamtmungen, die Atemfrequenz, beträgt

  • beim Neugeborenen (bis 1. Lebensmonat) rund 40 bis 45 pro Minute
  • beim Säugling rund 40 pro Minute

Das Atemvolumen beträgt

  • beim Neugeborenen 30 bis 50 ml
  • beim Säugling 50 bis 100 ml

Die Herzfrequenz liegt

  • beim Neugeborenen bei rund 120 bis 140 pro Minute
  • Säugling bei 110 bis 130 pro Minute

Freimachen der Atemwege

Bei Säuglingen und Kleinkindern gilt den Kopf nicht zu weit nach hinzen zu beugen (so genannte Schnüffelstellung). Das Kind dabei am besten auf einen Tisch legen und beispielsweise eine Windel unter den Nacken legen.

Sichtbare Hindernisse entfernen.

Beatmung

Anfangs 3 mal beatmen, jeweils nur leicht (vorsichtig) Pusten bis sich der Brustkorb hebt.

Der Helfer setzt dabe seinen Mund über Mund und Nase des Kindes.

Die Dauer der Beatmung beträgt circa 1,5 Sekunden.

Später dann 1 mal beatmen im Wechsel mit 3 Herzdruckmassagen.

Pulskontrolle

Bei Säuglingen wird die Pulskontrolle an der Innenseite der Oberarme durchgeführt. Bei bewusstlosen, nicht atmenden Säuglinen (jünger als ein Jahr) kann die Herzdruckmassage auch bei einem Puls unter 80 angewandt werden.

Die Pulskontrolle nach circa einer Minute Wiederbelebung wiederholt, da die Ursache meist bei der Störung der Atmung zu suchen ist, ist es bei einem Säugling oder Kleinkind wahrscheinlicher, dass die Herztätigkeit wieder einsetzt.

Aufsuchen des Druckpunkts

Der Druckpunkt befindet sich etwa eine Fingerbreite unterhalb der Linie der Brustwarzen (Mamillen).

Herzdruckmassage

Die Herzdruckmassage wird mit 2 bis 3 Fingern einer Hand durchgeführt.

Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassagen liegt beim Neugeborenen (im ersten Lebensmonat) bei 120 Kompressionen pro Minute, bei Säuglingen/Kleinkindern (1 Monat bis 8 Jahre) bei 100 Kompressionen pro Minute.

Rhythmus der Wiederbelebung

Der Rhythmus der Wiederbelebung bei Neugeborenen (im ersten Lebensmonat) beträgt 1 Beatmungen/3 Herzdruckmassagen.

Besonderheiten der HLW bei Kleinkindern

Auch bei Kleinkindern vom ersten bis zum achten Lebensjahr wird die Herz-Lungen-Wiederbelebung entsprechend dem Alter der Frequenz und dem Volumen der Atmung sowie der Herzfrequenz angepasst.

Die Zahl der Ein- und Ausamtmungen, die Atemfrequenz, beträgt

  • beim Kleinkind rund 25 bis 30 pro Minute

Dar Atemvolumen beträgt

  • beim Kleinkind 100 bis 200 ml

Die Herzfrequenz liegt

  • beim Kleinkind bei rund 100 bis 120 pro Minute

Freimachen der Atemwege

Zum Freimachen der Atemwege das Kinn mit ganzer Hand anheben und den Unterkiefer vorschieben.

Beatmung

Anfangs 3 mal mit Mund zu Nase- oder Mund zu Mund-Beatmung beatmen, solange bis sich der Brustkorb hebt.

Die Dauer der Beatmung beträgt circa 1,5 Sekunden.

Später dann 1 mal beatmen im Wechsel mit 5 Herzdruckmassagen.

Pulskontrolle

Bei Kleinkindern wird die Pulskontrolle einseitig an der Halsschlagader (Karotis radialis) durchgeführt.

Die Pulskontrolle jeweils nach circa einer Minute Wiederbelebung wiederholt.

Aufsuchen des Druckpunkts

Der Druckpunkt befindet sich etwa eine Fingerbreite unterhalb der Linie der Brustwarzen (Mamillen) im unteren Drittel des Brustbeins.

Bei Schulkindern (ab circa 6 Jahre) ist das Vorgehen bei der Suche des Druckpunktes identisch mit dem Vorgehen beim Erwachsenen.

Herzdruckmassage

Die Herzdruckmassage wird mit dem Handballen einer Hand durchgeführt.

Die angestrebte Frequenz der Herzdruckmassagen liegt bei 100 Kompressionen pro Minute.

Rhythmus der Wiederbelebung

Der Rhythmus der Wiederbelebung bei Kleinkindern beträgt 1 Beatmungen/5 Herzdruckmassagen.

weitere Maßnahmen durch den Rettungsdienst

Geschichte der Wiederbelebung

Schon seit Jahrhunderten versucht man, Menschen, welche keine klaren Lebenszeichen mehr geben, wieder ins Leben zurückzurufen. Dabei traten gehäuft Versuche auf, leblose Personen durch laute Ansprache, Berührung, Atemspende und (selten) Thoraxkompression zu reanimieren. Diese Punkte sind auch heute noch von zentraler Bedeutung. In einen wissenschaftlichen Zusammenhang wurden diese Ansätze erstmals von Peter Safar gebracht. Der gebürtige Wiener erprobte die Wirksamkeit seiner Kardiopulmonalen Reanimation an freiwilligen Kollegen aus seinem Forschungsteam.

Siehe auch:

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