Charley Patton, auch Charlie Patton geschrieben, (* 1. Mai 1891 in Bolton, Mississippi; † 28. April 1934 in Indianola, Mississippi) war ein US-amerikanischer Bluesmusiker. Er gilt vielen als der "Vater des Delta Blues" und war eine der ersten Berühmtheiten des Genres.
Leben
Patton musste sich seine Liebe zur Musik und insbesondere zum "sündigen" Blues erst gegen den frommen Vater erkämpfen. Nachdem er einige Zeit als Mitglied einer Band Ragtime, Minstrel und ähnliche Unterhaltungsmusik spielte, wandte er sich dem Blues zu und wurde kurz nach der Jahrhundertwende Schüler von Henry Sloan, einer der frühesten Gestalten des Blues. In den 20er Jahren war er vor allem im Süden der USA bereits ein bekannter und beliebter Musiker, der -im Unterschied zu seinen wandernden Kollegen- bereits zu Auftritten gebeten wurde. 1929 wurde er von dem Talentscout H.C. Speir zu einer ersten Aufnahmesession eingeladen, die seinen Ruf als führender Bluesmusiker seiner Zeit festigte. Er war eng befreundet mit Willie Brown, zu seinen Schülern zählten so bedeutende Bluesmusiker wie Howlin' Wolf, Son House, Bukka White oder Tommy Johnson. Auch der junge Robert Johnson lebte zeitweise in der Umgebung von Patton, Brown und House, erhielt von diesen aber keinen Zuspruch, man hielt ihn für einen passablen Mundharmonikaspieler, aber einen schlechten Gitarristen.
Patton führte ein ausgesprochen wildes Leben mit Frauen, Alkohol und Schlägereien, achtmal war er verheiratet. 1931 versuchte jemand ihm die Kehle durchzuschneiden, er überlebte nur knapp. Dieser Mordanschlag sowie sein Lebensstil zehrten seine physischen Ressourcen allmählich auf, es ging ihm gesundheitlich immer schlechter. 1934 reiste er zum zweiten und letzten Mal zu Aufnahmen nach New York, wenige Wochen später starb er.
Werk
In seinem erhaltenen Werk von etwas über sechzig Stücken in annähernd einhundert Takes, das in nur zwei Aufnahmesessions 1929 und 1934 entstand, spiegelt sich das wilde Leben Pattons wieder : "I like to fuss and fight, I like to fuss and fight, Lord, and get sloppy drunk of a bottle and ball and walk the streets all night." ("Elder Green Blues"). Diese und ähnliche Texte sang er mit einer heiseren, rauhen, doch überraschend voluminösen Stimme, der man nachsagte, sie trüge unverstärkt 500 Yards weit. Bemerkenswerter jedoch war sein extrem perkussiver Gitarrenstil und seine Showmanship, er schlug die Saiten und den Korpus der Gitarre mit Fäusten und Händen, warf sie in die Luft und fing sie -während sein Begleiter den Takt hielt- rechtzeitig zum Wiedereinstieg. Sein Bottleneck-Spiel etablierte diesen Stil als festen Bestandteil des Repertoires des Delta-Blues.
Ähnlich wie bei Robert Johnson wurde sein Werk erst spät wiederentdeckt und sein außerordentlicher Einfluss auf nachfolgende Blueskünstler lange Zeit entsprechend wenig gewürdigt. Eine im Jahr 2001 veröffentlichte ausführliche Gesamtausgabe all seiner Aufnahmen wurde mit drei Grammys ausgezeichnet.
Bob Dylan würdigte Patton mit den Worten "Wenn ich nur zu meinem eigenen Vergnügen Platten aufnähme, dann würde ich nur Charley Patton-Songs aufnehmen.". Robert Santelli schrieb über ihn: "Pattons Bedeutung in der Geschichte des Blues ist immens; kein Country Blues-Musiker, außer Blind Lemon Jefferson, übte einen grösseren Einfluss auf die Zukunft des Genres und seine nachfolgende Generation aus als Patton. Jeder, von Son House, Howlin' Wolf und Robert Johnson bis hin zu Muddy Waters, John Lee Hooker und Elmore James kann seinen Stil auf Patton zurückführen."
Musikbeispiele
Die folgenden Stücke sind im Ogg Vorbis-Format.
- 18 34 Blues
- A Spoonful Blues
- Banty Rooster Blues
- Bird Nest Bound
- Down the Dirt Road Blues
- Dry Well Blues
- Elder Green Blues
- Going to Move to Alabama
- Green River Blues
- Hammer Blues
- High Sherriff Blues
- High Water Everywhere Part I
- High Water Everywhere Part II
- It Won't Be Long
- Mississippi Bo Weavil Blues
- Moon Going Down
- Pony Blues
- Poor Me
- Screamin' and Hollerin' the Blues
- Shake It and Break It
- Some These Days I'll Be Gone
- Stone Pony Blues
- Tom Rushen Blues
- When Your Way Gets Dark
- Charlie Patton & Bertha Lee - Mind Reader Blues
Werkausgabe
- "Screamin' and Hollerin' the Blues: The Worlds of Charley Patton", Revenant Records No. 212, 2001 (Sieben CDs mit allen Aufnahmen von Patton und umfangreichem Materialteil)
Literatur
- Robert Santelli, "The Big Book of Blues: A Biographical Encyclopedia", 1993, ISBN 0140159398
- John Fahey, "Charley Patton", London, 1971
- Stephen Calt & Gayle Wardlow, "King of the Delta Blues - The Life and Music of Charlie Patton", 1988, ISBN 0961861002
- Robert Palmer, "Deep Blues", 1995, ISBN 0140062238
Personendaten | |
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NAME | Patton, Charley |
ALTERNATIVNAMEN | Patton, Charlie |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Bluesmusiker |
GEBURTSDATUM | 1. Mai 1891 |
STERBEDATUM | 28. April 1934 |