Pierre de Fermat

französischer Mathematiker und Jurist
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Pierre de Fermat [pjɛːʀ dəfɛʀˈma] (* vermutlich Ende 1607 oder Anfang 1608 in Beaumont-de-Lomagne; † 12. Januar 1665 in Castres) war ein französischer Mathematiker und Jurist.

Pierre de Fermat
Pierre de Fermat auf einem Kupferstich von François de Poilly dem Älteren

Biografie

Als Geburtsdatum galt lange Zeit der 17. August 1601; neuere Recherchen (siehe unten) haben jedoch ergeben, dass Fermat vermutlich eher Ende 1607 oder Anfang 1608 geboren wurde.

Fermat studierte von 1623 bis 1626 Zivilrecht an der Universität Orléans und schloss dieses Studium im Juli 1626 mit dem baccalaureus iuris civilis ab. Im Herbst desselben Jahres ließ er sich als Anwalt am parlement de Bordeaux nieder, wo er bis Ende 1630 blieb. Dann kaufte er das Amt eines conseiller au parlement de Toulouse und wurde am 14. Mai 1631 in diesem Amt vereidigt. 1652 wurde er an das oberste Strafgericht befördert. 1653 erkrankte er an der Pest und wurde irrtümlich für tot erklärt.

Die Zeit seiner großen mathematischen Entdeckungen liegt vor 1643. In der Zeit von 1643 bis 1653 wurde Fermat durch die mannigfachen Verpflichtungen aus seinem Amt als Conseiller so sehr in Anspruch genommen, dass ihm praktisch keine Zeit für seine mathematischen Forschungen blieb. Bauernaufstände im Languedoc wegen brutaler Steuereintreibungen, deren ungesetzliche und unmenschliche Praktiken von Fermat aufgedeckt wurden, und die in Südfrankreich besonders heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit der Fronde, die auch Fermats Geburtsstadt Beaumont-de-Lomagne in Mitleidenschaft zogen, hielten das für den größten Teil Südfrankreichs politisch verantwortliche Parlament von Toulouse und auch Fermat in Atem. So gehörte Fermat zum Beispiel zu der Verhandlungskommission des königstreuen Parlaments von Toulouse, die mit den Generalständen des Languedoc, die sich auf die Seite der Fronde geschlagen hatten, langwierige Verhandlungen zur Wiederherstellung des Rechtsfriedens führte. Auch verhinderte Fermat durch mutigen persönlichen Einsatz die Zerstörung seiner Heimatstadt Beaumont durch königliche Truppen.

Beiträge zur Mathematik

Fermat beschäftigte sich wie die meisten Wissenschaftler seiner Zeit nicht ausschließlich mit der Mathematik. So beschränkte sich sein Einfluss auf die Korrespondenz mit vielen bedeutenden Gelehrten seiner Zeit (wie z. B. Carcavi, Beaugrand, Descartes sowie Mersenne) und auf die von seinem Sohn vorgenommene Ausgabe seines Nachlasses, einschließlich der von ihm kommentierten Arithmetik des Diophant (siehe unten). Er leistete wichtige Beiträge zur Zahlentheorie, Wahrscheinlichkeitsrechnung, Variations- und Differentialrechnung. Dabei teilte er seine Resultate oft nur in Form von „Denksportaufgaben“ – von Problemen ohne Angabe der Lösung – mit.

Nach Fermat sind unter anderem benannt:

  • Als Fermatsche Zahlen werden Zahlen der Form   mit n größer-gleich 0 bezeichnet. Fermat vermutete 1637, dass alle Fermat-Zahlen Primzahlen sind. Dies wurde jedoch 1732 von Euler widerlegt, der zeigte, dass die sechste Fermatzahl F5 durch 641 teilbar ist. Man kennt außer den ersten fünf keine weitere Fermatsche Primzahl und vermutet, dass es keine weitere gibt.
  • Der Fermatsche Zwei-Quadrate-Satz lautet: Eine ungerade Primzahl ist genau dann die Summe zweier Quadrate, wenn sie eine Zahl der Form   ist, und diese Darstellung ist (bis auf die Reihenfolge) eindeutig.
     
    Der erste Beweis dieses Satzes geht auf Euler zurück. Die beiden kleinsten Primzahlen mit dieser Eigenschaft sind   und  .
  • Kleiner Fermatscher Satz: Für jede Primzahl p gilt:
      für alle  .
    Auf diesem Satz beruht der Fermatsche Primzahltest. Auch in diesem Fall findet sich der erste erhaltene Beweis bei Euler.
  • Großer Fermatscher Satz, bis 1994 Fermatsche Vermutung (oder auch Fermats Letzter Satz): Diese berühmteste aller auf Fermat zurückgehenden Behauptungen besagt, dass die diophantische Gleichung
     
    mit   für keine natürliche Zahl   erfüllt ist. Es gibt also keine Analoga zu den pythagoreischen Tripeln für die dritte oder höhere Potenzen. Seine Berühmtheit erlangte dieser Satz dadurch, dass Fermat in einer Randnotiz seines Exemplars der Arithmetica des Diophant behauptete, dafür einen „wahrhaft wunderbaren“ Beweis gefunden zu haben, für den aber „auf dem Rand nicht genug Platz“ sei:
Cubem autem in duos cubos, aut quadratoquadratum in duos quadratoquadratos, et generaliter nullam in infinitum ultra quadratum potestatem in duos eiusdem nominis fas est dividere. Cuius rei demonstrationem mirabilem sane detexi. Hanc marginis exiguitas non caperet.
Der Fall   wurde von Fermat an anderer Stelle bewiesen, weitere Fälle später von anderen Mathematikern. In seiner Allgemeinheit blieb die Aussage bis Mitte der 1990er Jahre eines der berühmtesten ungelösten Probleme der Mathematik. Erst 1993 (publiziert 1995 mit einem Beitrag von Richard Taylor) gelang es dem britischen Mathematiker Andrew Wiles, die Fermatsche Vermutung zu beweisen. Daher wird diese auch als Satz von Fermat/Wiles oder Satz von Wiles und Taylor bezeichnet.

Zu Fermats Geburtsdatum

Pierre de Fermat wurde wahrscheinlich nicht am 17. August 1601 und überhaupt nicht im Jahre 1601 geboren. Der am 20. August 1601 in Beaumont de Lomagne getaufte „Pierre Fermat“ war nach Recherchen von Prof. Klaus Barner vermutlich ein früh verstorbener Halbbruder gleichen Namens aus der ersten Ehe seines Vaters Dominique Fermat mit Francoise Cazeneuve, die im Jahre 1603 verstarb. Der Mathematiker Pierre Fermat wurde möglicherweise im November des Jahres 1607 geboren. Seine Mutter war Claire de Long, die seinen Vater 1604 heiratete.

Sonstiges

Ihm zu Ehren wird alle zwei Jahre seit 1989 der Fermat-Preis von der Universität Toulouse verliehen.

Siehe auch

Literatur

  • Pierre de Fermat: Bemerkungen zu Diophant, aus dem Lateinischen übersetzt und mit Anmerkungen herausgegeben von Max Miller (Ostwalds Klassiker, Bd. 234), Akademische Verlagsgesellschaft Leipzig, 1932
  • P. Tannery, C. Henry (Herausgeber): Œuvres de Fermat, 4 vols.+ suppl., Paris, 1891–1922, neue Edition, 5 Bände, University of Michigan, 2001
  • Alf van der Poorten: Notes on Fermat’s Last Theorem, John Wiley & Sons, New York, 1996, ISBN 0-471-06261-8
  • Simon Singh: Fermats letzter Satz, dtv-Verlag, ISBN 3-423-33052-X
  • Klaus Barner: How old did Fermat become? In: Das Leben Fermats, Mitteilungen der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, Heft 3, 9(2001), Berlin, S. 209–228
Wikisource: Pierre de Fermat – Quellen und Volltexte (französisch)

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