Carl Barks

US-amerikanischer Maler, Cartoonist und Autor
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Carl Barks (* 27. März 1901 in der Nähe von Merrill, Oregon; † 25. August 2000 in Grants Pass, Oregon) war ein US-amerikanischer Comicautor und -zeichner sowie Cartoonist und Maler, der als der bekannteste Disneyzeichner gilt und zahlreiche Comic-Figuren wie Dagobert Duck erschuf. Ferner fungierte er in seinen Werken als Kultur- und Politikkritiker, auch wenn er das abstritt.

Barks (links) mit Burne Hogarth beim San Diego Comic Con 1982. Rechts unten Barks’ Frau Garé
Beim San Diego Comic Con 1982
Carl Barks 1994 in Finnland

Bedeutung

Barks war der bekannteste Zeichner der US-amerikanischen Disney-Comics, insbesondere der Geschichten um die Familie Duck. Die zum Teil noch recht eindimensionalen Charaktere aus den Trickfilmen und den Zeitungscomics von Al Taliaferro differenzierte er und fügte neue Figuren hinzu. Er ist der geistige Vater des reichsten Manns der Welt Dagobert Duck (Scrooge McDuck), des genialen Erfinders Daniel Düsentrieb (Gyro Gearloose) und der Panzerknacker (Beagle Boys). Auch der amerikanische Name der Heimatstadt der Ducks Entenhausen (Duckburg) stammt von Barks. Vor seinem Wirken war außer Donald auch schon dessen Freundin Daisy Duck vorhanden. Donalds Neffen Tick, Trick und Track (Huey, Dewey & Louie) hatten ihren ersten Auftritt in dem Disney-Kurztrickfilm Donald's Nephews von 1938, der in wesentlichen Teilen von Barks stammt, der vor seiner Comic-Karriere einige Jahre als Trickfilmzeichner und -schreiber in den Disney-Studios arbeitete. Carl Barks hat dazu viele weitere „Enten“ erfunden.

Einige dieser Figuren, die ursprünglich nur für einen bestimmten Comic entworfen worden waren, wurden so populär, dass sie später ihre eigene Comic-Serie erhielten.

In den 1950er Jahren waren seine Comics in den USA so beliebt, dass er “the good artist” genannt wurde. Niemand kannte seinen Namen, denn die Hefte trugen als Autorenvermerk nur die Marke „Walt Disney“. Es heißt sogar, dass der Verlag seine Fanpost unterschlug. Erst Ende der 1960er Jahre gelang es hartnäckigen Fans, seinen Namen herauszufinden und den Meister, längst in Rente, zu kontaktieren und besuchen.

“I always felt myself to be an unlucky person like Donald, who is a victim of so many circumstances. But there isn't a person in the United States who couldn't identify with him. He is everything, he is everybody; he makes the same mistakes that we all make. He is sometimes a villain, and he is often a real good guy and at all times he is just a blundering person like the average human being, and I think that is one of the reasons people like the duck.”

„Ich selbst habe mich immer als einen Pechvogel gesehen, wie Donald, der ein Opfer aller möglichen Umstände ist. Aber es gibt wohl niemanden in den Vereinigten Staaten, der sich nicht mit ihm identifizieren könnte. Er ist alles, er ist jeder; er macht dieselben Fehler, die wir alle machen. Er ist manchmal ein Schurke, oft ist er wirklich ein feiner Kerl, immer aber hat er, wie ein jeder von uns, mit den Tücken des Alltags zu kämpfen, und ich glaube, dass das einer der Gründe ist, warum die Leute die Ente mögen.“

Carl Barks

Mit Erika Fuchs fanden die Comics von Carl Barks eine kongeniale Übersetzerin ins Deutsche. Bekannte Sprüche wie „Dem Ingeniör ist nichts zu schwör“ oder das Donald-Duck-Zitat „Wo man hinschaut, nichts als Gegend“ stammen aus ihrer Feder. Ihre Sprache war weitaus feiner differenziert als das US-amerikanische Original, in dem Barks auch viele Slang-Worte verwendete.

Leben

Carl Barks wurde 1901 auf einem Bauernhof in der Nähe von Merrill im US-Bundesstaat Oregon geboren, als Sohn von William Barks und Arminta Barks, geborene Johnson.

Etwa im Alter von zehn Jahren entdeckte er sein Interesse fürs Zeichnen. Abgesehen von einem Fernkurs der Landon School of Cartooning erhielt er jedoch nie eine formelle Ausbildung.

Barks’ Mutter starb, als dieser 15 Jahre alt war, woraufhin er die Schule nach der 8. Klasse abbrach, um seinen Vater auf der Ranch zu unterstützen. Im Alter von 18 Jahren zog Barks nach San Francisco, wo er als Laufbursche in einer Druckerei seinen Lebensunterhalt verdiente. Nach zweijähriger erfolgloser Suche nach einer Anstellung als Zeichner kehrte er nach Oregon zurück.

1923 heiratete Barks seine erste Frau und verließ aufgrund einer Dürre die Ranch. In Roseville, östlich von Sacramento, arbeitete Barks in der Reparatur-Werkstatt der Eisenbahngesellschaft Pacific Fruit Express. 1928 konnte Barks erste Witzezeichnungen an das Humor-Blatt Calgary Eye-Opener verkaufen. Er kündigte bei der Eisenbahn und zog nach Minneapolis, wo der Eye Opener seinen Verlagsort hatte. Bereits 1930 kehrte Barks erneut nach Oregon zurück. Von seiner ersten Frau hatte er sich inzwischen getrennt.

Im Alter von 34 Jahren bewarb sich Barks 1935 bei den Disney-Studios, wo er nach einiger Zeit als Zwischenphasenzeichner (Inbetweener) für Zeichentrickfilme in die Storyentwicklung versetzt wurde. Insgesamt wirkte er an etwa 35 Kurzfilmen mit. 1942 wechselte Barks zum Verlag Western Publishing, der Disney-Comics in Lizenz herausbrachte, und zeichnete ab 1943 regelmäßig die Donald-Duck-Comics. Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu gewährleisten, gestaltete er Zeichenanleitungen (model sheets) für seine Kollegen. Sein Stil wurde richtungsweisend für alle späteren Duck-Zeichner. Für Western zeichnete Barks über 500 mehrseitige Comic-Geschichten, dazu zahlreiche Einseiter.

Ab 1947 baute Barks immer wieder auftretende Nebenfiguren in seine Geschichten ein. 1952 bekam seine Figur Onkel Dagobert eine eigene Heftreihe. Er wurde jedoch von Disney nicht an den Tantiemen beteiligt. Er arbeitete weiter für einen Seitenpreis und schien damit immer zufrieden.

Am 30. Juni 1966 ging Barks in Rente, bis 1973 lieferte er aber noch Storyideen für andere Zeichner und Cover-Zeichnungen für Western ab. Von 1971 bis 1976 malte Barks auf Anfragen von Fans 122 Ölgemälde mit Motiven der Familie Duck. Nachdem die Spekulation mit diesen Bildern einsetzte, verboten die Disney-Studios die weitere Produktion. Diese Bilder erzielen heute unter Sammlern Preise im sechsstelligen Dollar-Bereich.

Nach dem Tod seiner dritten Ehefrau Garé, 1993, gründete Barks das Carl Barks Studio. Hier befasste er sich hauptsächlich mit dem Entwurf von Porzellan- und Bronze-Figuren mit Duck-Motiven. Zum 60. Geburtstag von Donald Duck, 1994, ging Barks im stolzen Alter von 93 Jahren auf Einladung mehrerer Verlage auf Europareise, auf der er unter anderem in München Erika Fuchs traf. Um 1996 zog er sich künstlerisch zurück.

Der österreichische Künstler Gottfried Helnwein kuratierte und organisierte die erste Museumsausstellung von Carl Barks. Die Retrospektive mit dem Titel "Und die Ente ist Mensch geworden - Das zeichnerische Werk von Carl Barks" wurde zwischen 1994 und 1998 in zehn Museen gezeigt und von mehr als 400.000 Menschen gesehen.[1]

Insgesamt zeichnete Barks für die Disney-Comics 6.215 Seiten, 190 Cover und schrieb 396 Scripts.

Carl Barks war dreimal verheiratet. Mit Pearl von 1923 bis 1929, Clara von 1931 bis 1951 und schließlich, ab 1952 bis zu ihrem Tod, mit Garé. Mit seiner ersten Frau hatte Barks zwei Kinder. Er starb am 25. August 2000 im Alter von 99 Jahren in Oregon an Leukämie.

Der 1981 entdeckte Asteroid (2730) Barks wurde nach ihm benannt.

Meilensteine

Unüberschaubar groß ist Barks’ Lebenswerk ausgefallen, unvergessliche Comicgeschichten als Produkt einer Schaffensperiode im Solde verschiedener Verlage zwischen 1942 und 1966. Der Bogen spannt sich dabei von seinem Erstling Piratengold (Pirate Gold, 1942) bis zu letzten Zeichnungen in der Kurzgeschichte Genau der richtige Job (The Dainty Daredevil, 1968). Onkel Dagobert, der im Original als Uncle Scrooge in Die Mutprobe (Christmas On Bear Mountain, 1947) eingeführt worden war, wurde seit der Geschichte Der arme, alte Mann (Only a Poor Old Man, 1952) als buchstäblich in Geld schwimmender Geizhals charakterisiert. Zunächst als eher unsympathische Figur im Stil seines literarischen Vorbilds Ebenezer Scrooge von Charles Dickens über Weihnachten schimpfend, gestaltete Barks seinen Charakter später milder. Von Fans immer wieder als Lieblingsgeschichte genannt wird Weihnachten für Kummersdorf (A Christmas for Shacktown, 1952).

Nicht in Entenhausen angesiedelt sind seine Comics Barney Bear und Benny Burro (in Deutschland erschienen ab Februar 1989).

Barks-Comics in Deutschland

Bereits in den ersten deutschen Micky Maus-Heften (seit September 1951) sowie Micky Maus-Sonderheften (Nr. 3, 8, 10, 16, 18, 21, 23, 24, und 31) der Nachkriegszeit ab 1952 fanden sich Barks-Geschichten, deren Nachdrucke zuerst ab Mai 1965 vor allem in den Heften der Reihe Die tollsten Geschichten von Donald Duck – Sonderheft erschienen (diese auch in Zweitnachdruck erschienen). Die Zeitschrift Goofy brachte ab 1979 regelmäßig Barks Ten Pagers (zehnseitige Geschichten) in der Rubrik Nostalgoofy. Umfassend wurde sein Werk neu aufgelegt in den so genannten Klassikalben von 1984 bis 1999, und vor allem, erstmals systematisch, in der zwischen 1992 und 2004 erschienenen Barks Library, die 133 Alben umfasst und inzwischen in weiten Teilen vergriffen ist. Die 51 Bände der Hauptreihe erschienen auch in 17 gebundenen Bänden als Barks Comics & Stories. Seit Sommer 2005 erscheint in Deutschland und anderen europäischen Ländern die auf 10 Schuber à 3 Bände angelegte, hochwertige Carl Barks Collection, die bis zum Jahr 2009 sämtliche von Barks geschriebenen und gezeichneten Disney-Comics nachdruckt und viele kommentierende Aufsätze sowie weitere Dokumente über Barks enthält. Seit Mai 2009 wird die Reihe Carl Barks Onkel Dagobert aufgelegt.

Der Kulturkritiker

Barks beobachtete die Entwicklung der Massenmedien in den USA mit großem Unbehagen. Wiederholt wies er in Interviews, die er seinen Anhängern und Journalisten gab, auf die Gefahren des Fernsehkonsums – besonders in Formen, wie er in den USA auftritt – hin.

„Bei uns [in den USA] steht der Fernsehapparat nie still, und was dann geboten wird, ist zu 99 Prozent absoluter Schund! Man kann den Einfluss des amerikanischen Fernsehens auf die Bevölkerung gar nicht genug betonen, es macht die Menschen wirklich kaputt und vergiftet sie!“

Carl Barks: zitiert nach Klaus Strzyz/Andreas C. Knigge: Disney von innen

Hintergründe seiner Werke

Barks stritt zwar jegliche politische oder gesellschaftliche Intention seiner Werke ab, trotzdem fällt es bei manchen Geschichten, z. B. Die Stadt der goldenen Dächer, schwer, Kritik am (US-) Imperialismus zu übersehen. Des Weiteren gibt er auch in manchen Werken Psychologen, Anwälte, Geheimdienstler usw. der Lächerlichkeit preis oder integriert Hitlers Mein Kampf in die Abbildung einer Müllkippe.[2]

Auch den Vietnamkrieg behandelte Barks kritisch in seiner Geschichte Der Schatz des Marco Polo: Dagobert erwartet aus Unstetistan (das von Vietnam inspiriert ist) einen lebensgroßen Jade-Elefanten. Doch die Kiste enthält nur das Schwanzstück des Elefanten – und den Bauernjungen Kambaluk. Als man in dem Schwanz ein Dokument aus dem 13. Jahrhundert findet, fliegen die Ducks zusammen mit Kambaluk nach Unstetistan, um nach dem Rest des Elefanten und dem sagenhaften Schatz des Marco Polo zu suchen. Dort gerät man in die Wirren eines Bürgerkriegs, der von einer Rebellenarmee unter Führung von Budak angezettelt wurde. Später werden Dagobert und Donald von den Rebellen gefangengenommen. Doch wie sich herausstellt, ist Kambaluk in Wirklichkeit Purruk, der verschollene Prinz von Unstetistan. Mit Hilfe des Jade-Elefanten, der in Unstetistan als heilig gilt, kann er sich als rechtmäßiger Herrscher ausweisen und Budaks Aufstand beenden. Dagobert findet den Schatz des Marco Polo, stiftet ihn aber der notleidenden Bevölkerung von Unstetistan. Die Geschichte ist einerseits durchgängig antikommunistisch, andererseits kommt aber auch Entenhausen (das die USA repräsentiert) nicht gut weg.

Diese Art von Kritik sorgte dafür, dass einige Werke Barks' stark zensiert oder lange Zeit gar nicht erst veröffentlicht wurden, weil sie für die Walt Disney Studios als politisch unerwünscht galten. Als Beispiel wäre die Geschichte Im Land der Zwergindianer zu nennen, in der Barks auf Umweltprobleme und die Probleme indigener Völker aufmerksam macht.

Filme

Fertiggestellte Filme unter Beteiligung von Carl Barks:

1937

  • Modern Inventions
  • Donald’s Ostrich

1938

  • Self Control
  • Donald’s Better Self
  • Donald’s Nephews
  • Good Scouts
  • Donald’s Golf Game

1939

  • Donald’s Lucky Day
  • The Hockey Champ
  • Donald’s Cousin Gus
  • Sea Scouts
  • Donald’s Penguin
  • The Autograph Hound

1940

  • Mr. Duck Steps Out
  • Bone Trouble
  • Put-Put Troubles
  • Donald’s Vacation
  • Window Cleaners
  • Fire Chief

1941

  • Timber
  • The Golden Eggs
  • Early to Bed
  • Truant Officer Donald
  • Old MacDonald Duck
  • Chef Donald

1942

  • The Village Smithy
  • Donald’s Snow Fight
  • Donald Gets Drafted
  • The Army Mascot
  • The Vanishing Private
  • Sky Trooper
  • Bellboy Donald

1943

  • The Old Army Game
  • Home Defense

1944

  • Trombone Trouble
  • The Plastics Inventor

Filmdokumentation

  • Entenhausen ist überall - Die Welt des Carl Barks. Dokumentarfilm von Michael Maschke und Joachim Müller, Deutschland, 43 Minuten

Literatur

  • Michael Barrier: Carl Barks. Die Biographie. Brockmann und Reichelt, Mannheim 1994, ISBN 3-923801-99-8
  • Donald Ault (Hrsg.): Carl Barks conversations. University Press of Mississippi, Jackson (Mississippi) 2003, ISBN 1-57806-501-1 (Conversations with comic artists)
    Interviews zahlreicher Interviewer mit Barks
  • Uwe Anton und Ronald M. Hahn: Donald Duck – Ein Leben in Entenhausen. München 1994, ISBN 3-910079-55-5
  • Johnny A. Grote: Carl Barks. Werkverzeichnis der Comics. Egmont-Ehapa, Stuttgart 1995, ISBN 3-7704-1898-0
  • Gottfried Helnwein: Wer ist Carl Barks. Neff, Bayreuth 1993, ISBN 3-8118-5341-4
  • Gottfried Helnwein und Carsten Laqua: Donald Duck …und die Ente ist Mensch geworden. Das zeichnerische und poetische Werk von Carl Barks, Karikaturmuseum Krems, 2007, ISBN 3-902407-04-2
  • Michael F. Walz et al.: Carl Barks, der Vater der Ducks (OT: Carl Barks – l'uomo dei paperi). Ehapa Comic Collection, Berlin 2002, ISBN 3-7704-2792-0
  • David Kunzle: Carl Barks. Dagobert und Donald Duck. Welteroberung aus Entenperspektive. Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-596-23949-4
  • Klaus Strzyz und Andreas C. Knigge: Disney von innen. Gespräche über das Imperium der Maus. (Mit einem Vorwort von Carl Barks). Ullstein, Frankfurt am Main und Berlin 1988, ISBN 3-548-36551-5
  • Autorenkollektiv: Thanks, Carl! In memoriam Carl Barks 1901 - 2000. Egmont-Ehapa-Verlag / Ehapa-Comic-Collection, Berlin 2001, ISBN 3-7704-0434-3
  • Henner Löffler: Wie Enten hausen – die Ducks von A - Z. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51608-4

Einzelnachweise

  1. Seite zur Ausstellung
  2. Zeichnung ansehen
Commons: Carl Barks – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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