Jules Verne

französischer Schriftsteller
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Jules Gabriel Verne (* 8. Februar 1828 in Nantes; † 24. März 1905 in Amiens) war ein französischer Schriftsteller.

Jules Verne
Jules Vernes Unterschrift

Jules Verne war einer der Begründer des Science-Fiction-Romans (auch Zukunftsroman genannt)[1]. Er selbst betrachtete sich jedoch als einen Autor „wissenschaftlich belehrender Romane“, wie er es nannte: Der aufmerksame Leser wird über die Fauna, Flora, Geographie und Geschichte der bereisten Gebiete informiert. Zuweilen sind ganze Kapitel rein informative Exkursionen, wie zum Beispiel das erste Kapitel Der Sklavenhandel im zweiten Teil In Afrika des Romans Ein Kapitän von 15 Jahren.

So sind denn auch die diversen Erfindungen nicht etwa Produkte der Phantasie, sondern sorgfältig recherchierte Möglichkeiten. Einige der Fortbewegungsmittel aus den Romanen Jules Vernes gab es bereits ansatzweise oder wurden später Realität.

Leben und Schaffen

Der auch heute noch weltbekannte und gelesene, als einer der Erfinder des Science-Fiction-Romans geltende Autor wuchs im Reederviertel der Hafenstadt Nantes als ältestes von fünf Kindern eines Anwalts und einer aus Reederkreisen stammenden Mutter auf. Um 1834 ging er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Paul Verne auf die gutbürgerliche Schule einer Madame Sambin. Mit elf versuchte er heimlich, eine Seereise als Schiffsjunge anzutreten, wurde aber im letzten Moment noch von Bord geholt. Danach absolvierte er das Gymnasium und studierte Jura, weil er die väterliche Anwaltspraxis übernehmen sollte.

Spätestens als Student in Paris begann er zu schreiben und erhielt Kontakt zur Welt der Literaten, unter anderem zu Alexandre Dumas dem Älteren, der ihn etwas protegierte, und zu Alexandre Dumas dem Jüngeren, mit dem er sich befreundete. Er blieb deshalb nach Abschluss des Studiums (1850) in Paris und versuchte sich zunächst vor allem als Bühnenautor in verschiedenen Genres, von der Tragödie bis zum Opernlibretto.

 
Jules Verne 1856

1851 erschien in einer literarischen Zeitschrift sein erster erzählender Text. Dessen Thema Seefahrt und Reisen ließ Verne hinfort nicht mehr los, obwohl er zunächst noch weiter auch Libretti, Komödien und Erzählungen mit ganz anderer Thematik schrieb. 1855 erschien sein erster Reise- und Abenteuerroman Un hivernage dans les glaces (Ein Winter im Eis).

1857 heiratete er eine Witwe mit zwei Kindern (die von ihm 1861 einen Sohn, Michel Verne bekam) und versuchte sich - neben dem Schreiben - einige Jahre zwecks Broterwerb mäßig erfolgreich in dem bürgerlichen Beruf eines Börsenmaklers. Nebenher machte er zwei Schiffsreisen nach Schottland und nach Norwegen, die ihm die Welt der Seefahrt erschlossen.

1862 lernte er den umtriebigen Jugendbuchverleger Pierre-Jules Hetzel kennen, der ihm seinen gerade fertigen ersten Science-Fiction-Roman Cinq semaines en ballon (= fünf Wochen im Ballon) abnahm, ihn für weitere Romane derselben Art verpflichtete und ihn zum publikumswirksamen Schreiben anleitete. Spätestens über Hetzel kam Verne in Kontakt mit Naturforschern und Erfindern, die seine Kenntnisse erweiterten, ihn fachlich berieten und ihm Ideen eingaben. Ab 1864 unternahm er zusammen mit seinem Bruder Paul mehrere Reisen, darunter 1867 eine Fahrt auf der Great Eastern, dem damals größten Passagierdampfer, nach Amerika und 1872 auf seiner Yacht „Saint-Michel“. Paul steuerte einige Geschichten zu Jules Werken bei.

Mit dem Erfolg der Cinq semaines hatte er seinen Durchbruch als Autor geschafft und konnte gut von seiner Feder leben. In den folgenden Jahren schrieb er zahllose Romane. Diese erschienen meist fortsetzungsweise in Hetzels Jugendzeitschrift Magazin illustré d'éducation et de récréation (einer illustrierten Zeitschrift für Bildung und Freizeit), ehe sie auch als Buch herauskamen. Vernes eigentliche Domäne hierbei waren und blieben Reise- und Abenteuerromane mit mehr oder weniger großem Science-Fiction-Anteil, in dem er mit viel wissenschaftlicher und technischer Intuition sowie mit Hilfe seines immensen Zettelkastens manche später realisierte technische Entwicklung vorwegnahm.

Seine Bücher, die sich an ein vorwiegend jugendliches und passabel gebildetes männliches Publikum richteten, leiteten nicht nur in Frankreich einen neuen literaturgeschichtlichen Abschnitt ein, sondern dank erfolgter Übersetzungen in ganz Europa und Amerika. Die bekanntesten sind:

  • 1863/64 Voyages et aventures du capitaine Hatteras (= Reisen und Abenteuer von Kapitän H.)
  • 1864 Voyage au centre de la Terre (= Reise zum Mittelpunkt der Erde)
  • 1865 De la Terre à la Lune (= Von der Erde zum Mond)
  • 1869 Autour de la Lune (= Reise um den Mond)
  • 1870 Vingt mille lieues sous les mers (= 20.000 Meilen unter dem Meer).

1872 kam Le Tour du monde en quatre-vingt jours (= Reise um die Erde in 80 Tagen) heraus, Vernes auflagenstärkstes Buch, das er mit Adolphe d’Ennery als Co-Autor erfolgreich auch für das Theater adaptierte. 1876 erschien der in Sibirien spielende Abenteuer-Politkrimi Michel Strogoff (= Der Kurier des Zaren), aus dem ebenfalls ein erfolgreiches Stück gemacht wurde.

Spätestens seit Le Tour du monde war Verne ein reicher Mann. Die Aufnahme in die Académie française, die er 1883 zu betreiben versuchte, misslang allerdings. Dafür machte er viele Reisen (z. T. mit eigenen Motor-Segel-Yachten) und gehörte – für einen Nichtbriten ungewöhnlich – dem renommierten Londoner Travellers Club an. In Amiens, der Heimatstadt seiner Frau, unterhielt er ein repräsentatives Haus. Ab 1888 war er dort auch (als liberaler Monarchist auf gemäßigt linker Liste) stets wiedergewähltes Mitglied des Stadtrates, der sich insbesondere für die Stadtplanung und das Theater engagierte.

Mit der Erziehung seines Sohnes Michel hatte Jules Vernes große Schwierigkeiten. Dieser hasste seinen Vater, unter anderem, weil er 1876 für acht Monate in eine Besserungsanstalt geschickt wurde.

Nach 1880 hatte Verne seinen schöpferischen Höhepunkt überschritten, doch schrieb und publizierte er bis kurz vor seinem Tod fast pausenlos weiter, wobei seine Technik- und Fortschrittsgläubigkeit nach und nach gedämpfter erscheint und er politisch zunehmend konservativ wurde.

Am 9. März 1886 verübte sein Neffe, Gaston Verne, einen Mordanschlag auf Jules Verne. Erst durch dieses Ereignis kamen sich Vater und Sohn wieder näher. Doch erst 1893 kam es zu einer endgültigen Versöhnung. Michel arbeitete mit seinem Vater zusammen und publizierte viele seiner Werke nach dessen Tod, zum Teil in stark überarbeiteter Form.

Seine Position in Frankreich als sehr populärer, von Generationen junger Leute gelesener Autor ist nicht unähnlich der von Karl May in Deutschland. Bei beiden geriet der größte Teil der Romane (bei Verne waren es über 90), vor allem die späten, bald in Vergessenheit.

Im 20. Jahrhundert haben Vernes handlungsreiche Romane viele Filmemacher gereizt. Nicht zufällig erhielt 1954 das erste Atom-U-Boot der Welt, die amerikanische USS Nautilus, den Namen des futuristischen U-Bootes von Kapitän Nemo aus Vingt mille lieues sous les mers. In Anlehnung an sein Buch De la Terre à la Lune wurde sowohl die Kommandokapsel des Raumschiffs Apollo 11 als auch später die erste raumflugfähige Raumfähre des Space Shuttle-Programms „Columbia“ genannt. (Allerdings war in De la Terre à la LuneColumbiade“ nicht der Name des Mondgeschosses, sondern der Typ der Riesenkanone, die es abschießt. Zudem wurde die Namensgebung der beiden Raumfahrzeuge auch allgemeiner mit der großen Bedeutung des Wortes „Columbia“ in der amerikanischen Geschichte begründet.)

Werke

 
Titelbild der französischen Originalausgabe von Zwei Jahre Ferien
 
Titelblatt von In 80 Tagen um die Welt, 1875
 
Kapitän Nemo. 20.000 Meilen unter'm Meer
 
Titelblatt von Robur der Eroberer
 
Titelblatt von Clovis Dardentor
 
Karikatur von 1884

Romane und Erzählungen

Jules Verne schrieb 62 Romane und Erzählungen:

Die Endzeit-Geschichte L 'Eternal Adam (1910, deutsch: Der ewige Adam) von seinem Sohn Michel Verne wurde in einigen Fällen fälschlicherweise Jules Verne zugeschrieben.

Kurzgeschichten und Erzählungen

  • Les premiers navires de la marine mexicane. 1851 (deutsch: Die ersten Schiffe der mexikanischen Marine)
  • Un voyage en ballon. 1851 (1874 unter dem Titel Un drame dans le airs veröffentlicht; deutsch: Ein Drama in den Lüften)
  • Martin Paz. 1852
  • Les Châteaux en Californie ou Pierre qui roule n'amasse pas mousse. 1852
  • Maitre Zacharius ou l´Horloger qui a perdu son ame. 1854 (deutsch: Meister Zacharius)
  • Un hivernage dans le glaces. 1855 (deutsch: Eine Überwinterung im Eis)
  • Le comte de Chatelaine. 1864
  • Un épisode de la révolution. 1864 (deutsch: Eine Episode der Revolution)
  • Le forceurs de blocus. 1865 (deutsch: Die Blockadebrecher)
  • Une fantaisie du docteur Ox. 1874 (deutsch: Eine Idee des Dr. Ox)
  • Frritt-Flacc. 1886 (deutsch: Frritt Flacc)
  • Gil Braltar. 1887
  • La journée d'un journaliste américain en 2889. 1889 (deutsch: Ein Tag aus dem Leben eines Journalisten im Jahre 2889; wurde von Vernes Sohn Michel geschrieben, erschien aber unter dem Namen des Vaters)

Geografische Werke

  • Géographie de la France et de ses colonies. 1867 (deutsch: Illustrierte Geographie von Frankreich und seiner Kolonien)
  • Découverte de la Terre. 1870 / 1878 (deutsch: Die Entdeckung der Erde)
  • Les Grands Navigateurs du XVIIIe Siècle. 1879 (deutsch: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts)
  • Les Explorateurs du XIXe siècle. 1880 (deutsch: Der Triumph des 19. Jahrhunderts)

CD-ROM-Ausgabe

  • Wolfgang Thadewald (Hrsg.): Jules Verne - Bekannte und unbekannte Welten ; Das erzählerische Werk. Berlin: Directmedia Publishing 2004. (Digitale Bibliothek. Bd. 105) ISBN 3-89853-505-3 (Enthält auf über 39.000 Seiten Text und Illustrationen der Hartleben-Ausgabe, ergänzt um dort fehlende Romane und Erzählungen.)

Hörbücher

Werke auf Deutsch im Web

In der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser erscheinen regelmäßig auch Werke von Jules Verne. Die Ausgaben basieren größtenteils auf zeitgenössischen Übersetzungen, die von Günter Jürgensmeier modernisiert und überarbeitet wurden. Die Abbildungen stammen teils aus den Übersetzungen, teils aus den französischen Originalen. Diese Werke sind mit 'illustrierte Neubearbeitung' gekennzeichnet. Bei einigen Büchern handelt es sich um Reprints der Originalausgaben, diese sind mit 'Reprint' gekennzeichnet.

Es werden auch die Werke aufgenommen, die unter dem Namen Jules Verne erschienen, aber nicht von ihm stammen.

Die Werke liegen im PDF-Format vor und haben eine Größe von bis zu 30 MByte (im Durchschnitt 12).

Bisher sind in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek von Jules Verne erschienen:

Seit August 2006 liegen in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek vor:

Sonstiges

  • Nach Jules Verne ist die Jules Verne Trophy benannt, eine Auszeichnung für die schnellste Weltumrundung per Segelboot.
  • Des Weiteren heißt das erste ATV (ein unbemannter Raumtransporter der europäischen Weltraumagentur ESA) Jules Verne.
  • Jules Verne ist der Name eins kleinen Gebirgszugs im Norden der Ile de la Possession
  • Jules Verne ist ein Impaktkrater auf der nicht einsehbaren Seite des Mondes.

Literatur

  • Franz Born: Der Mann der die Zukunft erfand. Markus-Verlag, Eupen 1960.
  • Peter Costello: Jules Verne: Erfinder der Science Fiction. Qalandar-Verlag, Aalen 1979, ISBN 978-3-922121-09-1.
  • Volker Dehs: Jules Verne mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 1986, ISBN 3-499-50358-1 (Rowohlt Monographien, Band 358).
  • Volker Dehs: Jules Verne. Eine kritische Biographie. Artemis & Winkler, Düsseldorf 2005, ISBN 3-538-07208-6.
  • Volker Dehs: Bibliographischer Führer durch die Jules-Verne-Forschung/Guide bibliographique à travers la critique vernienne. 1872 – 2001. Förderkreis Phantastik in Wetzlar e.V., Wetzlar 2002 (= Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar; 63).
  • Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005 (= Schriftenreihe und Materialien der Phantastischen Bibliothek Wetzlar; 75).
  • Evelyn Fütty: Vom positivistischen Fortschrittsoptimismus zur finisekularen Zukunftsangst: Jules Vernes wissenschaftlich-fiktives Weltbild vom Frühwerk zum Spätwerk. Diss. Univ. Wien 1987.
  • Roland Innerhofer: "Die Technik war sichtbar". Jules Vernes Inszenierung des Utopischen. In: Götz Pochat/Brigitte Wagner (Hg.): Utopie. Gesellschaftsformen, Künstlerträume. Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz 1996 (= Kunsthistorisches Jahrbuch Graz; 26), S. 153-168.
  • Roland Innerhofer: "Julius" Verne in Österreich. Produktion und Rezeption eines Erfolgsautors. In: Klaus Amann u.a. (Hg.): Literarisches Leben in Österreich 1848-1890. Böhlau, Wien u.a. 2000 (= Literaturgeschichte in Studien und Quellen; 1), S. 805-827.
  • Till R. Kuhnle: Das Fortschrittstrauma. Vier Studien zur Pathogenese literarischer Diskurse. Stauffenburg-Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-86057-162-1; Teil I: „Jules Verne: Das 19. Jahrhundert zu Ende denken – ein Versuch“, S. 21–122.
  • Ondřej Neff: Podivuhodný svět Julese Vernea (Monografie über Jules Verne und sein Werk).
  • Hermann Mückler: Ansichten eines Ethnologen zum Bild des »Wilden« im Werk von Jules Verne am Beispiel Fidschis – aus Anlaß seines 90. Todestages 1995. In: Wiener Ethnohistorische Blätter, Band 40, Wien, S. 47–65.
  • Ralf Nestmeyer: Französische Dichter und ihre Häuser. Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-458-34793-3.
  • Thomas Ostwald: Jules Verne, Leben und Werk. Pawlak Taschenbuch Verlag, Berlin/Hersching 1984, ISBN 3-8224-1101-9.
  • Max Popp: Julius Verne und sein Werk. Des großen Romantikers Leben, Werke und Nachfolger. Hartleben, Wien und Leipzig 1909. PDF-Reprint, 12 MB, in der Arno-Schmidt-Referenzbibliothek.
  • Heinrich Pleticha (Hrsg.): Jules Verne-Handbuch. Verlagshaus Stuttgart, Stuttgart 1992 (für Deutscher Bücherbund/Bertelsmann Club u.a.).
  • Paul Verne und Günter Pump: Jules Verne in Schleswig-Holstein, Husum-Verlag, Husum 2005, ISBN 3-89876-198-3.

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu Jules Verne in der Columbia Enzyklopädie
Wikiquote: Jules Verne – Zitate
Wikisource: Jules Verne – Quellen und Volltexte (französisch)
Commons: Jules Verne – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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