Die Fahrradbereifung hat wesentlichen Einfluß auf den Leichtlauf des Fahrrades.
Reifengröße
Es haben sich in Europa vor allem zwei gängige Möglichkeiten der Größenangabe durchgesetzt:
- Das metrischen Maß (mm) nach der europäischen ETRTO-Norm, z.B. 622-47 mm wobei das erste Maß den inneren Reifendurchmesser und das zweite Maß die Reifenbreite angibt. Diese Werte sind immer eindeutig.
- Das zöllige Maß ("), z.B. 28 x 1.75", wobei hier das erste Maß den ungefähren Reifendurchmesser und das zweite Maß die ungefähre Reifenbreite angibt. Diese Werte sind nicht eindeutig. Es gibt mehrere Durchmesser die mit 26" bezeichnet werden; 27" ist mit 630 mm größer als 28" mit 622 mm.
Die Größe der Reifen wird entsprechend der Europäischen Norm (ETRTO) angegeben. Dabei bedeutet das Maß 47-622, dass die Breite des Reifens im aufgepumpten Zustand etwa 47 mm betragen sollte, der Durchmesser der Felge ist 622 mm. Diese Reifenbezeichnung ist unter Fachleuten schon lange üblich, setzt sich aber im allgemeinen Sprachgebrauch nicht durch. Auch können nicht alle alten Bezeichnungen sinnvoll in neue umgewandelt werden.
Seit Jahren wird gefordert, dass bei neuen Reifen die Maßangabe auf ca. 1 mm einzuhalten sei. Leider sind Abweichungen bis zu 5 mm immer noch üblich. Sogenannte französische Reifen der Größe 700x42B (28 x 1 3/8 x 1 1/2) können nur mit diesen Reifen bestückt werden, metrische Reifen passen nicht.
Reifen- und Laufradgrößen beim Fahrrad | ||||
alte Bezeichnung | anderer Name | neuere Bezeichnung | DIN NORM ETRTO | |
Reifenaußenkante | Reifenaußenkante | Felgenaußenkante | ||
Ø x Breite (x Höhe) | Ø x Breite | Breite - Ø | ||
[ Zoll ] | [ mm ] | [ mm ] | ||
10 x 2 | Krankenfahrstuhl | 54 - 152 | ||
12 1/2 x 2 1/4 | 62 - 203 | |||
14 | Bickerton | 350 A | 37 - 288/298 | |
16 x 1 1/4 | 62 - 305 | |||
16 x 1,75/2 | 47 - 305 | |||
16 x 2,125 | 57 - 305 Cross | |||
18 x 1 1/4 | 400 A | 37 - 340 | ||
18 x 1 3/8 | holländische Reifen | 37 - 340 | ||
18 x 1 3/8 x 11/8 | 37 - 349 | |||
18 x 1,5 | Birdy | 40 - 355 | ||
18 x 1,75/2 | Klapprad | 47 - 355 | ||
20 x 1 1/4 | italienische Kinderräder | 500 x 32A | 37 - 390 | |
20 x 1,75/2 | 47 - 406 | |||
20 x 2,25 | 62 - 406 | |||
22 x 1 1/4 | französische Kinderräder | 28/37 - 440 | ||
22 x 13/8 | italienische Kinderräder | 550 A | 37 - 489/490/501 | |
24 x 1,75..1,85 | Kinder- MTB | 44 - 507 | ||
24 x 1 1/4 x 1 3/8 | 600 x 32 A | 32 - 540 | ||
24 x 1 3/8 | 600 x 35 A | 37 - 540/541 | ||
24 x 1 1/2 x 13/8 | 600 x 38 A | 40 - 540 | ||
24 x 2,125 | 57 - 507 | |||
26 x 1 3/8 | 26er Tourenrad | 37 - 559 | ||
26 x 1,75 (x 2) | 26er Tourenrad | 47 - 559 | ||
26 x 1,85 x 2,125 | V- Felgen | 54 - 559 | ||
26 x 2,125 | Tourenrad oder Fahrradhänger | 49..55 - 559 | ||
26 x 1 | V- Felgen | 20..23 - 571 | ||
26 x 1,2 | Faltreifen | |||
26 x 1 1/2 | 650 B | 40 - 584 | ||
26 x 1 5/8 x 11/2 | 650 BSC | 650 x 45B | 44 - 584 | |
650 x 28 A | 28 - 590 | |||
26 x 1 3/8 | 37 - 590 | |||
26 x 3/8 | 20 - 559 | |||
26 x 1 | 25 - 559 | |||
26 x 1,50 | 40 - 559 | |||
26 x 1,25 x 1,75 | 47 - 559 | |||
26 x 1,75 x 11/2 | 600 x 45 B | 47 - 584 | ||
26 x 1,85 | 50 - 559 | |||
26 x 1,95 | 54 - 559 | |||
26 x 2,1 | 54 - 559 | |||
26 x 2,125 | 57 - 559 | |||
26 x 2,2 | 57 - 559 | |||
Slicks für ATB / MTB | 700 x 20 C | 20 - 622 | ||
Drahtreifen Gelände | 700 x 18..28 C | 18..28 - 622 | ||
28 x 1 1/4 x 1 3/4 | 32 - 622 | |||
28 x 1 3/8 x 15/8 | 35..40 - 622 | |||
28 x 1,6 | 700 x 40 C | 42 - 622 | ||
27 x 1 1/4 Fifty | 28 - 630 | |||
27 x 1 1/4 | 32 - 630 | |||
Drahtreifen Straße | 700 x 18..28 C | 18..28 - 622 | ||
28 x 1 5/8 x 11/8 | Sport sehr schmal | 700 x 28 C | 28 - 622 | |
28 x 1 5/8 x 13/8 | Sportrad | 700 x 35 C | 37 - 622 | |
28 x 1 1/4 x 13/4 | Sport schmal | 700 x 42 C | 32 - 622 | |
28 x 1 3/8 x 15/8 | Sportrad | 37 - 622 | ||
28 x 1,5 | Wulstreifen | 700 x 38 B | 40 - 635 | |
28 x 1 5/8 x 11/2 | seltene franz. Tourenräder | 700 x 42 B | 44 - 635 | |
28 x 1,75 | Tourenrad | 700 x 38 C | 47 - 622 | |
28 x 1,9 | Tourenrad | 50 - 622 | ||
28 x 2,125 | Ballonreifen | 55 - 622 | ||
27 x 1 1/4 | breiter Reifen für Rennrad (Drahtreifen) | 32 - 630 | ||
20 bis 27 | Schlauchreifen | Felgenbreite bis 21 | bis Ø 28 | |
27 | Schlauchreifen | Felgenbreite 21 bis 23 | Ø 25 bis 38 |
Die Mantelmischung
Die Mantelmischung soll verschiedene Eigenschaften erfüllen, die zum Teil gegenläufig sind: geringer Rollwiderstand, hohe Haftung, geringer Abrieb, lange Haltbarkeit, stabile Stollen.
Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei stets auf dem Zielkonflikt zwischen geringem Rollwiderstand und guter Nasshaftung. Gute Haftung bedeutet, dass der Reifen viel Energie aufnehmen soll, während für einen geringen Rollwiderstand notwendig ist, dass die Gummimischung möglichst wenig Energie verbraucht. Ein guter Kompromis wird z. B. durch den Füllstoff Silica erreicht. Eine andere Möglichkeit liegt darin, an einem Reifen mehrere Gummimischungen einzusetzen (Dual Compound Technologie).
Luftdruck / Reifendruck
Auf jedem guten Reifenmantel befindet sich die Angabe, mit wie viel Bar der Reifen gefahren werden soll. Durch den größeren Rollwiderstand erschweren unzureichend aufgepumpte Reifen das Fahren unnötig. Ferner verschlechtert sich durch zu geringen Luftdruck das Fahrverhalten des Rades. Ein zu niedriger Luftdruck kann die Langlebigkeit eines Mantel stark verkürzen. In Kurven tritt das sogenannte "Schwimmen" auf, und Fahrbahnunebenheiten können den Fahrradmantel gegen die Felge quetschen, was zu Beschädigungen führen kann.
Der richtige Luftdruck hängt sowohl vom Körpergewicht als auch vom Reifentyp ab. Bei höherem Gewicht sollte auch der Luftdruck höher sein. Der optimale Luftdruck bei Mountainbikes und Tourenräder liegt in der Regel zwischen 3,5 und 5 Bar – bei Ballonreifen zwischen 2 und 3,5 Bar. Schlauchreifen werden mit etwa 7 Bar gefahren, beim Bahnrad zwischen 8 und 12 Bar, bei Rekordfahrten auch darüber. Drahtreifen können mit maximal 8 Bar gefahren werden.
Selbst der hochwertigste Schlauch verliert langfristig Luft. Je nach Nutzung, mindestens jedoch einmal im Monat, sollte der Reifendruck kontrolliert und ggf. nachgepumpt werden.
Schlauchreifen
Diese Reifenart ist fast ausschließlich den 27"-Rennrädern (630 mm) vorbehalten und wird in den Konfektionen 20-25 mm angeboten. Die Reifen werden nicht in eine Tiefbettfelge gezogen sondern werden mit Reifenkitt oder notfalls mit Felgenklebeband aufgeklebt. Die sehr dünnen Latex- Schläuche sind in den Reifen eingenäht, was Reparaturen schwierig macht. Bei sehr langen Bergabfahrten kann sich die Felge so stark erwärmen, daß der Kitt weich wird und der Reifen von der Felge rutscht (beispielsweise beim Unfall Beloki bei der Tour de France 2003). Selbst Profiradsportler fahren teilweise schon Drahtreifen, meist aber nur im Training. Vorteil von Schlauchreifen sind die etwas geringeren bewegten Massen (Felge und Reifen), ein nicht technisch definierbarer besserer Komfort sowie erheblich größere Reifeninnendrücke als beim Drahtreifen, was den Rollreibungswiederstand verringert. Der Hauptgrund dafür, dass im Hochleistungs-Radsport nach wie vor Schlauchreifen verwendet werden, ist der wesentlich höhere mögliche Luftdruck.
Drahtreifen
Laufeigenschaften schmaler und breiter Reifen
Seit es breite Hochdruckreifen mit elastischen Seitenflanken gibt, haben die schmalen (Rennrad-) Reifen nur noch wenig Vorteile hinsichtlich des Leichtlaufs. Wenn Belastung, Luftdruck und Reifenmaterial gleich sind, federt der schmale Reifen stärker ein. Das liegt daran, dass schmale Reifen eine längliche, schmale Aufstandsfläche haben, breite Reifen dagegen eine in Längsrichtung kurze, dafür eben breitere Fläche. Daraus folgt, dass sich ein schmaler Reifen im Kontaktbereich zum Untergrund stärker eindrückt. Was dabei an Mehrarbeit in Wärme umgewandelt wird, geht dem Antrieb verloren.
Schmale Reifen vertragen einen deutlich höheren Druck als breite Reifen. Wenn man vor dem besseren Rollverhalten breiterer Reifen spricht, bezieht sich das vor allem auf verschieden breite Reifen, die mit dem gleichen Druck gefahren werden (können), etwa ein 20 mm breiter und ein 25 mm breiter Rennradreifen. Letzterer fährt sich bei, beispielsweise sieben bar Druck recht komfortabel und rollt geschmeidig ab, während der schmalere Reifen zum Durchschlagen neigt. Ob und wie breite Reifen leichter rollen, hat die Sporthochschule Köln untersucht.
Reifen mit der Typenbezeichnung SK: Skin = Haut steht für leichte, dünne Seitenwände, die den Rollwiderstand und das Gewicht reduzieren und darum besonders leicht laufen.
Damit die Skinwall-Reifen pannensicher sind, besteht die Karkasse, d.h. der Reifenkörper, aus einem verstärkten, eng gesetzten Gewebe von Baumwoll-, Kevlar- oder sonstigen Fäden. Die Karkassendichte wird in Fäden pro Inch (TPI) gemessen. Bei einfachen Reifen sind dies oft 24 TPI, bei höherwertigen Reifen zwischen 50 und 67 TPI.
Ballonreifen
'Ballonreifen' ist lediglich eine Bezeichnung für breitere Reifen (ab etwa 1,75 Zoll).
Einem eher aufrecht sitzenden Fahrer vermittelt ein breiter (und damit auch höherer) Reifen ein sicheres Fahrgefühl. Bei sportlicher Sitzweise vermittelt ein dickerer Reifen ein schwammiges Fahrgefühl.
Pannensicherheit
Der Standard bei allen guten Reifen namhafter Hersteller ist inzwischen ein integrierter Pannenschutzgürtel aus Naturkautschuk mit Kevlarfasern. Dieser Gürtel ist meist blau oder gelb eingefärbt. Mehr Pannensicherheit bedeutet immer höheres Gewicht und erhöhter Rollwiderstand, geringere Elastizität und Federungskomfort. Zudem sind pannensichere Reifen schwerer zu montieren, manchmal ist eine werkzeuglose Montage unmöglich.
Haltbarkeit der Reifen
Die Laufleistung bzw. Lebensdauer der Reifen variiert sehr stark je nach Luftdruck, Belastung, Umgebungstemperatur, Fahrbahnoberfläche, Fahrstil, Bremsverhalten etc. Längere Standzeiten zerstören einen Reifen früher als häufiges Fahren. In der Regel sollte ein guter Reifen zwischen 4.000 und 12.000 Kilometer erreichen. Spitzenreifen können auch bis zu 20.000 Kilometer halten.
Während bis in die 80er Jahre Reifen auch Jahrzehnte haltbar waren, sind heutige Reifen meist nach 8 Jahren zerstört, weil seitens der Industie mehr Wert auf Komfort als auf Langlebigkeit gelegt wird.
Reflexstreifen
Schon von weitem muss für Autofahrer ein Fahrradfahrer gut erkennbar sein. Darum schreibt der Gesetzgeber Lichtreflektoren an den Laufrädern vor. Das Beste auf diesem Gebiet sind Reflexstreifen, die fest auf beide Reifenflanken vulkanisiert sind.
Das auftreffende Licht wird von winzigen, reflektierenden Glaskügelchen zur Lichtquelle zurück geworfen. Durch die hohe Leuchtkraft und die runde Form sind die Reflexstreifen in jeder Situation zu erkennen. Bereits aus einer Entfernung von 150 m, weit früher als bei den herkömmlichen Speichenreflektoren, sind die Leuchtstreifen klar zu erkennen. Speichenreflektoren sind bei Reifen mit Reflektorstreifen laut StVZO nicht mehr erforderlich. Sogar alte und verschmutzte Reifen leuchten noch in der Dunkelheit.
Faltreifen
Der Faltreifen ist ein Sonderfall des Drahtreifens. Hier wird der Draht durch ein Bündel aus Kevlarfäden ersetzt. Dadurch lässt sich der Reifen zusammenfalten und wird um etwa 50-100 g leichter.