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Film | |
Titel | Der Polizeistaatsbesuch – Beobachtungen unter deutschen Gastgebern |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahre | 1967 |
Länge | 44 Minuten |
Stab | |
Regie | Roman Brodmann |
Drehbuch | Roman Brodmann |
Produktion | Süddeutscher Rundfunk |
Kamera | Franz Brandeis Michael Busse |
Besetzung | |
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Der Polizeistaatsbesuch – Beobachtungen unter deutschen Gastgebern ist ein deutscher Dokumentarfilm über den Schah-Besuch 1967 in Berlin, der bereits im selben Jahre gedreht wurde. Der Staatsbesuch des Schahs Mohammad Reza Pahlavi und seiner Gattin Farah Diba führte am 2. Juni 1967 zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten, Gegendemonstranten und Polizei bei denen der Student Benno Ohnesorg erschossen wurde. Der Film lief erstmals in der ARD innerhalb der Sendereihe Zeichen der Zeit.
Handlung
Der Schweizer Dokumentarfilmer Roman Brodmann beschreibt zunächst in humorig-ironischer Weise die Vorbereitungen für den Staatsbesuch. In Rothenburg ob der Tauber bereitet sich ein Hotel für den hohen Besuch vor. Tänze werden eingeübt und der begabteste Schauspieler vor Ort trainiert eine Rede als Ritter. Die Sicherheitsvorkehrungen sind extrem. Eine Flotte von Polizeimotorrädern übt mit dem einzigen Mercedes-Benz 600 Pullmann vor Ort die Anreise des Schahs. Der Eigentümer des Wagens lässt es sich nicht nehmen, das Auto selbst zu steuern.
Dann landet der Schah mit seiner Frau Farah Diba am Köln-Bonner Flughafen und wird von Bundespräsident Heinrich Lübke, Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger und Außenminister Willy Brandt, sowie einer Formation der Bundeswehr empfangen. Am Abend gibt Heinrich Lübke einen Galaempfang für die persischen Gäste in der Villa Hammerschmidt. Honorige Gäste reisen voller Stolz an und sonnen sich im Glanz des Schahpaares. Pahlavi erscheint in weißer Galauniform.
An den nächsten Tagen besuchen sie ein Stahlwerk und die Oper in München. Die Autobahn ist für die Reise gesperrt, während sich auf der Gegenfahrbahn die Autos stauen. Eine Geisterfahrt durch Deutschland. Höhepunkt der Reise soll ein Besuch Berlins werden. Dort bereiteten sich die Studenten in der Freien Universität zu Protesten gegen den Besuch vor. Bahman Nirumand berichtet im Audimax unter großem Applaus über die Zustände in seinem Heimatland.
Am 2. Juni versammeln sich Studenten und Neugierige vor dem Schöneberger Rathaus. Bevor der Schah vorfährt, kommt ein Reisebus mit den so genannten Jubelpersern an. Als der Schah dann kommt, entwickelt sich ein lautstarker Kampf zwischen protestierenden Studenten und jubelnden Persern. Als der Schah ins Rathaus verschwindet, greifen die Perser die Studenten mit Totschlägern und Holzlatten an. Die Polizei greift zunächst nicht ein. Als die berittenen Polizisten schließlich eingreifen, jubeln zunächst die Studenten, merken aber schnell, dass die Polizei nur gegen Studenten vorgeht und die Perser unbehelligt zu einer Stadtrundfahrt in ihren Bus einsteigen lässt.
Am Abend des 2. Juni gehen die Proteste vor der Deutschen Oper weiter. Während der Schah in der Oper sitzt, greifen die Polizisten die Studenten an. Die so genannte Leberwursttaktik der Polizei kommt zum Tragen. Plötzlich fällt ein Schuss. Der Student Benno Ohnesorg liegt tödlich verletzt am Boden. Eine junge Passantin beugt sich über ihn und wird von einem Polizisten beschimpft. Die Proteste gehen anschließend am Kurfürstendamm weiter. Eine weitere Studentin wird verletzt und von einem Krankenwagen abtransportiert.
Am nächsten Tag fährt der Schah am letzten Tag seiner Reise durch Deutschland nach Lübeck weiter. Er hört dort ein Orgelkonzert und wird vom Ministerpräsidenten Schleswig-Holsteins Helmut Lemke verabschiedet. Lemke vergleicht die jüngere Geschichte der beiden Ländern, Iran und Deutschland und kommt zu dem Schluss, dass beide Länder in ihren Bestrebungen einen modernen Staat zu bilden sich sehr ähnlich seien.
Hintergrund
Pressetext des SDR aus dem Jahre 1967:
- „Über spektakuläre Staatsbesuche werden die Fernsehzuschauer durch Live-Übertragungen und Tagesschauberichte jeweils ausführlich informiert. Die "Zeichen der Zeit"-Redaktion des SDR in Stuttgart richtete die Aufmerksamkeit weniger auf die hohen Gäste als auf das Drum und Dran, um einen Katalog typischer Begleiterscheinungen dieser aufwendigen Zeremonielle zu entwerfen. Als Betrachtungsmodell wählte man den Besuch des persischen Kaiserpaars, der Arbeitstitel hiess "Der Staatsbesuch". Zwei Teams begleiteten die Gäste auf ihrer Deutschlandreise von Bonn über Köln, Aachen, Düsseldorf, Rüdesheim, Rothenburg, München, Berlin und Hamburg bis Lübeck. Während das eine Team in Rothenburg noch die letzten Vorbereitungen beobachtete, war das andere mit dem Schah schon unterwegs am Rhein. Die Bilder glichen sich von Bonn bis Lübeck: sie waren beherrscht von Polizeiaufmärschen ungeahnter Ausmaße. In Berlin und Hamburg gipfelte das Sicherheitsbedürfnis in blutigen Krawallen, die dem als Schmunzelbeitrag gedachten "Zeichen der Zeit"-Film schliesslich einen unerwarteten düsteren Akzent aufsetzten.“
Auszeichnungen
Literatur
- Otto Köhler: Verwandte Züge. Artikel in Der Spiegel, Ausgabe vom 31. Juli 1967, S. 74 [1]
Weblinks
- Vorlage:IMDb Titel
- Beobachtungen unter deutschen Gastgebern - 3sat-Text dazu.
- Interview von Timo Hoffmann: Die Polizisten haben geprügelt wie blöd. (Interview mit Friederike Hausmann nach 40 Jahren in Süddeutsche Ztg. vom 30. Mai 2007)
- Stuttgarter Schule – Über die Dokumentarfilmabteilung des SDR (mediacultureonline)