Alle Abgeordneten des Norddeutschen Reichstags waren von 1868 bis 1870 gleichzeitig auch Abgeordnete des deutschen Zollparlaments, dem Parlament des Deutschen Zollvereins. Hinzu traten die bei einer Wahl im Februar 1868 in Bayern, Württemberg, Baden und Hessen nach dem gleichen Wahlrecht wie dem des Norddeutschen Bundes bestimmt wurden.
Die Wahl zum Zollparlament 1868 fand in Bayern, Württemberg und Baden sowie im Südteil des Großherzogtums Hessen statt. Bei dieser Wahl wurden 85 süddeutsche Abgeordnete für das deutsche Zollparlament gewählt. Die Länder des Norddeutschen Bundes wurden im Zollparlament durch die 297 Abgeordneten vertreten, die bereits im August 1867 bei der Wahl zum Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt worden waren. Insgesamt umfasste das Zollparlament somit 382 Abgeordnete.
Gewählte Abgeordnete
In jedem der insgesamt 85 Wahlkreise wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt. Eine vollständige Darstellung der Wahlergebnisse nach Parteien bzw. eine eindeutige parteipolitische Zuordnung aller Kandidaten ist nicht überliefert.
Die entschieden nationale Partei zählt für sich 5 aus Hessen), – die Mittelpartei 1 aus Hessen).
Bayern
Das Königreich Bayern entsandte 48 Abgeordnete ins Zollparlament. Im wesentlichen konkurrierten in Bayern zwei politische Lager:
- die konservative, katholische und großdeutsch orientierte Kräfte, die der kleindeutschen Politik Bismarcks ablehnend gegenüberstanden und aus denen 1869 die Bayerische Patriotenpartei hervorging
- die Liberalen, organisiert in der Bayerischen Fortschrittspartei, die einen zügigen Beitritt Bayerns zum Norddeutschen Bund als Schritt zu einer kleindeutschen Einigung befürworteten
Die Wahl in Bayern am 10. Februar 1868 brachte einen eindeutigen Sieg der preußenfeindlichen „Patrioten“, die etwa doppelt soviele Sitze gewinnnen konnten wie die Kleindeutsch-Liberalen. Eine dritte Gruppe von Abgeordneten war keinem der beiden Lager eindeutig zuzuordnen.
Württemberg
Das Königreich Württemberg entsandte 17 Abgeordnete ins Zollparlament. Bei der Wahl am 24. März 1868 wurden auschließlich antipreußische und großdeutsch orientierte Abgeordnete gewählt. Die kleindeutsch und nationalliberal orientierte Deutsche Partei konnte keinen einzigen Sitz gewinnen.
Baden
Das Großherzogtum Baden entsandte 14 Abgeordnete ins Zollparlament. Liberale kleindeutsch orientierte Abgeordnete gewannen acht Sitze; großdeutsch orientierte Katholiken und Konservativen sechs Sitze.
1 | Konstanz, Überlingen, Stockach | Roderich von Stotzingen | konservativ |
2 | Donaueschingen, Villingen | Ludwig Kirsner | klerikal |
3 | Waldshut, Säckingen, Neustadt im Schwarzwald | Joseph Hebting | liberal |
4 | Lörrach, Müllheim | Franz von Roggenbach | liberal |
5 | Freiburg, Emmendingen | Eduard Fauler | liberal |
6 | Lahr, Offenburg | Franz Rosshirt | klerikal |
7 | Wolfach, Kehl | Otto Dahmen | klerikal |
8 | Rastatt, Bühl, Baden-Baden | Jakob Lindau | klerikal |
9 | Pforzheim, Ettlingen | August Dennig | liberal |
10 | Karlsruhe, Bruchsal | August Göler von Ravensburg | konservativ |
11 | Mannheim | Heinrich Christian Diffené | liberal |
12 | Heidelberg, Mosbach | Gustav Herth | liberal |
13 | Bretten, Sinsheim | Johann Caspar Bluntschli | liberal |
14 | Tauberbischofsheim, Buchen | Ferdinand Bissing | großdeutsch klerikal |
Hessen
Die Provinzen Rheinhessen und Starkenburg des Großherzogtums Hessen entsandten 6 Abgeordnete ins Zollparlament. Die Provinz Oberhessen gehörte zum Norddeutschen Bund und hatte bereits 1867 ihre drei Abgeordneten für den Reichstag des Norddeutschen Bundes gewählt.
Großherzogtum Hessen | ||||
---|---|---|---|---|
4 | Darmstadt, Groß-Gerau | Carl August Fabricius | bu-ko | |
5 | Offenbach, Dieburg | August Kugler | Hess Fort | |
6 | Erbach, Bensheim, Lindenfels, Neustadt im Odenwald | Franz Fink | ||
7 | Worms, Heppenheim, Wimpfen | Johann Pfannebecker | NLP | |
8 | Bingen, Alzey | Ludwig Bamberger | NLP | |
9 | Mainz, Oppenheim | August Metz | NLP |