Vinzenz Bernhard Tscharner (* 4. März 1728 in Bern; † 16. September 1778 ebenda) war ein Schweizer Schriftsteller und Magistrat.
Biografie
Vinzenz Bernhard Tscharner wurde als Sohn Emanuel Tscharners (1699–1777), damals Schultheiss des Äusseren Standes, und der Maria Magdalena Tscharner (1704–1788) geboren. Gemeinsam mit seinem Bruder Niklaus Emanuel Tscharner wurde er ab 1738 durch den jungen Theologen und späteren Professoren Johannes Stapfer unterrichtet, dessen Schwerpunkte in der sprachlichen Ausbildung lagen. Die Jahre 1742 bis 1745 verbrachten die beiden mit ihrem Lehrer in Montagny und 1748 bis 1750 in Frauenfeld, als ihr Vater Landvogt nach dem Thurgau war. Mit Stapfer reisten die zwei Brüder anschliessend ein Jahr lang durch England, Holland, Frankreich und Deutschland. Zwischen 1757 und 1764, dem Jahr der Burgerbesatzung, entstanden in Bern zahlreiche neue gesellschaftliche Einrichtungen. Vinzenz Bernhard gehörte zunächst dem 1757 gegründeten literarischen Leist Conservatoire an. 1759 wurde er Mitglied der Ökonomischen Gesellschaft, als auch der Grande Société. Er gehörte auch zu den ersten Mitgliedern der Helvetischen Gesellschaft. Zusammen mit dem Rechtsprofessor Daniel Fellenberg, sowie den Thologieprofessoren Johannes Stapfer und Samuel Wilhelmi gründete Vinzenz Bernhard 1762 die Patriotische Gesellschaft (Société des citoyens). Diese Gesellschaft verfolgte hehre Ziele, was in den allerersten Preisfragen zum Ausdruck kommt: Durch welche Mittel können die verdorbenen Sitten eines Volkes wiederhergestellt werden? Was hat ein Gesetzgeber hierzu für einen Weg einzuschlagen? Die Fragen wurden zwar international ausgeschrieben, doch bei der ersten Ausschreibung meldete sich niemand, der eine preiswürdige Schrift hätte vorlegen können. Leicht abgeändert wurden die Fragen ein zweites Mal ausgeschrieben und der damals noch unbekannte junge Theologe Herder aus Riga wurde mit einem zweiten Preis bedacht. Ein erster wurde nicht vergeben. Die Patriotische Gesellschaft existierte nur gerade vier Jahre. Vinzenz Bernhard Tscharner empfing ab Sommer 1759 ebenfalls Literaten und Gelehrte aus ganz Europa in seinem neuerbauten Landsitz Bellevue (heute Areal Zieglerspital in Bern), darunter Christoph Martin Wieland oder Christian Cay Lorenz Hirschfeld. 1758 gründete Vinzenz Bernhard Tscharners in Bern die Typographische Sozietät, welche in Bern eine Verlagsbuchhandlung führte und anfänglich als Tscharners Bücherladen in der ganzen Schweiz Bekanntheit erlangte. Ab 1762 besorgte die Typographische Gesellschaft Vertrieb und Versand der Abhandlungen der Ökonomischen Gesellschaft. Wesentliche Publikationen sind die lateinischen und italienischen Journale, die diese herausgab, wie auch die Gedichte Hallers in der französischen Übersetzung Tscharners und schliesslich 1781 die in Bern und Lausanne erschienene, durch Felice überarbeitete Ausgabe der Encyclopédie. Vincenz Bernhard heiratete 1754 Maria Salome von Bonstetten, die Schwester Karl Viktor von Bonstettens. Die beiden bewohnten den nachmaligen Fellerstock in Bümpliz und später das Gut Bellevue. Nachdem Tscharner 1764 in den Grossen Rat gewählt wurde er später Landvogt nach Aubonne VD und Lugano. Kurz nach seiner Wahl als gemeinherrschaftlicher Landvogt nach Lugano verstarb Vinzenz Bernhard 1778 auf dem Heimweg aus dem Tessin nach kurzer Krankheit. Niklaus Emanuel Tscharner äusserte sich nach dem frühen Tod seines Bruders wiefolgt: Mein seliger Bruder, feurig, thätig, entschlossen war sein Geist, unternahm, um solchen Nahrung zu geben, in der besten Absicht zugleich seinen Mitbürgern zu dienen, die Bücherhandlung und stiftete die Gesellschaft im Jahre 1759.
Werke
- Historie der Eidgenossen. 3 Bände. Zürich, 1756–1768 (Bd. 1 online).
- Lobrede auf Hrn. Albert Haller, welche auf veranstaltung der Lobl. ökonomischen gesellschafft den fünf und zwanzigsten Merzen öffentlich abgelesen worden. Typographische Gesellschaft, Bern 1778 (online).
Literatur
- Emil Blösch: Tscharner, Vincenz Bernhard von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 38, Duncker & Humblot, Leipzig 1894, S. 704 f.
- Enid Stoye: Vincent Bernard de Tscharner 1728–1778. A study of Swiss culture in the 18th century. Fribourg 1954.
Weblinks
- Commons: Vincenz Bernhard Tscharner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Personendaten | |
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NAME | Tscharner, Vinzenz Bernhard |
ALTERNATIVNAMEN | Tscharner, Vincenz Bernhard |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Magistrat und Schriftsteller |
GEBURTSDATUM | 4. März 1728 |
GEBURTSORT | Bern |
STERBEDATUM | 16. September 1778 |
STERBEORT | Bern |