Zattoo ist eine Internetplattform zur Übertragung von Fernseh- und Radiokanälen über das Internet. Entwickelt wird sie von Wissenschaftlern und Programmierern in Ann Arbor und Zürich mit Schwerpunkt auf eine Verwendung in Europa. Der Dienst kann nach vorheriger Registrierung kostenlos genutzt werden. Zunächst nur über die gleichnamige proprietäre Software verfügbar, können seit April 2009 die Inhalte auch direkt über den Webbrowser als Flash Video Streams im H.264-Standard abgespielt werden. Der Dienst steht damit auf allen Systemen zur Verfügung, auf denen Webbrowser mit installiertem Adobe Flash Player laufen.
Zattoo Player
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Basisdaten
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Entwickler | University of Michigan und Zattoo Inc. |
Erscheinungsjahr | 2005 |
Aktuelle Version | 4.0.4 |
Betriebssystem | Microsoft Windows, Mac OS X und Linux |
Kategorie | IPTV |
Lizenz | Freeware, proprietär |
deutschsprachig | ja |
zattoo.com |
Geschichte
Zattoo nahm den Betrieb anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 mit zunächst vier frei empfangbaren Schweizer Fernsehkanälen auf. Seit Dezember 2006 befindet sich das Netzwerk im öffentlichen Beta-Stadium. Der Zattoo-Client wurde für die Betriebssysteme Microsoft Windows, Mac OS X und Linux entwickelt und zum kostenlosen Herunterladen bereitgestellt. Die Übertragungen fand dabei nach dem Prinzip P2PTV über ein Peer-to-Peer-Netzwerk statt. Der anfänglich verfügbare Linux-Client wurde später stillschweigend eingestellt. Langfristig plante Zattoo jedoch auch wieder eine Anwendung für den Linux-Desktop [1]. Diese ist seit Version 4.0 wieder verfügbar.
Das Angebot wurde bis Sommer 2008 auf über 70 Sender erweitert und ist weiterhin im Ausbau begriffen.[2] Seit Juni 2007 wird zur Finanzierung des Angebots beim Senderwechsel und während des Log-ins Werbung geschaltet.
In der Schweiz war die Nutzung von Zattoo trotz der Verfügbarkeit mehrerer Privatsender kostenlos und legal. Seit dem 1. September 2008 zieht das Schweizer Bundesamt für Kommunikation die Empfangsgebühren für Radio- und Televisionzugang auch bei Internetnutzenden ein.[3][4]
Verfügbarkeit
Der Dienst ist in der Schweiz, Deutschland (Österreich hingegen nicht), Dänemark, Spanien, dem Vereinigten Königreich, Belgien und Frankreich verfügbar. Eine Erweiterung der Dienstleistung auf weitere europäische Länder ist geplant.[5] Zattoo verfügt über Lizenzen für die ausgestrahlten Sender, weshalb jeder Sender nur für Nutzer aus den Staaten verfügbar ist, für die eine Lizenz besteht. Die Software prüft mittels Geotargeting der IP-Adresse des Benutzer-Computers, aus welchem Land der Dienst in Anspruch genommen wird, und ermöglicht ausschließlich den Empfang der für dieses Land lizenzierten Fernsehprogramme.
Dies hat zur Folge, dass die großen deutschen Privatsender von ProSiebenSat.1 und RTL Group zwar in der Schweiz, nicht jedoch in Deutschland zu empfangen sind. Nach langen Verhandlungen haben sich die öffentlich-rechtlichen Anstalten und Zattoo auf eine einjährige Testphase für ihre gesamte Programmpalette über Zattoo geeinigt. Die öffentlich-rechtlichen TV-Sender, einige kleinere Privatsender sowie 20 Hörfunkprogramme werden seit dem 1. April 2008 über die deutsche Version von Zattoo verbreitet.[6] Seit dem 1. April 2009 ist der Vertrag mit den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern ausgelaufen. Vorläufig wird die fortgeführte Ausstrahlung jedoch weiter geduldet.
In Dänemark ist Zattoo seit September 2008 kostenpflichtig, da die Gebühren für die Übertragung dort fünf mal höher seien als in anderen Ländern.[7] Dies betrifft auch ausländische Sender. Zum Ausgleich werden einige Kanäle in hoher Auflösung übertragen.
Bei Wiedergabe mit der eigenen Zattoo-Software sind die übertragenen Inhalte praktisch kopiergeschützt. Die Datenströme lassen sich mit dem Zattoo-Player nicht aufnehmen, allerdings ist eine solche Funktion geplant.[8] Bei Wiedergabe im Flashplayer ist theoretisch eine Aufnahme des Streams möglich, jedoch nicht auf der Webseite vorgesehen.
Im Februar 2009 wurde der norwegische Ableger zunächst vorübergehend eingestellt. Als Grund gab Zattoo die geringe Verbreitung in Norwegen an, die den werbefinanzierten Betrieb in der aktuellen wirtschaftlichen Lage unmöglich mache.[9]
Seit April 2009 ist Zattoo auch über einen Stream im Webbrowser mit Hilfe des Adobe Flash Players verfügbar. Diese Software ist daher für die Nutzung nicht mehr notwendig, steht aber auf der alten Webseite weiterhin zum Download bereit (Stand 17. Oktober 2009).
Siehe auch
- Kanäle auf Zattoo (Englisch)
- Wilmaa – Browserbasiertes Onlinefernsehen, derzeit nur in der Schweiz verfügbar
- Livestation – Onlinefernsehen, englischsprachig, verwendet eine Peer-to-peer-Implementierung von Microsoft
- Octoshape - Überwiegend europäische TV- und Radiosender im Peer-to-peer-Verfahren. Empfang in normalen Mediaplayern möglich, dadurch auch Aufnahmemöglichkeit
- Internet-Fernsehen – Fernsehübertragung des Programmanbieters über das allgemeine Internet (ohne Qualitätsgarantie)
- IPTV – Onlinefernsehen in der Verantwortung eines IPTV-Anbieters
- Miro – Video-Podcast-Empfangssoftware zur Nutzung von abonnierten Podcast-Kanälen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ linuxundich.de: Gespräch mit Beat Knecht, CEO von Zattoo, 26. Mai 2009
- ↑ zattoo.com: FAQ - Wann stehen mehr Kanäle zur Verfügung?
- ↑ BAKOM: bakom.admin.ch: Empfangsgebühren, 9. Juli 2008
- ↑ zattoo.com: Bakom würdigt Zattoo, 10. Juli 2008
- ↑ zattooblog.wordpress.com: Happy Birthday Zattoo|accessdate=2007-06-08]
- ↑ heise.de: P2P-Internetfernsehen Zattoo streamt öffentlich-rechtliches Vollprogramm (1. April 2008)
- ↑ zattoo.com: http://zattoo.com/en/denmark-subscription Zattoo turns pay, but comes with a higher resolution
- ↑ zattoo.com: FAQ - Könnt ihr Pause/Play- und Record-Funktionen hinzufügen?
- ↑ zattoo.com: To our users from Norway