Iditarod

Hundeschlittenrennen in Alaska
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Das Iditarod [ˈaɪditɐrɒd] ist das längste und härteste Hundeschlittenrennen der Welt. Es führt über mehr als 1850 km durch die kaum berührte Natur von Alaska, USA. Seit 1973 wird auf Teilen der historischen Strecke des Iditarod Trails, von Anchorage nach Nome alljährlich im März das Hunderennen ausgetragen. Der Start des Rennens findet jeweils am ersten Wochenende im März statt. Am Samstag ist der Zeremonie-Start in Anchorage. Dazu wird extra Schnee in die Innenstadt von Anchorage gebracht. Die Teams starten hier mit 12 Hunden und legen nur eine Strecke von etwas über 30 Kilometer zurück. Am Sonntag ist dann der offizielle Start des Rennens in Willow. Hier starten die Teams mit bis zu 16 Hunden. Während 8 bis 15 Tagen müssen die Musher praktisch auf sich allein gestellt mit ihren Hunden arktischen Temperaturen, dem Whiteout und eisigen Winden trotzen, der Windchill kann -70°C deutlich unterschreiten.

Die Routen des Iditarod von Anchorage nach Nome. Das Mittelstück wird im jährlichen Wechsel auf einer nördlichen und einer südlichen Strecke befahren:
  • in geraden Jahren
  • in ungeraden Jahren
  • Der aktuelle Streckenrekordhalter mit einer Zeit von 8 Tagen, 22 Stunden, 46 Minuten und 2 Sekunden ist der Schweizer Martin Buser, der 1992 auch der erste Nicht-Amerikaner war, der das Rennen für sich entscheiden konnte.[1]

    Geschichte

     
    Start eines Gespanns in Anchorage.
     
    Ziel in Nome

    Der Ursprung dieses heute rein sportlichen Hunderennens liegt in einer Diphtherieepidemie in Nome, die sich im Winter 1925 ereignete. Damals wurde unter den dortigen Einwohnern, vorwiegend Goldsuchern, Diphtherie diagnostiziert, und es begann ein Wettlauf gegen die Zeit, um die benötigte Medizin von Anchorage nach Nome zu schaffen, zunächst von Anchorage auf der damals einzigen Bahnlinie Alaskas in das 680 Kilometer entfernte Städtchen Nenana, dann weitere 1090 Kilometer über einige der härtesten und gefährlichsten Trails Alaskas bis nach Nome. In einem Staffellauf transportierten insgesamt zwanzig Musher mit mehr als einhundert Hunden das Serum in nur fünfeinhalb Tagen bis an das Beringmeer. Die normale Fahrzeit betrug damals drei Wochen. Der Norweger Gunnar Kaasen und sein Leithund Balto erreichten am 2. Februar 1925 um 5.30 Uhr morgens die Front Street in Nome. Die meisten Musher sehen in Leonhard Seppala und seinem Leithund Togo die wahren Helden des Laufes. Die beiden bewältigten den gefährlichsten Abschnitt der Strecke und transportierten das Serum zudem über eine weitere Entfernung als alle anderen Teams.

    International bekannt wurde das Rennen vor allem durch den Autor Gary Paulsen, der 1983 und 1985 daran teilnahm und seine Erfahrungen damit 1994 in einem Buch verarbeitete. Dieses wiederum diente als Vorlage für den Disney-Spielfilm Snowdogs – Acht Helden auf vier Pfoten (Snow Dogs, 2001).

    Strecke

    Das Rennen wird im Mittelteil im jährlichem Wechsel auf einer nördlichen und einer südlichen Strecke um das Innoko National Wildlife Refuge herum geführt. In den geraden Jahren müssen die Teilnehmer die nördliche, in den ungeraden Jahren seit 1977 die südliche Route absolvieren. Abgesehen von der abwechselnden Umstellung der Routen ist die Streckenführung seit der ersten Durchführung im Jahr 1973 nur geringfügig geändert worden. Größere Änderungen waren die Einführung des Neustarts und der Wechsel vom Ptarmigan zum Rainy Pass.

    In der Folge dieser Umstellungen variiert auch die effektive Länge der Strecke. Offiziell umfasst die tatsächliche Länge der nördlichen Strecke 1112 Meilen (1790 km) und der südlichen 1131 Meilen (1820km). Oft wird die Länge jedoch in Anspielung darauf, dass Alaska der 49. Bundesstaat der Vereinigten Staaten ist, mit 1049 Meilen angegeben. Für den konkreten Verlauf des Rennens ist das jedoch nur von sekundärer Bedeutung, da den Mushern der Weg zwischen den einzelnen Kontrollpunkten freisteht und die Verwendung von GPS-Geräten nicht gestattet ist.[2]

    Checkpoints

    An der Strecke nach Nome finden sich 26 (nördliche Route) beziehungsweise 27 (südliche Route) Kontrollpunkte (Checkpoints), an denen sich die Musher mit ihren Teams melden müssen und an denen sie den Proviant auffüllen und Rast einlegen können oder auch den Schlitten wechseln dürfen. Ansonsten ist die Routenwahl frei. Einmal muss jeder Teilnehmer eine Pause von 24 Stunden einlegen, zweimal eine von 8 Stunden. Dies soll verhindern, dass die Hunde überfordert werden. Die Gesundheit der Tiere wird außerdem laufend von Tierärzten überprüft.[2]

    Startzeremonie

    Das Rennen beginnt jeweils am ersten Samstag im März auf der Fourth Avenue in der Stadtmitte von Anchorage. Um den Start zu ermöglichen, wird Schnee in die Straßen gekippt. Für die Teams, die hier in Zwei-Minuten-Abständen starten, ist dieser erste Abschnitt ein besonderer, denn auf den ersten 20 Meilen stehen viele Zuschauer, die die Teilnehmer anfeuern. Einige Musher befürchten jedoch, ihre Hunde könnten dadurch zu nervös werden.[3] Da gemäß den Regeln des Rennens dieser Erste Abschnitt keinen Einfluss auf die Rangliste hat[2], nehmen es die Teilnehmer oft locker.

    Neustart

    Das eigentliche Rennen beginnt in der Regel in Willow am Sonntag um 14:00 Uhr. Die Teilnehmer starten im Abstand von zwei Minuten, der Rückstand beim Start wird ihnen später bei einem der obligatorischen Zwischenhalte gutgeschrieben. Auf den ersten 100 Meilen besteht eine erhöhte Gefahr von Zwischenfällen mit Elchen, da diese auf der Futtersuche gerne ziemlich weit in den Süden vordringen. Ansonsten ist das Gelände flach und die Route gut markiert. Nach dem Finger Lake wird die Strecke gefährlicher. Der Rainy Pass gilt als schwierigster Checkpoint des Rennens.

    Ins Hinterland

    Vom Rainy Pass geht es weiter hinauf, über die Baumgrenze und dann hinunter ins Innere von Alaska. In den Hochtälern herrscht beständig die Gefahr von Blizzards, die manchen Teilnehmern auch schon zum Verhängnis wurden. 1974 gab es mehrere Vorfälle von Erfrierungen, als die Temperatur -50° F (-46° C) erreichte und zusätzlich der Wind mit 80 km/h blies. Der Wind verwischt auch die Spuren und die Markierungen, was es zusätzlich erschwert, auf dem Pfad zu bleiben. Nach dem Checkpoint von Rohn führt der Weg am Kuskokwim River entlang. Hier besteht die größte Gefahr in sogenannten Overflows, flüssiges Wasser, das fast unsichtbar über dem gefrorenen Fluss fließt.

    Weiter führt die Route über Nikolai, ein athabaskisches Dorf nach McGrath, dem größten Checkpoint auf diesem Teil der Strecke. Über Takotna führt der Weg nach Ophir, von wo aus auf die nördliche oder südliche Route eingeschwenkt wird. Zu diesem Zeitpunkt haben die Führenden bereits mehrere Tage Vorsprung auf die Letzten.

    Nördliche oder Südliche Strecke

    Nach Ophir fällt die Wahl der Strecke in geraden Jahren auf die nördliche Route und in den ungeraden auf die südliche. Die südliche Strecke wurde 1977 erstmals befahren, zum einen um durch den namensgebenden Ort Idiarod – heute eine Geisterstadt – zu kommen, als auch um diesen Orten die Möglichkeit zu geben, am Rennen mitwirken zu können. Für viele der Orte an der Strecke ist der Iditarod das größte Ereignis des Jahres, denn nach dem Ende des Goldrausches in Alaska sind sie bis auf einige Ureinwohner praktisch verlassen.

    Die nördliche Strecke führt über Cripple nach Ruby am Yukon River. Auch hier sind die besten Zeiten längst vorbei. 2007 wohnten hier nur noch 169 Personen, zur Blütezeit am Beginn des 20. Jahrhunderts waren es fast 3000.

    Die südliche Strecke kommt an der Geisterstadt Iditarod vorbei und führt dann über Shageluk, Anvik und Grayling nach Eagle Island.

    Die Strecke führt hier über weite Strecken entlang dem Yukon und auch darauf. Wiederum machen den Mushern die eisigen Winde zu schaffen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie jetzt bereits an Schlafmangel leiden und die Strecke sehr eintönig ist.

    Die Strecken treffen sich schließlich in Kaltag wieder. Ab geht es durch die Kaltag Portage, einem Tal des Unalakleet River, zum Norton-Sund.

    Endspurt

    War der letzte Abschnitt bei den früheren Austragungen des Iditarod nur selten entscheidend, denn das Rennen war hier meist bereits entschieden, ist er inzwischen zu einem Endspurt geworden. Die Strecke ist jetzt weitgehend flach und die Teams fahren streckenweise auf dem Packeis vor der Küste.

    Die Strecke führt über Unalakleet, Shaktoolik, Koyuk, Elim und Golivin nach White Mountain. Dort müssen die Teams noch einmal eine Pause von mindestens acht Stunden einlegen, bevor sie sich zum Endspurt nach Nome aufmachen dürfen.

     
    Robert Sørlie kurz vor Nome, 2007

    Dieser letzte Abschnitt von White Mountain über Safety zum Ziel in Nome ist der eigentliche Endspurt des Rennens. Obwohl die Zeiten üblicherweise eher in Tagen und Stunden als in Minuten und Sekunden angegeben werden müssen, sind die schnellsten Teams seit den 90er-Jahren oft nur wenige Minuten auseinander. Es kam schon vor, dass sich der Zweitplatzierte nur um eine Sekunde geschlagen geben musste.

    Die Ziellinie des Rennens ist das Red „Fox“ Olson Trail Monument, das auch nur burled arch heisst, in Nome.

    Teilnehmer

    Jedes Jahr nehmen etwas mehr als 50 Musher am Iditarod teil. Die meisten von ihnen wohnen und leben in Alaska, einige wenige kommen aus den südlichen Staaten, aus Kanada oder aus anderen Ländern. Viele beschäftigen sich auch beruflich mit Schlittenhunden, haben ihre eigene Zucht oder lehren das Fahren mit dem Hundeschlitten. Nur erfahrene Schlittenhundeführer dürfen teilnehmen. Als Mindestbedingung für die erstmalige Teilnahme wird die Teilnahme am Yukon Quest oder diejenige an zwei anderen Rennen mit zusammen mindestens 500 Meilen gefordert.

    Liste der Sieger

     
    Lance Mackey war der letztjährige Sieger
    [1]
    Jahr Musher Leithund(e) Zeit (Stunden:Minuten:Sekunden)
    1973   Dick Wilmarth Hotfoot 20 Tage, 00:49:41
    1974   Carl Huntington Nugget 20 Tage, 15:02:07
    1975   Emmitt Peters Nugget & Digger 14 Tage, 14:43:45
    1976   Gerald Riley Puppy & Sugar 18 Tage, 22:58:17
    1977   Rick Swenson Andy & Old Buddy 16 Tage, 16:27:13
    1978   Dick Mackey Skipper & Shrew 14 Tage, 18:52:24
    1979   Rick Swenson Andy & Old Buddy 15 Tage, 10:37:47
    1980   Joe May Wilbur & Cora Gray 14 Tage, 07:11:51
    1981   Rick Swenson Andy & Slick 12 Tage, 08:45:02
    1982   Rick Swenson Andy 16 Tage, 04:40:10
    1983   Rick Mackey Preacher & Jody 12 Tage, 14:10:44
    1984   Dean Osmar Red & Bullet 12 Tage, 15:07:33
    1985   Libby Riddles Axle & Dugan 18 Tage, 00:20:17
    1986   Susan Butcher Granite & Mattie 11 Tage, 15:06:00
    1987   Susan Butcher Granite & Mattie 11 Tage, 02:05:13
    1988   Susan Butcher Granite & Tolstoi 11 Tage, 11:41:40
    1989   Joe Runyan Rambo & Ferlin the Husky 11 Tage, 05:24:34
    1990   Susan Butcher Sluggo & Lightning 11 Tage, 01:53:23
    1991   Rick Swenson Goose 12 Tage, 16:34:39
    1992   Martin Buser Tyrone & D2 10 Tage, 19:17:15
    1993   Jeff King Herbie & Kitty 10 Tage, 15:38:15
    1994   Martin Buser D2 & Dave 10 Tage, 13:05:39
    1995   Doug Swingley Vic & Elmer 10 Tage, 13:02:39
    1996   Jeff King Jake & Booster 9 Tage, 05:43:13
    1997   Martin Buser Blondie & Fearless 9 Tage, 08:30:45
    1998   Jeff King Red & Jenna 9 Tage, 05:52:26
    1999   Doug Swingley Stormy, Cola & Elmer 9 Tage, 14:31:07
    2000   Doug Swingley Stormy & Cola 9 Tage, 00:58:06
    2001   Doug Swingley Stormy & Peppy 9 Tage, 19:55:50
    2002   Martin Buser Bronson 8 Tage, 22:46:02
    2003   Robert Sørlie Tipp 9 Tage, 15:47:36
    2004   Mitch Seavey Tread 9 Tage, 12:20:22
    2005   Robert Sørlie Sox & Blue 9 Tage, 18:39:30
    2006   Jeff King Salem & Bronte 9 Tage, 11:11:36
    2007   Lance Mackey Larry & Lippy 9 Tage, 05:08:41
    2008   Lance Mackey Larry & Hobo 9 Tage, 11:46:48
    2009   Lance Mackey Larry & Maple 9 Tage, 21:38:46

    Einzelnachweise

    1. a b Iditarod Trail Committee, Inc: Awards. Abgerufen am 25. März 2007.
    2. a b c 2010 Iditarod Rules. Abgerufen am 14. März 2010.
    3. Lew Freedman, DeeDee Jonrowe: Iditarod Dreams. Epicenter Press, Seattle 1995, ISBN 0-945397-29-1, S. 20.

    Literatur

    • Gary Paulsen: Iditarod. Das härteste Hundeschlittenrennen der Welt (OT: Winterdance. The Fine Madness of Running the Iditarod). Piper, München und Zürich 2004, ISBN 3-492-22910-7
    • Gay und Lane Salisbury: Nordwestwärts nach Nome (OT: The Cruellest Miles). Bvt Berliner Taschenbuch Verlag 2004, ISBN 978-3-8333-0308-1
    Commons: Iditarod – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Siehe auch