Hermann Focke (Bildhauer)

deutscher Bildhauer, Zeichner und Maler
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Hermann Focke (* 1924 in Metelen/Kreis Steinfurt) ist ein deutscher Bildhauer, Zeichner und Maler. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Skulptur in Fockes Garten
Skulpturen in Fockes Garten
Skulpturen in Fockes Garten

Leben

Hermann Focke wurde 1924 in Metelen/Kreis Steinfurt geboren. Es war nicht abzusehen, dass er sein Leben als freischaffender Künstler verbringen würde, denn er wuchs mit acht Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Von 1942 bis 1945 war er Soldat und kam anschließend bis 1947 in russische Gefangenschaft. Nach diesen Erfahrungen wollte er sich keinen weiteren Zwängen aussetzen und absolvierte eine praktische Ausbildung bei dem Bildhauer Peter Haak in Erkelenz. Danach studierte er 1950 bis 1953 an der Werkkunstschule Münster, wo er Schüler des Bildhauers Kurt Schwippert und des Kunsttheoretikers Hugo Kükelhaus wurde. Dessen Hauptwerk von 1934 "Urzahl und Gebärde. Grundzüge eines kommenden Maßbewusstseins" übte nachhaltigen Einfluss auf ihn aus. Dieses Buch lieferte ihm in allen Schaffensphasen und bis heute das theoretische Rüstzeug seiner Arbeit.

1953 kam Focke nach Düsseldorf und studierte bis 1959 Bildhauerei an der dortigen Kunstakademie bei Ewald Mataré, zuletzt als dessen Meisterschüler. Seit 1959 ist Focke als freischaffender Bildhauer in Düsseldorf tätig. Er wandelte zunächst mit kleinen Tierplastiken stilistisch und thematisch auf Matarés Spuren; außerdem führte er in den 1960er Jahren zahlreiche Aufträge für Kirchen im Rheinland und in Westfalen aus. 1965 begann er mit abstrakten Arbeiten auf Papier.

Seit 1970 unternahm Focke ausgedehnte Studienreisen nach Japan, Korea, Malta, Russland, Armenien, Georgien und Aserbaidschan. Außerdem hielt er sich mehrfach zu Studienzwecken in Paris auf.

1986 kehrte Focke wieder zur dreidimensionalen Arbeit zurück und begann mit abstrakten Faltarbeiten aus Papier. Manche von ihnen setzte er als größere Skulpturen für den Außenbereich in Zinkblech und Kupfer um.

Focke nahm 1997 an einem Workshop für chinesische Malerei und Kalligrafie an der Universität Hanzou in China teil. Tuschpinselzeichnungen machen bis heute einen wesentlichen Teil seines Oeuvres aus.

Künstlerische Tätigkeit

 
Altarkreuz, Bethlehemkirche, Meerbusch-Büderich
Datei:Focke5.JPG
Kalligrafien
Datei:Focke9.JPG
Faltobjekt
Datei:Focke6.JPG
Faltobjekt

Zwei Künstler übten nachhaltigen Einfluss auf Focke aus: Der Kunsttheoretiker Hugo Kükelhaus und der Bildhauer Ewald Mataré. Im praktischen Unterricht bei Mataré an der Düsseldorfer Kunstakademie hatte Focke Gelegenheit, Kükelhaus' theoretischen Erkenntnisse zu vertiefen und in der Praxis umzusetzen. In den ersten Jahren seiner freien künstlerischen Arbeit orientierte sich Focke unverkennbar an Ewald Mataré. Er schuf kleine reduzierte Tierplastiken und übernahm zahlreiche religiöse Aufträge. Bei ihnen band er, wieder in Anlehnung an seinen akademischen Lehrer, stilisierte Figuren in ornamentale Gestaltungen ein. Diese Auftragsarbeiten versprachen zwar wirtschaftlichen Erfolg und Anerkennung, aber Focke spürte, dass sie ihn in die künstlerische Sackgasse eines Mataré-Epigonen führten.

1965 wagte er den radikalen Bruch. Er löste sich von der konventionellen gegenständlichen Kunst, verabschiedete sich für zwei Jahrzehnte von der dreidimensionalen Arbeit und konzentrierte sich auf abstrakte Zeichnungen. Bei der Suche nach neuen Ausdrucksformen experimentierte Focke mit verschiedenen Materialien und Techniken. Neben mit Farben bearbeiteten Monotypien entstanden Übermalungen auf durch chemische Lösungen teilweise aufgelösten Fotografien. Seit den 1970er Jahren kehrte Focke mit Aquarellen und Federzeichnungen zu surreal verfremdeten gegenständlichen Bildwelten zurück. Eine weitere Facette seines Schaffens ist die Tuschpinselmalerei, mit der er sich seit seinen ausgedehnten Ostasienreisen intensiv auseinandersetzte. Fockes zahlreiche Kalligrafien zeigen das charakteristische Zusammenspiel von Fülle und Leere, Bewegung und Ruhe, Dynamik und Stille.

1986 schließlich kehrte Focke zu seinen künstlerischen Anfängen, nämlich zur dreidimensionalen Arbeit, zurück. Angeregt durch die Kunst japanische Faltarbeiten begann er mit Papier zu experimentieren, einem schlichten und unprätentiösen Material. Dabei entwickelte er seine eigene und unverwechselbare künstlerische Sprache: Focke zeichnet geometrische Figuren wie Dreiecke, Sechs- und Achtecke auf Papier, fotokopiert und faltet sie, so dass abstrakte fragile Gebilde entstehen. Obwohl ihnen geometrische Formen und mathematisches Kalkül zu Grunde liegen, sind diese Objekte voller Poesie. Durchbrüche und offenen Konturen vermitteln den Eindruck von Leichtigkeit und Schwerelosigkeit. Dazu trägt vor allem das feine, häufig sternenförmige Liniengespinst auf dem Papier bei. Fockes Faltobjekte wirken leicht und spielerisch, aber ihnen liegen etliche theoretische Überlegungen zu Grunde, vor allem die Untersuchungen von Kükelhaus über Zahlensymbolik, Maßwerk und die platonischen Ur-Teile wie Dreieck, Quadrat, Fünfeck. Focke betont die Bedeutung der Zahl als Ordnungsprinzip in Musik, Metrik, Architektur und der Proportionslehre der italienischen Renaissance. In seiner Arbeit spielt sie eine elementare Rolle.

Genauso wichtig ist für Fockes Schaffen die Analogie zur Natur. Er hat sich intensiv mit den geometrischen Strukturen in der Botanik und den Gesetzmäßigkeiten in der Natur auseinander gesetzt. Das durchgängige Prinzip der Symmetrie gehört dazu wie das Pentagramm der Rosenblüte, das Sechseck der Schneekristalle und die Fibonacci-Spirale bei der Sonnenblume. Mit seinen Faltobjekten hat Focke ein eigenes, in sich geschlossenes System in Analogie zur Natur geschaffen.



Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 1972 Rheine, Falkenhofmuseum
  • 1975 Düsseldorf, Künstlerverein Malkasten
  • 1978 Düsseldorf, Kulturwerk BBK Bezirk Düsseldorf
  • 1979 Düsseldorf, Landeskirchenbauamt
  • 1980 Düsseldorf, Robert Schumann-Institut
  • 1983 Düssedlorf-Angermund, Rathaus
  • 1984 Emsdetten, Rathaus
  • 1990 Kleve, Städtisches Museum Haus Koekkoek
  • 1993 Düsseldorf, Ministerium für Wirtschaft und Verkehr
  • 1997 Wiesbaden, Bellevue-Saal
  • 2000 Büttgen, Städtische Galerie Kaarst
  • 2003 Düsseldorf, EKO-Haus der Japanischen Kultur
  • 2005 Geilenkirchen, Städtische Galerie
  • 2007 Düsseldorf, Oberlandesgericht
  • 2008 Schwerte, Katholische Akademie
  • 2009 Meerbusch, Evangelische Bethlehemkirche Büderich


Arbeiten im öffentlichen Raum

 
Tür (Detail), Bethlehemkirche
 
Stern, Campanile, Bethlehemkirche
  • Meerbusch-Büderich, Evangelische Bethlehemkirche, Portal, 1965
  • Meerbusch-Büderich, Evangelische Bethlehemkirche, Stern auf dem Campanile, 1982

Literatur

Hermann Focke, Plastiken und Objekte, Arbeiten auf Papier 1959 - 1990, bearb. v. Guido de Werd Ausst. Kat., Städtisches Museum Haus Koekkoek Kleve, Kleve 1990.

www.focke-kunst.de



Einzelnachweise

  • Katalog Kleve 1990
  • persönliche Gespräche mit Hermann Focke
  • www.focke-kunst.de