Gangelt ist eine Gemeinde im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 50° 59′ N, 6° 0′ O | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen | |
Regierungsbezirk: | Köln | |
Kreis: | Heinsberg | |
Höhe: | 60 m ü. NHN | |
Fläche: | 48,72 km2 | |
Einwohner: | 13.410 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 275 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 52538 | |
Vorwahl: | 02454 | |
Kfz-Kennzeichen: | HS, ERK, GK | |
Gemeindeschlüssel: | 05 3 70 008 | |
LOCODE: | DE GGT | |
NUTS: | DEA29 | |
Gemeindegliederung: | 19 Ortsteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Burgstr. 10 52538 Gangelt | |
Website: | www.gangelt.de | |
Bürgermeister: | Bernhard Tholen (CDU) | |
Lage der Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg | ||
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Der Ort mit mittelalterlichem Charakter im äußersten Westen der Bundesrepublik liegt zirka eine Autostunde entfernt von Aachen, Düsseldorf und Köln.
Geografie
Gewässer
- Rodebach
- Saeffelbach
Beide Bäche fließen in Ost-West Richtung durch die Gemeinde und entwässern in die Niederlande.
Nachbargemeinden
Waldfeucht | Heinsberg | |
Selfkant | Geilenkirchen | |
Sittard | Onderbanken |
Eingemeindungen
Mit dem 1. Juli 1969 wurden die Gemeinden Birgden sowie Breberen-Schümm eingemeindet. Dies beinhaltete die Stadtteile Schümm, Brüxgen, Buscherheide, Broichhoven, Breberen, Nachbarheide, Schierwaldenrath und Birgden
Gemeindegliederung
In der folgenden Tabelle wird die Gemeindegliederung (insgesamt 19 Ortsteile) mit den Einwohnerzahlen vom 22. September 2009 (Informationen des Einwohnermeldeamtes) angegeben:
Ortsteil | Einwohner insgesamt | weibliche Einwohner | männliche Einwohner |
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Birgden | 2979 | 1525 | 1454 |
Breberen | 846 | 339 | 407 |
Broichhoven | 155 | 82 | 73 |
Brüxgen | 500 | 255 | 245 |
Buscherheide | 129 | 66 | 63 |
Gangelt | 2577 | 1443 | 1134 |
Harzelt | 187 | 100 | 87 |
Hastenrath | 528 | 268 | 260 |
Hohenbusch | 33 | 14 | 19 |
Kievelberg | 30 | 15 | 15 |
Kreuzrath | 502 | 246 | 256 |
Langbroich | 618 | 316 | 302 |
Mindergangelt | 242 | 110 | 132 |
Nachbarheid | 126 | 61 | 65 |
Niederbusch | 554 | 255 | 299 |
Schierwaldenrath | 596 | 297 | 299 |
Schümm | 98 | 47 | 51 |
Stahe | 997 | 477 | 520 |
Vinteln | 57 | 29 | 28 |
Gemeinde Gangelt | 11754 | 6044 | 5710 |
Geschichte
Der Ortsname hat keltische Ursprünge. 828 n. Chr. wurde Gangelt zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Ort war damals ein Königsgut. Später gehörte Gangelt den Herren von Heinsberg. 1301 wird Gangelt als Oppidum (Städtchen) bezeichnet. 1364 existierte eine Burg. Spätestens 1420 bestand eine Stadtmauer mit drei Toren. 1472 wurde das Herzogtum Jülich Landesherr. Ende des 18. Jahrhunderts verlor Gangelt den Status einer Stadt.
Notgeld
In der Zeit der großen Inflation von 1921 druckte Gangelt, wie auch die meisten anderen Städte, Notgeld zur Stabilisierung der Lage. Auf der Rückseite der Noten wurden Motive aus der Geschichte Gangelts gewählt:
- Gangolphus, ein fränkischer Edelmann, weilte bei der Ausbreitung des Christentums in Gangelt (um 750 n. Chr.)
- Gerwardus, der königliche Schreiber Karls des Großen, übernachtet auf seiner Durchreise von Nymwegen nach Aachen in Gangelt (um 827 n. Chr.)
- Auf den folgenden beiden Notgeldscheinen folgt eine Sage:
- „Es lästert der Graf mit frevelndem Munde, das Unglück sich naht zur selbigen Stunde“. „Mit Mauern und Zinnen und Dienertroß – Versunken ist plötzlich das Grafenschloß“
- Gangelt wird befestigt (1250)
- Goldprägung in Städtischer Münze um 1360
- Erstürmung Gangelts durch die Burgunder (1543)
- Auf den folgenden beiden Notgeldscheinen folgt wieder eine Sage:
- Diesmal ist die bekannteste Gangelter Sage abgelichtet, die des Gangelter Muhre Penn. „Mit einer Möhre verschließen das Tor, die Wächter ganz ohne Gewissen. Schnatternd kommen die Gänse hervor, verzehren den leckeren Bissen.“ – „Das Tor ist offen, der Feind dringt ein und macht die Wächter erbeben. Die Stadt erleidet viel Schmach und Pein, muss aber sich doch drin ergeben.“
- Gangelt wurde im 30-jährigen Krieg von den Hessen erobert und ausgeplündert (um 1643).
- Die Franzosen besetzen in ihren Raubfeldzügen auch Gangelt (1765).
- In den Befreiungszügen gegen Napoleon kampieren die Kosaken auch in Gangelt (1814).
Religionen
Die meisten Gangelter sind katholisch. Trotzdem spielten andere Religionen und Konfessionen schon immer eine wichtige Rolle in der Geschichte Gangelts.
- Jüdische Gemeinde Gangelt
- Die ersten Juden wohnten nachweislich 1654 in Gangelt. Seit etwa 1820 besitzt Gangelt eine Synagoge, die Aufgrund ihres unscheinbaren Aussehens im 2. Weltkrieg nicht zerstört wurde, ist bis heute erhalten (Heinsberger Str.). Seit 1877 besitzt Gangelt ebenfalls einen jüdischen Friedhof.
- Evangelische Kirchengemeinde Gangelt
- New Baptist Church
- Katholische Pfarrgemeinde St. Nikolaus Gangelt
- Die Genossenschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi in Gangelt
- Am 29. September 1869 kamen die ersten Schwestern der Armen Dienstmägde Jesu Christi nach Gangelt und eröffneten ihre Niederlassung im Peulenschen Haus, dem heutigen Pfarrheim neben der Pfarrkirche St. Nikolaus.
- In den Jahren 1873/74 wurde dann ein Krankenhaus in der Bruchstraße errichtet, in dem neben den regulären Kranken am 13. November 1875 auch „eine arme Geistesschwache“ aufgenommen und behandelt wurde. Von Dezember 1941 bis Mai 1944 wurden insgesamt 260 Patientinnen, unter ihnen 26 Kinder, aus der Anstalt Gangelt im Zuge der NS-Krankenmorde 'verlegt'.
- Auch heute noch sind die Armen Dienstmägde Jesu Christi in Gangelt aktiv. Zurzeit beherbergt das Gelände auf der Bruchstraße rund 410 Menschen mit Behinderungen und hat weitere 163 Krankenhausbetten im Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie.
Politik
Gemeinderat
(Stand: Kommunalwahl am 30 August 2009)
Parteien
- Christlich Demokratische Union (CDU) - Gemeindeverband Gangelt
- Freie Demokratische Partei (FDP) - Ortsverband Gangelt
- Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) - Ortsverein Gangelt
- Junge Union Deutschlands (JU) - Gemeindeverband Gangelt
- Gemeinschaft Politisch Interessierter Jugendlicher Gangelts (GPIJG)
Bürgermeister
- 1812–1857 Hermann Josef Claeßen
- 1857–1884 Engelbert Stick
- 1885–1915 Franz Josef Savels
- 1915–1923 Ferdinand Nießen
- 1924–1933 Dr. Franz Laumen
- 1933–1935 Edmund Scholl (kommissarischer Bürgermeister)
- 1935–1946 Hubert Staßen
- 1946–1969 Dr. Hermann von den Driesch
- 1969–1997 Heinrich Aretz
- seit 1997 Bernhard Tholen
Wappen
- Wappen der Gemeinde Gangelt
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Historisches Gemeindewappen
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Derzeit verwendetes Gemeindewappen
Das Wappen enthält einen in Gold nach rechts gewandten, aufsteigenden, gekrönten, rot bewehrten, schwarzen, zweigeschwänzten Löwen, belegt mit einem silbernen Schrägrechtsbalken. Dem Wappen liegt das aus dem 12. Jahrhundert stammende Gerichts- und Schöffensiegel zugrunde.
Gemeindepartnerschaften
- Vorlage:Flagicon Gemeinde Schinveld (Niederlande) bzw. die heutige Gemeinde Onderbanken (Niederlande), seit 29. April 1975 verschwistert
- Vorlage:Flagicon Sohland an der Spree (Sachsen), Partner seit 1991
- Vorlage:Flagicon Kruibeke (Belgien), Freundschaft seit 1998
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Theater
Theatergruppe Kreuzrath; Langbröker Selfkanttheater
Museen
- Die Selfkantbahn, die Schmalspur-Kleinbahn zwischen Schierwaldenrath und Gillrath.
- Die Museumsmühle Breberen, eine Turmwindmühle ist über 150 Jahre alt und immer noch voll funktionstüchtig. Die Getreidemühle gehört zu den so genannten Turmwindmühlen, ein seltener Mühlentyp, bei dem Turmhaube und Flügelkreuz flexibel sind und sich so immer in den Wind drehen können. Auch die zweiteiligen stromlinienförmigen Flügel mit beweglichem Heckteil sind ganz auf die optimale Windnutzung eingestellt, eine Technik, die man in den 1930er Jahren bei Flugzeugen abgeschaut hat.
- Das Dorf- und Feuerwehrmuseum Birgden zeigt auf etwa 100 m² Exponate des dörflichen Lebens und der Feuerwehr. Neben alten Feuerwehrfahrzeugen sind auch andere Maschinen und Gegenstände aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs ausgestellt.
Bauwerke
- Bergfried der Burg
- Stadttore und Stadtmauer
- Mittelalterliche Kirche
- Motten, Wehrhügel aus dem frühen Mittelalter
- Etzenrather Mühle in Mindergangelt
- Brommler Mühle
- Dahlmühle
Parks
- Der 700 ha umfassende Natur- und Landschaftspark Rodebach / Roode Beek wird gemeinsam mit der benachbarten niederländischen Gemeinde Onderbanken entwickelt.
- Der Wildpark Gangelt ist ein Hochwild-Freigehege mit Falknerei und Imkerei
Sport
Das Freizeitzentrum Gangelt umfasst ein beheiztes Freibad, Minigolf und einen Kahnweiher. Weiterhin gibt es in der Gemeinde Gangelt eine Vielzahl von Sportvereinen, wie z.B. der SV 1920 Breberen, TC Gangelt, SG Gangelt-Hastenrath und der BC Gangelt.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Nikolausmarkt am 1. Advent
- Rosenmontagszug
- Rathausstürmung an Altweiber
- Pfingstkirmes
- Gangelter Schwimmnacht/Beach-Night
- regelmäßig sonntags Trödelmärkte auf einem Supermarktparkplatz im Gewerbepark
Kulinarische Spezialitäten
- Käse von der Bauernkäserei Tholen in Gangelt-Breberen
- Hausgemachte Kuchenspezialitäten im Münchhausen Fahrrad- und Erzählkaffee
Infrastruktur und Wirtschaft
Verkehr
Zu den einzelnen Ortsteilen und Nachbarstädten bestehen Busverbindungen.
Die Bundesstraße 56 führt in Ost-West Richtung durch das Gemeindegebiet.
- Musealer Bahnverkehr auf der Selfkantbahn. siehe auch : Eisenbahn im Kreis Heinsberg
Medien
- Die Aachener Zeitung
- Die Aachener Nachrichten
- Die „HS-Woche“, eine kostenlose Wochenzeitung.
- „HS-TV Regionalfernsehen für den Kreis Heinsberg“ berichtet regelmäßig über Veranstaltungen in Gangelt.
- Drei-Länder Kurier inkl. Amtsblatt der Gemeinde Gangelt
- Westblick
- gangelt-online.de berichtet aus dem Vereinsleben
Öffentliche Einrichtungen
- Gangelter Einrichtungen Maria Hilf
- Freiwillige Feuerwehr
Bildung
- Realschule des Schulverbandes Selfkant in Gangelt
- Gemeinschaftshauptschule Gangelt
- Nikolaus-Schule Breberen
- Kath. Grundschule II Birgden
- Mercator-Schule Gangelt (Schule für Lernbehinderte)
Persönlichkeiten
Geboren in der Gemeinde Gangelt
- Gottfried Reichmann († 1643) war Abt im Kloster Wedinghausen und Generalvikar der Zirkarie Westfalen
- Jacobus Kritzraedt (1602–1672), Jesuit, schrieb 1644 die Stadtchronik
- Anton Gottfried Claessen (1788-1847), Weihbischof in Köln
- Heinrich Meuffels (* 1927 Birgden), Politiker
- Bettina Bougie (* 1939 Birgden), Schauspielerin
mit Gangelt verbunden
- Gerhard Mercator (1512-1594), Geograph und Kosmograph. zeichnete 1569 die Merkatorkarte; seine Eltern stammten aus Gangelt
- Werner Eggerath (1900-1977), Kommunist und Ministerpräsident in Thüringen; in seiner Erzählung Der Aufstand zu Mindersted schildert er seine politische Agitation in Gangelt um 1926
Literatur
- Klaus Fink, Die ehemalige Stadt Gangelt unter Heinsberg, Brabant und Jülich. Herausgegeben von der Gemeindeverwaltung Gangelt. Geilenkirchen 1975.
- Gangelt im 20. Jahrhundert – Ein historischer Rückblick über 100 Jahre Gangelter Zeitgeschichte. Hrsg.: Interessengemeinschaft 100 Jahre Gangelt. Heinsberg 1999.
- Gangelt gestern & heute – Blick durch die Zeitgeschichte, Herausgeber: Interessengemeinschaft 100 Jahre Gangelt, 2003
- Der Selfkantkreis Geilenkirchen - Heinsberg
- Peter H. Meurer, Das Kartenbild der Heimatregion bei Gerhard Mercator, in Heimatkalender des Kreises Heinsberg, Kreis Heinsberg 2000, Seite 24 ff
- A.M.P.P. Janssen, Gangelt und Umgebung im Jahr 1641, in Heimatkalender des Kreises Heinsberg, Kreis Heinsberg 2000, Seite 42 ff
- Theo Schreiber, Gangelt im Spiegel amtlicher topographischer Karten, in Heimatkalender des Kreises Heinsberg, Kreis Heinsberg 2000, Seite 66 ff
- Dem Menschen Dienen, Chronik des Krankenhauses Maria Hilf
- Geben ohne zu zählen, Das Leben der Mutter Katharina Kasper
- Carmen Klosterjeck – Carmen Weiss – ISBN 3-937675-04-3 Eine Bewohnerin der Gangelter Einrichtungen – einer Institution für Menschen mit geistiger Behinderung- schreibt über ihr Leben und ihre Erfahrungen im und mit den Gangelter Einrichtungen, in der sie seit 53 Jahren als Bewohnerin lebt.
- Harry Seipolt: Veronika A. zum Beispiel. Eine Gangelter Psychiatrie-Patientin im Strudel der Vernichtung "lebensunwerten Lebens", in: Ralf Seidel/Wolfgang Franz Werner (Hgg.): Psychiatrie im Abgrund. Spurensuche und Standortbestimmung nach den NS-Psychiatrie-Verbrechen. Köln 1991, S. 53 - 73. ISBN 3-7927-1283-0
- Horst Seferens: Tat-Beobachtungen. Die Entrechtung, Vertreibung und Ermordung der jüdischen Kaufmannsfamilie Josephs aus Gangelt während der NS-Regimes, in: Heimatkalender des Kreises Heinsberg, Jg. 1993, S. 113 - 121.
- Artikel "Gangelt". In: Ulrike PUVOGEL/Martin STANKOWSKI: Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation. Schriftenreihe der Bundeszentrale für Politische Bildung, Band I: 2. Auflage. Bundeszentrale für Politische Bildung, Bonn 1995, S. 549 - 550. ISBN 3-89331-208-0
Weblinks
- Website der Gemeinde Gangelt
- Website des Ortsteils Schümm
- Linkkatalog zum Thema Gangelt bei curlie.org (ehemals DMOZ)
- ↑ Bevölkerung der Gemeinden Nordrhein-Westfalens am 31. Dezember 2024 – Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW), abgerufen am 18. Juni 2025. (Hilfe dazu)