Die Groma war ein römisches Vermessungsinstrument (Kombination von Lot und Visierkreuz), Vorläufer des Doppelpentagonprisma, konzipiert zur Absteckung rechter Winkel. Der Name stammt aus dem Griechischen (γρῶμα), es sind aber auch lateinische Bezeichnungen überliefert: ferramentum („Eisengerät“) hieß es, wie vielerlei Gerät, nach dem Ausgangsstoff seines Fußgestells, tetrans („Quadrant“) nach dem genauen Namen für den Schnittpunkt seiner Balken, und stella wegen der Ähnlichkeit der Kreuzform seines Visierlineals mit einem „Stern“.

Aussehen und Funktionsweise
Aussehen und Funktionsweise der Groma lassen sich aufgrund eines Fundes in Pompeji sowie nach der Darstellung auf antiken Grabstelen aus Ivrea und Pompeji gut rekonstruieren.
Auf einem gekröpften Stabstativ ist ein drehbares, möglichst rechtwinkliges Achsenkreuz angebracht, an dessen Enden insgesamt vier Lote herabhängen. Der Auslegearm erlaubt, dass der Schnittpunkt des Achsenkreuzes mit einem weiteren Lot über einem Vermessungspunkt zentriert werden konnte. Es wurden auch Modelle ohne Auslegearm, dafür mit einem Sehschlitz im Stativstab auf Abbildungen gefunden. Über die jeweils diagonal gegenüberliegenden Lotschnüre ist eine Visur möglich.
Für ein genaues Arbeiten ist es nicht erforderlich, dass die Groma senkrecht aufgestellt ist und somit das Kreuz parallel zum Boden steht, da nur die Lote, welche immer senkrecht herabhängen, für die Messung genutzt werden.
Zur Messung wurde die Groma mit dem Mittellot über einem Vermessungspunkt aufgestellt, und durch eine Visur über das erste Paar Lotschnüre auf einer Basislinie eingerichtet. Da das Achsenkreuz rechtwinkelig sein sollte, zeigt die Visur über das andere Paar Lotschnüre eine dazu senkrechte Linie an.
Die Anordnung der Lote am Achsenkreuz erlaubt einen Fehlerausgleich über eine zweite Kontrollabsteckung: Wird das Achsenkreuz nämlich um 90° gedreht und die Aufstellung und Messung wiederholt, zeigt sich bei der zweiten Messung durch den (unvermeidlichen) Gerätefehler eine Abweichung. Der Absteckfehler kann dadurch im Mittel halbiert werden.
Damit die Kontrollmessung nicht versehentlich über die Lote der ersten Messung gemacht wurde, hatte man den Loten paarweise eine unterschiedliche Form gegeben.
Anwendung
Die Groma wurde insbesondere bei der Limitation benutzt, dem Anlegen eines Legionslagers oder von Siedlungen, um den Verlauf der Hauptstraßen festzulegen. Der Standort der erstmaligen Vermessung war der locus gromae oder der umbilicus (Nabel) und geht zurück auf die „Vierteilung des Beobachtungsraums“ durch die Auguren.
- „Der Augur teilt sein Gesichtsfeld in vier Regionen, links und rechts, vorn und hinten, indem er markante Punkte am Horizont als Grenzmarken anvisiert und mit seinem Krummstab nach den entsprechenden Seiten Linien in die Luft zieht.“[1]
Die Verfügbarkeit eines rechten Winkels im Gelände ermöglichte aber auch weitergehende Anwendungen, etwa die exakte Planung von Tunneln oder sogar die Vermessung von Flüssen, ohne sie zu überqueren, wie es vom antiken Autor Marcus Iunius Nipsus beschrieben wird.
Kritik
Alle eisernen Fundobjekte, die in der Vergangenheit als Groma gedeutet wurden und die teils in Fundzusammenhängen mit römischen Speicherbauten (Horrea) aufgefunden wurden, hat die Forschung inzwischen als Überreste eines Hohlmaßgefäßes (Modius) identifiziert.[2] Grundlage dazu bildeten die 1994 veröffentlichten Überlegungen des Archäologen Dietwulf Baatz zu einer angeblichen Groma aus dem Kastell Pfünz.[3]
Siehe auch
Literatur
- Nikolaus Thurn, Die Geburt der Theorie aus dem Instrument: über Bedienung und Bedeutung der antiken Instrumente Groma und Lyra, Paderborn 2008.
Einzelnachweise
- ↑ Naredi-Rainer Paul von: Architektur und Harmonie. Köln 1995. S. 69, Anm. 153
- ↑ Margot Klee Der römische Limes in Hessen, Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2009. ISBN 978-3-7917-2232-0. S. 41–42.
- ↑ Dietwulf Baatz: Groma oder Modius? Zu einem Fund aus dem Limeskastell Pfünz. Bayerische Vorgeschichtsblätter 59, 73-83, C.H. Beck, München 1994.