Hörspiel

dramatisierte, rein akustische Inszenierung; Rollen auf verschiedene Sprecher verteilt; meist mit Geräuschen und mit Musik
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Hörspiele sind akustische Inszenierungen von Geschichten mit mehreren Sprecherrollen, Geräuschen und Musik, die meist im Radio ausgestrahlt bzw. auf Tonträger wie Kassetten oder CDs aufgenommen werden. Die erfolgreichste Hörspielreihe der Welt ist die deutsche Serie „Die drei ???“. Rund 40 Mio. Tonträger wurden von ihr verkauft. Deutschland ist das Hörspiel-Land Nr. 1. Nirgendwo sonst werden mehr Hörspiele konsumiert und produziert. Damit sind Hörspiele eine „typisch deutsche“ Kunstform und die einzige, in der Deutschland weltweit führend ist. Bereits 1918 ging es in Deutschland los: Damals begann man bei der Firma Telefunken mit Bearbeitungen von Theaterstücken für die Ausstrahlung per Funk. 1923 inszenierte F. A. Tiburtius in den Experimentalstudios von Telefunken das erste richtige Hörspiel nach heutigen Maßstäben. Es hatte den Titel „Anke“. Gesendet wurde es jedoch nie. Die ersten im deutschen Radio ausgestrahlten Hörspiele waren „Zauberei auf dem Sender“ von Hans Flesch (am 24. Oktober 1924 in Frankfurt/Main über die Welle 467) und „Spuk“ von Rolf Gunold (1925 über einen Breslauer Sender). Als älteste Auszeichnung für deutschsprachige Hörspiele gilt der seit 1951 jährlich verliehene Hörspielpreis der Kriegsblinden.[1]

Allgemeines

Hörspielproduktionen sind Teamarbeit, auch wenn – im Gegensatz zum Film – beim Hörspiel oft nur der Autor als Urheber genannt wird. Der Autor schreibt in Zusammenarbeit mit einem Dramaturgen oder Redakteur den Text, der in der Regel die Grundlage für die Hörspielproduktion darstellt (Produktionsmanuskript). Das eigentliche Stück, das später im Radio gesendet oder auf CD, Kassette oder früher Schallplatte (siehe auch Sprechplatte) vertrieben wird, ist eine Inszenierung, die maßgeblich durch den Regisseur und die beteiligten Schauspieler geprägt ist. Außerdem sind an einer Hörspielproduktion in der Regel zwei Tontechniker (Ton und Schnitt) und ein Regieassistent beteiligt. Für große Produktionen werden oft auch ein Komponist und Musiker engagiert.

Geschichte

Am 30. Oktober 1938 sorgte die Ursendung von Krieg der Welten nach H. G. Wells in New York für Aufsehen. Zahlreiche beunruhigte Bürger meldeten sich bei der Polizei in Besorgnis um einen vermeintlichen Marsangriff.

Ein historisches Nachschlagewerk ist Reclams Hörspielführer von 1969. Über die aktuelle Entwicklung im Bereich Radiokunst informiert der monatliche Hörspielkalender des Deutschlandfunks.

Typologie

Es gibt mehrere Arten von Hörspielen. Das Originalton-Hörspiel beispielsweise verwendet ausschließlich direkt aufgenommenes akustisches Material, das der gewollten Aussage des Stückes gemäß montiert wird, wobei der Übergang zum Radio-Feature („O-Ton-Feature“) fließend ist.

Neben dem Kurzhörspiel, das sich in erster Linie durch seine Länge von einem „normalen“ Hörspiel unterscheidet, hat sich in den letzten Jahren in der deutschen Radiolandschaft das Genre des Hörstücks etabliert. Mit diesem Begriff werden Stücke mit einer Länge von bis zu 3 Minuten bezeichnet, die in der Regel keine Geschichten erzählen, sondern Höreindrücke, Stimmungen und Atmosphären vermitteln. Hörstücke verwenden in der Regel die Collage-Technik.

Von Form und Inhalt unabhängig bezeichnet der Ausdruck „Original-Hörspiel“ einen Text oder eine Klangkomposition, die ursprünglich bzw. originär für die Produktion und Erstveröffentlichung in Hörspielform konzipiert worden ist.

Publikationsformen

Die Form, in der ein Hörspiel publiziert wird, hängt davon ab, ob es sich um die Inszenierung oder die reine Textfassung (das Sendemanuskript) handelt:

  • Die Inszenierung wird vor allem im Hörfunk oder (pseudo-)live vor Publikum aufgeführt und ist als Hörspiel-CD oder Hörspiel-Kassette im Handel erhältlich.
  • Die Textfassung erscheint gedruckt als Buch, wie es vor allem in den 50er- und 60-er Jahren populär war.

Außerdem gibt es noch den Spezialfall der „richtigen“ Live-Aufführung, wenn populäre Hörspielreihen wie Die drei ??? mit Sprechern auf einer Bühne aufgeführt werden. Dabei ist der Übergang zur traditionellen Theateraufführung fließend.

Ab den 1970er-Jahren ist die Veröffentlichung von Hörspielen auf Tonträgern immer beliebter geworden, wobei der Handel in der Regel nicht zwischen Hörspielen und Lesungen unterscheidet und beide Formen unter dem Begriff „Hörbuch“ subsumiert. Mittlerweile werden Hörspiele auch auf eigenen Festivals wie dem Leipziger Hörspielsommer und dem Dresdner Hörgarten präsentiert.[2]

Preise

Die älteste Auszeichnung für deutschsprachige Hörspiele ist der seit 1952 jährlich verliehene Hörspielpreis der Kriegsblinden. Seit 1977 wird von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste in Bensheim ein Hörspiel des Monats gewählt, aus denen seit 1987 das Hörspiel des Jahres gekürt wird. Dazu gibt es zahlreiche weitere nationale und internationale Hörspielpreise, so etwa den ARD Online-Award.

Literatur

Bibliografien

Allgemein

Epochen

Siehe auch

Portal: Hörfunk – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Hörfunk
Portal: Gesprochenes Wort – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Gesprochenes Wort

Einzelnachweise

  1. Vorlage:Http://www.imh-deutschland.de/service/index.php?rubrik=0032&id=0063, abgefragt am 5. März 2010.
  2. Artikel „Hörgarten“ im RundfunkWiki (Link nicht mehr abrufbar), abgefragt am 24. Januar 2010.